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O Herr, unser Gott, groß von Rath und mächtig von That, dessen Augen offen stehen über alle Menschenkinder, zu dir erheben wir unsere Hände und Herzen und rufen dich des müthig an. Sende deinen heiligen Geist, den Geist der Wahrheit, der in alle Wahrheit leitet und lasse ihn eine Wohnung finden bei denen, die versammelt sind zu dem neuen Baue unseres Volkes! Herr, unser Gott, du hast unser Volk nach deiner Gnade von Alters her auserwählet und hast es dir zugerichtet zu einem Träger deiner Liebe und Gnade. Du hast uns geführet durch die Zeiten hindurch, uns behütet und gesegnet mit mancherlei Segen. O, Herr, unser Gott, wohl bekennen wir, wir haben deine Güte und Treue nicht immer erkannt, wir sind oft unsere eigenen Wege gegangen, statt deinen nachzufolgen, wir haben gesündigt oft und mannigfach. Deine Vornehmen und Fürsten haben gesündigt, dein Volk hat gesündigt, unser aller ist die Schuld. Aber nun, Herr, wende dein Antlig zu uns, verlaß uns nicht, laß uns nicht zu Schanden werden! Erweise dich als den Gott unserer Väter, die du zu ihrer Zeit groß und herrlich gemacht haft; bewahre uns vor ihren Sünden! Behüte uns vor äußerem Kriege, vor innerem Aufruhr und vor Empörung! Vereinige uns alle als Brüder Eines Volkes und laß die Freude wie die Sorge des Einen die Freude und Sorge des Andern sein! Sei du mit unserem Königreiche, segne unseren König und sein ganzes Haus! Segne alle Fürsten des Vaterlandes, umschlinge sie und ihre Lande mit Liebe und Treue! Gieb allen Räthen und Dienern des Vaterlandes ein treues Herz und einen klugen Sinn! Laß jeden unter uns fühlen, daß er ein Hüter sei seines Plages und daß er wachend und treu erfunden werde an seiner Stelle! Schüße, Herr, die Kirche deines Sohnes, und mache sie zu dem Salze, damit man salzet und der Fäulniß wehret! Gieb ihr fröhlichen Bekennermuth und mache sie zur Bringerin des Friedens! Gieb, daß sie jezt nur um so freudiger und gesegneter ihr Amt

ausrichte, unser deutsches Volk zu einem christlichen zu ma chen und es im Evangelium zu erhalten, da sie auf deinem Worte allein steht und nicht auf dem Schuße der Mächtigen und dem Befehle der Könige! Schüße die Hochschulen unseres Vaterlandes und mache sie zu Leuchtern alles Wahren und Edlen, die nicht umgestoßen werden! Segne insbesondere unsere Georgia Augusta! Verbinde uns allzumal in Einem Geiste der Wahrheit und der Ehre, der Mäßigung und Bescheidenheit! Segne die Gewächse der Erde; verschließ uns nicht deinen Himmel, wehre nicht dem Scheine deiner Sonne, dem Träufeln deines Regens, damit wir unser Brod gewinnen! Schließe auf neue Quellen des Wohlstandes, wo die alten versieget sind; laß einem jeden redlichen Arbeiter seinen Lohn gewinnen, verbreite Sparsamkeit und Ordnung, gieße aus den Geist der Barmherzigkeit! Ach Herr und Gott, du bist unsere Zuflucht! Auf dich hoffen wir! Und wenn du beschlossen hättest, deine Gerichte über uns zu bringen, und wenn wir nicht werth sind, dein Volk zu heißen, o, verschiebe deine Gerichte, gieb uns Frist, laß deine Zeichen geschehen, daß noch viele gerettet werden, oder verkürze um deiner Auserwählten willen die Tage des Elends! Herr, wir liegen hier nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine Barmherzigkeit, trauend nicht unseren Gedanken und Wegen, sondern deinen; du allein bist der Herr Herr und ist kein Gott außer dir! Du bist unser Vater im Himmel u. s. w. Amen.

XXII.

Ev. Marc. 8, 1-9.

Zu der Zeit, da viel Volks da war und hatten nichts zu effen, rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: mich jammert des Volks, denn sie haben nun drei Tage bei mir verharret und haben nichts zu essen, und wenn ich sie ungegessen von mir heim ließe gehen, würden sie auf dem Wege verschmachten. Denn etliche waren von ferne gekommen. Seine Jünger antworteten ihm: woher nehmen wir Brod hier in der Wüste, daß wir sie sättigen? Und er fragte sie: wie viel habt ihr Brode? Sie sprachen: sieben. Und er gebot dem Volk, daß sie sich auf die Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brode und dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie dieselbigen vorlegten, und sie legten dem Volk vor. Und hatten ein wenig Fischlein, und er dankte, und hieß dieselbigen auch vortragen. Sie aßen aber und wurden satt und hoben die übrigen Brocken auf, fieben Körbe. Und ihrer waren bei viertausend, die da gegessen hatten, und er ließ sie von sich.

Das Evangelium, das wir vernommen, schallet so recht einstimmend und passend in diese unsere Erndtezeit hinein. Überall wird der Segen des Herrn von den Feldern heimgebracht, und wahrlich, nicht minder wird die Segenskraft unseres Erlösers durch unser heutiges Evangelium geschildert. Woher nehmen wir Brod? Die Felder, die sich leeren, die Scheunen, die sich füllen, geben uns die Antwort; aber noch eine andere Antwort, die uns von dem Sichtbaren in das Unsichtbare überführt, giebt uns der Text.

Aber, Gel., heute ist der Tag nicht, an welchem wir in festlich bestimmter Zeit den Dank der Gemeinde für den Segen der Erndte darzubringen hätten, und die Auslegung unseres Tertes

hat daher einen andern Weg zu nehmen, als daß sie diene für solchen Dank und daran sich schließendes Gelübde. Welchen Weg soll sie nehmen? Die Wahl ist nicht schwer; denn wahrlich, das Wort, das wir lesen: woher nehmen wir Brod hier in der Wüste, daß wir sie sättigen," ist noch nicht verstummt; es giebt noch viele Wüsten in unserer menschlichen Gemeinschaft, wo diese Frage ertönt. Ist auch die Noth jüngst vergangener Zeit vorüber: an Noth fehlt es nie; sie hat eine mannigfaltige Gestalt, sie kehrt in immer neuen Wandlungen wieder; Tausende und wieder Tausende rufen bald in verzagender Angst, bald in verzweifelndem Troz: woher nehmen wir Brod hier in der Wüste? Und dieselbe Frage klopft an die Kabinete der Fürsten, kehrt ein in die Berathungen derer, die zu des Volkes Wohl versammelt sind, wird verhandelt in den Räumen der Wissenschaft.

Sie tritt auch ein, diese Frage, in die christliche Gemeinschaft; sie spricht aus unserem Terte uns entgegen. Sie wird also auch berathen in dem Rathe des Höchsten, sie ist auch ein Gegenstand vorsorgender Liebe und Weisheit des Herrn. Sie wird beant wortet durch eine wunderbare That des Erlösers, die nicht erzählt wird, um ein müßiges Staunen zu erwecken oder um ein vergebliches Grübeln hervorzurufen über die inneren und äußeren Vorgänge dieser That, sondern damit sie uns ein Bild und Gleichniß sei, um daraus die Gedanken des Herrn über diese Frage der Noth zu erkennen. Wohl hat man gesagt, wenn ein Staatsmann oder wer sonst für das Wohl der Nothleidenden zu sorgen hat, dieses unser Evangelium höre, wie wenig er daraus machen. könne, wie unnüß und vergeblich es ihm vorkommen müsse; man sagt, während er tausend Mittel in Bewegung sehe, um den Kampf gegen die Noth zu bestehen, sei hier in unserem Evangelio alles wie mit einem Schlage gethan; aber was hülfe cs ihm? was könne er daraus nehmen? Wunder geschähen nicht mehr; ein solches Evangelium müßte daher wie ein Spott auf seine Thätigkeit erscheinen und zum Spotte gegen es selbst herausfordern!

Aber wirklich? Sollte aus unserem Evangelium nichts gelernt werden können? Sollte es nicht eingreifen rathend und hel

fend mitten in die Noth der Zeit und Wege lehren, ihr zu steuern oder doch sie zu tragen? Fürwahr, derselbe, der uns den Sonntag zuvor Unterricht in der wahren Gerechtigkeit gegeben hat (Matth. 5, 17-26), läßt uns auch nicht rathlos, wenn wir fragen: woher nehmen wir Brod? Derselbe, der uns gelehret hat beten zu uns fomme dein Reich," hat uns auch beten gelehrt: „gieb uns unser täglich Brod,“ und für beides ist er Meister und Vorbild geworden.

So lasset uns denn betrachten: Chriftus, der Helfer in der Noth; denn er giebt den Geist der Barmherzigkeit, er lehret uns sein göttliches Wort, er weiset uns an zur Ordnung und Sparsamkeit, und er segnet das Kleine und Geringe.

Herr, unser Heiland, du bist das Brod, das vom Himmel gekommen, so segne denn auch unser irdisches Brod! Amen.

1. Gel., wir haben es schon ausgesprochen, keine Frage hat sich in unserer Zeit mehr vorgedrängt, als die: wie steuern wir der Noth? Die Verlegenheit der Jünger unseres Tertes, die da fragen: woher nehmen wir Brod hier in der Wüste, daß wir sie sättigen," ist nichts gegen die Verlegenheit über dieselbe Frage, die unsere Obrigkeiten und Volksberather empfinden. Und nun sei es ferne, alles das gering zu achten, was menschliche Weisheit zusammenhäuft zur Linderung und Aufhebung der Noth. Trage jeder von seinem Standpunkt, in seinem Berufe redlich und treulich bei; es ist ja eine gemeinsame Angelegenheit; das Übel ist ein so großes, die Gefahr eine so nahe, daß es wahrlich der gemeinsamen Anstrengung und Treue bedarf. Darum tritt denn auch unser Evangelium hinzu, dem nichts Menschliches fremd ist, und legt sein Gewicht in die Wagschaale. Wir hören die Stimme des Heilands, und das erste Wort, das sie entgegenruft, entgegenruft aus tiefster, innerster Erregung seines Gemüths, ist: „mich jammert des Volfs!"

, Gel., daß wir diesen Ruf dem Erlöser nachriefen nicht mit der Zunge allein und mit den Worten, sondern mit dem innerften Herzen und Gefühl! Es ist der Geist der Barmherzig

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