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XVI.

Röm. 12, 13-16.

Nehmet euch der Heiligen Nothdurft an.

Herberget gerne. Segnet, die euch verfolgen; segnet und fluchet nicht. Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden.

,,Das ist mein Gebot, daß ihr euch unter einander liebet, gleich: wie ich euch geliebet habe. Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habet." So lautet der Spruch des Meisters; ihn befolgen ist die Probe der Jüngerschaft. Darum verkünden seine Apostel, treu ihrem Berufe, von ihm, von seiner Gnade und Wahrheit, zu zeugen, nicht blos die Botschaft: „lasset euch versöhnen mit Gott,“ sondern auch: „liebet, wie er geliebt hat, auf daß ihr seid in der Welt, gleichwie er war:"

Solch eine apostolische Botschaft vernehmen wir auch heute. Es ist noch immer das priesterliche Werk und der priesterliche Sinn der Liebe, den uns der Apostel vor Augen stellt. Man sollte denken, er habe in seinem 13ten Corinthercapitel alle Farben erschöpft, das Bild der Liebe zu malen, aber wer will das Unerschöpfliche erschöpfen? Wem würde es verleiden, dieses Ein und Alles, dieses Lebensbrot, dessen wir immer bedürfen, das Wort von der Liebe zu predigen und zu hören?

Aber es ist ja nicht etwa das Alte nur, was sich uns darbietet; eine neue Seite der Liebe entfaltet sich heute, eine solche, die der Apostel zwar schon früher angedeutet hat, die er aber heute in ihren einzelnen Zügen deutlicher zeigt; es ist die brüderliche Liebe, von der er schon früher ermahnt hat: „sie sei herzlich,“ deren Erweisung als eine herzliche er uns heute jedoch ganz besonders vorhält.

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Das ist's also, was unsere heutigen Tertesworte uns an's Herz legen: "die brüderliche Theilnahme. Und wenn der Apostel von dem Glauben einmal sagt, er habe eine Breite und Länge und Tiefe und Höhe, wahrlich, so läßt sich dasselbe auch von der brüderlichen Theilnahme sagen. In den wenigen Worten unseres heutigen Tertes schauen wir in die Breite, Höhe und Tiefe dieser brüderlichen Theilnahme.00.

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1. Das erste Wort unserer heutigen apoftolischen Ermahnung ist: nehmet euch der Heiligen Nothdurft an, herberget gerne." Ein weiter Kreis, eine Breite des Lebens wird uns damit aufgethan; wir werden hingewiesen auf die vielen, die neben uns sind, mit denen wir wandeln. Aber freilich, jene vielen, mit welchen diejenigen wandelten, die der Apostel ermahnte, ..wer waren fie? Heilige" nennt sie unser Tert. Sie hatten sich hinzuthun laffen zur Gemeinde, überwunden von der Kraft des Zeugnisses, daß Jesus sei der Christ. Diese einzige Erfahrung, die sie gémacht, schuf aus ihnen Ein Herz und Eine Seele; in diefer einzigen Erfahrung hielten sie zusammen in gemeinschaftlichem Gebet und Brotbrechen, und auch in ihren Häusern, auch in ihrer Einsamkeit verband sie das Gefühl eines gemeinsamen Lebens. Ja, sie wußten etwas, diese an Chriftum Gläubigen, was bis dahin Niemand gefühlt und gewußt hatte, was ohne das Evangelium auch Niemand fühlen und wissen kann, sie wußten, daß jeder Einzelne nicht für sich stehen, sondern ein Glied sein solle, ein Glied an einem großen, wunderbar gefügten Leibe. : Hatten sie doch ein Wort ihres Meisters, das sie erinnern mußte, es sei das Bewußtsein ihres glieblichen Zusammenhanges mit ihm und unter sich kein träumerischer Gedanke; es war das Wort: „wer den Geringsten meiner Brüder aufnimmt, der nimmt mich auf." Hatten sie doch eine Beschreibung der Gerechten aus dem Munde ihres Meisters vernommen, die dem apoftolischen Worte: „nehmet euch der Heiligen Nothdurft an, herberget gerne," die rechte Unterlage und Stüße zu geben vermochte; es war jenes erquickende Verheifungswort: „ich bin hungrig gewesen und ihr habt mich gespeiset, ich bin durftig gewesen und ihr habt mich getränket, ich bin

ein Gast gewesen und ihr habt mich beherbergt, ich bin nackt gewesen und ihr habt mich bekleidet, ich bin krank gewesen und ihr habt mich besuchet, ich bin gefangen gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“

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So war dieß eine wunderbare Einheit und Gemeinschaft der ersten Christen. Sie waren alle Ein Mann in Christo, sie wollten alles gemein haben. Auch in der Zerstreuung ihrer Gemeinlein blieben sie doch Eine Gemeinschaft; sie waren zerstreut, wie Samenkörner, welche, wenn sie aufgegangen sind, die Breite eines Ackers mit Frucht überziehen. So wollten sie denn auch in den äußern Bedürfnissen nicht vergessen, sich brüderliche Handreichung zu thun. Welch' eine verständige und vorsorgende Liebe sehen wir den Apostel nun in dieser Beziehung ausüben! Da ordnet er in den reicheren Gemeinden Beisteuer für die ärmeren an, da ist es ihm aber mit solch äußerlicher Hülfe noch nicht gethan, er führt sie immer auf den tiefsten Grund zurück, einmal darauf, daß darin ein Abbild der rettenden Barmherzigkeit, Langmuth und Hülfe Gottes geschaut werden solle, und weiterhin, daß alle hierdurch lernten, als Glieder eines Leibes sich unter einander zu betrach ten. So ruft er denn auch heute der Gemeinde zu: „nehmet euch der Heiligen Nothdurft an.“ Seht ihre Noth wie eure ei gene an; denket daran: wenn Ein Glied leidet, leiden alle." "Herberget gerne;" lasset die Pforten eures Hauses dem christlis chen Bruder offen stehen, gleichwie euer Herz ihm offen stehen soll; o es gilt hier nicht allein, was der Apostel des Hebräerbriefes erinnert, daß etliche ohne ihr Wissen Engel beherberget, es gilt ein noch viel höheres Gut bei solcher Aufnahme, es ist der Heis land selbst, der in der Gestalt des armen Bruders vor der Thüre steht und um Einlaß bittet. So thue ihm auf, sonst ist es Heuchelei und Lüge, wenn du etwa sagen wolltest: ja, wenn der Herr anklopfte an meines Herzens Thür und begehrte, hereinzukommen und sein Abendmahl mit mir zu halten, wie wollte ich es nimmer verweigern! Was ist leichter zu sagen, zu sagen: fomm, o komm, Herr Jesu, ―oder die Thüre wirklich zu öffnen, vor welcher dein Heiland in der Gestalt eines Bettlers steht? Es

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heißt auch hier: nicht alle, die da Herr Herr sagen, werden in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen meines Vaters thun!"

Aber Gel., wie kann nun dieses Wort: „nehmet euch der Heiligen Nothdurft an, herberget gerne,“ Anwendung finden auf unser heutiges Leben? Nun, ich meine, wenn es je eine Zeit gegeben, wo es nöthig war, auf diese Worte zu hören und zu achten auf den Geist und die Gesinnung, woraus sie geflossen; wenn es je eine Zeit giebt, wo die Frage nach brüderlicher Theilnahme auf die Tagesordnung muß gestellt werden: so ist es unsere Zeit. Die Noth ist da, ist auch die Theilnahme da? Und ich frage weiter: die Theilnahme ist da, ist aber auch brüderliche Theilnahme vorhanden? Die Noth ist da; tausende unserer Brüder verlassen unser Vaterland und ziehen über die Meere, eine neue Heimath zu suchen; tausende bleiben zurück, mit schlimmerer Noth kämpfend. Wie ein Gespenst tritt die Furcht aus dem Hintergrund, streckt ihre entfleischten Hände aus und nährt Gedanken des Haßes in ihrem bittern und mißtrauischen Herzen. Da heißt es denn bedacht sein auf Abhülfe solcher Noth. Da finnt und rechnet man; es strengt der Menschenwig sich an, alle möglichen Mittel zu erdenken und Vorkehrungen zu treffen. Und doch, wie oft erlahmt dieser Wig! Wie oft schlagen die Mittel in ihr Gegentheil um, wie schnell findet das Rechnen seine Gränze! Wie ist' es, als säeten wir Saatkorn in's Meer, als wollten wir Feuer mit Öl löschen! Theilnahme ist da, aber eine gebotene, keine freie; eine aus Klugheit gemachte, keine aus Liebe geborene; Herbergen sind geöffnet; ob aber auch das Wörtlein unseres Tertes "gerne“ darüber angeschrieben steht, ist eine andere Frage! Was Wunder denn, wenn jene hassenden Gedanken der Noth ausrufen: wer giebt euch ein Recht zu besigen? sind wir nicht alle Menschen, nicht alle Brüder? warum theilen wir nicht? und wenn uns Niemand giebt, warum sollen wir nicht nehmen?

Siehe, hier ist der Punkt, von wo der Blick auf das_apoftolische Wort unseres Tertes zurückfällt. Diese Ausbrüche eines bitteren Herzens, die wir vernahmen, sind sie nicht Zerrbilder des

Evangeliums, Zerrbilder der brüderlichen Theilnahme? Wird so das schöne Bruderwort nicht entheiligt? -Aber siehe, das furchts bare und dämonische Zerrbild weiset uns auf das rechte Bild hin, das entweihte Bruderwort deutet auf die rechte Grundlage, aus welcher die brüderliche Theilnahme hervorgehen muß. Wir müs

sen lernen, aus dem Gefühle Einer Glaubens- und Liebesgemeinschaft zu handeln; wir müssen den Strom der Liebe aus der Quelle des Evangeliums fließen lassen, wenn er sich befruchtend über die dürren Felder der Noth ergießen soll. Alle chriftliche Wohlthätigkeit, alle brüderliche Theilnahme beruht auf dem Worte: wir sind Glieder Eines Leibes! Hat der ewige Gott und Vater die Scheis dewand zwischen sich und uns aufgehoben, wie sollten wir durch die Noth eine neue Scheidewand zwischen Brüdern aufrichten lassen? Ja, es ist uns alles gemein," so spricht jezt nicht der Haß, sondern die Liebe, und eben weil es die Liebe ist, so nimmt fie die ungleiche Vertheilung der Güter unter den Einzelnen als eine Gelegenheit wahr, zu helfen, zu trösten, zu fördern, mitzutheilen, zu tragen; aus aller jener Ungleichheit stammt die Seligkeit des Gebens, die Dankbarkeit des Nehmens, entspringen alle jene Gefühle der Hingebung, der Demuth, des Troftes, der Erquickung, in welchen die Liebe ihr reiches, volles Herz auszulegen pflegt, worin sie ihre tausend Hülfsmittel ausbreitet, jene Güter und Künfte der Liebe, ohne welche unser Leben so kalt und öde wäre. Gedanken des Haffes sind es, die alles gleich haben wollen; aber am Ungleichen freut sich die Liebe; und Liebe ist Leben, und Haß ist Tod. O, daß wir's bald erkenneten, wie uns auf keine andere Weise geholfen werden kann, als daß wir uns als Ein Brudergeschlecht erfassen, aber nicht mit Wörten und Phantasieen, nicht mit dem Schellengeklingel tönender Redensarten, sondern aus der Wahrheit unserer chriftlichen Gemeinschaft, in der Kraft des heiligen Geistes!

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11. Denn nichts freilich wird mehr unter einem unächten Titel ausgeboten, als was sich Liebe und ihre That nennt. Woran aber erkennst du, daß sie ächt sei? Wenn du nicht vor dem Worte erschrickst: „segnet, die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht;"

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