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Schlinge der Pharisäer zu entgehen? nur eine Rede, um die Pharisäer zu beschämen? also nur eine Rede für den Augenblick? Das sei ferne! Also spricht Christus nicht; seine Worte find nicht Worte des Augenblickes, sondern Worte von Geist und Leben. Mögen die Pharisäer darüber verstummen: uns lösen sie den Mund; mögen die Pharisäer beschämt von hinnen gehen: uns machen sie unsere Tritte fest und unsern Weg sicher.

,,Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist." Was dieß bedeute, können wir hören aus dem aus legenden und mahnenden Munde des Apostels Paulus, wenn er sagt: so gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid: Schoß, dem der Schoß gebühret, Zoll, dem der Zoll gebühret, Furcht, dem die Furcht gebühret, Ehre, dem die Ehre gebühret. Seid niemand nichts schuldig, denn daß ihr euch unter einander liebt: denn wer den andern liebt, der hat das Gefeß erfüllet." —- Und daß den Nächsten lieben Gott lieben heißt, das predigt uns der andere Apostel, Johannes, so er spricht: Niemand hat Gott jemals gesehen. So wir uns unter einander lieben, so bleibet Gott in uns und seine Liebe ist völlig in uns“ (1 Joh. 4, 12).

Was ist's also „zu geben dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist ?" Wir können's kurz also ausdrücken: halte in Acht die bürgerliche Ordnung und ihren Be stand - und liebe Gott und den Nächsten! Halte in Acht die bürgerliche Ordnung und ihren Bestand! Diese aber hängt zunächst ab von der Beisteuer von Schoß und Zoll. Verschieden, höchst verschieden kann die bürgerliche Ordnung geartet sein; mannigfaltig kann sie sich gestalten nach der Mannigfaltigkeit der Zeiten, der Orte, der Bedürfnisse, vor allem des sittlichen Zustandes einer Nation, aber daß sie überhaupt sei, daß überhaupt von irgend einer Ordnung gesprochen werden könne: dieß ist nur möglich, wenn die nächsten, unmittelbarsten und unentbehrlichsten Grundlagen des irdischen Bestehens dargereicht werden, d. i. Schoß und Zoll und Zins. Darum hat auch der Sohn Gottes, damit äußere Ordnung sei, seinen Zoll nicht geweigert, auch dem fremden Volke nicht, obschon dieses kein ursprüngliches Recht auf ihn

hatte, auf daß er kein Ärgerniß gebe. Dieß ist: geben dem Kaiser, was des Kaisers ist. Und nun, Gott geben, was Gottes ist, das heißt: unser Herz Gott schenken in aller Furcht und Liebe, in allem Vertrauen und Gehorsam, die Brüder lieben in aller Sanftmuth, in aller Zuvorkommenheit und Selbstverläugnung. Der Zoll der Liebe ist ein unendlicher; die Münze giebt man hin und ist dann der Schuld entledigt; die Schuld der Liebe ist eine unerschwingliche, und wehe dem, der da meint, er könne dieser Schuld gerecht werden, gerecht durch Leistung und bedürfe nicht der Vergebung!

Wohlan, Gel., ziehen wir nun den Schluß und die Summe für unsere Tage, für unsere Stellung, für unsere Frage: „wie steht der Christ zu den politischen Angelegenheiten unserer Zeit?” Wir kennen die gewaltige Bewegung um uns, wir wissen, was auf dem Spiele steht. Da fragen wir uns noch einmal: sehen wir gleichgültig zu oder greifen wir mit ein? Dämpfen wir den aufsteigenden Muth, wie er zumal in jugendlichen Seelen emporquillt, oder stacheln wir den langsamen und vorsichtigen Sinn, wie er in den Alten lebt? Erkennen wir in unserem Christenthum eine Mahnung, um die bürgerlichen Dinge uns zu kümmern, oder eine Warnung, uns davon zu enthalten? Gel., die Antwort des Herrn lautet: forget, daß die bürgerliche Ordnung und der bürgerliche Friede unter euch erhalten bleibe —` und liebet euch unter einander. Welche Gestalt die bürgerlichen Dinge unter uns annehmen, in welchen Formen sie sich bewegen: es ist freilich nicht gleichgültig, aber dieß ist gewiß: es wird das Bild und die Überschrift der Zeit selbst sein, was sich in jenen bürgerlichen Formen ausprägt; nicht blos die Münzen in unserer Hand, auch unsere Gesege und Verfassungsformen tragen das Bild und die Überschrift des herrschenden Geistes. Wie die größere Zahl unter uns geartet und gesinnt ist, das wird sich in diesen Formen und Einrichtungen offenbaren, mögen diese nun zum Heile oder zum Gerichte dienen. Und beides, Heil und Gericht, hat der Christ zu ehren, jenes dankbar hinzunehmen, diesem bußfertig sich zu unterwerfen. Ja, sind es selbst solche Formen und Wege, die

er dem Geiste unserer Nation und Geschichte für fremd halten muß; sind dadurch nur nicht die klaren, unzweideutigen Gebote Gottes verlegt, denen man mehr gehorchen muß, als Menschensagungen: so wird er sich gedrungen sehen, durch seinen Schoß und Zins selbst eine solche Ordnung zu unterstügen, die seinen eigenen Wüns schen und Überzeugungen widerspricht; er wird vor allem, ehe er einem schnellen Gedanken gehorcht, sich die Zinsmünze zeigen lass sen, er wird fragen: „weß ist das Bild und die Überschrift,“ und wenn er auch weiß, in tiefem Schmerze es weiß, es sei ein Abirren von der wahren Bestimmung, das sich in diesem Bilde und in diefer Überschrift ankündige: so wird er vor allem an seine eigene Brust schlagen und sich mitschuldig erklären, schuldig, daß er nicht Treue, nicht Kraft, nicht Muth, nicht Opferfreudigkeit genug bewiesen habe, um dem drohenden und hereinbrechenden Verderben, was an ihm liegt, zu steuern; er wird nicht aufhören, fort und fort zu zeugen für die erkannte Wahrheit, nicht aufhören, Freiheit und Treue, Vergangenheit und Zukunft, Recht und Geschichte, Unterschied und Gleichheit im Bunde zusammenzuschauen und diesen Bund zu bekennen, er wird nicht aufhören, gegen jede Vermischung von freiheitlicher Entwicklung und Unordnung und Zerrüttung Einsprache einzulegen, er wird nicht aufhören, in seinem Volke zu erinnern an alle Schäße der Treue, die uns als ein theuer zu bewahrendes Vermächtniß überkommen sind, zu erinnern an die ganze Macht und Tiefe, womit Achtung und Liebe zu lebendigen Persönlichkei ten unser bürgerliches Gemeinwesen zu durchdringen bestimmt sind, er wird nicht aufhören zu warnen vor blinder Nachäfferei, welche die Wurzel eines eigenen volksthümlichen Daseins abschneidet: aber verhallet seine Stimme, wird sein Zeugniß verachtet und sein Bekenntniß geschmäht, so wird er sich, bleiben nur zunächst die ewigen Gebote Gottes, die schon im Gewissen der Heiden bezeuget waren, unangetastet, solchem Geschicke als einem Gerichte unterwerfen, nicht in Feigheit, sondern in der höheren Tapferkeit selbstrichtender und selbstverläugnender Buße und wird „Schoß geben, dem der Schoß gebühret und Zoll, dem der Zoll gebühret." Er wird die vorhandene Ordnung, so weit es an seinem Theile ist, nicht auf

heben, weil er weiß, daß dann auch kein Raum für die Liebe und ihren Gottesdienst vorhanden ist. Liebe kann sein auch unter denen, die über die Gestaltung der bürgerlichen Dinge sehr verschiedene, ja entgegengesezte Überzeugungen hegen, aber Liebe fann nicht sein, wo die bürgerliche Ordnung selbst, gleichsam der Grund und Boden für jede Erzeigung der Liebe, aufgehoben ist; und wahrlich, ein Ärgerniß geben, also, daß die Liebe aufgehoben wird: dieß ist der wahre Hochverrath gegen Gott und gegen unser eigenes Geschlecht.

So sieht der Christ die politischen Fragen an; er entzieht sich ihnen nicht, aber er hält sie nicht für das Ganze und Einzige. Er giebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, aber vor allem Gott, was Gottes ist; dem Kaiser, was nothwendig ist, um die unentbehrlichsten Bedingungen der bestehenden bürgerlichen Ordnung aufrecht zu erhalten, Gott die Schuld, die ewige, unabtragbare Schuld seiner Liebe. Er weiß, wohl habe es nicht geringe Bedeutung, wie Vaterland und Welt sich verfasse und ordne, aber er würde es als eine thatsächliche Läugnung des ewigen Lebens ansehen, wenn sein ganzes Herz in dieser Antheilnahme aufginge. Auf die Ordnung des bürgerlichen Lebens das ganze und alleinige Heil der Seele segen kann nur ein Geschlecht, das den Glauben an den Himmel verloren hat, ein Geschlecht, für welches es ein unverständliches Wort geblieben: „wir sind beides, deine Pilgrime und Bürger“ (Ps. 39, 13), ein Geschlecht, das nichts ahnt, wie einst, wenn unsere Künste und Wissenschaften, einst, wenn auch die Formen unseres jezigen gesellschaftlichen Lebens vorüber und vergangen sind, doch die Liebe bleibt.

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An diese legte Zeit mahnt uns der heutige Tag, der legte Sonntag unseres Kirchenjahres. In der Welt welche Veränderungen, welche Umschwünge! An die Kirche selbst, ich meine an ihre Außendinge, an ihre Einfassungen haben die Wellen dieser Zeit geschlagen und werden wohl noch mehr schlagen. Aber innen, im tiefsten Heiligthum, in der wahrhaftigen und geistlichen Hütte Gottes, da ist's ruhig, da ist Friede. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten in's

Meer sänken, wenn gleich das Meer wüthete und wallete und von seinem Ungestům die Berge einfielen, dennoch soll die Stadt Got tes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Woh nungen des Höchsten sind. Gott ist bei ihr drinnen; darum wird sie wohl bleiben“ (Pf. 46, 3—6.). Mag die Welt ihre Formen wechseln: die Gnade und Wahrheit Gottes ist dieselbe; mag das Antlig der Zeit heute heiter scheinen und morgen trübe: die Treue des Herrn ist jeden Morgen neu und seine Barmherzigkeit hat kein Ende; mag Vergangenheit und Zukunft im Streite liegen, mögen, wie noch nie, die Loose der Zukunft dunkel sein: Eins ist gewiß, und dieß sei der Scheidegruß des dahineilenden Kirchenjahres, das sei der Gruß, damit wir uns einst droben in den Wohnungen des ewigen Friedens begrüßen: „Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit!" Amen.

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