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aber auch nicht den vollen, ganzen Gnadenbund mit dem Herrn geschloffen hatten. Er findet Johannisjünger, die zwar getaufet sind, aber noch nicht vernommen haben, daß es einen heiligen Geist giebt. Sie mögen wohl eher, als der Lauf des Herrn auf Erden vollbracht war, ehe also der heilige Geist gesendet werden fonnte, aus dem heiligen Lande gewichen sein und so nur das Wort Johannis des Täufers in ihrem Herzen bewahrt haben. Obschon nun dieses Wort nicht blos ein Wort des Gesezes ist, sondern auch ein weissagendes auf Christum und seinen heiligen Geist: so bleibt es eben ein gar großer Unterschied, ob du hörest: „es giebt einen heiligen Geist" oder: „dieser heilige Geist ist nun ausgegossen über alles Fleisch, er kann dringen in das Herz, er kann wohnen im Herzen, es kann ein jeder, der da will, Gemeinschaft haben an diesem heiligen Geiste."

Gel., daß ein heiliger Geist sei: wir wissen's alle. Ob er aber ausgegossen sei auch über uns, ob wir echte Glieder der Gemeinschaft seien, die von diesem heiligen Geiste zusammengehalten und belebt ist, das eben ist die Frage; es ist die Frage des heutigen Bußtages. Mit andern Worten: es ist die Frage: ob wir mit der Johannistaufe oder mit der Chriftustaufe getauft find.

O, Gel., faget nicht, wer wird beides verwechseln? Sie ist gar leicht für unser schwankendes Herz, die Gefahr, Johannes mit Christo zu verwechseln. Ist es nicht geschehen gleich in den ersten Zeiten, da der Herr unter seinem Volke auftrat? Haben nicht schon die Schriftgelehrten Johannes fragen lassen: „bist du Christus oder wer bist du (Ev. Joh. 1, 19.)? Haben auf die Frage des Herrn an seine Jünger: „was sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei," diese unter anderm nicht auch antworten müssen: „etliche sagen, du seißt Johannes der Täufer" (Ev. Matth. 16, 14.)? Hat nicht Herodes die Furcht gehabt, Christus sei der wieder zu Leben gekommene Johannes (Ev. Matth. 14, 2.)? Sie alle hatten sich von Christo feine andere Gedanken gemacht, als: ein Prophet ist er, groß und mächtig von That, der größeste von allen, der sein Volk heimgesucht.

Solche Gedanken lassen aber den Segen der Christustaufe nimmermehr zu. Sie bringen uns nur zu der Johannistaufe. Nein, da gilt es, zu erkennen: „ist jemand in Chrifto, so ist er eine neue Creatur, das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden" (2 Cor. 5, 17.). Da gilt es zu erkennen, daß eine unausfüllbare Kluft sei zwischen Johannes und Christus, eine Kluft, mit keinem geringern Worte zu bezeichnen, als das uns der verflossene Adventssonntag gepredigt hat:,,der kleinste im Himmelreiche sei größer denn Johannes der Täufer" (Ev. Matth. 11, 11.).

Doch wir werden sie gewinnen, diese Erkenntniß, so wir nur der Anleitung Johannis selber folgen. Zweierlei ist es, was der Täufer von Christo aussagt; wer dies erkennt, wer dies zur treibenden Kraft seines ganzen Lebens macht, der ist sicher in der Christustaufe, nicht in der Johannistaufe zu stehen. Das Eine Wort des Johannes ist: „Der ists, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist“ (Ev. Joh. 1,27.). Das andere: „siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt" (Ev. Joh. 1, 29.). Wer dieses beides im Herzen trägt, in dem ist die Liebe Gottes ausgegossen durch den heiligen Geist.

„Der ist's, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist.“ Siehe also, nicht ein einzelner, zufälliger Mensch ist dieser Jesus von Nazareth, nicht etwa die Blüthe nur seiner Zeit, der Mann feines Jahrhunderts. Er ist da, ehe noch seine leibliche Erscheinung zu Tage tritt; er ist da in den Weissagungen der Väter, ist da von Ewigkeit; das Gottesbild des erstgeschaffenen Menschen war schon ein Abbild und ein Erweis seines Daseins. D Gel., wer, der seinen Menschennamen mit Recht tragen will, hat nicht schon eine Sehnsucht gehabt, einen zu erblicken, der auch ganz Mensch sei, ganz Bild Gottes, ganz widerstrahlend die Heiligkeit Gottes und der doch nicht wie ein stummes Bild unter uns weilt, sondern hereingetreten ist in das Leben, allenthalben umgeben von denselben Lockungen und Reizungen, denen wir — ach wie oft! unterliegen? Wer hat

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diese Sehnsucht nicht vornemlich dann empfunden, wenn wir in unser eigen Herz hineinschauten, wenn wir fanden, wie furchtbar getheilt dieß unser Menschenherz ist, wie es Luft hat an Gottes Gesez, aber auch voll ist aller Lust der Welt, alles Hasses und aller Lüge? Und wenn der Kampf in uns entbrannte, war es nicht unser heißer Wunsch, einen Mitstreiter zu haben, und noch mehr! an einem Herzen auszuruhen, da kein Kampf ist, davon der volle Friede der Heiligkeit herüberweht? Nun denn, es bedarf nicht erst des Griffels der Phantasie, um solche Gestalt, die Stillerin unserer Sehnsucht, zu zeichnen; sie ist da, Gott sei Dank, sie ist da, Jesus von Nazareth ist da, Jesus von Nazareth ist der Christ. Und erkennest du ihn, lässest du ihn Gestalt gewinnen im Herzen nicht als einen, der nur für eine bestimmte Zeit gewesen, sondern der alle Zeiten erfüllt, nicht als ein Bild deines Herzens, sondern als das Ebenbild des unsichtbaren Gottes: dann ist es die Chriftustaufe des heiligen Geistes, die über dich kommt. Und fragst du: woran unterscheide ich, ob es wahrer heiliger Geist ist, der in mir lebt, oder nur ein geträumter und erdichteter o, wer ihn einmal erfahren hat, den Unterschied von Gedanke und von Wirklichkeit, von Streben und von Besig, von Hoffnung und von Erfüllung; wer einmal in dem Gedanken selig war, daß er hat sagen müssen: ach, wie wunderbar, wie anders, wie herrlich, etwas sein nennen zu können, es zu fassen in aller ungeahnter Macht der Wirklichkeit, nicht etwa nur im täuschenden Zauber der Phantasie: ja, wer solches erfahren hat, der kennt den Unterschied zwischen selbstgedachtem Wort und heiligem Geist, der kennt den Unterschied zwischen Johannistaufe und Christustaufe. So lasset uns denn von dem heutigen Bußtage uns fragen, in welcher Taufe wir stehen, und so wir uns in der Johannistaufe finden, lasset uns bitten und flehen, daß wir ein Auge gewinnen, um die verborgene Herrlichkeit des Herrn zu schauen, ihn zu erkennen als das Wort durch welches alle Dinge gemacht sind und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist“ (Ev. Joh. 1, 3.).

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Dann wirst du nicht bloß erfahren: er ist der Eingeborene

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vom Vater, das A und O, und in solcher Erfahrung heiligen Geist spüren: auch das andere Wort wirst du schmecken: „siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt." O, ein reicher Segen der Christustaufe, der von diesem Worte her auf uns herniederströmt! Wir wissen: es ist Vergebung der Sünden vorhanden, zerrissen ist der Schuldbrief, die Versöhnung ist vollbracht, denn Gott war in Chrifto und versöhnte die Welt mit ihm selber" (2 Cor. 5, 19.). Ist das nicht füße Botschaft? Warum bleiben wir an den Pforten dieser Botschaft stehen und dringen nicht hinein durch das geöffnete Thor? Warum nehmen wir nicht an, was uns so gnadenreich geboten wird? Warum lassen wir uns durch dieses Wort der Versöhnung nicht aus dem Tode zum Leben retten? Die Sünde nicht mehr! Eine ewige Erlösung erfunden! D, wie dieß das Herz weit macht! Wie sich der gesunkene Muth emporrichtet, wie der Friede einkehrt und die Demuth und die Einfalt, ja jubeln wir es in Einem Worte empor: das ist Wehen des heiligen Geistes, das ist Ausgießung des heiligen Geistes!

Aber, Gel., ist solches Predigt des Bußtages? Sollen wir denn heute nicht an die Sünde erinnert werden, an die ganze Schrecklichkeit und Verdammniß, die auf derselben lastet? Soll es unserm Herzen nicht bange werden bei dem Gedächtniß der Sünde? Nun freilich, wer auf das Kreuz blicken kann, ohne auf seine Sünde zu achten; wer Johannes den Täufer kann rufen hören: „das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“, ohne sich sagen zu wollen: auch meine Sünde trägt er, meine vielfältigen, verborgenen und offenen Sünden trägt er den verstehe ich nicht. Wie es möglich sei, sich freuen zu können über Vergebung der Sünde, und der Grund dieser Freude wäre doch nicht Trauer über die eigene Sünde ich weiß es nicht. Das aber weiß ich: seine Sünden anblicken ohne einen Blick auf das Kreuz, ist entweder unmöglich oder gebiert Verzweiflung, ist entweder nur eine todte Erkenntniß oder eine schwache Regung des Gefühls. Seine Sünden betrachten ohne den, der für uns zur Sünde gemacht ist (2 Cor. 5, 21), das heißt, sich nur traurig und

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verloren fühlen, das heißt, allein mit der Johannistaufe ge= tauft sein, nicht mit der Christustaufe, nicht spüren können den Frieden und die Freude des heiligen Geistes. Nein, es ist nicht anders möglich, es muß der Blick auf das Kreuz unsere Seele lösen, daß sie mit neuen Zungen predigt; es muß das Feuer, das der Herr anzuzünden gekommen ist, ja das er ange= zündet hat in seiner Kreuzestaufe und worin das Leben der Welt verzehrt werden soll, es muß auch unser fündiges Leben immer mehr und mehr verzehren.

Und fragst du, wer richtet mir meinen Blick auf dieses Kreuz? wer öffnet mir das Auge, daß ich in Jesu den Gottes- und Menschensohn erblicke, den Versöhner meiner und der ganzen Welt Sünde, so höre: es ist die Verkündigung der Predigt!,,60 fommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes“ (Röm. 10, 17.). So hat der Apostel Paulus Jesum als den Christ verkündet und unter seinen segnenden Händen kam der heilige Geist auf die Johannisjünger, daß sie Gott lobten mit neuen Zungen. Solche segnende Hände fann uns der Apostel immer noch auflegen; vertiefen wir uns nur recht in seine Predigt vom Glauben, von der Sünde und Gnade, vom alten und vom neuen Menschen, von Christo, welcher ist um unserer Sünde willen dahin gegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket" (Röm. 4, 25.). Dann wird die Christustaufe unser Theil sein, die Taufe mit dem heiligen Geist und mit Feuer“ (Ev. Matth. 3, 11.).

Herr Jesu, du bist in die Welt gekommen, uns zu rufen zur Buße und zum Glauben! Du hast dich unserer angenommen, bist gestorben für uns, um uns den heiligen Geist zu senden. O mache solchen deinen Geist zu dem Feuer, in welchem alles Böse und Unreine unserer sündlichen Natur sich verzehre! Der du Augen hast, wie Feuerflammen, du erkennest unsere Sünden, auch die wir selbst nicht erkennen; so gieb, daß sie vertilgt werden in den Flammen deiner Liebe, die du anzünden mögest in unsern Herzen! Gieb uns allen den Zug zu dir, daß wir uns taufen lassen von dir, von deiner Geistestaufe, deiner Kreuzestaufe, daß wir bleiben. in dem Bunde, den deine Gnade mit uns geschlossen, daß wir ihn erneuern, wenn unsere Schuld ihn zerrissen hat! Gieb, daß wir nie aufhören, bußfertig und aufrichtig zu bitten, und der Bitte fage Erbörung zu, so wir flehen: Komm, Gottes Geist, komm höchster Gast! Amen.

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