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Zeit, die Zeit der Gnade, versäumet nicht, einzukommen in die Ruhe, die bereitet ist dem Volke Gottes, seid nicht träge, was ihr thun follt".

Wenn nun so viel darauf ankommt, nicht träge zu sein, was sollen wir denn thun, um das apostolische Wort zu erfüllen? Seid brünstig im Geist lautet die Antwort. Die Trägheit ist eine Sache des Fleisches, der falschen, ungeordneten Sinnlichkeit; aus der Trägheit heraus muß uns der Geist, der heilige Geist retten, der ein Geist der Kraft, der Zucht und der Liebe ist. D, es ist etwas gar sehr Bewegendes um diesen Geist! : Wie das Wasser, das in Hige gesezet wird, sich rasch in sich bewegt; wie es wallet, daß auch kein Tropfen am anderen ruhig sich verhält: so wallet die Seele, die von dem Geiste in Bewegung gesehet ist! Das Fleisch sinkt nach dem Geseße der Schwere in die Tiefe; dev Geist dringt nach Oben, nach dem Urquell und der Heimath seines Lebens. Auch hier gilt das Wort: „fleischlich gesinnet sein ist der Tod, geistlich gesinnet sein ist Leben und Friede“. Aber freilich nicht fede Bewegung ist, weil das Gegentheil von Trägheit, ein Brünstig sein im Geiste! Blicket um euch! Welch' ein Regen und sich Bewegen! Welch ein Rennen und Laufen! Welch' ein überall emporloderndes Feuer, in dem man nach dem Augenblicke greift und ihn sich anzueignen sucht! Oder giebt sich nicht überall ein mächtiges Streben und Bewegen kund in allen Gebieten des Wissens, der Erkenntniß, des Nüglichen und des Schönen? Aber ist das auch ein Brünstigsein im heiligen Geist? auch verbunden mit dem Bestreben, zu`arbeiten an unserer Heiligung? Ach, wie oft wirkt in all diesem Haschen, in aller dieser scheinbar unerschöpflichen Geschäftigkeit und diesem ruhelofen Treiben zulegt boch ist seltsam zu sagen, aber es ist doch so! eine andere Art von doch"fo!» Trägheit des Fleisches! Und noch mehr, es giebt ein wirkliches Entbrennen des Geistes, das aber nicht ält und mit dem Stand Fleische endigt! Wie ist dem allem zu entgehen? Wann wird das Brünstigsein im Geiste ein wahres und gesegnetes?

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Unsere Luther'sche Bibelübersehung antwortet darauf mit den Worten: schicket euch in die Zeit!" Fragen wir aber nach den

eigentlichen Grundworten des Apostels, so lautet die Antwort: ,,dienet dem Herrn". Dann, wann diese ganze Bewegung unseres Herzens, dieses ganze Wallen und Regen unserer Seele, dieses Brennen in der Gluth des Geistes und seiner Liebe in den Dienst des Herrn gestellt wird, dann wird alles Eigenmächtige und Eigenwillige abfallen und das Siegel Gottes und seiner Wahrheit erringen. Es ist ja ein guter Herr, der unseren Dienst begehrt, ein Herr, der, indem er den Dienst von uns fordert, uns Anlaß giebt, Seligkeit zu gewinnen. Er ist ein wunderbarer, unerschöpflich reicher Wechsler, indem er, unsern Dienst annehmend, uns seine Güter schenkt. Er hat ein Recht auf uns und unser Leben, und indem er sein Recht verlangt, will er uns damit zugleich die höchsten Freuden mittheilen. D, lasset es uns nur lernen, uns allzumal als Diener dieses Herrn zu betrachten, begriffen in der großen Arbeit seines Reiches. Lasset uns unsere Werke als lebens dige Steine hinzufügen zu dem Tempel des lebendigen Gottes, zu welchem die Welt werden soll! Lasset uns uns anreden und gegenseitig begrüßen als Mitarbeiter des Herrn, es ist der schönste Ehrenname, der einem Christen gegeben werden kann. Diener des Herrn, in sein Geheimniß hineingezogen, Haushalter seiner Geheimnisse sein, auf seinem Grund und Boden stehend, aus seiner Kraft arbeitend, um die Herrschaft des Bösen zu brechen — das macht rührig und eifrig. Von hier aus, von solcher Erkenntniß aus, daß wir zum Dienst des Herrn berufen sind, da erst treten die bisherigen Ermahnungen in das rechte Licht: „feid nicht träge, was ihr thun sollt, seid brünstig im Geiste".

Und ist das nicht im Grunde dasselbe, wenn wir mit unserer deutschen Bibel sagen: „schicket euch in die Zeit“? Fürwahr, es ist für den Apostel, es ist für den christlichen Geist überhaupt Eines und dasselbe, zu sagen: „dienet dem Herrn“, und: „schicket euch in die Zeit"; denn für den Christen giebt es kein anderes fich Schicken in die Zeit, als ein solches, in welchem eben der Wille des Herrn vollbracht wird. Sich in die Zeit schicken, heißt, die Zeit verwenden für den Dienst des Herrn, heißt, sie als den Stoff betrachten, in welchen der Herr durchaus sein Bild und Sie

gel drücken will. Da kann nicht die Rede sein von einem sich Schicken in die Zeit, als wäre sie die Herrin, da giebt es kein sklavisches Anhängen an den Geist der Zeit, der so oft ein falscher ist.

So haben wir die priesterlichen Werke betrachtet, wozu uns] die apostolischen Ermahnungen bis jegt ermuntert haben. Aber das Evangelium reicht über die Werke hinaus, es reicht bis in das innerste Gemüth. Es giebt auch priesterliche Empfindungen. „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet" das sind solche priesterliche Empfindungen.

Wer dem Herrn dient, der dient einem guten, feinen Herrn, der darf sein Herz erweitern und erheben. Denn er hat des Herrn Verheißungswort zum Pfande: „ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über weniges getreu gewesen, ich will dich über viel segen, gehe ein zu deines Herrn Freude!" Solche Aussicht, solche Hoffnung macht fröhlich. Das Evangelium schafft fröhliche Herzen. Auf dem Wege des Evangeliums wandeln, heißt nicht mehr und nicht minder als: wandeln auf einem Wege, der zur Herrlichkeit führt, hindurchdringen zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. O, wunderbare, unbeschreibliche und unvergleichliche Christenhoffnung! „Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden, aber wenn es erscheinen wird, werden wir ihn sehen, wie er ist.“ Es wird eine Zeit sein, wo fein Leid, keine Thräne, kein Geschrei mehr sein wird; es wird eine Zeit sein, wo Gott fein wird Alles in Allem. Über diese Zeit, über diese Erde hinaus trägt uns unsere Christenhoffnung; die besondere Art und Weise, wann und wie dieses Ende kommen wird, kennen wir nicht, begehren sie auch nicht zu wissen, der Menschensohn hat ja selbst gesagt: „Zeit und Stunde hat sich der Vater seiner Macht vorbehalten!" Aber daß es solch eine Zeit der Vollendung überhaupt giebt, das macht uns fröhlich, das macht uns zu einem Wanderer, der von der Frische des Morgens umweht und gestärkt jubelnd seinen Weg dahinzieht der Höhe zu, der im Voraus erfreut ist über die wunderbare Aussicht, die er dort genießen werde und in solcher Freude sich bestätigt und bestärkt findet, wenn ihm schon jeßt, schon auf dem Wege hier und da eine durchbrochene Aussicht sich zeigt

Freilich, auf solchem Wege giebt es auch mühsame Stunden; da sticht oft heiß die Sonne, da brausen die Stürme, da giebt es Engen, die ängstlich machen, da umhüllen Nebel und Wolken die Gipfel der Berge, von denen wir die schönste Aussicht erwarten. Dicht an das Wort: „seid fröhlich in Hoffnung“, muß sich darum das andere Wort anreihen: „,seid geduldig in Trübsal". Es giebt ja Lebenswege, auf denen es uns bange wird um Troft und wir rufen möchten: „Hüter, ist die Nacht bald hin?" Es giebt Stunden, wo alles so schwer und lastend auf uns liegt. Was soll hier geschehen? Sprich, willst du dich unmuthig niederwerfen und nicht weitergehen? Willst du aus troßiger Ohnmacht und ohnmächtigem Trogé herausrufen: ich kann nicht weiter!? „Sei geduldig in Trübsal"; stelle dich getrost unter die Last, die dir auferlegt ist, und schreite weiter; ist auch die Höhe, nach der du wanderst, verdeckt, sie ist deßwegen doch vorhanden; sind auch die Pfade verschlungen und scheinbar irre führend: fiehe, plöglich, in Einer Wendung liegt dir die Höhe vor Augen. „Durchgedrungen, durchgekämpft", ist der Wahlspruch der Geduld, die auch eine Tapferkeit ist, die auch ein Brünstigsein im Herrn erfordert, die auch ein Dienen des Herrn bleibt. Willst du die Stufen kennen ler nen, auf denen es von der ersten Erfahrung des Unglücks bis zur christlichen Geduld geht? Ein frommer Verkündiger des Evangeliums hat sie genannt, und ihm nach will ich sie nennen; da heißt's zuerst: ich muß leiden, sodann: ich kann leiden, weiterhin: ich darf leiden und endlich: ich will leiden. Seid ge= duldig in Trübsal"; wir haben ja ein Wörtlein des Herrn, wodurch wir die strauchelnden und müden Kniee stärken, das Wörtlein heißt: über ein Kleines.

Scheint da freilich unser Leben nicht gar getheilt, bald vom Schein des Glücks übergossen, bald in die Nacht des Unglücks gehüllt? Oder giebt es kein Band, das beides zusammenhält, die Fröhlichkeit der Hoffnung und die Geduld in der Trübsal? Es giebt ein Band, es heißt Gebet; wir hören des Apostels Mahnung: haltet an am Gebet! Im Gebet sind wir immer dieselben, in Hoffnung, wie in Trübsal. Denn es ist dasselbe Vaterherz,

an das wir uns halten dürfen, dieselbe Vaterhand, die wir darin ergreifen, sei es in Glück, sei es in Trübsal. Haltet an am Gebet: darin liegt Halt und Zusammenhang unseres Lebens, das ist der Gleichmuth, der von uns gefordert wird. Das Gebet ist der Athem unserer fröhlichen Hoffnung, unserer tragenden Geduld.

Gel., mit dem Blicke auf den Herrn haben wir begonnen, mit dem Blicke auf ihn müssen wir schließen. Denn er ist uns auch hier die lebendige Gestalt dessen, was der Apostel mahnt. Er ist nicht träge zu thun, was er soll: „ich muß wirken, sagt er, so lange es Tag ist.“ Er ist brünstig im Geist; „o, ruft er, daß das Feuer, das ich gekommen bin, anzuzünden, überall schon brennete!" Er dienet dem Herrn, denn seine Speise ist, daß er thue den Willen seines Vaters;" er ist fröhlich in Hoffnung, denn er sieht den Sieg voraus und spricht daher zu den Jüngern: „in der Welt habt ihr Angst, aber seid getroft, ich habe die Welt überwunden!“ er ist geduldig in Trübsal; in der bängsten Stunde seines Lebens hat er bekannt: „nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe." Er hält an am Gebet; das sind die Engel Gottes, die auf und niedersteigen auf des Menschen Sohn.“ Von ihm kommt Kraft des priesterlichen Werkes, von ihm die Seligkeit priesterlicher Empfindung! Seinen Fußtapfen lasset uns nachfolgen, seinen Namen laffet uns preisen! Amen.

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