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wenn du nicht mehr sprichst: nein, das kann ich nicht, das ist unmöglich, das ist wider die Natur! - Ganz wohl, wider die Natur, aber nicht wider Gott, dem du dienen sollst; wohl schwer, aber nicht unmöglich, wohl einen Kampf kostend, einen Jakobskampf, der oft nicht ohne Verlegung beendigt wird, aber da man doch nicht aufhören darf, zu ringen und zu sprechen: „ich lasse dich nicht, du segneßt mich denn“; ich laffe dich nicht, bis ich gelernt, diese Höhe der Liebe zu ersteigen.

„Segnet, die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht." Wohl haben wir zuerst gesehen, wie unsere Liebe erst recht sich gründe und fühle in der Gemeinschaft mit den Gläubigen; aber das ist nicht so zu verstehen, als dürften wir nun die draußen Stehenden nicht lieben; ach nein, gerade unsere Glaubensgemeinschaft soll der Heerd sein, auf welchem die Flamme der Liebe sich entzündet, mit der wir alle ergreifen, die in unsre Nähe kommen. Das ist das Kennzeichen der ächten Liebe, daß sie eben liebt, sie mag treffen, wohin sie will, daß sie ihre Natur nicht einbüßt, sie mag sich mit Stoffen in Verbindung segen, mit welchen sie will. Dieß Kennzeichen hat der Meister der Liebe selbst angegeben: die Liebe soll sein, wie die Sonne, die da scheinet über Gute und Böse wie der Regen, der herniederträufelt über Gerechte und Ungerechte. Mag es sein, daß der Strahl der Sonne, je nachdem er durch verschiedene Kreise hindurchdringt, verschiedene Färbung annimmt, hört er darum auf, Sonnenstrahl zu sein? Mag es sein, daß unsere Liebe andere Gestalt und Ton und Sprache gewinnt, je nachdem sie auf verschiedene Herzen stößt, hört sie darum auf, Liebe zu sein? höret darum auf der herzliche Wunsch und die treue Arbeit, daß der Nächste gesegnet werde?

, vergessen wir nicht ein Wort, das uns vielen Aufschluß zu geben vermag über den Segen der Liebe: was wir andern thun, das thun wir uns selbst." Ungesehen kehrt die That an andern zu uns selbst zurück und bringt uns ihre guten oder argen Früchte. Und nun, wenn du dem Verfolgenden fluchst, wenn du dem, der Böses an dir that, wieder Böses wünschest, häufft du dir dadurch nicht selbst Böses zu? Wer verfolget und hasset, der

ist krank an seinem Herzen, der bedarf der Hülfe und Rettung, und Rettung bringt ihm nur die entgegenkommende Hand der Liebe. Die einzige Arzenei für das Gift des Hasses ist der Kelch der Liebe. Aber wenn du dem Fluchenden wieder fluchest, reichst du ihm nicht neues Gift des Hasses? Vermehrst du nicht sein trauriges Übel? O, segne, segne deinen Verfolger, laß ihn etwas kosten von der Wunderkraft der Liebe, von der er keine Ahnung hat; er wird staunen, er wird fragen, was ist das? es wird ihn durchströmen mit ungeahnter Freude, er kann nun mit Händen greifen den Unterschied von Haß und Liebe, von Tod und Leben. Und du hast ja so ein kräftiges Mittel, um die aufsteis genden Gedanken des Hasses in deiner Brust niederzukämpfen; wenn du fluchen willst, so tritt an das Holz des Fluches, das den Sohn der ewigen Liebe trägt; gedenke, wie dieses Holz des Fluches zu einem Segensaltar geworden ist, zu einem Altare, der die Aufschrift trägt: „Vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun!"

III. Wer so das Schwerste der Liebe erkannt und erfahren, wer ihre Höhe erstiegen hat, der wird auch leicht in ihre Tiefe hinabfahren können. Der wird auch das Wort unseres Tertes verstehen lernen: „seid fröhlich mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden." Das ist die brüderliche Theilnahme an dem innersten Empfindungsleben des Nächsten. Man kann sagen: es wiederhole sich hier auf eine geistige Weise das Wort: „nehmet euch der Heiligen Nothdurft an, herberget gerne." Es gilt hier, Freude und Schmerz des Nächsten als unsere eigene Empfindung zu fühlen. Das ist die Holdseligkeit der Liebe, wenn sie so offen steht jeder Theilnahme für den Nächsten, wenn in ihrem Angesichte, wie in einem reinen Spiegel, der Himmel der Freude, wie die Wolken des Schmerzes widerscheinen; in solchem Mitgefühle merkt man, wie man zu Einer Familie gehört, wie es das Eine Menschenherz ist, das in uns allen wohnt, wie wir Glieder Eines Leis bes sind.

Aber lasset uns aus diesen apostolischen Worten: „seid fröhlich mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden" noch mehr Zucht der Lehre und des Lebens schöpfen. Es liegt gar viel Be

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:herzigenwerthes darin, sowohl für die Fröhlichen und Traurigen, als für die Mitfreuenden und Mit weinenden. Euch Fröhlichen und Traurigen ist gefagt: eure Freude und euer Schmerz ist nichts ganz Reines, wenn andere sich nicht mit freuen, andere nicht mittrauern können, wenn ihr euch in Freude oder Schmerz also vereinsamt, daß ihr andern keinen Zugang dazu verstattet. Die - Freude zwar theilt sich gern mit, doch der Schmerz zieht sich leicht in sich zurück; aber es giebt eine sich mittheilende Freude, die nur eine selbstsüchtige ist, weil sie sich nur zeigt, um andere zum Glückwunsch einzuladen, so wie das der rechte Schmerz nicht ist, der die nahende Hand des Trostes zurückweist, weil er lieber seine Wunde hegt, als Heilung wünscht. D, wie tief auch unsere Empfindungen in unserem Herzen nur uns angehören mögen: das ist der Triumph der christlichen Liebe, daß es auch hier eine Gemeinschaft giebt, eine Freuden- und Schmerzensgemeinschaft, eine brüderlich theilnehmende Liebe, eine Liebe, in welcher Freude und Schmerz sich verklärt, in welcher Freude und Schmerz ihr Übermaß und ihren selbstsüchtigen Charakter verliert und zur Gemeinschaft des Gefühls wird.

Euch Mitfreuenden und Mitweinenden aber ist gesagt: verschließet euer Herz nicht! Wirket ein auf Freude und Schmerz anderer, also, daß sie eine Richtung auf unser gemeinsames Christenleben der Liebe gewinnen; seid dem Fröhlichen und Weinenden das Bild der Gemeinde, in welchem sich sein Freuen und sein Weinen abspiegeln und verklären kann. Nicht trockene Lehre ist hiermit gemeint, nicht kalter Verstand; o, die liebevolle Theilnahme hat tausend Mittel, den Blick des Auges, den Druck der Hand, die stille Sprache der Gestalt, die alles zu sagen vermag. Der Mitfreuende, der Mitweinende bringt gleichsam das flare Bild eines mitfühlenden Herzens, das aber zugleich über der Freude wie über dem Schmerze steht und darum Ruhe und Frieden in die bewegten Wellen des Gemüths zu flößen vermag. Seht auf den sich mitfreuenden, seht auf den mitweinenden Erlöser! Seht, wie er als der Fröhliche weilt unter Fröhlichen auf der Hochzeit zu Cana, wie er weint an seines Lazarus Grab, also, daß die Leute

sagten: wie hat er ihn so lieb gehabt!" Aus seiner Empfindung, die im irdischen Schmerz, in irdischer Freude weilt und doch auch wieder darüber weit hinausgeht zum Vater, aus seiner Fülle lasset uns schöpfen; den ewig gleichen Himmel seines Friedens lasset hineinscheinen in unser wechselvolles Herz voll Freud' und Leid!

Mögen der Predigt Schluß einige Worte von Johannes sein, gleichwie dessen Evangelium an ihrem Beginne uns angeredet hat, zum Zeugniß, wie die Apostel, die Einem Herrn dienen, auch Eine Botschaft verkünden. Also aber spricht Johannes, der Jünger und Apostel der Liebe: „wenn Jemand dieser Welt Güter hat und siehet seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibt die Liebe Gottes bei ihm!" Und hinwiederum: „so Jemand spricht: ich liebe Gott und hasset seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebet, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht siehet?“ Und endlich: „wir wissen, daß wir vom Tode zum Leben hindurchgedrungen sind, denn wir lieben die Brüder!" Amen.

XVII.

Röm. 12, 21.

Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Man merkt es den vorgelesenen Tertesworten an, daß in ihnen, in ihrer kurzen körnigen Gestalt ein Reichthum göttlichen Lebens, eine Kraft des heiligen Geistes enthalten sei. In und mit ihnen schließen sich die Ermahnungen dieses 12ten Capitels; wie sie ihren tiefsten Lebensgrund finden in dem Anfangswort, daß unser ganzes Leben zu einem vernünftigen Gottesdienste werden solle: so endigen sie in dieser Krone: das Böse zu überwinden durch das Gute! Wahrlich, der Christ, der sich sein Leben auf Grund und Boden dieses 12ten Capitels angebaut hat, der hat einen guten Grund, der hat jenen Felsgrund, von dem der Heiland spricht, er bleibe, „ob auch Winde wehten und Playregen fielen" (Matth. 7, 24-27).

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Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.,, Gel., dieses Wort vermögen wir an unserem Herzen lebendig zu machen, wenn wir dasselbe nach zwei Seiten hin betrachten, einmal, inwiefern in diesen Worten die ganze Aufgabe unseres Menschenlebens beschrieben ist, und sodann, wie durch dieses Wort alle Entschuldigungen und Täuschungen abgeschnitten werden.

1. Wir kennen den Zusammenhang, in welchem unsere Ermahnung ausgesprochen ist. Sie wird hierdurch alsogleich in ihr rechtes Licht gestellt. Vergeltet nicht Böses mit Bösem, rächet euch selbst nicht;" erquicket euern Feind und beschämt ihn durch eure zuvorkommende, vergebende Liebe; mit Einem Worte laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse

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