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Wohlstand, vermehrte, ja neugewonnene Größe und Ruhm vor den andern Völkern — oder aber neue und größere Zersplitterung, Spaltung, Schwächung, Spott und Schande; es ist ja freilich dieß groß genug; aber als das Größere und Wichtigere achte ich dieß: diese Männer, aus deren Berathungen Heil oder Unheil unseres Vaterlandes hervorgehen kann sie sind keinem irdischen Richter verantwortlich. Sie stehen allein mit ihrem Gewissen, sie haben niemand über sich als Gott. Niemand ist berechtigt, an sie gleichsam in einer richterlichen Weise die Frage zu stellen: warum redest und stimmst du so oder anders? Niemand ist berechtigt, zu verlangen, daß er dort seine eigene Meinung und Überzeugung in dem Munde des Gewählten vernehme, daß dieser nur das Echo seiner eigenen Ansicht sei. Wie sehr die erwählten Männer vertraut sein mögen mit den Strömungen des Tages, wie sehr sie den Pulsschlag der Zeit fühlen müssen, fühlen werden an ihrem eige nen Herzen, wie sehr sie es drängen mag, im Austausch der Meinungen, in Übereinstimmung mit vielen sich zu überzeugen und zu handeln dennoch, das ist eben ihre eigentliche Bedeutung, das die eigentliche Grundlage ihres Berufs und Wirkens, allein zu ftehen auf ihrem Gewissen, unverleßlich und geheiligt in dem Namen dieses Gewissens!

O, Gel., glaubet ihr nicht, daß manche von denen, die dort beim ernsten Werke versammelt sind, ihr Herz zu dem Herrn der Heerschaaren erheben und bitten: Herr, in deinem Lichte laß mich das Licht sehen! Zeige mir deine Wege, und leuke mir Herz und Gedanken! Wohlan denn, im Angesichte der ungeheuren Verantwortlichkeit, die auf unsern Erwählten ruht, im Angesichte ih rer Stellung, da sie keinen irdischen Richter über sich zu erkennen haben, da lasset uns ihnen zu Hülfe kommen, sie tragen und he ben mit unserem Gebete! Wie sie hervorgegangen sind aus unse, rer Wahl, so begleiten wir sie auch mit unserem Gebete, mit dem Gebete in dem Namen dessen, der, ein König der Wahrheit, ge kommen ist, Wahrheit zu bezeugen, in dem Namen dessen, der ge sagt hat: „ihr sollt Rechenfchaft ablegen von jedem unnügen Wort,“ der aber auch den Trost und die Mahnung gegeben hat: Fürch

tet euch nicht vor denen, die den Leib tödten und die Seele nicht mögen tödten. Fürchtet euch vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle." So lasset uns beten:

Gott, unser Herr, der du lenfest die Herzen der Könige wie Wasserbäche! So lenke denn auch die Herzen derer, die an dem Baue eines ganzen Volkes zu arbeiten bestimmt sind! Zeige du ihnen selbst ihre heilige Verpflichtung und Verantwortlichkeit! Gieb ihnen, daß sie einkehren können in die Stille ihres Gewissens und sprich zu ihnen in solcher Stille! Heilige sie in deiner Wahrheit! Stelle dich, Herr Jesu, ihrem Geiste vor, wie du ohne Ansehen der Person in alleinigem Gehorsam gegen deinen Vater dein Werk vollbracht hast, wie du überwunden haft alle Versuchung der Genußsucht und der Eitelkeit und der Herrschsucht und bist treu geblieben deinem Heilandsamte voller Demuth und Selbstverläugnung! Gieße aus deinen Pfingstgeist und Pfingstsegen über sie und mache sie muthig und freudig zu den Opfern, die ihr Dienst fordert, der ja auch ein Dienst in deinem Reiche und an demselben sein soll! Amen. Aber nun, Gel., von uns selbst haben wir noch nichts geredet. Haben wir nichts zu thun? Gebetshelfer sollen wir sein, haben wir freilich schon gesehen; aber haben wir nicht auch für uns selbst zu beten? ja wohl, der Ruf aus der Mitte unserer Vertreter, für sie zu beten, fordert auch uns auf, für uns selbst zu beten. Und warum denn? was muß uns zum Gebete drängen? Gel., es gilt die Frage der Freiheit. Und dieses Wort Freiheit hat nicht etwa einen unbestimmten Inhalt, so daß jeder und zulegt auch der knechtisch Gesinnte unter diesem Namen sich bergen kann. Dieses Wort Freiheit offenbart uns sein Wesen vor allem im Heiligthum des Herrn, an welchem die Inschrift steht: ,,wen der Sohn frei macht, der ist frei." Sein Bild ist das Bild der Freiheit. Seine That ist, daß wir zur Freiheit der Kinder Gottes hindurchdringen. Er will eine Gemeinschaft von Freien, eine Gemeinschaft von Brüdern. Nein, es sind feine Träume, die Ideale der Freiheit; die Ziele der Freiheit läugnen,

heißt unser Evangelium durch die That läugnen, wie sehr man es auch mit den Worten bekennen möge.

Doch, woher diese Freiheit nehmen? Gel., an Einer Bedingung hängt Alles. Selbstverläugnung, Buße, Wiedergeburt, Arbeit an sich selbst, ohne dieß kein Evangelium der Freiheit! Wie, ihr erkennet in der Freiheit das Höchste und meinet, sie lasse sich nur so abpflücken, wie eine Frucht am Wege? Ihr wisset, ein Leben ohne Freiheit sei kein lebenswerthes, und ihr wollt euer Leben nicht einsehen für die Freiheit? Ich meine nicht etwa in der Schlachtenbegeisterung wie mit Einem Wurfe, obwohl auch solches ein Dienst und eine Pflicht für die Freiheit sein kann, sondern vor allem in dem stillen, von Menschen un gesehenen -Gott sieht in's Herz! Kampfe des Herzens, da, wo man oft mehr als Einen Tod sterben muß, um zum Leben zu kommen! Das Geheimniß des Evangeliums ist Eines mit dem Geheimniß der Freiheit: volles, unbeschränktes Leben nachdem das eigene Ich gestorben ist! Die Regel für beides, für Evangelium und Freiheit, ist dieselbe:,,wer sein Leben erhalten will, da wird es verlieren, wer sein Leben verliert, der wird es erhalten."

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Und nun, wer erhebt sich zu solcher Erkenntniß, wer handel in solcher Erkenntniß, der nicht sein Herz zu Gott gerichtet häl und es stärket im Gebet? Unser ganzes, unser einziges Heil be ruht auf dieser Erkenntniß und auf dem Handeln darnach! Denn dieses zwar ist gewiß: die Zeit schreitet fort d. h. die ewigen Gedan fen Gottes über unser Menschengeschlecht werden verwirklicht, je der leiseste und verborgenste Gedanke der Freiheit wird sich aus sprechen; aber werden wir auch würdig sein, diese Offenbarung der Freiheit zu schauen? Werden wir den Sieg der Freiheit er tragen können? Die Zeit wird reif werden, denn sie stehet ir Gottes Hand, er führet seine Zeiten herauf und hernieder; abe werden wir reif geworden sein, die reifen Früchte der Zeit z pflücken? Ein neuer Tag der Freiheit ist angebrochen abe werden wir uns wachend und betend erfinden lassen, damit wi diesen Tag nicht verlieren und uns mit ihm? Die Güter de Freiheit werden uns angetragen, aber strecken wir ihnen auch hei

lige Hände und Herzen entgegen, fie anzufaffen, sie in's Leben überzüführen? Wahrlich, wahrlich, wir werden untergehen an diesen Gütern der Freiheit selbst, wenn wir sie nicht im Gehorsam der Selbstverläugnung annehmen.

O, Gott und Herr, du hast gesagt in dem Munde deines Sohnes: siehe ich mache alles neu! Ach, so gieb, daß auch unsere Herzen neu werden! Gieb uns zu erkennen, daß beides, Heil und Gericht, darin besteht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und daß es vor allem darauf ankommt, ob wir die Finsterniß mehr lieben, denn das Licht! Gieb, daß wir gehen lernen den engen Weg des Gehorsams, der Demuth und der Selbstverläugnung, damit wir auf das Geraume und Weite der Freiheit und der vollen Genüge kommen. Ist die Nacht vergangen und der Tag herbeigekommen, so laß uns auch ablegen die Werke der Finsterniß und anlegen die Waffen des Lichts! Wir haben uns vorgenommen, das Alte abzuwerfen, insoweit es etwas Ungeschicktes, Abgelebtes, Kleinliches, Verächtliches bedeutet; o, gieb, daß wir überhaupt den ganzen alten Menschen ausziehen und anziehen den neuen, der nach dir geschaffen ist, daß wir eine neue Creatur werden in deinem Sohne! Hilf du uns selbst dazu, Herr Jesu, dessen einst alle Reiche dieser Welt geworden sein werden, hilf uns selbst und gieb, daß wir sterben in deinem Tode und auferstehen in deinem Leben! Mache uns zum Volke deines Eigenthums, das fleißig ist zu guten Werken, vollbereite uns in deinem Geiste und in deiner Kraft! Amen.

So beten wir. Aber dürfte ich heute zu solchem Gebet das Amen aussprechen, ohne das Wort der Predigt noch ganz insbesondere an Euch, geliebte Jünglinge, gewendet zu haben? Und da rede ich wohl in eurem Sinne, wenn ich vor allem eure Freude und euern Dank ausspreche dafür, daß euer Leben, euer Jünglingsleben mit all seiner Frische und seinem Muthe, in diese Zeit gefallen ist. Wir haben es ja vernommen, wir dürfen sie, diese Zeit, nicht darauf ansehen, was wir Menschen daraus machen,

sondern was Gett mit ihr will. Und da ist sie eine mächtige Zeit und muß eines Jünglings Herz wohl erregen – und Schmach dem, der sich von ihr nicht anfassen und erregen läßt! Sie ist doppelt mächtig für den, der in dem Kreise des akademischen Lebens weilt. Gilt es die Erneuerung des deutschen Volkes, wie sollte da nicht auch ein neuer Glanz über unsere wissenschaftliche Anstalten sich ausbreiten! Unsere Hochschulen — find sie nicht die Augen unseres Volkes? Sind sie nicht heilige Kleinodien unserer deutschen Ehre? Hat nicht der weissagende Blick der Wissenschaft in die Zeiten hineingeschaut, die gekommen? Waren unsere deutschen Hochschulen nicht lange Zeit hindurch fast die einzigen Andeutungen des Einen Deutschlands, da Lehrer und Hörer aus verschiedenen Stämmen des Einen Volkes sich zusammenfanden? Hat der Gedanke deutscher Einheit nicht viele Jahre hindurch in unsern Hochschulen seine Zufluchtsstätte gefunden? Ja, wenn auch durch alle Stände, durch alle Alter hindurch der Eine Zug und Drang dieser Zeit hindurchgeht - fürwahr, wer darf sich wundern, wenn er eure Herzen noch ganz besonders anfaßt? Aber damit ist auch schon etwas anderes gesagt: die höhere Erregung fordert auch eine höhere sittliche Kraft! Dieß aber ist die Forderung, dieß die Pflicht dieser Tage an Euch, geliebte Mitarbeiter und Mitstreiter, daß dem feurigen Schlage des Herzens die Ruhe der Betrachtung sich zugeselle, daß der aufbrechenden Begeisterung, dem lebendigen Interesse an der Gegenwart die Einkehr in sich selbst, die Sammlung sich verbinde, daß die sich drängenden Ereignisse der Tage das Auge des Geistes, die Sorge der Überlegung verfolge und die Macht der hereinstürmenden Geschicke die Gedanken nicht losreiße von der Arbeit der Seele und den stillen Studien. Wer könnte denn auch begreifen, wie diese Zeit geworden, wer nicht wüßte, was vor ihr geschehen? Wer könnte merken, was uns Noth thut, wer nicht das Bild der Wahrheit und der Freiheit im Herzen hegte? Und jezt, wo so große Ziele aufgestellt werden, wo das Leben einen ganz anderen Inhalt hat, als daß es ausgefüllt werden könnte mit jugendlichen Lüften, nun so soll auch nichts Gemeines und Unedles unter euch Stand halten!

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