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mit Gutem." Ach, Gel., müssen wir nicht mit Beschämung bekennen, daß es uns natürlich erscheint, so wir von einem Pfeile des Zornes getroffen sind, nun selbst zu einem solchen Pfeile zu greifen? Wie selten strafen wir uns über die Aufwallungen unserer Heftigkeit und Leidenschaft, wenn diese in der Beleidigung durch den Nächsten ihre Ursache finden! Und gerade dieses ist's, was der Apostel im Auge hat; gerade diese schlimm natürliche Bewegung unseres Herzens möchte er in eine heilige und freie verwandelt wissen; gerade das verlangt er, nicht getrieben zu werden von dem Sturmwinde der Leidenschaft, sondern daß wir das Fahrzeug unseres Lebens mit gewisser und sicherer Hand selbst leiten können. An der feinsten Gränze unseres sittlichen Lebens, an dem Punkte der vergebenden Liebe, der sich dem groben und harten Gewissen so leicht entzieht, sucht er uns auf, um uns über unser wahres Leben und dessen Aufgabe das rechte Licht mitzutheilen.

Und fürwahr, ist es nicht die vereinigte Stimme aller apo stolischen Mahnungen, steht's nicht auf allen Blättern des Evangeliums geschrieben, heute aber ganz besonders deutlich und eindringlich: Menschenkind, du hast eine Aufgabe, dein Leben ist kein Gespinnst, woran ein Tag nach dem andern fortwebt, ohne innern Sinn, ohne Plan, ohne Zukunft und Hoffnung? Und nun, was ist's denn, worauf bei dir gerechnet wird? was ist's, was du erfüllen sollst, wenn dein Leben kein verlorenes und vergebliches sein soll?

Unser Tert giebt uns die Antwort. Er redet von einem Bösen und einem Guten, er deutet auf den Widerstreit zwischen beidem, er verkündet uns: es giebt eine zerstörende, auflösende Macht, die ihre Freude an der Vernichtung hat und an dem Tode, weil fie der Tod selbst ist; und es giebt eine aufbauende, heilende Macht, die ihre Freude am Leben hat, weil sie das Leben selbst ist.

Und siehe nun, eine schönere, und höhere Aufgabe giebt es gewiß nicht, als in diesen Widerstreit, der beiden Mächte hineingestellt sein mit dem Zweck und Beruf, das Böse zu überwinden mit dem Guten! Etwas Herrlicheres giebt es gewiß nicht, als wenn uns jeder Tag zuruft: vergiß nicht, daß du ein Mensch bist, daß du bestimmt erscheinst, zu bauen an dem Reiche des Guten

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in der Zerstörung des Bösen! Eine jede Arbeit, die du vollbringst, jede Berufsthätigkeit, die du übernimmst, soll beides sein, ein Schwert, den Feind vom Tempel des göttlichen Reiches zurückzutreiben, und ein Baustein für diesen Tempel selbst! Dein Thun und Lassen sei nicht blos ein Offenbaren der Wahrheit, sondern auch eine Widerlegung der Lüge, nicht blos ein Leuchtenlaffen der Liebe, sondern auch ein Zerschmelzen des Hasses! Wie groß und herrlich, ein Mitarbeiter Gottes zu sein in dem heiligen Werke, dem Guten zulezt den Sieg zu bereis ten über das Böse! Merken wir nun, warum der Herr uns von seinem Geiste gegeben hat? Erkennen wir aber auch die ganze Furchtbarkeit der Sünde, die uns zu Verräthern an unserer Bestimmung macht? O, so müssen wir freilich zuerst in und an uns selbst das Werk der Überwindung beginnen, ehe wir nach außen im Streite kämpfen und siegen lernen; so muß zuerst in uns das Böse abgeschieden sein von dem Guten, damit wir dieselbe Scheidung auch bei andern, so weit unser Beruf dazu reicht, unternehmen können! In dem Maaße, als in uns das Gute von dem Bösen verschlungen ist, haben wir Macht über das Böse aus ßer uns.

Und, Gel., übersehen wir nicht, es ist ein Überwinden, was uns obliegt. „Laß dich nicht das Böse überwinden, føndern überwinde das Böse mit Gutem." Als Mensch auf dieser Erde leben, heißt überwinden; der Charakter unseres menschlichen Lebens besteht eben in einer fortwährenden Besiegung der entgegenstehens den Hindernisse. „Ein jeder Tag hat seine Plage," spricht der Herr. Ein jeder Tag will überwunden sein. Und zwar handelt es sich nicht allein darum, daß das Böse nur vernichtet werde; o, wir wissen, man kann Einen bösen Geist vertreiben und dagegen sieben andere herbeilocken auch soll das Böse nicht mit Bösem vertrieben, sondern mit Gutem soll es überwunden werden. Der frühere Raum des Bösen erfülle sich mit dem Reichthum des Guten; wie das Leben die Krankheit überwindet, so überwinde das Gute das Böse! ,,Wer da kämpfet, der fämpfe recht, sonst kann er die Krone des Lebens nicht empfangen." Wer überwindet, dem will ich geben zu

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effen vom Holze des Lebens!" Zum Siege also find wir aufgerufen und wie ist's doch etwas so begeisterndes, in einen Kampf zu ziehen, in welchem uns der Sieg gewiß ist, so wir nur treu find! Es schwellt uns den Muth, in Schranken zu treten, an deren Ende ein so kostbarer Siegespreis, wie das ewige Leben ist, uns entgegenwinkt! Wohlan denn, haben sich in früheren Zeiten viele verbündet in heiligem Schwur, ungetrennt und muthig in den Kampf für irdische Güter hinauszuziehen und haben sich eine heilige Schaar nennen lassen, so lasset uns Christen noch viel mehr ein heiliges Volk des Priesterthums sein, das einen heißeren Kampf, aber auch ein herrlicheres Ziel kennt!

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II. Vor solcher Erkenntniß, was es in Wahrheit mit einem Menschenleben auf sich habe, schwinden denn auch alle Entschuldigungen, mit welchen wir so oft und gern unser Unterliegen in dies sem Kampfe des Lebens bedecken und verkleiden. O, wer wollte sie zählen die Menge von Entschuldigungen, mit welchen unser Herz sich berückt? Aber ihr eigentliches, sie alle bezeichnendes und legtes Wort ist immer: ich bin übereilt, das Böse hat mich überwunden! Sei es, daß wir unsere Reizbarkeit vorschüßen, oder unsere Schwäche, sei es daß wir hinter unsere eigene Unbesonnenheit oder hinter die Lift und Tücke des andern uns flüchten: immer tönt doch das Bekenntniß daraus hervor: wir haben uns überwinden lassen durch das Böse, wir sind schwächer gewesen, als das Böse, wir haben uns nicht gehalten an die Macht des Guten, an die erkannte Wahrheit und an die Kraft, die aus derselben quillt!

O, Gel., so wollen wir auch nicht zögern, dieses Bekennt niß unserer Schuld, die gerade auch mit in unserer Entschuldigung besteht, auszusprechen. Hilft uns die Entschuldigung nichts, hilst uns um so mehr das offene Bekenntniß; in diesem Bekenntniß scheiden wir uns innerlich von der Macht des Bösen; in dem Schmerze, der uns ergreift ob solchen Bekenntnisses, regt sich die Macht des Guten und seine ursprüngliche Überwindungskraft. Darum lasset diesen Schmerz wie ein heiliges Feuer im Herzen brennen, daß er immer mehr alle nichtigen Entschuldigungen ver

zehre und uns reinige zu dem heiligen Werke, das Böse zu überwinden mit Gutem!

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Und nicht blos Entschuldigungen zerfallen vor der apostolischen Mahnung: „laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem," sondern es verwehen vor solchem Worte auch alle Täuschungen. Und da giebt es vor allem Eine große Täuschung, die unsere Seele so leicht verlockt: die Meinung, ein prüfungsloses Leben sei das wahrhaft glückliche! Aber, in der That, es verhält sich anders! In der That, es ist ein wahres und tiefes Wort, wenn man sagt: das ist das größte Unglück, wenn wir keines erfahren! Das haben schon diejenigen geahnet, die des Gesezes Werk nur in ihren Herzen beschrieben hatten. Sie fürchteten sich vor dem ungetrübten Glück. Sie opferten ihren Göttern von ihrem theuersten Besigthum, um sich als Menschen zu erklären. Doch, warum greifen wir in fremdes Land? Bleiben wir auf heiligem Boden; hören wir das Wort der Schrift: „es war ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden." Wir wissen, was darauf folgte. Hören wir auch das andere furchtbar ernste Wort: es wird schwerlich ein Reicher in das Himmelreich kommen." Warum denn? Darum, weil den Glücklichen dieser Welt, denen jeder Tag nur neues Vergnügen schenkt, so schwer das Wort ins Herz eingeht: überwinde! Sie wollen das Leben leicht und spielend; sie merken nicht, daß der Richter im Himmel nicht nach dem Glücke, sondern nach der Treue fragt; sie fühlen nicht, daß es die Selbständigkeit seines Charakters aufgeben heißt, wenn wir uns vom Glücke nur so hin- und herwiegen lassen, daß wir nimmermehr zur Erkenntniß unserer selbst gelangen, wenn wir uns immer so von den Dingen außer uns leiten und drängen lassen, daß unser Leben vor Gott keinen Werth hat, wenn wir nicht in Kraft der göttlichen Gnade Bildner unseres Lebens geworden find in treuer Arbeit und in schwerem Kampfe. O, klaget nicht, die ihr euch von so vielem Widerwärtigen umgeben und in den Kampf mancherlei Art verflochten seht, dieß ist der Stoff, durch dessen Verarbeitung ihr euer Leben zu einer schönen Gestalt aus

arbeiten sollt. Wohl müßten wir klagen, wenn wir keine Quelle der Kraft hätten, aus der wir schöpfen könnten; aber immer noch ist unser Herr auf dem Plane mit seiner Kraft und seiner Stärke, mit seiner Liebe und seinem Troste, er, in welchem der Sieg für alle Ewigkeiten verbürgt ist. Und ihr Glücklichen, denen im eige nen Leben sich kein Widerstand darzubieten scheint, blicket hin auf das größe Feld der menschlichen Noth und des menschlichen Elends! Tretet ein in die Hütten der Dürftigkeit, zerbrecht die schrecklicheren Riegel des mit der Dürftigkeit verschwisterten Lasters; o, da giebt es so manches Opfer christlicher Erbarmung zu spenden, so manches Böse mit Gutem zu überwinden!

Gel., das alles predigt uns das heutige Terteswort. Aber das gepredigte Wort soll ein lebendiges werden; sonst bleibt es ein gesegliches. Wodurch aber wird es ein lebendiges? durch den Glauben, durch die Hingabe an den, der gesagt hat: „in der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden;" durch den Glauben, von welchem der Apostel sagt: „der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat." Christus ist die lebendige Gestalt des Sieges selbst; über seiner ganzen Erscheinung steht die Überschrift: „er ist gekommen, die Werke des Teufels zu zerstören." Wo er ist, da ist darum auch sein lebendigmachender, überwindender Geist; um solchen Geist bittet. Wer da bittet, dem wird gegeben! Amen.

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