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Fassung der Bibl. Assurb. dem Zwiegespräch zwischen Gilgamesch und Ur-Nimin (hier Sur-sunabu1 genannt), dem Schiffer Utnapischtims:

Sursunabu spricht zu ihm, zu Gilgamesch:

Welches ist dein Name,

sag es mir an!

Ich bin Sursunabu, des U-ta-na-isch(?)tim (?),,,des Fernen"

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der gegenüber (?) dem Gebirge liegt,

[(Mann).

eine (weit) entfernte Strecke gen Aufgang (?) der Sonne. Nunmehr, Sursunabu, sehe ich dein Antlitz.

Zeige ihn mir, den U-ta-na-isch(?)-tim(?), den,,Fernen".

Est ist zweiffellos, daß die Gestalt des Gilgamesch-Epos, wie sie durch Assurbanipals Abschreiber überliefert worden ist, das Produkt einer langen literargeschichtlichen Entwicklung darstellt. Der jüngsten Periode dieser Entwicklung gehört jedenfalls der ganze äußere Rahmen an, der dem Ganzen durch Einteilung in 12 Gesänge, die inhaltlich auf die Tierkreisbilder anspielen, die Idee des Jahresumlaufes der Sonne mit ihren 12 Stationen in den Tierkreisbildern zugrunde legt. Die Unvollständigkeit der einzelnen Tafeln macht es unmöglich, ihre Beziehungen zu entsprechenden Tierkreisbildern jedesmal nachzuweisen. Doch ist diese Beziehung ohne weiteres klar bei der 2. Tafel: Freundschaft zwischen Gilgamesch und Eabani=Zwillinge, bei der 10. und 11. Tafel: Schiffer des Utnapischtim, Sintflut = Wassermann und Fische. Die Beziehungen der 6. Tafel, in deren Mittelpunkt die Werbung der Istar steht, zum Tierkreisbild der Jungfrau, der 9. Tafel (Skorpionmenschen) zu dem des Skorpions lassen sich aber nicht ohne weiteres festlegen, wenigstens nicht bei der gewöhnlichen Aufeinanderfolge der Tierkreisbilder. Vielleicht darf man in der 1. Tafel den Eabani, dessen Mondcharakter zweifellos ist, als den Repräsentanten des Tierkreisbildes des Stieres, des Symbols des Mondgottes, annehmen.2

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1 nach Hommel Priester (sur, var. für ur) des Ea (sunabu = 40 Ea), vgl. Grundriss, S. 370 Anm. 1.

Eingehende Untersuchungen über den astralen Hintergrund des Epos sind in dem obengenannten Werke Jensens zu erwarten. Vorläufig vergleiche hiezu vor allem die Ausführungen Zimmerns in KAT1 S, 566 ff.. bes. 580 ff. Dort auch über die Beziehungen des biblischen Nimrod zu Gilgamesch und die natürlichsekundären Anspielungen auf historische Ereignisse (Elamiterkriege u. a.),

Dieser Rahmen wird durchbrochen von dem jedenfalls ursprünglichen Grundgedanken des Gedichtes, dem Dioskurenmythus, in dem Eabani und Gilgamesch als Mond und Sonne die Hauptrolle spielen, denen als die Schwester der Dioskuren Istar, der Venusstern, zur Seite tritt. Die Schicksale von Gilgamesch und Eabani, in der Form des Dioskurenmythus erzählt, bilden jedenfalls den Grundstock des ganzen Epos, an den sich im Laufe einer langen Entwicklung, die nicht nur durch historisch bedingte, sondern sicher auch durch lokale Zwischenstufen hindurchgegangen ist, verschiedene andere mythologische Elemente angegliedert haben, die zum Teil auch den Gang der Haupthandlung wesentlich beeinflußt haben mögen. Als Fremdkörper erweist sich ohne weiteres die ausführliche Fluterzählung im 11. Gesang. Die Ausscheidung anderer sekundärer Bestandteile begegnet namentlich wegen der Lückenhaftigkeit des Textes, die die Beziehungen der einzelnen Teile zueinander oft genug im Dunkeln läßt, großen Schwierigkeiten und soll hier angesichts der Begrenzung unserer Aufgabe gar nicht versucht werden. Ein unvergleichliches Hilfsmittel für diese literar- und mythengeschichtliche Frage würde die ältere Rezension des Epos an die Hand geben, wenn sie vollständiger erhalten wäre.

In Kürze müssen wenigstens andeutungsweise die Fäden aufgezeigt werden, die das Gilgamesch-Epos mit der Mythologie und Legende anderer Literaturen verknüpfen, während für den Nachweis im einzelnen auf Jensens in Aussicht gestellte Untersuchungen verwiesen werden muß.

Vor allem das Dioskurenmotiv an sich, das das ganze Epos heherrscht Gilgamesch und Eabani, die großen Zwillinge Sonne und Mond und ihre Schwester, der Venusstern beherrscht die Mythologie aller Völker, was zunächst auch ohne jede literarische Beeinflussung durch das Gilgamesch-Epos verständlich ist. Anders steht es aber, wo das Dioskurenmotiv in einer Form auftritt, wie in den biblischen Vätergeschichten eines Abraham und Lot, Isaak und Ismael, Jakob und Esau, Simeon und Levi, Joseph und Benjamin, Moses und Aaron, denen auch die Ergänzung in einer Istargestalt nicht fehlt (Sarah, Rebekka, Rahel, Dina, Miriam, Zipporah), in einer Form, die auch sehr wesentliche spezielle Züge des Gilgamesch-Epos aufweist, wie namentlich den mythologischen Charakter der einzelnen Personen und den legendarischen Rahmen einer mit Abenteuern verknüpften Wanderung.

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Hier kann nur eine Erklärung ausreichen, die eine ausgebildete Legende als gemeinsame Quelle aller dieser Erzählungen annimmt, wobei freilich die näheren Umstände dafür sprechen, daß auch das Gilgamesch-Epos im Abhängigkeitsverhältnis zu eben dieser Legende steht. Die wichtigsten Elemente dieser Dioskurenlegende des Gilgamesch-Epos kehren wieder in den Erzählungen der Richterzeit (Josua-Kaleb, Simson Gilgamesch) und der ersten Königszeit (Saul und Samuel, David und Jonathan), in der spät-jüdischen Romanliteratur (Ester und Judith). Nicht anders ist es z. B. auch in der griechischen Heroenlegende. Um nur die allerfrappantesten Beispiele anzuführen: die Irrfahrten des Odysseus, die Abenteuer und Wanderungen des Herakles und in der späteren Legende der Alexanderzug liefern zahlreiche Vergleichspunkte. Mit diesen Andeutungen muß ich mich hier begnügen.

Die Hauptfrage ist nun, ob es möglich ist, die erhaltene literarische Form des Gilgamesch-Epos unmittelbar als die Quelle aller dieser analogen mythologischen Bildungen anzunehmen (so Jensen). Diese Annahme begegnet den schwersten historischen Bedenken, deren Klarlegung hier zu weit führen würde. Man wird vielmehr anzunehmen haben, daß es sich hier um mythologische Grundvorstellungen handelt, die ganz unabhängig von der doch immerhin zufälligen literarischen Ausprägung im Gilgamesch-Epos in Babylonien entstanden und dort auch zur Legende sich ausgebildet haben, von dort aber jedenfalls vor der Redaktion der uns erhaltenen Gilgamesch-Erzählung zu den verschiedenen Völkern gewandert sind, bei denen sie unter verschiedenartigen Verhältnissen eine eigenartige Ausgestaltung erfahren, die freilich in jedem Fall die Hauptzüge der Ursage bewahrt hat.

Von Gilgamesch handeln noch folgende weitere Texte, ohne jedoch in irgendwelchem literarischen Zusammenhang mit dem Epos zu stehen: 1) Das vielfach mit dem Epos verknüpfte Fragment K 3200 (KB VI, 1 S. 272 ff.) von der Belagerung Erechs, vgl. unten §. 53. 2) Beschwörungshymnus an Gilgamesch (Sm 1371 1877 KB VI, 1 S. 266 ff.).

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3) Ein Hymnus auf Gilgamesch oder Gilgamesch und Istar (Rm KB VI, 1 S. 268f.), nur ganz fragmentarisch erhalten. 4) Eine sumerische Inschrift des An-A-an (= Ilu-ma, identisch mit dem Begründer der 2. Dynastie von Babel, Ilu-ma-ilu?):

An-A-an, der Älteste des Volks von Erech, der Sohn des Bêl-schemia, der die Stadtmauer von Erech, ein altes Werk des Gilgamesch,,,an ihren Ort zurückgebracht hat".

5) Ein merkwürdiges, leider nur ungenügend ediertes oder schlecht erhaltenes Fragment 82-7-14, 509 (vgl. ZA VI S. 369), in dem es heißt:

Utnapischtim, der König, der Vorgänger des Gottes Dagan. 6) Weitere kleine Fragmente siehe KB VI, 1 S. 270f.

Kap. 7: Sintfluterzählungen und Verwandtes. Literatur: Im allgemeinen vgl. Usener, Sintflutmythen; Böklen, Die Sintflutsage, ARW. VI; Zimmern in KAT S. 543 ff.; Jeremias, ATAO S. 124 ff. Über das Verhältnis des biblischen Berichts zur babylonischen Überlieferung s. vor allem Zimmern und Jeremias a. a. O. Hier wie bei Usener sind auch Fluterzählungen anderer Völker mitgeteilt.

§ 24. Die Fluterzählung im Gilgamesch-Epos.

Der Inhalt der babylonischen Flutsage, wie sie im 11. Gesang des Gilgamesch-Epos überliefert ist, ist oben S. 82 ff. ausführlich erzählt. Es ist auch schon darauf hingewiesen worden, daß es zweifellos erscheint, daß diese Flutsage nicht ursprünglich in den Kreis der Gilgameschsage gehört, sondern wohl im Interesse der Beziehung des ganzen Epos zu den zwölf Tierkreisbildern eingefügt worden ist.

Über das Alter dieses Flutberichts, der wie das ganze Gilgamesch-Epos in einer für Assurbanipals Bibliothek hergestellten Abschrift auf uns gekommen1, läßt sich nichts ausmachen. Doch scheint es zweifellos, daß er schon in altbabylonischer Zeit existiert hat, was sowohl die Analogie anderer Mythen, als vornehmlich eine unter dem Namen „Ea und Atrachasis" bekannte, aus der Hammurabizeit stammende Version des gleichen Stoffes beweist (s. § 26).

$ 25. DT. 42. Bruchstück eines abweichenden babylonischen Flutberichtes.

Text: Delitzsch, AL S. 101, 4. R2, add. pl. 9; Haupt, Nimrod S. 131. Transkr. u. Übers.: Jensen, KB VI, 1 S. 254 ff.; Winckler, TB2 S 94f. Zur Übers. vgl. Jeremias, ATAO S. 130, zum Inhalt: Zimmern, KAT S. 551. 3 Fragment aus Assurbanipals Bibl. 17 Zeilen.

Das erhaltene Fragment gibt einen kleinen Teil des Gespräches zwischen Ea und dem Sintflutheros, der hier aber nicht Utnapischtim, sondern stets Atrachasis, d. i. „der Erzgescheite" heißt. Es setzt ein mit der Aufforderung Eas an Atrachasis, auf ein gegebenes Zeichen hin in das Schiff zu steigen, Getreide, Hab

1 Er wurde 1872 gefunden.

und Gut, seine ganze Familie, die Handwerker und die „Tiere des Feldes, soviel ihrer Grünes fressen", mit hinein zu nehmen. Atrachasis bittet, da er niemals ein Schiff gebaut habe, wolle Ea ihm einen Abriß eines solchen auf die Erde zeichnen, dann wolle er danach das befohlene Schiff bauen.

Dieses vorliegende Fragment gehört zweifellos einer Version an, die außerhalb des Zusammenhangs mit dem Gilgamesch-Epos selbständig existiert hat. Das beweist neben dem anderen Namen des Helden auch der Umstand, daß von ihm in der dritten Person erzählt wird. Auch inhaltlich bestehen trotz reger Berührung in den Hauptzügen starke Differenzen. Die Aufforderung Eas ist hier wesentlich verkürzt, wogegen in der ausführlichen Erzählung nichts von der Bitte des Helden um ein Modell zum Schiffsbau gestanden hat.

§ 26. Ea und Atarchasis.

Text: (K 3399 + 3934) veröffentlicht CT XIII, pl. 49. Aus Assurbanipals Bibliothek, sehr lückenhaft erhaltene Reste von vier Kolumnen, über deren Befund s. Jensen, KB VI, 1 S. 274 ff. Transkr. u. Übers.: Zimmern, ZA XIV S. 277 ff.; Jensen, a. a. O. Zum Inhalt vgl. Zimmern in KAT S. 552 ff.; Jeremias, ATAO S. 139 f.

Der Text beginnt mit der Schilderung einer schweren Unglückszeit, die über das Land hereingebrochen ist und schon sechs Jahre lang angedauert hat. Der Himmel gab keinen Regen, die Felder weigerten ihre Frucht, und selbst das Kind im Mutterleib konnte nicht geboren werden. Jahr um Jahr war die Not gestiegen, so daß man sogar die eigenen Kinder zum Mahle hinlegte".

In der nun folgenden Lücke steht wohl, daß es der Fürsprache des Atarchasis bei Ea gelang, das von Bel verhängte Unglück abzuwenden, daß aber die Sünden der Menschen aufs neue den Zorn Bels, des Vaters der Götter, erregten.

Es wiederholen sich die gleichen Plagen und wiederum tritt Atarchasis vor Ea, für die Menschheit zu bitten. Diesmal ohne Erfolg. Es wird eine Götterversammlung einberufen, in der Bel, betrübt über das ,,Geschrei" der Menschen, verkündet, daß er eine Fieberseuche unter den Menschen entstehen lassen wolle: Gleich soll verstummen machen (?) ihr Geschrei eine Seuche,

wie ein Südwind wehe sie gegen sie,

Krankheit, Sumpffieber, Schüttelfieber, Unglück!

Alsbald tritt die Seuche auf und wieder kommt Atarchasis vor Ea, klagt über die neue Bedrängnis der Menschen und bittet um Errettung der Menschen, die die strafenden Götter ja doch selbst erschaffen hätten.

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