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zugsweise stützt sich Schelling hiebei auf den von Jacobi so sehr betonten Satz,,Ueber der Natur sei Nichts und sie allein sei", der schon deshalb seiner Philosophie nicht zugehören könne, weil er ja dem Grundbegriff seines Systems widerstreitet. 118 Namentlich beruft er sich auf seine in der Zeitschrift f. sp. Phys. gemachte Unterscheidung zwischen dem Grund des Seins und dem Sein selbst, wodurch offenbar über der Natur als der nicht seienden (bloss objektiven) absoluten Identität die seiende absolute Identität (Gott als Subjket) gesetzt sei und somit Natur nur genannt werden könne, was jenseits des absoluten Seins, der absoluten Identität, liegt, und somit Naturphilosophie nur die eine vorhergehende reale, der idealen nothwendig unterzulegende Seite aller wahren Philosophie. 119 Wie diese Beschuldigung weist Schelling alle Beschuldigungen Jacobi's als kecke, durch nichts zu begründende Erdichtungen ihres Verfassers zurück und schliesst mit einer gereizten Abwehr aller (wie er meinte) persönlichen Invektiven.

Hierauf legt Schelling verschiedene philosophische Machinationen seines Gegners bloss insbesondere das Verhältniss Jacobi's zum Verfasser der Kr. d. r. V. Der Verf. der Briefe über Spinoza, sagt Schelling, wusste sich meisterhaft hinter den Verf. der Kritik zu stecken und er missbrauchte diesen Herkules unter den Denkern so, dass es schien, als behaupte dieser, alle wissenschaftliche Philosophie müsse auf Gottesleugnung führen. Während er aber in seinen Angriffen auf Kant ein bissiges gehässiges, durch Verdrehungen, falsche Andeutungen bis zum Hämischen fortgehendes Gezänke führte, machte er die Kantische Unterscheidung von Verstand und Vernunft zu der seinigen, um so seiner Vernunft und Sprache verwirrenden Predigt einen bessern Leumund zu verschaffen. Aber es wurde das Gefühl durch die Vernunft in einer Weise ersetzt, dass nur die Vernunft herabgewürdigt war, ohne in der Sache selbst das Geringste zu bessern. 120 Und Schelling fährt fort: Es ist diese Klasse von Philosophen das Geschlecht der erbärmlichen und unwissenden Sophisten. Sie kennen nur zwei einander völlig ausschliessende Systeme, Naturalismus und Theismus, und schöpfen aus diesem starren Dualismus den Kern ihrer Polemik. Sie sehen nicht, dass gerade in diesem unversöhnten Gegensatz die Vorzeit ihr letztes Vermächtniss und zugleich ihren grossen Irrthum bietet. Denn durch eine

118 1. c. p. 5. 119 1. c. p. 6 sq.

120

20 1. c. p. 53-55.

gänzliche Abscheidung des Theismus von allem Naturalismus und umgekehrt des Naturalismus von allem Theismus musste ein unnatürlicher Gott und eine gottlose Natur zugleich gesetzt werden. 121

Ein solcher Ausgang, bemerkt Schelling, war von Anfang an nicht Sache der Identitätslehre; sie betrachtete es als Angelegenheit der Menschheit, dass das, was bisher bloss Glaube war, sich in wissenschaftliche Erkenntniss verkläre; sie betrachtete es als Aufgabe des Menschen, in Vollkommenheit der Kenntniss zu wachsen, bis er seinem Urbilde ähnlich wird. 122 Und dieses Ziel ist erreichbar; das Dasein eines lebendigen Gottes ist erweislich, weil dieses lebendige Dasein aus einem nothwendigen Grunde, dessen wir uns nothwendig bewusst werden, sich selbst entwickelt, also auch aus ihm zu entwickeln ist. 123 Dieser Grund ist Gott selber, denn Gott muss sich selber vor sich haben, so gewiss er causa sui ist. 124 Aber diese Aseität ist nicht Gott im eminenten Verstande; für sich (unentwickelt) führt sie nicht weiter als zum Begriff einer Spinozistischen Substanz. Das Vollkomm'nere erhebt sich aus seinem eigenen Unvollkomm'nern, obwohl dem blossen Vermögen nach (potentiâ) das Vollkommenste zuerst ist. Denn nothwendig muss das Allervollkommenste - dasjenige, was die Vollkommenheit aller Dinge in sich hat vor allen Dingen sein; aber die Frage ist, ob es als das Allervollkommenste zuerst war, welches schwer zu glauben ist, weil es keinen Grund zur Schöpfung hatte, 125 Es ist etwas in Gott, was bloss Kraft und Stärke ist,

122 1. c. p. 58. 65.

121 1. c. p. 87-93. 123 Allemal und nothwendig ist der Entwickelungsgrund unter dem, was entwickelt wird; er setzt das sich aus ihm Entwickelnde über sich, erklärt es als Höheres und unterwirft sich ihm, nachdem er zu seiner Entwicklung gedient hat, als Stoff, als Organ, als Beding

ung (Denkmal etc. p. 72). 124 1. c. p. 76. 77. 125 1. c. p. 78-80; gegen

Jacobi's III, 382. Zur Erläuterung dieses ,,als" diene folgende Stelle aus Schelling's Geschichte der Philosophie: ... Das Subjekt noch in seiner reinen Substanzialität oder Wesentlichkeit, vor allem Aktus gedacht, ist zwar nicht nichts, aber als nichts; dieses als drückt immer etwas über das Wesen Hinzugekommenes aus, und bezieht sich demnach auf das gegenständliche, auf das über das Wesen hinausgehende Sein; wenn also gesagt wird, das Subjekt oder Ich in seiner reinen Substantialität war als nichts, so drückt dies nichts anderes aus als die Negation alles gegenständlichen Seins. Dagegen wenn wir nun von ihm zuerst sagen: es ist als Etwas, so wird eben damit ausgedrückt, dass dieses Etwas-sein, als Sein ein Accessorisches, Hinzugekommenes, Zugezogenes, in gewissem Betracht Zufälliges ist. Das als bezeichnet hier eine Anziehung, eine Attraktion, ein angezogenes Sein .... Das Subjekt in seiner reinen Wesentlichkeit als nichts eine völlige Blossheit aller Eigenschaften ist nur Es

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und das vor Weisheit und Güte war.

Stärke ist die Natur des zum actu Vollkommensten

Wesens selber gewesen, das sich aus sich selbst evolvirt hat. Natur ist sonach als der verborgene Gott aufzufassen und Naturalismus als das System, welches eine Natur in Gott behauptet und so die Grundlage des Theismus ist. Das Absolute ist demnach Grund und Ursache zugleich. Gott ist Grund von sich selbst, sofern er ein sittliches Wesen ist, aber er macht sich auch zum Grunde, indem er eben jenen Theil seines Wesens, mit dem er zuvor wirkend war, leidend macht. 126 Jedes Leben ohne Unterschied fährt Schelling fort geht von einem Zustande der Entwicklung aus, da es, beziehungsweise auf den nachfolgenden Zustand der Ent- und Auswicklung, wie todt und finster ist, dem Samenkorn gleich, ehe es in die Erde gesenkt wird. Ich behaupte sogar aller Jacobischen Logik zum Trotz, dass es selbst im Denken und Forschen wohl möglich ist, sog. klare Begriffe sich zu verschaffen, aber nicht von ihnen auszugehen, weil man unfehlbar bei ihnen sitzen bleibt. Gewöhnlich sind sie so klar, so ausgeleert von Substanz, dass es unmöglich ist, mit ihnen noch an das eigentliche Dunkle, d. i. an das Reelle heranzukomNon fumum ex fulgore, sed ex fumo ad lucem, ist des echten Künstlers Art ist auch Gottes Art. 127 Gott ist Erstes und Letztes, A und 2; aber als das A ist er nicht, was er als das 2 ist, und inwiefern er nur als dieses Gott sensu eminenti ist,

men.

selbst und soweit eine völlige Freiheit von allem Sein und gegen alles Sein; aber es ist ihm unvermeidlich, sich selbst anzuziehen, denn nur dazu ist es Subjekt, dass es sich selbst Objekt werden könne; indem es aber sich selbst anzieht, ist es nicht mehr als nichts, sondern als Etwas und empfindet dieses Sein als ein zugezogenes und demnach zufälliges .... Das erste Seiende ist also zugleich das erste Zufällige. (S. W. X, 99-101.) Hierin ruht das Uebergangsmoment zur positiven Philosophie. Das ursprüngliche Subjekt erhält sich siegreich als Subjekt gegenüber dem Gegenständlichen, Natürlichen, und Gott wird hervorgehen als ,,jenes zuletzt als Subjekt, als über alles siegreich stehen bleibende Subjekt, das nicht mehr zum Objekt herabsinken kann" (1. c. p. 123).

126 Denkmal etc. p. 82-94. Es muss das sittliche Wesen, eben um ein solches zu sein, und um sich als solches zu unterscheiden (worin eben der Aktus der Persönlichkeit besteht), einen Anfang seiner selbst in sich selbst haben, der nicht sittlich wohl zu unterscheiden von unsittlich) ist. Aber der Anfang seiner selbst, den ein sittliches Wesen in sich hat, ist doch schon potentiâ oder implicite sittlich, und kein absolut entgegengesetztes von Freiheit oder Sittlichkeit (1. c. p. 84). 127 1. c. p. 107.

kann er nicht auch als jenes Gott (in dem nemlichen Sinne) genannt werden, es wäre denn, man sagte ausdrücklich, der unentfaltete Gott, Deus implicitus, da er als 2 Deus explicitus ist. 128 Es kann darum nur der von Offenbarung sprechen, der die Natur als göttliches Organ anerkennt. Der Offenbarung durch die Person (Christi) musste die Offenbarung durch die Natur selbst vorhergehen. Beide Offenbarungen, die erste und die letzte, stehen und fallen mit einander, sind einerlei Offenbarung nur in verschiedenen Zeiten und durch verschiedene Mittel. 129

Nach dieser bittern Zurechtweisung was verblieb Jacobi? wohl nur, seine frühern Aussprüche treffend zu erhärten oder zu schweigen. Jacobi that keines von beiden; er wiederholte nur, als wäre Schelling's Denkmal gar nicht geschrieben, die alte Melodie. 130 Wir dürfen es unverholen aussprechen: Jacobi konnte am Ende seiner Tage unmöglich mehr Schelling's Monotheismus verstehen. Ihm blieb die letzte und unabweisbare Wahl zwischen blinder Nothwendigkeit und einem persönlichen Gotte; ihm blieb bestehen, dass schon die Frage unberechtigt sei, wie denn überhaupt ein Gegensatz den andern setzen könne, ohne dass dieser andere im Wesen des Setzenden begründet liege. Und diesem entsprechend schliesst er auch die Vorrede des II. Bandes der Gesammtausgabe mit den Worten: „Ich führe nicht Krieg mit dem Naturalismus nach der Weise des Spinoza, dem geraden, unverhüllten Naturalismus . . . . Ich führe nur Krieg mit dem Naturalismus, der auch wissen will von übernatürlichen Dingen, ja von einem Gotte, hilfreich, gnädig und erbarmend, wie der Gott der Christen." 131 Denn, meint Jacobi, was soll das heissen, die Vernunft ursprünglich blind sein zu lassen und in diesem Zustande sie die absolute zu nennen? sie dann mit der Nothwendigkeit zu identifiziren, so dass diese nun als eine insgeheim vernünftige

....

128 1. c. p. 112. 113. Es kann darum ein unmittelbares Wissen von einem persönlichen Gotte auch nur ein persönliches sein, beruhend wie jedes der Art auf Umgang, wirklicher Erfahrung Aber dies gehört nicht in die Philosophie. (1. c. p. 113.) Was ist wahres Erkennen anders als Lieben, was Lieben anders als das höchste Erkennen? (1. c. p. 168.) 129 1. c. p. 172. 130 Es charakterisirt Jacobi, dass er sich hiebei einredet: „Wie ich bin, so thue ich und habe ich gethan. Ein Schriftsteller, der sich einmal mit der ganzen Klarheit, die in ihm war, ausgedrückt hat, soll sich dabei beruhigen.... Mit Leuten, die wissentlich gegen die Wahrheit streiten, verliert man immer durch Worte. (III p. IV.) 131 II, 116. 117.

sich darstellt, und so flugs das anstössige blinde Schicksal, die vernunftlose Nothwendigkeit, aus dem Wege zu schaffen.,,Sind, so spricht die Naturphilosophie wie jeder eingesteht und alle Sprachen bezeugen, die Begriffe des Vernünftigen und Nothwendigen gleichbedeutende Begriffe, ist jenes nur die Abspiegelung, die in der Reflexion hervorgehende Vorstellung von diesem: so können die Begriffe des Nothwendigen und Freien unmöglich entgegengesetzte, sich wechselseitig aufhebende Begriffe sein. Offenbar fallen dann die Begriffe des Freien, des Vernunftgemässen und des Nothwendigen in dem einen Begriff des Unbedingten oder der ewigen Wesenheit der Dinge und der ewigen Urkraft in dieser Wesenheit zusammen; das Freie schwebt dann nicht mehr, wie so viele kindlich geträumt haben, und wohl hie und da noch träumen, als Schöpfer über der Natur, sondern es liegt als das allein wahre Sein ihr nur zu Grunde.“ Das sind Worte! entgegnet Jacobi: Was im Gegensatz mit dem Schicksal den Gott zu einem wahren Gotte macht, heisst Vorsehung. Nur wo sie ist, da ist Vernunft, und wo Vernunft ist, da ist auch sie. Sie selbst ist der Geist, und nur dem, was des Geistes ist, entsprechen die sein. Dasein verkündenden Gefühle der Bewunderung, der Ehrfurcht, der Liebe. Eine gedankenlose, absichtlose Macht bewundern wir nicht, wie der Kenner der Mechanik über vieles lächelt, was der Naturmensch anbetet. 132 Nicht eine alle Wunder vertilgende Wissenschaft, sondern ein neben der Wissenschaft bestehender, ihr unüberwindlicher Glaube an ein Wesen, welches nur Wunder thun kann und auch den Menschen wunderkräftig schuf, der Glaube an Gott, Freiheit, Tugend und Unsterblichkeit ist das Kleinod unseres Geschlechtes; er ist das unterscheidende Merkmal der Menschheit, er ist die vernünftige Seele selbst. 133 Wenn man damit vergleicht, was Schelling in seiner Philosophie der Offenbarung 134 über das göttliche Leben geschrieben, so leuchtet ohne Weiteres ein, wie wenig Jacobi ich will nicht sagen die Naturphilosophie, aber die Philosophie Schelling's verstand. Offenbar lässt Schelling die Nothwendigkeit zur wahren Freiheit, die Macht zur Liebe empor sich heben, wenn er sagt: „Der Grund setzt das sich aus ihm Entwickelnde über sich, erklärt es als Höheres und unterwirft sich ihm, nachdem er zu seiner Entwick

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132 II, 49-52.

133 II, 55.

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s. W. IV, 24 sq.; vide Anm. 64.

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