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Gestirn ist der Mond, es ist also Nacht. Tischpak (ein Name Ninibs, einer Erscheinungsform des Sonnengottes) tritt nach Überwindung des Ungeheuers an seiner Stelle die Herrschaft an, was den Anbruch des jungen Tages andeutet. Die Deutung des Ungeheuers Labbu ist unsicher. Vielleicht ist er mit Hrozny als Personifikation des Nebels und sein von Bel an den Himmel gezeichnetes kosmisches Gegenbild als die Milchstraße aufzufassen.

Die Verwandtschaft mit dem Tihamatkampf im Epos Enuma elisch ist offenkundig: wie dort ist die Königsherrschaft der Siegespreis im Kampf des Lichtgestirns gegen die Personifikation der Macht der Finsternis, die Art der Aufforderung zum Kampf ist ganz ähnlich wie dort. Im Gegensatz zum Epos aber wird hier die Welt mit menschlichen Ansiedelungen als bestehend vorausgesetzt.

Vielleicht ist mit Hrozny im Labbu das Urbild des biblischen Leviathan zu erkennen.

§ 21. Der göttliche Sturmvogel Zû.

Text: CT XV, pl. 39ff. Transkr. u. Übers.: Jensen, KB VI, 1, 46ff. Zum Inhalt s. KAT S. 499 f.

Vorläufig ist nur ein Stück mit Sicherheit diesem Mythus zuzuschreiben. Ein anderes (K 4628, CT XV, 42), das man bisher als ,,Überlistung des Zû (?)“ überschrieben hat, und der nach dem Folgeweiser sich hieran unmittelbar anschließende Text K 5187 etc. (CT XV, pl. 43) gehören möglicherweise zum Mythenkreis der Etanalegende, s. § 22; über die Zugehörigkeit von K 4864 +4869 (ib. pl. 42) fehlt jeder Anhaltspunkt. Daß K 3476 (ib. pl. 44) nicht hierher gehört, hat Zimmern erwiesen. Alle diese Texte stammen aus Assurbanipals

Bibliothek.

1. Der Raub der Schicksalstafeln. Inhaltsangabe. Die ganze erste Kolumne fehlt bis auf wenige Reste der ersten 20 Zeilen, über den Inhalt des Anfangs läßt sich nichts vermuten.

Kolumne II. Bel ist der oberste der Götter. Zû erblickt ihn, wie er angetan ist mit den Zeichen seiner Herrschaftswürde, mit den göttlichen Schicksalstafeln. Da wird Zû von Gier nach der

Herrschaft erfaßt:

Ich will nehmen die Schicksalstafeln
und die Befehle der Götter

will einen Thron aufrichten,

will regieren die Gesamtheit

der Götter, ich,

alle an mich reißen,
über die Gebote herrschen,
aller Igigi.

Er lauert nun Bel am Eingang des Götterpalastes am frühen

Morgen auf und wie Bel, nachdem er mit reinem Wasser sich ge

Weber, Literatur.

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waschen, auf den Thron gestiegen ist, seine Krone aufgesetzt hat, da rafft Zû die Schicksalstafeln an sich und fliegt mit ihnen davon. So lange aber die Schicksalstafeln geraubt sind, ist alle Herrschertätigkeit der Himmlischen unterbunden. Anu sucht nun einen von den Göttern zu bewegen, den Kampf gegen Zû aufzunehmen, ihn zu erschlagen, die Schicksalstafeln wieder zurückzubringen. Dem, der das vollbringt, soll die Herrschaft über die Götter zufallen. Zuerst wird Adad aufgerufen:

Du, Gewaltiger furchtbarer Adad!
Erschlage Zû

mit deiner Waffe!

Nicht weiche dein Angriff!

Dann soll groß sein dein Name in der Versammlung der

großen Götter,

[haben. unter den Göttern, deinen Brüdern, sollst du keinen Rivalen Entstehen, erbaut sollen werden Götterkammern,

in die vier Weltgegenden magst du deine Städte legen, Deine Städte sollen hineinkommen in Ekur, Mächtig sollst du sein unter den Göttern,

[Name!" gewaltig dein

Aber Adad bittet, ihn mit dem heiklen Auftrag zu verschonen, denn:

Wer ist wie Zû unter den Göttern, deinen Kindern? er fühlt sich der Aufgabe nicht gewachsen.

Und wie Adad, so wollen auch Istar und Bara sich nicht auf den Kampf einlassen, und der Text ist nach der Weigerung Bara's abgebrochen man kann vermuten, daß Marduk, wie im Epos Enuma elisch, durch die Überwältigung des Zû sich die Herrschaft über die Götter erringt. Möglicherweise aber hat in einer ursprünglichen Form des Mythus schließlich Bel selber die Schicksalstafeln und mit ihnen die Herrschaft über die Götter und die ganze Welt wieder an sich gebracht.

Diese Möglichkeit wird zur Gewißheit, wenn es sich herausstellt, daß ein zweites Stück (K 4628, vgl. S. 65), das vielleicht diesem Mythenkreise angehört,

2. Die sog. Überlistung des Zû (?)

tatsächlich mit dem ersten zusammenhängt, in dem vielleicht von der Wiedergewinnung der Schicksalstafeln die Rede ist. Als handelnd tritt hier auf Lugalbanda, eine Erscheinungsform Bels, die speziell in den Götterkreis von Erech gehört1. Auch die Erwähnung des Berges Sabu, der ein Berg Bels ist, spricht dafür.

1 Demnach ist wohl sicher, daß jedenfalls dieser Teil des Mythus seine vorliegende Fassung in Erech, dem Hauptsitz des Lugalbanda, erhalten hat, wie das Gilgameschepos.

Lugalbanda zieht sich zurück in die Einsamkeit, auf den Berg Sabu. Niemand ist bei ihm, weder Vater noch Mutter, noch ein Freund. Da spricht er in seinem Herzen:

Dem Vogel will ich antun was (ihm) zukommt!
Dem Zû will ich antun, was (ihm) zukommt!

Um das zu bewerkstelligen, will er das Weib und den Sohn des
Zû zum Mahle laden, einen Mischkrug aus blankem Lasurstein,
einen Waschkübel (?) aus Silber und Gold für sie bereit stellen.
Die Worte:

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wollen wohl andeuten, daß er sie berauscht machen will und so von ihnen etwa zu erfahren hofft, wie er dem Zû selbst am besten beikommen kann, ihm die Schicksalstafeln zu entreißen.

Aus den wenigen Zeilen, die noch erhalten, ist vorläufig der weitere Verlauf nicht zu ersehen, auch der sich anschließende Text K 5187 etc. ist in seinem Zusammenhang mit dem vorhergehenden noch völlig dunkel.

Das erste Stück zeigt wiederum deutliche Anklänge an das Weltschöpfungsepos Enuma elisch, so vor allem in der Einladung an die Götter zum Kampf und der Weigerung einzelner Gottheiten, in der Ausführlichkeit, mit der die Götter in wörtlichen Wiederholungen ihre Weigerung begründen. Die Pointe, daß die Königsherrschaft als Siegespreis versprochen wird, teilt dieses Epos mit den verwandten Epen Enuma elisch, Bel und Labbu und auch wohl mit der ,,Legende vom Frühjahrsmond". Der Mythus von Zû weist namentlich in seinem zweiten Stück auch engere Berührungspunkte mit dem Etanamythus auf.

Auch der Mythus von Zû ist als Darstellung des Kampfes zwischen Winter- und Frühjahrssonne, zwischen Tag und Nacht aufzufassen; das beweist der Inhalt des Mythus an sich und das wird auch erhärtet durch die Tatsache, daß Zû von den Babyloniern im Sternbild des Pegasus lokalisiert wird, das vor dem des Stieres (Symbol Marduks!) steht, in welches die Sonne um 2000 v. Chr. im Frühjahr eintrat.

Wegen seiner Berührungen mit dem Zû-Mythus und weil auch in ihm, wenn auch in ganz eigenartiger Weise, die Idee der Königsherrschaft im Mittelpunkt steht, wie in den vorhergehenden Legenden, sei der Etanamythus hier angeschlossen.

Kap. 5: Der Etanamythus.

Literatur. Die Texte, meist aus Assurbanipals Bibliothek stammend, sind publiziert in BA II, 439 ff. 503 ff.; III, 379 ff. Ein Fragment, das bereits aus der Hammurabizeit zu stammen scheint, ist von Scheil entdeckt und in Note LV im Recueil Bd. XXIII veröffentlicht worden. Zur Transkr. u. Übers. siehe außer den genannten Aufsätzen vor allem Jensen in KB VI, 1 S. 100 ff. u. S. 581 ff. Dort auch über die mutmaßliche Reihenfolge der erhaltenen Fragmente. Möglicherweise gehören auch K 46281 u. K 5187 etc. (CT XV, pl. 42f., zweisprachig) zum Etanamythus, doch ist der Zusammenhang dieser beiden Fragmente noch völlig unsicher.

Zum Inhalt vgl. KAT S. 563 ff. und Stucken, Astralmythen S. 1 ff. § 22. Inhaltsangabe. Der mutmaßliche Anfang des Gedichtes führt in eine Zeit, wo noch kein König auf Erden war. Die großen Anunnaki und Igigi

hatten keinen König über die Menschen der ruhigen Wohnsitze [sammengefügt,

gesetzt.

Damals war eine Königsbinde, eine Königskrone noch nicht zuein Zepter von Lasurstein war noch nicht . . . worden.

Zepter, Königsbinde, Königskrone und Hirtenstab lagen noch vor Anu im Himmel. Da macht sich Istar auf, dem Lande einen König zu suchen... Hier bricht der Text ab. Jedenfalls stand in der Lücke, wie Istar bei ihrem Suchen nach einem Könige auf Etana stößt, dessen Weib der Geburt eines Kindleins entgegensieht; dieses Kindlein wird offenbar von den Göttern zum König bestimmt. Aber die Geburt scheint sich zu verzögern, Etana muß göttliche Hilfe suchen, das „Kraut des Gebärens" sucht er zu gewinnen. Dazu soll ihm der Adler behilflich sein, der aber von der Schlange übel zugerichtet in einer Grube liegt. Die Geschichte des Zwistes zwischen Adler und Schlange wird nun, bevor die Haupthandlung Etana sucht das Wunderkraut weitergeführt wird, ausführlich erzählt. Das Folgende bildet eine Episode im Mythus.

Den Adler war ein Gelüste angekommen, der Nachtschlange die Jungen zu fressen:

,,Die Jungen der Nachtschlange will ich fressen, ich! Die Nachtschlange [ist sorglos] in ihrem Herzen.

Ich will hinaufsteigen, am Himmel sp[ähen],

hinabfahren auf den Gipfel eines Baumes und die Frucht fressen!"

1 Bisher, wie auch oben (S. 65), als Stück des Zû-Mythus aufgefaßt.

Das Adlerjunge, das ,,sehr gescheite" (Atarchasis) warnt den Vater: ,,Friß nicht, mein Vater! Soll das Netz des Samas dich fangen? Soll das Jägergarn, der Bann des Samas über dich ergehen und

[dich] fangen?

Wer die Grenze des Samas überschreitet: Samas wird ihn böse in die Hand . . .".

Der Adler hört aber nicht auf die Warnung und frißt die Jungen

der Nachtschlange.

Die Schlange klagt nun bei Samas:

Meine Jungen waren zerstreut, [ich war] nicht [bei ihnen];
da fuhr er herab und fraẞ [meine Jungen].

Das Böse, das er mir antat, gib ihm zurück, Samas!1

Wer hat aus deinem Netz entkommen lassen den schlimmen Zû, der das [,,böse Haupt] hochhält“?

Samas rät ihr, „über den Berg" zu ziehen. Dort soll sie in den Leib eines toten Wildochsen (rêmu) kriechen, dann würden allerlei Vögel vom Himmel auf das Aas herunterstoßen, unter ihnen auch der Adler, den soll sie dann packen, ihm die Schwingen zerzausen und ihn in eine Grube werfen, „daß er den Tod des Hungers und des Durstes sterbe" 1. Die Schlange folgt dem Rate des Samas und alles geschieht, wie es der Gott vorausgesagt. Interessant ist, daß wiederum das Adlerjunge, das,,sehr gescheite", den aasgierigen Vater warnt:

,,Fahr nicht hinab, mein Vater! Wenn nun eine Schlange im Innern des Wildochsen lauert?" Der Vater Adler hört nicht auf die Warnung, geht in die Falle und wird von der Schlange jämmerlich zugerichtet. Flehentlich bittet er:

„Erbarm dich mein! Dann will ich dir wie ein Bräutigam ein
Brautgeschenk geben."

Die Schlange aber läßt sich nicht erweichen, sie schlägt ihm die
Flügel ab und zerrauft ihm das Gefieder, wirft ihn in die Grube,
,,daß er den Tod des Hungers und des Durstes stürbe".
Hier bricht der Text ab.

Der Zusammenhang mit dem Folgenden ist noch völlig unklar. Nun tritt auf einmal Etana auf und bittet Samas um das „Kraut des Gebärens". Sein Weib hat wohl Not gehabt, die Frucht ihres Leibes abzustoßen erwähnt ist davon nichts -; jedenfalls braucht Etana das Wunderkraut. Er hält Samas vor, daß die Priester reichlich Opfer gebracht hätten und wendet sich nun direkt an ihn:

1 Talion!

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