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III.

Neujahr 1848.

Luc. 2, 21.

,, Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten wurde, da ward sein Name genannt Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe denn er im Mutterleibe empfangen ward.“

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Für alle, die bei dem Wechsel des Jahres noch etwas anderes suchen, als sich zu betäuben in Luft und nur einen Tag weltlicher Feier daraus zu machen, öffnet sich hier im Heiligthume des Herrn eine Stätte, daß wir in gemeinschaftlicher Andacht und Erhebung an der Scheide der Zeiten das Auge lenken auf das, was über aller Zeit hinausliegt, und uns so die rechte Feier dieses Tages bereiten. Hier im Heiligthume des Herrn o möchte es also auch in unseren Herzen sein! — tönet noch der frohe Weihnachtsjubel: „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen!“ und wahrlich, wir lassen uns diese Weihnachtsklänge nicht stören etwa dadurch, daß wir uns jezt aufhalten bei einer nur allgemeinen Betrachtung der Zeit, ihres Wechsels, ihrer unaufhaltsamen Flucht.

Und doch, wäre es recht, gleichsam in einem geistlichen Hochmuthe auf diesen Wechsel der Zeit vornehm herabzusehen? Wäre es recht, zurückzudrängen, was jezt doch unsere Herzen bewegt und die Gemeinde nahe genug angeht? Wäre dieß gehandelt in dem Namen dessen, der in die Zeit herabgestiegen ist, der sich unter das Gesez der Zeit gestellt hat, der nichts, was menschlich ist, vom Göttlichen will getrennt haben, der als der Gottmensch viel

mehr alles Menschliche vom göttlichen Geiste durchdringet und verkläret ?

So treten wir im Beginne einer neuen Zeit vor das Angesicht Gottes und seines Heilandes. Sind wir auch schon vor unserem eigenen Herzen gestanden? Haben wir unsere Gedanken schon weilen lassen auf dem Wechsel des Jahres? Haben wir das Auge unserer Seele schon gewendet sowohl auf uns selbst, als auch auf die Gemeinschaft, in der wir leben? Denn dieß Zwiefache scheint doch bei jedem neuen Wechsel der Zeit ein Gegenstand unserer Betrachtung werden zu müssen: der Blick auf uns selbst, der Blick auf die Gemeinschaft, in der wir uns befinden. Und dieses Zwiefache — wird es nicht schon durch die weltliche Sitte dieses Tages angedeutet? Es ist ja etwas Natürliches, daß wir bei dem Wechsel der Zeit Fragen an uns selber stellen nach dem Stande unseres Hauswesens oder unseres persönlichen Lebens; es ist eine althergebrachte Sitte, heute uns aufzusuchen, unserer Gemeinschaft uns inne zu werden, unsere Freundschaft zu besiegeln, unser Berufs- und Standesverhältniß in unserer persönlichen Stellung zu erneuern und so die Bande der Ordnung und der Gemeinsamkeit nach allen Seiten hin frisch zu knüpfen.

Wohlan denn, so wollen wir jegt dasselbe, aber in einer höheren Weise, thun vor dem Angesichte des Herrn auf dem Grunde unseres heiligen Terteswortes. Das neu geborene Heilandskind, das sich allem Geseße seines Volkes unterwirft, thut sich auch unter das Gesez der Beschneidung; es erhält seinen Namen, nicht einen willkürlichen und zufälligen, sondern den Namen, welchen der Engel zuvor verkündet hat, den Namen Jesus! Und was bedeutet dieser Name? Der Evangelist Matthäus hat es mit ausdrücklichen Worten gesagt, als er den Gruß des Engels berichtet: „du sollst ihn Jesus heißen, denn Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden" (Ev. Matth. 1, 21.). Jesus das ist der Seligmacher, der Helfer.

So geschehe denn unser Eintritt in das Neue Jahr im Namen Jesu, des Seligmachers, und zwar in zwiefacher

Beziehung, blickend sowohl auf uns selbst, als auch auf die Gemeinschaft, in der wir leben.

I. Gel., Ist es nicht recht und würdig, daß wir Neujahr n a ch Weihnachten feiern? Ist die Feier von Neujahr nicht eine Bewährung und Bestätigung von Weihnachten? Stellet euch vor, wir hätten keine Botschaft empfangen: Christus ist geboren, der Welt Heiland, wir wüßten von keinem Namen Jesu, des Seligmachers, und müßten so in's neue Jahr hinein, auf uns selbst vertrauend, müßten aus eigenen Kräften den Kampf bestehen mit der Zeit: ach, da wäre wohl an diesem Anfange eines neuen Jahres keine andere Wahl für unsere Herzensstimmung, als Troß oder Verzagen; nur ausgelassene Lustigkeit, die den Augenblick bis auf den legten Tropfen ausschöpfen will, oder nagende Sorge, die jeden Augenblick wie einen aushöhlenden Tropfen fallen läßt, könnte die Begrüßung des neuen Zeitaufganges sein. Aber, Gott sei Dank, es giebt noch etwas anderes, was uns übrig bleibt; es giebt noch eine Gnade, die das Herz fest macht; es giebt noch einen andern Namen, als unseren eigenen Menschennamen, es giebt einen Namen, in welchem wir muthig und getrost in die neue Lebenszeit einschreiten können; der Name des Seligmachers ist das Steuer, durch das wir in dem Strome der Zeit den Lauf unseres Lebens richtig einzuhalten vermögen.

„Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden!" Selig machen von den Sünden! Befreien, erlösen von den Sünden und dadurch selig machen! Freiheit von der Sünde ist ja Seligkeit! Der arme Menschensohn, der nicht hatte, wohin er sein Haupt legte, war doch selig, denn er konnte fragen: „wer kann mich einer Sünde zeihen?" Und solche Seligkeit will er uns mittheilen. Die Sünde, die uns drückt, da wir sagen müssen: „wer will einen Reinen finden, bei denen, da keiner rein ist" (Hiob 14, 4.)? solche Sünde nimmt er von uns; er ruft uns zu: gehe hin mit Frieden (Ev. Luc. 7, 50.)!" Wer da glaubt, dem sind die Sünden vergeben. Wem die Sünden vergeben sind, der ist ein Kind. Gottes. Und Kind Gottes

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das ist ja Seligkeit; keine seligere Freiheit, als die Freiheit der Kinder Gottes!

Aber, warum predigen wir dieß heute? Ist das nicht Charfreitags- und Osterpredigt? D, über unsere Beschränktheit, daß wir nicht das ewige Evangelium gerade da uns recht lebendig vorhalten, wo es uns ergreift an unserer Stelle in der Welt, an unserem gewöhnlichen Thun und Lassen, auf daß dieses unser Thun und Lassen ein im Namen Jesu vollbrachtes werde! Wahrlich, es wird uns gut sein, so wir dieß Wort: „Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden“ gerade an dem heutigen Tage an uns und in uns recht lebendig werden lassen! Gedenket des Wortes, das geschrieben stehet Epift. an die Hebr. 12, 1: „Lasset uns ablegen die Sünde, so uns immer anklebet und träge macht und lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist." — Gel., Ist die Zeit eines Jahres nicht wie ein Lauf? Sprechen wir nicht von einem Jahreslauf? Bedarf es für einen solchen Lauf nicht der Geduld? Der Geduld, damit wir warten auf das Ende, der Geduld, darinnen wir tragen das Gegenwärtige, der Geduld, darinnen wir bewähren unsere Treue, unsere Sorgfalt, unsere Standhaftigfeit, der Geduld, darinnen wir nichts übereilen, aber auch nicht zurückbleiben, darinnen wir nicht nach der Leidenschaft unseres Herzens handeln, sondern nach den Weifungen Gottes, die ein aufrichtiges Herz gar bald entdeckt! Ist das Leben in einem Jahre nicht ein Geduldslauf im Kampfe? Im Kampfe mit unserm eigenen Herzen, das immer wieder in sein altes Leben zurücksinken möchte, im Kampfe mit der Sünde von uns und anderen, im Kampfe mit Noth allerlei Art, Krankheit, Armuth, Verlassenheit, Unruhe, Sorge? Ein Jahr durchlebt haben, heißt das nicht an dem Ende eines Kampfes stehen? Auf ein Jahr zurückblicken, heißt das nicht auf eine Reihe und Summe sich immer wiederholender Kämpfe zurückblicken? An dem Anfange eines neuen Jahres stehen, heißt das nicht hineingestellt werden in die Schlachtordnung für einen neuen Kampf? Ach ja, Wechsel des Jahres ist nur Wechsel des Schauplages entweder für dieselben

oder für andere Kämpfe. Und dieser Kampf gehört mit in unser Menschenleben, er ist kein zufälliger, kein absichtsloser, er ist ein uns verordneter, von dem verordnet, der weiß, was uns frommt und der uns nie versuchen läßt, über unsere Kräfte."

Eintritt in das Neue Jahr heißt also Eintritt in den uns verordneten Lauf und Kampf. Und so nun dieser Eintritt nicht statt findet im Namen des Seligmachers, was bleibt uns da? Nichts anderes, als wir müssen träge werden.

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,,Er wird Sein Volk selig machen von ihren Sünden!" Wer Vergebung der Sünden hat, der ist zurückgekehrt zu der ersten, frischen Gesundheit und Kraft des Lebens. Er lebt aus Gott, in Gott, mit Gott. Er hat Gemeinschaft mit dem Vater. Er hat Antheil an der göttlichen Natur. Er ist der rechte Mensch. Er ist das Bild seines Vaters, er ist der Herrscher über die Erde. Wer Vergebung der Sünde hat, der darf jubeln: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße, oder Fährlichkeit oder Schwert? In dem allen überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebet hat" (Röm. 8, 31. 35. 37.). Wer Vergebung der Sünde hat, der darf sich sagen: „Es ist alles euer, es. sei das Leben oder der Tod, es sei das Gegenwä rtige oder das Zukünftige, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes" (1 Cor. 3, 22. 23.). Frei sein von der Schuld der Sünde, sich selig fühlen, das richtet auf die lässigen Hände und die müden Kniee, das läßt gewisse Tritte thun, daß nicht jemand strauchle, wie ein Lahmer (Hebr. 12, 13.). Frei sein von der Schuld der Sünde, sich selig fühlen: das erspart uns zwar nicht den Kampf, denn der ist uns ja verordnet, der gehört ja zum Mensch sein; aber man führt ihn aus dem Gefühle der Seligkeit heraus, aus dem Sinne eines Feldherrn, der seines Sieges gewiß ist, aus der Ueberzeugung, daß der Sieg schon gewonnen ist mit jenem Worte am Kreuze:,,Es ist vollbracht", daß es nur darauf ankommt, diesen Sieg sich zuzueignen; man führt den Kampf aus

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