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sich vielmehr in der Hauptsache nur darum handeln, einen Überblick über das Material selbst zu geben, den Inhalt zu skizzieren und so eine Vorstellung von dem babylonisch-assyrischen Schrifttum überhaupt zu vermitteln. Nur im Vorübergehen kann auch des spezifisch literarischen Charakters der Denkmäler gedacht werden.

Das uns heute schon zugängliche Material an schriftlichen Dokumenten aus dem Zweistromland ist von ganz außerordentlicher Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit. Ziffernmäßig entzieht es sich vollständig jeder auch nur annähernden Schätzung und inhaltlich umspannt es den ganzen Kreis der literarischen Gattungen. Nur für die Existenz der dramatischen Dichtung ist bis heute kein sicheres Beispiel gefunden worden.

Literargeschichtlich erwecken das lebhafteste Interesse die epischen Dichtungen, in denen mythologische Stoffe dichterische Gestaltung gewonnen haben. Vornehmlich für die Religionsgeschichte sind unschätzbare Quellen die lyrischen Texte, Hymnen, Gebete, Psalmen und die Beschwörungstexte, sodann die Ritualtexte und Omina; die Geschichtsforschung besitzt in den Königsinschriften und historiographischen Texten, in den öffentlichen Urkunden und Briefen historische Quellen, denen an Authentizität und unmittelbarer Verwendbarkeit kein anderer Zweig der Altertumskunde etwas Gleichartiges an die Seite stellen kann. Die Kulturgeschichte gewinnt in den Gesetzen, Verträgen, Listen ein unmittelbares Zeugenmaterial von beispielloser Mannigfaltigkeit und Reichhaltigkeit. Verhältnismäßig wenig ist es, was wir von volkstümlicher Literatur, Fabeln, Spruchdichtung, Rätseln u. dgl. haben. Dagegen ist uns das Studienmaterial, das in Babylonien und Assyrien der Auslegung der Literaturdenkmäler gedient hat, auch für unsere gleichartigen Bemühungen von unschätzbarem Wert.

Nach den eben entwickelten Grundzügen wird unten das babylonisch-assyrische Schrifttum zu skizzieren sein.

§ 2. Sumerer und Semiten in Babylonien und ihre Stellung in der Literaturgeschichte.

1. Die Sumerer.

Die Vorläufer der semitischen Bewohner Babyloniens waren in dessen südlichem Teile, hauptsächlich südlich und westlich vom Euphrat, aber auch darüber hinaus, die Sumerer, ein Volk, dessen Verwandtschaftsverhältnisse noch heute ungeklärt sind, das aber jedenfalls weder der semitischen noch der indogermanischen

Rasse angehört und wohl aus Innerasien eingewandert sein muß; mancherlei weist auf einen Zusammenhang mit der uralaltaischen Gruppe hin. Unmittelbare historische Nachrichten über die Sumerer haben wir nicht. In der Zeit, aus der unsere ältesten Urkunden stammen, etwa am Ausgange des 4. Jahrtausends, war das semitische Element bereits zur ausschließlichen Geltung gekommen. Daß die Mehrzahl der alten Königsurkunden in sumerischer Sprache abgefaßt sind, kann dagegen nicht geltend gemacht werden: die Eroberer haben die höher stehende Kultur der Unterworfenen in ihren Dienst gestellt, haben alle festen Organisationen, die sie vorfanden, ihren Zwecken dienstbar gemacht, der Not gehorchend oder in politischer Einsicht, jedenfalls unter Wahrung der alten, geheiligten Formen, unter Schonung der religösen und nationalen Überlieferung der Eingesessenen, in die sie im Laufe der Zeit hineingewachsen sind. So hat sich eine Verschmelzung der verschiedenen Bevölkerungsteile vollzogen. In den alten Formen ist ein neuer Geist groß geworden, der sich immer selbständiger entfaltet hat: der babylonische Semitismus. Ob auch nur ein einziger unter den zahlreichen Herrschern der ältesten Zeit, deren Denkmäler wir haben, der sumerischen Rasse angehört habe, wissen wir nicht, wir können es aus mancherlei Gründen nicht einmal für wahrscheinlich halten. Soviel aber dürfte sicher sein, daß die ganze Form, in der sich uns das offizielle und kulturelle Leben im ältesten Babylonien, namentlich im Süden der Norden war schon viel früher von Semiten besiedelt nach den Denkmälern darstellt, von den Sumerern geschaffen worden ist. Den Sumerern gebührt jedenfalls auch in der Geschichte der Keilschriftliteratur eine bevorzugte Stellung: sie sind die Erfinder der Schrift und von dem, was an künstlerischer Literatur überliefert ist, geht sicher ein bedeutender Teil auf ihre Anregung zurück, wenn auch vielleicht nur im letzten Grunde. Freilich ist es bei dem heutigen Stande unserer Kenntnis der ältesten Geschichte des Zweistromlandes und bei dem verfügbaren, wenn auch großen, so doch sehr lückenhaften Quellenmaterial völlig unmöglich, den Sumerern den Platz auch tatsächlich einzuräumen, der ihnen gebührt, die Verdienste, die sie um die Entwicklung des Schrifttums haben, näher zu umschreiben, den Anteil, der von den überkommenen Schätzen ihnen zukommt, auszuscheiden. Was wir von den Sumerern wissen, ist außerordentlich wenig, es ist nicht viel mehr, als daß sie existiert haben auch das wird übrigens

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bestritten, daß sie die Schrift erfunden haben, daß es ihre Sprache ist, in der die ältesten Denkmäler der Könige und Fürsten reden, die als heilige Kultussprache von den einwandernden Semiten übernommen und in heiliger Übung erhalten worden ist bis zur spätesten Zeit, bis an die Grenze der christlichen Zeitrechnung. Inwiefern der Inhalt der in sumerischer Sprache überlieferten Denkmäler auf das alte Volk von Sumer zurückgeht, darüber können wir nichts als Vermutungen aufstellen. Wie es im Laufe der Zeit zu einer völligen Verschmelzung von beiden Rassen, bezw. zur Aufsaugung der einen durch die andere gekommen ist, so scheint es auch bald im Geistesleben geworden zu sein. Weder religionsgeschichtlich noch literargeschichtlich läßt sich zwischen sumerischem und semitischem Gut eine reinliche Scheidung vollziehen. Soviel nur wissen wir, daß die Schrift, obwohl sie dem semitischen Idiome so schlecht wie nur möglich auf den Leib paßt, die Herrschaft über die siegreichen Eindringlinge behauptet hat, und wir können vernünftigerweise daraus nur die eine Folgerung weiter ziehen, daß die Einwandernden von dem kulturell viel höher stehenden Volk mit der Schrift auch die begrifflichen Elemente, die geistige Vorstellungswelt, religiöse Anschauungen und Bräuche in mehr oder weniger großem Umfang übernommen haben, jedenfalls sich von ihnen aufs stärkste haben beeinflussen lassen. Das, was uns historisch greifbar ist, muß freilich jetzt als einheitliche Größe angesehen und gewürdigt werden; wir können nur die Sprachen scheiden, die Religion und Literatur aber nennen wir schlechthin und ohne Rücksicht auf genuin sumerische oder semitische Bestandteile „,babylonisch“.

2. Die Babylonier und Assyrer.

Ein ähnliches geistiges Abhängigkeitsverhältnis wie zwischen den Sumerern und Babyloniern besteht zwischen den Babyloniern und den Assyrern, nur daß das helle Licht der Geschichte, in dem sich ihre Beziehungen entfalten, uns diese wesentlich klarer sehen läßt. Die Babylonier waren ein altes Kulturvolk, das den Zenith seiner Bahn schon überschritten hatte, als die Assyrer auf dem Plane erschienen und langsam anfingen, in der Weltgeschichte eine Rolle zu spielen. Die bedeutsamsten Werke der babylonischer Literatur waren längst vorhanden und hatten weite Verbreitung im ganzen alten Orient gefunden, alle literarische Gattungen waren vollauf entfaltet und hatten feste Formen gewonnen. Es ist selbst

verständlich, daß dem rasseverwandten Volke, das ohne weiteres die Sprache des Kulturvolkes verstand und im ganzen Verlauf seiner Geschichte in denkbar engster politischer, wirtschaftlicher und geistiger Berührung mit jenem geblieben ist, an allen Errungenschaften der ganzen Kulturentwicklung in Babylonien alsbald der mühelose nachbarliche Mitgenuß zúfiel.

Selbständig weitergebildet haben die Assyrer diese Kultur nicht, wenigstens nicht auf literarischem Gebiet, während man in der bildenden Kunst wohl eher von einem spezifisch assyrischen Stil reden kann. In literarischen Dingen sind es namentlich zwei Spezies, welche unter der Pflege des assyrischen Volkes eine eigenartige Entwicklung nehmen: 1. die Schrift, und 2. die offizielle Geschichtschreibung einzelner Könige, welche sich in Assyrien zur Annalenform versteinert. Wenn wir auf dem Gebiete der religiösen Literatur in manchen Fällen ganz deutlich ein assyrisches Stück als solches erkennen, so gründet sich das nicht auf eine selbständige Entwicklung der dichterischen Form oder des Gedankeninhalts, sondern auf rein äußerliche, lediglich redaktionelle Zutaten und Abänderungen (Ersetzung babylonischer Götternamen durch assyrische u. a.), die besser als alles andere dartun, daß die Assyrer der babylonischen Literatur gegenüber lediglich als Empfangende sich gefühlt haben.

§ 3. Die Erfindung der Keilschrift.

Die Alten haben, wie alle Fragen, deren Beantwortung jenseits ihres Wissens und ihrer Erfahrung lag, auch die Frage nach dem Ursprung der Keilschrift auf sehr einfachem Wege gelöst: sie haben sie auf göttlichen Ursprung zurückgeführt. Gelegentlich wird die Erfindung der Tafelschreibkunst allen Göttern zugeschrieben; von Adapa heißt es, daß er „den geheimen Schatz der Tafelschreibkunst lehrt"; Nusku ist der Griffelträger, der Schreiber im Rat der Götter zu Nippur, und noch in assyrischer Zeit heißt er ,,der Gott mit dem glänzenden Schreibgriffel"; von Senacherib wird Cha-ni als „,Gott der Tafelschreiber" erwähnt. In ganz besonderer Weise aber gilt Nebo, der Stadtgott von Borsippa, als der Gott der Tafelschreibkunst, als Schutzherr der Schreiberzunft. Er ist der,,Schreiber des Alls", der „Schreiber von Esagil", der Gott,,,der den Tafelstift hält, den Schreibschaft ergreift"; auch in der späteren Überlieferung wird bei den Mandäern Nabu-Merkur als der,,Schriftkundige und Weise", bei den Arabern der 'Utharid

Merkur als der „Stern des Schreibers" bezeichnet. Der größte Literaturfreund des Altertums, der Sammler literarischer Schätze der Vorzeit, Assurbanipal, bezeichnet den ganzen Inhalt der auf seinen Befehl abgeschriebenen Tafeln als „Weisheit Nebos" und rühmt sich am Schlusse fast jeder Tafel, daß ihm Nebo und dessen Gemahlin Taschmêtu das Verständnis der Tafelschreibkunst geöffnet haben; nach Berosus führen die Babylonier die Kenntnis der - Schrift auf die Offenbarung des Oannes (= Ea?) zurück.

Mit dieser Lösung der Frage nach dem Ursprung der Keilschrift können wir uns freilich nicht zufrieden geben; wir müssen versuchen, aus dem Charakter der Schrift ihre Vorgeschichte zu lesen. Dabei lassen sich folgende Tatsachen sofort und unwiderleglich feststellen:

1. Die Keilschrift kann nicht von Semiten ausgebildet worden sein, ihre Ausdrucksmöglichkeiten werden der Eigenart des semitischen Lautbestandes schlechterdings nicht gerecht; sie muß vielmehr ursprünglich das Ausdrucksmittel für die nichtsemitische Sprache, von der uns zahlreiche umfängliche Proben in Keilschrift erhalten sind, die die Babylonier selbst als Sprache von Sumer bezeichnen, gewesen sein.

2. Die Keilschrift geht im letzten Grunde auf Bilderzeichen zurück. Diese beiden Thesen sind aber auch die einzigen festen Punkte, die wir aus der Prüfung des uns vorliegenden Materials für die Frage nach dem Ursprung der Keilschrift gewinnen. Darüber hinaus können uns nur allgemeine ethnologische Erwägungen und Vergleichung anderer Bilderschriftsysteme, wie des ägyptischen, chinesischen, hethitischen, mexikanischen führen insoweit uns aber die Kontrolle an keilschriftlichen Denkmälern unmöglich ist, natürlich ohne die Gewähr wirklicher, unanfechtbarer Richtigkeit der auf diesem Wege gewonnenen Lösungen.

Die Versuche, aus der Entwicklung der Keilschrift in den Jahrtausenden, aus denen uns Schriftproben vorliegen, auf die treibenden Kräfte zu schließen, welche bei der Schaffung der Schrift bestimmend gewesen sein mögen, sind von vornherein bedenklich, weil die Entwicklung der Schrift vielfach an Äußerlichkeiten, wie das Material, gebunden war, die bei den ersten Schreibversuchen überhaupt noch gar keine Rolle gespielt haben, sodann weil die berufenen Pfleger der Schreibkunst, die Priester, hinreichend verdächtig sind, bei ihren Studienversuchen, die auf den ersten Blick als die natürlichen Führer für die Untersuchung der Frage erscheinen, sich von Spekulationen haben. leiten zu lassen, deren Verfolgung uns von dem Ziel der Aufgabe nur ablenken kann.

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