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kein Friede ist, oder die Frieden wollen unter schmachvollen Bedingungen, die sie von der Welt sich gefallen lassen, oder die den Weg zum Frieden durch Aufruhr und Geschrei zu bahnen vermeinen. Sehet zu, daß niemand euch zu solchem verführe. Ach ja, in dieser gährungsvollen, versuchungsvollen Zeit, wo alle Stimmen durcheinander tönen, da müssen wir feierlich bekennen: heiliger Geist thut uns Noth! Da müssen wir bitten und flehen:

Komm heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen
Und entzünd' in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe,
Der du durch Mannichfaltigkeit der Zungen

Die Völker der ganzen Welt versammelt hast

In Einigkeit des Glaubens, Halleluja, Halleluja. II. Aber, wie soll das geschehen? Unter welcher Bedin gung werden wir heiligen Geist gewinnen? Gel., wir feiern heute ein Fest; ein Fest erinnert uns an eine bestimmte Begebenheit, an etwas, was nicht in dem natürlichen Gange der Dinge liegt. Heiligen Geist zu gewinnen, versteht sich nicht von selbst. Der Gesalbte des Herrn hat unter uns erscheinen müssen, der Gesalbte des Herrn hat ein heiliges, schweres Werk vollbringen müssen. Wir haben einen Weg von Advent bis hierher machen müssen, wo wir jezt stehen, um Pfingsten feiern zu können. Es sind Bedingungen nothwendig, unter welchen allein wir des heiligen Geistes theilhaftig werden. O, je mehr jezt der Ruf nach Wahrheit und nach Frieden ertönt, also nach Gütern, die so recht Güter des heiligen Geistes sind, desto mehr lasset uns der Bedingungen eingedenk sein, welche allein zur Erlangung derselben führen. Wir hören sie, diese Bedingungen, in unserem Terte, wir hören sie in der Frage des Jüngers: „Herr, was ist es, daß du uns dich willst offenbaren und nicht der Welt?". Wir hören sie in der Antwort: ,,wer mich liebet, der wird mein Wort halten und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen". Wir hören sie in dem Trostesworte: ich gebe euch den Frieden, den Frieden lasse ich euch"; wir hören sie in dem Verheißungsworte: ich will euch nicht Waisen lassen, ich fomme zu euch".

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Gel., in allen diesen Aussprüchen ist die Eine Bedingung ausgesprochen, unter welcher wir allein Frucht und Segen des heiligen Geistes gewinnen können, sie heißt: liebet euern Heiland! Wir haben ihn ja geschaut als die menschgewordene, Wahrheit, als den Person gewordenen Frieden. Liebet euern Heiland! Gewiß einst, wenn die Wahrheit wird völlig offenbar sein, wenn fie durch viele Umwege des Irrthums, und des Vorurtheils, ja durch die Verzerrungen der Lüge hindurch gerettet sein und ihre Gestalt zeigen wird, allen sichtbar, allen zugänglich, allen sich mittheilend, da werden wir die Züge unseres Heilands an ihr entdecken! Eine reichere Anwendung der Wahrheit auf die verschie densten Verhältnisse des Lebens, eine größere Verbreitung derselben mag stattfinden, aber eine höhere und innigere Erkenntniß giebt es nicht, als die in Christo und von Christo; das Herz der Wahrheit hat schon geschlagen in dem Herzen Christi, es ist sein eigener Geist, der Geist der Wahrheit. Liebet euern Heiland! Gewiß einst, wenn die Kämpfe, die vielleicht in der nächsten Zeit noch furchtbarer entbrennen, wenn die Kämpfe geschwiegen haben werden; wenn wirklich die Gerechtigkeit wie eine starke Mauer uns umgeben und der Friede wie ein blühender Weinstock, sein wird, unter dessen Schatten wir uns lagern; wenn wir alle geworden sein werden Ein Leib in Einem Geiste, da die Unterschiede zwar nicht verschwunden, aber in höherer Einigung zusammengehalten sind: dann wird der, der vielleicht von neuem verachtet und zurückgestoßen gewesen ist, hervortreten in neuer und verklärter Gestalt, dann werden sie ihn erkennen als den Bringer und König dieses Reiches, als das zusammenfassende Haupt und Herz desselben, als den, dessen Geist in den Propheten war, als fie auf die goldene Zeit der Zukunft hinwiesen. Liebet euern Heiland! Dieß fann die Welt nicht; diese kann nur sich selbst lieben, und solches ist Gegentheil der Liebe. Sie fasset ihn nicht, sie erkennet ihn nicht, weil sie nur Sinn für sich selber hat. Lieben dieß bewährt sich vor allem in der Treue, in dem Wort halten; wer da sagt, er liebe den Herrn und hält sein Wort nicht und verkehret sein Wort, der ist ein Lügner. Lieben dieß kann

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man nur in der Hingabe an andere und höhere, wenn man sich frei weiß in der Abhängigkeit, wenn man durch Gehorsam Freiheit lernt, wie das Kind, das von Vater- und Mutterliebe geführt wird, in dieser Liebe erst selbst lieben lernt.

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D, Gel., lasset das heutige Pfingstfest eine große, laute Mahnung an alle werden: liebet euern Heiland! Es ist ein wunderbarer Kreislauf seines Geistes; die Liebe zu ihm bringt uns heiligen Geist; und derselbe Geist ist es, durch den die Liebe ausgegoffen steht in unseren Herzen! Sind wir nicht in diesen Geist getauft? In der Gemeinschaft der Kirche stehen heißt das nicht von ihm, diesem Geiste, berührt und ergriffen werden? Der Heiland hat es uns verheißen: „ich will euch nicht Waisen werden lassen"; er stellt uns nicht auf uns allein; er öffnet uns ein Herz, sein Herz, an das wir uns wenden dürfen, wenden sollen; er versichert uns eines Vaterschuhes und einer Muttertreue, für welche irdische Vater- und Mutterliebe nur ein schwaches Bild ist! Und also von seiner Liebe bewacht, gehütet, geleitet, geför dert, laffet uns ihn mit unserer Liebe umfangen und aus seinem Geiste schöpfen, „lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt". Es geht eine Rede durch die Welt, die sich rühmet, das legte Wort der Wahrheit zn sein, eine Rede, die da sagt, daß der Menschengeist die alleinige Macht sei, der wir uns hinzugeben hätten, daß die Welt- und Selbstliebe die einzig mögliche Liebe sei. Sie nennen dieß Reichthum aber ist es nicht die größte Armuth? Keinen Gott und Heiland lieben können das heißt durch eigene Schuld der ärmste Waise sein!

O, komm hernieder, heiliger Geist und suche heim unsere Herzen! Laß uns deine Wahrheit schauen, deinen Frieden schmecken! Laß in seligem Wechseltausche den Herrn verklärt sein in unserem Herzen, auf daß wir in der Liebe zu ihm neues Regen und Bewegen von dir vernehmen! Öffne die Augen dieser Zeit und ihres Geschlechtes, daß sie deine Wege erkenne und ihres Zieles nicht verfehle! Tröste, kräftige, stärke uns allzumal! Komm, heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen und entzünd' in ihnen das Feuer der göttlichen Liebe! Amen.

XV..

Röm. 12, 11. 12.

Seid nicht träge, was ihr thun sollt. Seid brünstig im Geiste. Schicket euch in die Zeit. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.

Wir haben in unserem Gesange unsere Liebe zu unserem Herrn und Heilande bezeugt, weil nur aus solcher Liebe heraus die Kraft erwächst, uns in den Dienst des Herrn zu stellen, uns zu erneuern, uns herauszustellen aus dem vergänglichen Wesen der Welt und unser ganzes Leben zu einem vernünftigen Gottesdienste zu machen *). Nur aus solcher Liebe heraus wird es uns möglich werden, auch die heutigen Ermahnungen des Apostels zu verstehen, und, was mehr sagen will, zu befolgen durch die That. O, es sind ja wieder köstliche Perlen in der Reihe der apostolischen Ermahnungen, die uns heute geboten werden, köftliche Perlen, die, ungleich den irdischen Schäßen, durch ihren Gebrauch nur immer köstlicher und glänzender werden.

Priesterliche Werke und priesterliche Empfindungen werden uns in dem heutigen Terte aufgezeigt; aufgezeigt nicht zum Bewundern und Anstaunen, sondern zur Aneignung und Nachfelge. O, gieb uns, Herr, ein Herz, das Freude an solchem Werk und an solcher Empfindung hat, gieb zum Wollen auch das Vollbringen! Amen.

I. Zur Liebe, zur falschlosen, treuen, herzlichen und demüthigen Liebe hatte uns der Apostel in dem vorangegangenen Terte

*) Diese und die drei folgenden Predigten find aus einem größeren Zufammenhange von Predigten genommen, welche das 12-16. Capitel des Römerbriefes behandelten.

ermahnt. Ist die Liebe des Gesezes Erfüllung, so ist auch nichts nöthiger, als Fleiß und Rührigkeit, sie zu üben. Darum fügt er das ermunternde Wort hinzu: „seid nicht träge, was ihr thun sollt!" Seht, zu solcher Thätigkeit und Tapferkeit fordert uns gerade der jenige Apostel auf, der es am meisten versteht, alle Einbildung auf unser Thun und Wirken niederzuschlagen. Er trifft dabei in der That einen wunden Fleck in unserem menschlichen Wesen. Haben wir unsere Pflicht auch erkannt - welch' eine große Kluft breitet sich dann noch immer aus zwischen der erkannten und der erfüllten Pflicht! Wir wissen wohl, was wir zu thun haben, aber dazwischen und zwischen der wirklichen That lagert sich, wie oft! die süße Gewohnheit, an der wir hängen, des Fleisches Zärtlichkeit, die uns umfängt, der Hang zur Bequemlichkeit, der uns niederzicht, die Scheu, uns selbst wehe zu thun. Da werden, wie oft! Ausflüchte gesucht und Entschuldigungen ersonnen; da ist ein fortwährender kleiner Krieg zwischen unseren Neigungen und unserer Pflicht; da entsteht ein Zögern, ein Unterbrechen, ein Feilschen und Markten, aus dem freilich nichts Ganzes und Volles und Gediegenes herauskommen kann.

So thut es denn Noth, auf die apostolische Mahnung zu hören: seid nicht träge, was ihr thun sollt". Bersäumet nicht, was ihr thun sollt. D, das ist ein schweres, schweres Wort, wenn du sagen mußt: ich habe versäumt, was ich hätte thun sollen! Es ist wie ein nagender Wurm, wie ein brennendes Feuer. Man geht so leicht über dieses Wort: Versäumniß oder Unterlas sungsfünde hinweg; man dünkt sich schon besonders tugendhaft, wenn man sich vor Begehungsfünden zu bewahren sucht — und doch, wie lastend liegt gerade Versäumtes auf dem Herzen! Nennen wir es Blödigkeit oder Scheu, Mangel an schnellem Blick, an Festigkeit und Fertigkeit, zuzugreifen und zu handeln; oder nennen wir es Leichtsinn, Lässigkeit, Gleichgültigkeit, was uns Herz und Hände gebunden hält: dieß alles sind nur verschiedene Namen und Gestalten des Einen Feindes: Trägheit! Und davor warnet und mahnet die Stimme des Evangeliums; kann man sie doch zusam menfassen in die ernste und dringende Bitte: versäumet nicht eure

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