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den geringsten Werth und hat, wie ich zuversichtlich glaube, in Wahrheit noch niemals für einen Menschen Werth gehabt, sobald derselbe nur sich dieses Resultates gehörig bewusst geworden ist. 46 Nur der Begriff eines lebendigen Gottes interessirt uns, sagt auch Kant, und dieser Gott ist mit Freiheit und Unsterblichkeit ein wesentlicher Gegenstand der Philosophie. 47 Eine Wissenschaft also, die mich von Persönlichkeit, Freiheit und den Offenbarungen der Seele hinwegleitet, sie ohne Gewicht findet und ohne Bedeutung, welche Gott und Tugend leugnet und mit sich unvereinbar achtet; dabei aber sich geberdet, als besitze sie vollständige Erkenntniss, als vermöge sie allen Zweifel des Philosophirenden zu vertilgen, als wäre sie allwissend und einer über sie hinausgehenden Erkenntniss nicht bedürftig: eine solche Wissenschaft gilt mir nichts, wenn sie auch sich als ein festes geschlossenes System ausweist und innerhalb ihrer Thätigkeitssphäre ihre Gegenstände selbst hervorbringt, das Wahre und die Wahrheit schafft, durchweg selbständig ist und Alles ausser ihr in Nichts verwandelt. 48

Ein festgeschlossenes, in sich abgerundetes System ist Wissenschaft im Sinne Spinoza's; ihr Prinzip ist das Denken. Dieser Wissenschaft entgegen steht die Wissenschaft im Sinne Platon's; hier baut sich die Welt der Gedanken nur aus dem bestimmten Realen heraus auf. Die Richtigkeit der einen oder andern Wissenschaft kann natürlich nur durch eine genaue Vergleichung ihrer Resultate mit den Grundforderungen des persönlichen Daseins festgestellt werden. Sicher ist die Unzulänglichkeit des Spinozismus dargethan, sobald sich nachweisen lässt, dass mit der prinzipiellen Setzung des Bewusstseins die Wissenschaft innerlich zwar unüberwindlich wird, aber auch unfähig, über sich hinauszugreifen; dass diese unüberwindliche absolutistische Wissenschaft weder reales Sein, noch Gott, noch Freiheit zu setzen im Stande ist so wenig im Stande ist, dass sie in sich auch gar keinen Ansatz zu solchen Bestimmungen spürt, ja sich in solche ihrer Natur widerstrebenden Bestimmungen nur verliert, wenn sie von aussen her dazu gedrängt wird. Denn dann bleibt dem philosophirenden Individuum am Ende nur das Dilemma: entweder sein persönliches Sein aufzugeben, sich selbst der Realität nach zu verlieren und das „Ich bin, ich handle, schaffe, bringe hervor!" 49 — für

46 IV, p. XVIII. 49 III, 414.

47 IV, p.XXIV. XXX.

48 IV', p. XXVIII sq.

das Resultat eines Trugschlusses anzuerkennen, oder wider diese Wissenschaft und ihre Resultate ein unmittelbares Geistesund Gottesbewusstsein im Menschen zu setzen, und zu behaupten, dass es durchaus keinen bloss spekulativen Weg zum Innewerden Gottes gibt. 50

III.

Bei der Feststellung der Gränzen und zugleich der begränzten Berechtigung des Spinozismus kommt es vor Allem auf die WechselBeziehung des Menschenindividuums zu seinem Bewusstsein an. Im Allgemeinen hat schon das Vorausgesendete zu dem Resultat hingeleitet: Der Mensch ist zwar nicht durch sein Ichbewusstsein; aber er hat sich selbst nur durch dasselbe. Es ist die Aufgabe dieses Abschnittes, diesen Satz im Besondern zu erhärten und damit zugleich dem Spinozismus seine Stellung im Gebiete der Philosophie anzuweisen. Persönliches Leben, das zeitliche, ist ein aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammengesetzter Begriff. Indem wir diesen Begriff erzeugen, erzeugen wir uns selbst als

50 IV, p. XXXVIII. XXXIX. Ich fasse hier und auch am Schlusse der folgenden Abschnitte diejenigen Stellen zusammen, die sich auf den betreffenden Abschnittsinhalt im Grossen und Ganzen beziehen; ich habe mich hiezu insbesondere darum bewegen lassen, weil die eingestreuten Citate und Anmerkungen nicht immer auch vollständige Belege für den Gang der Darstellung selbst sein möchten; dann aber auch darum, weil bei der schriftstellerischen Art Jacobi's eine erschöpfende Belegführung bezüglich des Gesagten das Werk selbst allzucompendiös und vielleicht auch unklarer d. h. undurchsichtiger — gemacht haben würde. Bezüglich des empirisch individuellen Standpunktes der Jacobischen Philosophie vergleiche man: Die Briefsammlung Allwill's (und hier besonders: I, p. XI—XVI; die Briefe IX. XIX. XX. XXI und die Zugabe an Erhard O**). Den zweiten Theil der zufälligen Ergiessungen eines einsamen DenkersI, 268 sq; dazu I, 364–367. 400-404; II, 56–58. 113. 114. 119–123. 204-215. 244. 245. 254. 255; III, 37–41. 207. 208. 275. 296–301. IV°, p. XIII-XXI. XXXVIII bis XLII. XLIX. L-LIV; IV', 48-50. 232-250; IV', 52. 53; den Roman Woldemar (und hier besonders V, 27. 104–114. 131–135. 165–185. 194–206. 270. 271. 378. 380. 383-386. 437. 438, sowie von dem Anhang p. 20; VI, 25. 26. 29. 66 72. 134. 144. 151. 166. 167. 168. 173-175. 189. 190. 224-227. Unter den Stellen, die auf die prinzipielle individuelle Wahl und auf das Entscheidungsmoment bei Jacobi für Spinozismus oder Platonismus Bezug haben, nenne ich: I, 132-135; II, 21. 22. 42. 46. 47; III, 5. 6. 26. 27. 30. 31. 43. 44. 233-236. 382. 383. 449; IV, 70–74. 230–232; V, 77. 78. 182. 189; VI, 231. 238. 239.

vernünftige Wesen in der Erscheinung, indem wir ihn festhalten und fortsetzen, erhalten wir uns als solche. Von einem nicht also bedingten, nicht zeitlichen Leben, von einem Leben ohne Vergangenheit und Zukunft, ohne Bestimmung, haben wir keine Vorstellung. Bei dem Menschen erhebt sich diese Besinnung bis zum Begriff. Des Menschen ganzes Bewusstsein ist ein Begriff, den er construirt und fortleitet. Ohne Zusammenhang kann der Mensch sich nicht denken.2 Denn würde er sich ganz seiner endlichen Natur, dem mannichfaltigen, veränderlichen Wesen der Sinnlichkeit hingeben, so würde er bald in dem immerwährenden Wechsel sein Selbst verlieren.3 Diese zusammenfassende Kraft ist das Abstraktionsvermögen des Menschen. Die menschliche Seele erhebt sich durch dieses Vermögen über ihre einzelnen Empfindungen und Wahrnehmungen in Begriffen und ist dadurch befähigt, nicht bloss sich selbst von einem Andern, was sie nicht ist, zu unterscheiden, sondern auch diese Unterscheidung durch das Ich-Bewusstsein, durch den Ich-Begriff klar auszusprechen. Das menschliche Bewusstsein an sich, nemlich das reine, bewusstseinlose Bewusstsein, ist zwar nur der Ort, wo die Empfindungen, durch die Einbildungskraft, gleich als wären sie nicht bloss Empfindungen, gestaltet, und von ihr geführt, haufenweise nur zusammen kommen und, Art zu Art gesellt, sich in Reihen niederlassen, um ein gemeinschaftliches Gemüth einmüthig einzurichten; 5 als unser Bewusstsein erfassen wir es aber immer nur als den Inbegriff dieses einmüthig eingerichteten Gemüths. Wir fassen unsere ganze Gedankenwelt in dem Ich-Bewusstsein zusammen und machen sohin alle Gedanken als solche zu Theilen unsers Ich, nemlich desjenigen, als welches wir uns selbst im Bewusstsein erfassen. Dass das Ich nicht zerfahren, nicht von sich lassen kann, macht das an sich unempfindliche Bewusstsein lebendig. Sobald es nemlich in sich ein Mannichfaltiges gewahr wird, muss es das Mannichfaltige verknüpfen d. i. unter einen umfassenden Begriff subsummiren. Diese innerliche Thätigkeit des Bewusstseins heissen wir Verstand.

3 II, 103 sq.

1 I, 277. 2 VI, 200. 4 II, 278. Ist die Fähigkeit, Eindrücke anzunehmen, so mannichfaltig und vollkommen, dass ein artikulirtes Echo im Bewusstsein laut wird, so erhebt sich über die Empfindung das Wort; es erscheinet, was wir Vernunft, es erscheinet, was wir Person nennen. Das Bewusstsein erhöht sich im selben Verhältniss, wie das Vermögen steigt, sich von andern Dingen extensiv und intensiv zu unterscheiden (II, 263. 264). 5 III, 225.

Reiner Verstand ist das blosse Vermögen der Begriffe und des Wieder-bewusst-werdens der Anschauungen in Begriffen."

Der Verstand ist sonach seinem Wesen nach ein Einfaches, Unveränderliches, und seine Thätigkeit, sich in diesem Wesen zu erhalten. Was in seine Sphäre gelangen soll, muss sich darum auch diesem seinem Wesen anpassen. Seine Beziehung auf das Empirische, Sinnliche, durch das allein in unser Bewusstsein ein Mannichfaches (von Empfindungen) gelangt, ist daher eine vertilgende, das Viele und Mannichfaltige aufhebende Beziehung; sein Bestreben überhaupt ein blosses Widerstreben gegen alles ausser ihm. Ueberall sucht er nur das Ende der Mühe, welche ihm die Sinnlichkeit wider seinen Willen macht. Daher jenes unaufhörliche Gleichsetzen, welches wir verknüpfen nennen, und das nur ein fortgesetztes Vermindern und Vereinfachen des Mannichfaltigen ist, wenn es möglich wäre, - bis zur gänzlichen Wegräumung und Vernichtung desselben. Nur weil die Sinne bestehen bleiben und eine solche gänzliche Vernichtung durch Vereinfachung unmöglich machen, darum allein bleibt der Verstand in Thätigkeit. An und für sich selbst unthätig, ohne Suchen und Verlangen, ohne Bedürfniss und Geschäft, will er in gestörter Ruhe ewig nur die ungestörte, müssige und leere, die er mit Verdruss entbehrt, wieder haben. Durch die Anfälle der Sinnlichkeit, auf sie zu merken mit Gewalt genöthigt, fühlt er jedesmal ein solches Ausser-sichgerathen, minder oder mehr, mit Schrecken; er ängstiget sich und arbeitet dann mit Anstrengung, um aufs schnellste nur wieder zu sich selbst zu kommen, einzugehen in sein eigenes homogenes Wesen, in das reine bewusstseinlose Bewusstsein. Einzig und allein in jener Absicht macht er Begriffe. Mit Hilfe der Begriffe nemlich treibt er von dem auf ihn eindringenden Vielen und Mannichfaltigen so viel auf der Stelle wieder von sich aus, als sich nur immer durch begriffliche Verknüpfung in einer Einheit erfassen lässt. Immer weitere Kreise des Begriffs ziehend, die für das Mannichfache der Sinnlichkeit zu immer engeren des Daseins werden, will er zuletzt in einem allerweitesten Begriff gänzlich vor sich untergehen und so dem leeren Erkenntnisswesen ein Ende gemacht sehen. Es besteht also das Geschäft des Verstandes überhaupt in progressiver Verknüpfung, und sein speculatives Geschäft in der Verknüpfung nach erkannten Gesetzen der Nothwen

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digkeit d. i. des Identischen. Denn von einer andern Nothwendigkeit als dieser, welche der Verstand selbst mit Hilfe des bei seinen Progressionen unentbehrlichen Absonderns und Wiedervereinigens durch abwechselndes Halten und Lassen erschafft und in identischen Sätzen darstellt, hat er keinen Begriff. Die Unbestimmtheit menschlicher Sprache und Bezeichnung und das Wandelbare sinnlicher Gestalten lässt aber fast durchgängig diese Sätze ein äusserliches Ansehen gewinnen, als sagten sie etwas mehr, als das blosse: quidquid est, illud est, mehr als ein blosses Faktum aus, welches wahrgenommen, beobachtet, verglichen, wieder erkannt und mit andern Begriffen verknüpft wurde.s

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Die Darstellung unserer Bewusstseinsthätigkeit kann natürlich nur durch letztere selbst geschehen. Indem wir aber unsere Verstandesthätigkeit uns zum Bewusstsein bringen, muss uns eine ganz und gar durch das Bewusstsein selbst begründete Ideenwelt aufgehen. 10 Nun erweist sich das Bewusstsein, wie wir es aus seiner Thätigkeit gegen das Mannichfaltige des Sinnlichen, also in seiner Abstraktion, zu gewinnen vermögen, als reine Einheit, deren Thätigkeit sich in der Setzung des idem est idem erschöpft. Die reine Thätigkeit unsers Bewusstseins besteht also einzig in der Bildung von Identitätsurtheilen. Sowohl die apriorische Construktion eines Begriffs überhaupt, als der begriffliche Inhalt innerhalb des Bewusstseins sind hierdurch bestimmt. Wegen der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Verstand, Identitätsurtheil und Begriff haben wir auch eigentliche Begriffe nur von Figur, Zahl, Lage, Bewegung und den Formen des Denkens; von Qualitäten als solchen haben wir keine Begriffe, selbst nicht von unserm eigenen Dasein. Und wenn wir sagen, dass wir eine Qualität erforscht haben, so sagen wir damit nichts anderes, als wir haben sie auf Figur, Zahl, Lage und Bewegung zurückgeführt und darin aufgelöst, wodurch aber die Qualität objektiv vernichtet ist. 11 Nur was sich in die Form des,,idem est idem" zwängen lässt, das vermag ein begrifflicher Inhalt zu werden. Der Begriff selbst schliesst immer nothwendig den sogenannten Satz vom zureichenden Grund ein; er ist immer der Vertreter eines Identitätsurtheils als solchen. Was sonst noch in einem Urtheile angetroffen werden mag, gehört zum Materialen desselben und nimmt daher im Verstande nicht seinen Ursprung. 12 Durch den Verstand wird uns nichts Wirkliches gegeben; der Ver

IV, 150. 151. II, 232.

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10 IV',

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132. 11 IV', 149. Anm. III, 161. 162.

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