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oft nicht verstanden wird, offenbart sich nicht selten am nächsten und innigsten in dem stillen Säuseln seiner das Kleine und Geringe segnenden Nähe. Ach, Segen zu verspüren ist nicht etwa nur äußerer Vortheil, es bringt noch viel mehr ein für das innere Leben, es macht das Herz so fröhlich und still, man weiß sich so gesichert, man erkennt das Angebinde göttlicher Macht und Liebe.

„Arme habt ihr allezeit bei euch,“ spricht der Herr. Aber Ewas ist's doch für ein Unterschied zwischen Armuth und Armuth! Es giebt eine stille, heitere, gottergebene, wahrlich nicht ungesegnete Armuth. Es giebt aber auch eine finstere, harte, trogige, fluchende und den Fluch in sich tragende Armuth. Und diese lettere bricht immer schreckendrohender herein, wühlt den Boden unter unfern Füßen auf, wüthet vielleicht ach wie bald! mit Grausen unter uns. Wohlan, das Evangelium hat sich zuerst an die Armen gewendet, auch jezt ladet es wiederum die Armen ein, zu kommen und zu hören auf seine Stimme. Freilich auch an die Reichen ergehet diese Stimme. Sie ruft ein Wehe über den unbarmherzigen Reichen, wie über den undankbaren Armen. Nun denn, heute, so ihr seine Stimme höret, so verstocket eure Herzen nicht," damit nicht das Morgen ein schreckliches, unentrinnbares Gericht euch bringe! Amen.

XXIII.

Ev. Luc. 19, 41-48.

Und als er nahe hinzu kam, sabe er die Stadt an und weinete über sie und sprach: wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet. Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängsten und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum, daß du nicht erkannt hast die Zeit, darinnen du heimgesucht bist. Und er ging in den Tempel und fing an auszutreiben, die darinnen verkauften und kauften und sprach zu ihnen: mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt es gemacht zu einer Mördergrube. Und lehrete täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Vornehmsten im Volf trachteten ihm nach, daß sie ihn umbrächten, und fanden nicht, wie sie ihm thun sollten, denn alles Volk hing ihm an und hörete ihn.

Es ist einer der wunderbarsten Augenblicke, den uns der heutige Tert vorstellt. Der über Jerusalem weinende Heiland wer fühlt nicht sein Herz dadurch erregt? Unser Blick fällt in die bewegte, lebendige, große Stadt. Handel und Wandel, die Ges schäfte des Tages, die Genüsse und Entbehrungen gehen ihren gewohnten Gang aber verborgen ist den Bewohnern der Stadt die Zukunft, weil sie sich verschließen vor der Stimme des Evangeliums. Der Herr aber schaut hinein in das Dunkel der Zukunft, das doch ein so helles Licht des Heils hätte werden können,

und im Angedenken, welche Güter auf der Einen Seite liegen, die verschmähet werden, welches Verderben auf der andern Seite hervorbricht, im Vorausblick, wie sie die Hand ausstrecken nach dem Verderben in eigener Wahl und Verblendung

was bleibt dem treuen Herzen des Heilands, der an seinem Volke mit aller Liebe hängt, anders übrig, als zu weinen?

Eine Entscheidungsstunde war für das Volk angebrochen. Die Zeit der Heimsuchung war gekommen. Der Aufgang aus der Höhe hatte sie besucht, der Mann des Heils hatte sich durch mancherlei Zeichen unter dem Volke bewährt. Von einem Ende des Landes bis zum andern erscholl es: Gott hat sein Volk heimgesucht mit einem großen Propheten. Noch näher war in dem Augenblicke, den der heutige Text schildert, diese Entscheidungsstunde gerückt. Es war der Augenblick des feierlichen Einzugs in Jerusalem, da es durch die Stadt hindurchtönte: dein König kommt! Wohl klang der Gruß des Volkes entgegen: Hosiannah in der Höhe! — aber wie wenig nachhaltig war dieser Jubel! Wie wenig vor allem die Führer des Volkes ergreifend und bestimmend, so daß der treue Hirte seines Volkes, der erschienen, allen zur Wahrheit und Seligkeit auszuhelfen, in die furchtbare Weissagung ausbrechen muß: „es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängsten und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum, daß du nicht erkannt haft die Zeit, darinnen du heimgesucht bist!“

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Ein ernstes, verhängnißvolles Wort: Zeit der Heimsuchung ! Offenbarungsstunde, Prüfungsstunde, Entscheidungsstunde! faßt uns gewaltig, dieses Wort; denn wir fühlen, es hat einen gar nah berührenden Klang gerade für unsere Tage! Daß wir in eine Zeit der Heimsuchung gestellt sind: davon kündigt sich in einem jeden ein bestimmteres oder unbestimmteres Gefühl an; der ganze Eindruck, den uns diese Zeit macht, läßt sich in das Wort zusammenfassen: es ist eine Zeit der Heimsuchung!

Nun, so lafset uns denn von solchem Gefühle und solcher Erfenntniß zurückblicken in unsern Tert und von ihm uns nahe legen

den Gedanken von der Zeit der Heimsuchung. Es ist aber ein Zwiefaches, was uns diese Erwägung über die Zeit der Heimsuchung vorstellt, einmal, woran man eine solche Zeit erken net, und sodann, was eine solche Zeit von uns fordert.

Herr, unser Heiland, du bist im Wandel der Zeiten immer derselbe; o, gieb uns, daß wir auf dich sehen und deinen Fußstapfen folgen; gieb, daß wir den Segen deines Friedens empfinden und nicht das Gericht deiner Thränen! Amen.

I. „Als er nahe hinzu kam, sahe er die Stadt an.“ Die Stadt Jerusalem! Was sah er in ihr? Es sollte die Stadt des Friedens und des Heiles sein! Es sollte die Tochter des Herrn sein, geschmückt wie eine liebliche Braut, des Herrn Eigenthum, des Herrn Verkünderin und Predigerin, Verkündigerin seiner Wahrheit und Treue, Predigerin seiner Gnade und Barmherzigkeit! So spricht der Psalm: „Jerusalem ist gebaut, daß es eine Stadt sei, da man zusammen kommen soll, da die Stämme hinaufgehen sollen, nämlich die Stämme des Herrn, zu predigen dem Volk Israel, zu danken dem Namen des Herrn. Wünschet Jerusalem Glück, es müsse wohl gehen denen, die dich lieben“ (Pf. 122). So hatte Gottes Stimme manchmal und in mancherlei Weise gesprochen: von Zion soll das Gesez ausgehen, und von Jerusalem das Wort des Herrn“ (Jes. 2, 3). Auserwählet war der Ort zu dem heiligen Heerde, von dem aus das Feuer des heiligen Geistes durchschlagen sollte durch die ganze Welt!

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„Wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dies fer deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient!" Was denn soll Jerusalem wissen? Daß die Zeit herangekommen, da die Weissagungen der Propheten in Erfüllung zu gehen bestimmt wa ren, da der König des geistigen, unbeweglichen Reiches, sanftmüthig und demüthig, erscheinen sollte, um das wahre Israel zu gründen in seiner Kirche, um jenes Jerusalem zu bauen, von welchem der Apostel sagt: „aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die freie, die ist unser aller Mutter" (Gal. 4, 16). Die Zeit war also herangekommen, in welcher die eigenthümliche Aufgabe, die dem Volke Israel gefeßet war, zu ihrer Verwirklichung kommen sollte. Daß

es zum Volke des Heils bestimmt, von dem Herrn aller Zeit verordnet sei, seinen Rath hinauszuführen: das war nun in der klarsten Entschiedenheit hingestellt, als Gott zum legtenmal sprach durch seinen Sohn, als der König der Wahrheit einzog in die Stadt, als das Volk entgegenjauchzte: „Gelobet sei, der da kommt, ein König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!"

„Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen!" Verborgen, was zu deinem Frieden dient!" So muß der reden, der doch eine so brünstige Liebe zu seinem Volke hatte. Wie gerne hätte er das Wort des Propheten erfüllt: „der Herr Zebaoth wird Jerusalem beschirmen, wie die Vögel thun mit Flügeln“ (Jes. 31, 5). Hat er es doch bezeugt: „wie die Henne ihre Küchlein sammelt unter ihre Flügel, so wollte ich euch sammeln, aber ihr habt nicht gewollt“ (Matth. 23, 37). Sie wollten nicht wissen, was zu ihrem Frieden diente; sie verließen sich auf den Ruhm, Abraham's Söhne zu sein, ohne Abraham's Glauben zu haben; sie beriefen sich auf Moses, und Moses war ihr Ankläger; sie nannten sich Prophetenkinder und hatten ihre Propheten getödtet. Sie suchten auswärts, was sie im Innern suchen und besigen sollten, sie wollten Formen, wo Geist sein sollte; sie suchten göttliche Rechte, wo sie vor allem an ihren Dienst und ihre Pflicht hätten denken sollen. O, wahrlich, wahrlich, wenn dort der zürnende und klagende Jeremias im Hinblicke auf das Strafgericht über Israel in die Worte ausbrechen muß: „ach, daß ich Wasser genug hätte in meinem Haupte und meine Augen Thränenquellen würden, daß ich Tag und Nacht beweinen möchte die Erschlagenen in meinem Volke" (Jer. 9, 1. 18.): das ist jest erfüllt, da Jesus, die Stadt anschauend und hinausblickend. in die Zukunft, weinet über sie !

Gel., lasset uns unser Gebet wiederholen: Herr, gieb, daß wir nicht kommen unter das Gericht deiner Thränen! Eine Zeit der Heimsuchung ist auch für uns, für unser deutsches Volk angebrochen, eine Zeit, wo wir uns zu prüfen, wo wir uns zu entscheiden haben! Aber wir fragen bestimmter: woran erkennt man denn, daß unsere Zeit eine Zeit der Heimsuchung ist? Zu

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