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keit, aus dem der Herr heraus dieses sein Wort gesprochen, der Geist des Erbarmens, der sein Herz durchglüht und herabneigt. Es ist der Geist mitfühlenden Leides, der sich ausspricht in den Worten dessen, der es selbst erfahren hat, was Armuth ist, der es laut bekannte: die Füchse haben ihre Gruben, die Vögel ihre Nester, aber des Menschensohn hat nicht, wohin er das Haupt legt." Wie eine Mutter vorsorgend denkt, ob nicht Ungemach oder irgend etwas Schweres ihr Kind drückt, so denkt der liebende Sinn des Herrn an das Volk, das manchen Tag bei ihm verhar ret und nun nach Hause zieht, nachdem es geistiges Lebensbrod empfangen hat. Es ist der Sinn Gottes in Christo, wie er schon geredet bei dem Propheten: „ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören, ehe sie es vorstellen, will ich schon daran denken und darauf sehen." Wie könnte der treue Hirte seine Heerde verschmachten lassen? Wie könnte der, der seinen Hörern das Höchste geboten, das Niedere versagen? Wie könnte der, der gelehrt hat: „selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen," sein Herz verschließen vor den Brüdern?

Gel., Christus will noch in dieser Welt wirken, wirken in der Gemeinde, die er sich erworben hat. Was Christus für seine Person war, das will durch ihn und für ihn seine Gemeinde sein. „Wir sollen sein in dieser Welt, wie er gewesen ist." Die Barmherzigkeit Chrifti wird zur Barmherzigkeit der Gemeinde. Eine christliche Gemeinde soll eine Stätte, eine Übung, eine Quelle der Barmherzigkeit sein. Ach, wie anders stände es mit der Noth dieser Welt, wenn das Wort des Heilands: „mich_jammert des Volks," Anklang, Eindruck, Nachfolge fände bei allen denen, die sich nach dem Namen des Heilands nennen, wenn der Strom der Barmherzigkeit, der seinen Ursprung aus dem Herzen des Heilands nimmt, in vollen Zügen sich über die Christenheit ers gösse, wenn in dem gläubigen Aufschauen zu dem barmherzigen Hohepriester, der Mitleid haben kann mit unserer Schwachheit, das Mitleid mit der Schwachheit und dem Elend der Armen in unser Herz gepflanzt würde? Barmherzigkeit, das ist nicht etwa ein schwächliches Mitgefühl, eine wohlfeile Thräne oder ein noch wohl

feilerer Wunsch, das ist nicht ein Abfinden mit einem Stücke Geld und ein Zoll, den man gewohnheitsmäßig giebt, ohne daß das Herz dabei ist; Barmherzigkeit, das heißt sich herunterlassen zu den Armen und Niedrigen, deren Leid zu dem eigenen machen, eingehen mit seinem Gemüthe in deren Bedürfnisse, die Leidenden verstehen lernen in ihrem Unglücke. Das ist die tragende, unterftügende, mittheilende, mitweinende Liebe. Solche Liebe steht zunächst an der Liebe Gottes. Lasset uns bitten und arbeiten, daß der Geist der Barmherzigkeit unseres Herrn, dessen, der gesagt hat: „mich jammert des Volks" ein allgemeiner und durchdringender werde, und es wird auch die Noth eine geringere und erträglichere werden.

11. Aber unser Tert weiset uns noch auf etwas anderes hin, als auf Sinn und Geist der Barmherzigkeit. - Drei Tage schon waren die Schaaren des Volkes um den Herrn versammelt gewesen und hatten auf sein Wort gehört; sein Wort, das himmlische Lebensbrod, das Manna seiner Rede war auf sie geträufelt, und sie vergaßen über solcher Herrlichkeit des Wortes ihrer geordneten Mahlzeit, ihrer Speise und ihres Tranfes. Gel., wenn nun je

mand sagen wollte: diese geistige Speise, dieses Lebensbrod des göttlichen Wortes sei eine Linderung für die leibliche Noth, sei ein Ersag für leibliche Speise, ein Mittel, Noth aufzuheben oder zu tragen, so kann dieß freilich für viele wie Spott klingen, ja kann für viele zur Gelegenheit eines frevelhaften Spottes werden. Und in der That, es kann eine Darreichung dieses göttlichen Wortes an die Armen und Nothleidenden geben, so kalt, so trocken, so ohne Mitgefühl, so ohne jenen barmherzigen Sinn, den wir als die erste Bedingung der Hülfe kennen gelernt haben, so mit pharisäischer, innerer Hartherzigkeit, daß man freilich hier leicht das Wort anwenden und fragen möchte: „so dein Sohn bittet um Brod, willst du ihm einen Stein geben?"

Und doch, wehe dem, der sich einen Spott aus dem macht, worin doch tiefe Wahrheit liegt! Ja, es ist wahr, was der Heiland sagt: „der Mensch lebt nicht vom Brode allein, sondern von einem jeglichen Worte, das aus dem Munde Gottes geht."

Es ist wahr, daß, wer das Wort Gottes fleißig treibt, wer es hört und thut, der hat Frieden im Herzen und Kraft in seinem Geiste; der weiß zu tragen die Noth, wenn sie wie eine schwere Last auf ihn drängt, der weiß zu kämpfen mit dem Mangel, wenn er wie ein gewappneter Riese über ihn kommt. Er findet Kraft auf seinem Wege, wenn er müde werden und straucheln will, denn er hat einen Stab und Stecken, der mitträgt, er hat eine Waffe, die durchschlägt; das göttliche Wort ist ihm ein Wunderstab, der auch aus hartem Fels den Quell der Erquickung sprudeln läßt mitten in der Wüste des Lebens. Er seufzet nicht unter einem kalten Schicksal, denn das Wort Gottes lehret ihn einen Willen Gottes, der da heilig ist und Liebe heißt; er hadert nicht mit einem dunkeln Zufall, denn das Wort Gottes lehrt ihn einen Vater haben im Himmel, der keines Kindes vergißt und sich erbarmet aller seiner Geschöpfe; er erzürnt sich nicht in Neid und Bitterkeit, denn das Wort Gottes sagt ihm: welcher Mensch kann sich eine Elle zusehen?" er weiß: „die Herrlichkeit des Menschen ist wie Gras und des Grases Blume." Er blickt nicht verzweiflungsvoll in die Zukunft hinaus, da er kein Ende sieht, denn das Wort Gottes lehret ihn eine Hoffnung, die nicht zu Schanden macht. O, sorge doch jeder, wer dafür zu sorgen hat, daß die Stimme des Evangeliums dringe an das Herz aller Armen und verstummen mache allen Spott und alle Widerrede, niederwerfe alles Zagen und Zweifeln, überwinde alle Trägheit und Lässigkeit! Es ist die Stimme, die da rufet: verharret bei dem Herrn und seinem Worte; der euch in demselben so reich erquicket, wird euch auf dem Wege nicht umkommen lassen. Glaubet es, wenn ihr euren Sonntag geheiligt habt im Geißte und in der Wahrheit, wenn ihr gekommen seid, wie sie dort von der Ferne gekommen sind, den Herrn zu hören: er wird dafür sorgen, daß ihr auf dem Wege der Woche nicht verschmachtet.

III. Und wie wird er dafür sorgen? Wie wird er sich als Helfer in der Noth erzeigen? Er wird thun, was er in unserem Evangelium gethan hat. Er leitet zur Sparsamkeit und Ordnung. Er fragt, wie viel Brode. Er gebietet dem

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Volke, fich zu lagern auf der Erde. Er danket und bricht die Brode und vertheilt die Fischlein, er hebt das Übrige auf. Seht doch, der die Worte des ewigen Lebens geredet, sorgt nun auch für das Äußere und Zeitliche. Er hält dieses nicht für zu gering, er weiß, unser menschliches Leben ist ein Wechsel zwischen Marienfinn und Marthadienst. Gel., ist das nicht ein recht liebliches und ergreifendes Bild eines Haushalts? Wer dem Herrn es nachthut, der wird Wunder sehen vor seinen Augen. Fürwahr, wie viel Noth würde aufgehoben oder doch wenigstens gemindert und gemildert werden, wenn überall dem Worte und dem Beispiele des Heilands gefolgt, wenn überall zuerst gefragt würde: wie viel habt ihr Brode?" wenn ein redlicher und kluger Verstand über dem ganzen Haushalt wachte, der merket, wie weit die Mittel reichen, wenn überall jene Ordnung herrschte, die der Herr finnbildlich lehrt, da er das Volk in Haufen sich lagern läßt, so daß man Übersicht, Eintheilung, Unterscheidung gewinnt, wenn in aller dieser Treue und Geschäftigkeit der Liebe vor allem auch das Wenige, was man hat, mit Dank genossen würde! O, nicht vergebens steht es in unserem Terte: und er nahm die fieben Brode und dankete und brach sie." In diesem Danke liegt das Geheimniß des Wunders; der Dank ist für uns der innere Quell, der geistige Grund ächter Sparsamkeit und Ordnung. Die rechte Sparsamkeit ist nur der umgewendete Dank, ist die Anerkennung des göttlichen Segens, die wieder neuen Segen hervorbringt. Der Dank lehret die feine Kunst redlicher und kluger Verwaltung; er läßt uns sprechen: verdirb nichts, denn es ist ein Segen darin; er macht, daß man „die übrigen Brocken aufhebt und noch sieben Körbe damit anfüllt." Der Dank lehrt, die zarte Grenzlinie erkennen und einhalten, welche die Sparsamkeit trennt von dem Geize, der Wurzel alles Übels. Der Dank, welcher das lebendige Opfer ist, dem lebendigen Gotte dargebracht, reißt uns los von aller Verbannung durch den Mammon, den Gott dieser Welt, dessen dienstbare Geister Geiz und Begierde sind. D, lernet danken, ihr Armen, danken auch für das Wenige, das ihr habt, nicht allein, damit ihr Frieden und Ruhe gewinnt für euer In

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neres, der Dank wird auch ein Lehrer der Sparsamkeit und Ordnung für euch werden. Und siehe, er wird noch mehr leisten; wer den Dank im Herzen und auf den Lippen hat, wird auch erfahren,

IV. daß Christus Helfer in der Noth ist dadurch, daß er das Geringe und Kleine segnet. Der Dank zieht mit wunderbarer Macht den Segen an sich. Der Dank vertreibt die Sorge. Statt zu sorgen um das Große, danke für das Kleine und du wirft auch das Große gewinnen. „Sorget nichts, ruft der Apostel, sondern in allen Dingen laffet eure Bitte in Gebet und Fles hen mit Danksagung vor Gott kund werden." Wer dankt für seine Gabe, der giebt sie durch solchen Dank wieder an Gott zus rück, der opfert sie und legt in solchem Opfer Gottes Gepräge und Macht hinein; Gottes Gepräge und Macht heißt aber: mehren und schaffen! und so erhält der Dankende die Gabe wieder, gemehret und gekräftiget. Wer dankt auch für das Geringste, der stellt sich mitten in die göttliche Haushaltung hinein, also auch mitten in ihren Segen; in seinem Danke hat er auch die kleinsten Güter am sichersten angelegt, und der, der die Raben unter dem Himmel speiset und die Lilien des Feldes kleidet, der da sagt: „mein ist alles, im Himmel und auf Erden und was darinnen ist, mein ist alles, Gold und Silber, der ist der reiche und große Wechsler, der dir, was du in deinem Danke versichert hast, sechzigfältig und hundertfältig zurückerstatten wird. Zwischen Dank und Segen gehet ein wunderbares Wechselgespräch hin und her; Danf und Segen ist, wie der Odem der Erde, der zum Himmel empor steigt und wieder als Thau zur Erde zurückkehrt.

,,Sie aßen aber und wurden satt." Ist dieß nicht unbes greiflich? Ja, es ist unbegreiflich, wie aller Segen unbegreiflich ist. Wie mancher unter uns sagt, deutend auf dieses oder jenes Haus: „sie haben drinnen so wenig und werden doch satt!" Es ist uns begreiflich, aber doch wirklich, denn der Segen des Herrn ist darin. Und solcher Segen läßt sich gerade am Kleinen und Geringen zuerst erkennen. Im Kleinen und Geringen spricht Gott oft am vernehmlichsten. Der Gott, der in den Stürmen und Erdbeben der Geschichte, in dem verzehrenden Feuer seiner Gerechtigkeit so

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