ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

dere Fortschritte gemacht haben würde, wenn nicht die Welt so heftigen Widerstand geleistet hätte. Man klagt und feufzt über den Undank, über die Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit dieser Welt, die es nicht ertragen wolle, ihn, den Gekreuzigten und Auferstandenen, als ihren Herrn und König anzuerkennen. Wohl find diese Klagen begründet, und es muß durch die gläubige Seele ein tiefer Schmerz gehen, wenn gleichgültig, ja ablehnend an dem vorübergegangen wird, welchen sie als ihr Heil, ihren Halt und Trost erkannt und erfahren hat. Und doch, Gel., ist es zu viel ge= sagt, wenn wir bekennen: mehr als der Undank und der Widerstand der Welt hält die Lauigkeit und die Untreue der Gläubigen und Bekenner den Lauf des Evangeliums auf? Ja, wir selbst, die wir gelernt haben, ihn als unsern Herrn anzuerkennen, die wir es heute wieder zeigen, indem wir uns in seinem Heiligthum versammelt haben, wir selbst schaden seiner Sache, so wir laß sind und träge, schwankend und zaghaft. Laffet die andern „ihre breiten, vollen Straßen wandern," seiner nicht gedenkend; sie täuschen sich selbst, so sie die lebendige Quelle verlassen und sich selbst löcherichte Brunnen graben, sie sind schwer gestrafet, da sie nicht wissen, was Leben in des Wortes tiefstem Sinne heißt, da sie nie der ewigen Liebe in's Auge und in's Herz geblickt haben. Darum eben geht diesen der treue Hirte nach, lockt und ladet sie; er versieht sich zu ihnen zunächst nichts anderes, als des Widerstandes und stellt ihnen nur um so mehr seine Liebe gegenüber, sie zu gewinnen und zu überwinden. Aber zu uns versieht er sich, daß wir, nachdem wir einmal selbst haben sagen lernen: „mir ist Erbarmung widerfahren, daß wir mithelfen, mitladen und locken in seinem Namen und siegen im Glauben. Was hilft es uns, daß wir ihn den Herrn heißen und thun nicht, was er sagt? , es ist ein beschämendes Bekenntniß, was wir hier ablegen müssen. Lasset uns aber diese Beschämung uns zum Heile werden, indem wir dem Grunde nachforschen, woher es denn komme, daß wir das Wort „Herr, Herr," zu einem unnügen uns machen. Blicket hinein in den Lauf eines christlichen Lebens. Da werden wohl viele von uns sagen müssen: es gab eine Zeit, wo

die Gestalt des Erlösers verhüllt war und ferne stand. Aber dann kam auch eine Zeit, wo sie in ihrer ganzen angestammten Herrlichkeit hervortrat, es kam der selige Augenblick, wo wir in dem Gefreuzigten und Auferstandenen unsern Herrn fanden, wo jedes Entzücken unserer anbetenden Seele, jeder volle Friede, der wie ein Strom der Erquickung und des Balsams in die Seele sich ers goß, wo jeder frische Muth, der unser Herz durchdrang, wo al: les, was von Liebe und Hingebung, was von neuen für die Ewigkeit geöffneten Sinnen, von weltüberwindender Kraft in uns hervorbrach, uns belebte, trug, hob, stärkte, beseligte, wo dieses alles in dem Einen Namen: „Herr, Herr" sich zusammenschloß, in diesen Einen Ton sich drängte! Dieses Eine Wort: „Herr“ war ein Schild gegen die feurigen Pfeile des Bösewichts, ein Troft in den Nächten der Trübsale, ein Hoffnungsftern für alle Zukunft, denn wir wußten, wo er sei, würden seine Diener auch sein!" Aber eben in diesem seligen Genusse liegt auch die Gefahr, die zu dem Vorwurfe treibt: „was heißet ihr mich Herr und thut nicht, was ich euch sage?" Nahe liegt die Gefahr, daß, indem wir so dicht an dem Throne unseres himmlischen Königs stehen, angethan mit dem Feierkleide unserer ersten Liebe, wir vergessen, zu unserer Arbeit zurückzukehren und des Königs Gebote auszufüh ren. über der Bewunderung vergessen wir den Gehorsam, über dem Herrn uns die Diener, und so träumen wir uns schon in den ewigen Sabbath des Himmels und übersehen, daß wir in dem Tagewerk dieser Erde stehen. Hat dieser Herr, den erkannt, den gefunden zu haben unsere Seligkeit ist, nicht, wie es eines Herrn Art ist, Gebote gegeben? Hat er nicht alles in dem Einen Gebote zusammengefaßt: liebet, wie ich euch geliebet habe? Hat er nicht in seinem Worte ein Vermächtniß seiner Liebe hinterlassen, das geschickt ist, uns zu Meuschen Gottes zu machen? Was heißt ihr mich Herr und thut nicht, was ich euch ssage?" Er ist unser König, und König sein heißt auch Richter sein! Einst werden viele zu ihm treten und sagen: „habe ich nicht in deinem Namen geweissagt, nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, nicht in deinem Namen viele Thaten gethan?" Aber

nicht alle, die da sagen: Herr, Herr, werden in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun seines Vaters im Himmel!

11. Aber wenn nun jemand sagte: ach, Herr, wie gern hätte ich gethau, was du gesagt! Aber es ist zu schwer, die Gebote find zu lastend, wer kann sie erfüllen? Doch siehe, diese Entschuldigung wird dir abgeschnitten; denn er, unser König, ist zugleich unser Bruder und Freund! Der Vorwurf: „was heißet ihr mich Herr," ist der Vorwurf aus dem Munde nicht blos eines Königs, sondern auch eines Freundes. Denn er hat es ja ausbrücklich gesagt: „hinfort seid ihr nicht mehr meine Knechte, sondern Freunde, um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“, um des Wortes Willen, wodurch alle Wahrheit und Liebe und Freiheit, die in demselben enthalten ist, in das Leben treuer Hörer und Anhänger übergeht.

Gel., wie viel liegt doch darin, daß unser Herr König und Freund zugleich ist! Der gesagt hat: ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander lieben sollt," der hat zuerst ge= sagt: kommet her zu mir und lernet von mir ;" hat gesagt: „ich will euch nicht Waisen werden lassen;" hat gesagt: „ich will das glimmende Docht nicht auslöschen, das zerknickte Rohr nicht zerstoßen." Er hat ausgesprochen, was so viele nicht hören wollen, weil sie glauben, sie erniedrigen sich dadurch, ohne zu bedenken, wie sie dadurch eine Freundeshand zurückstoßen, jene Hand, die zugleich die ganze Welt umfaßt, er hat es ausgesprochen: „ohne mich könnt ihr nichts thun!" Aus seiner Fülle schöpfen wir Gnade um Gnade; er, der das Gebot giebt, giebt auch das Vermögen, es zu erfüllen; er, der zu lieben befiehlt, liebt uns selbst und im Gefühle dieser Liebe, wenn wir es an uns erfahren, lernen wir lieben. Je mehr wir also in herzlicher Liebe uns üben, desto mehr werden wir freilich merken, wie sehr es uns an ihr noch gebricht, werden um so mehr getrieben werden, den höchsten Freundesdienst in Anspruch zu nehmen, den er uns geleistet hat, geleistet an seinem Kreuze, den Dienst seiner Erlösung, durch die wir Vergebung unserer Sünde gewinnen.

,,Warum nennt ihr mich Herr Herr und thut nicht, was ich euch

sage?" Ihr sollt es thun, ihr könnt es thun. So ihr es thut, werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin; so ihr erkennet, daß ich der Herr bin, werdet ihr Kraft gewinnen zum rechten Thun. Siehe da, dann würde ja das Wort des Erlösers erfüllt und verklärt sein: so jemand will deß Willen thun, der mich gesandt hat, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei oder ob ich von mir selber rede." Zu diesem Worte sehen wir uns hier am Schluffe unserer Predigt hingetragen, dieses Wort sei uns darum Gegenstand unserer nächsten Betrachtung. Du aber, Herr Jesu Christe, der du dich uns hast geoffenbaret als unsern Herrn, mache uns zu treuen Unterthanen, zu treuen Freunden! Es ist ja alles, worum wir bitten können, so wir das Eine bitten: schaff in uns Wollen und Vollbringen! Amen.

-

XXVI.

Joh. 7, 17.

So jemand will deß Willen thun, (der mich gesandt hat) der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei oder ob ich von mir selbst rede.

"

Mit einem Gedanken der Sehnsucht haben wir unsere legte sonntägliche Betrachtung schließen müssen. Ach, wäre doch die Zeit vorhanden, da alle, die sich gedrungen fühlen, Jesum einen Herrn zu heißen, ebenso den Drang seiner Liebe in sich fühlen, zu thun, was er sagt! Wäre doch die Zeit vorhanden, da alle, die auf die Namen von Wahrheit, Liebe und Freiheit etwas halten, erkenneten, wie durch ihn, den wir unsern Herrn heißen, diese Namen wirklich und lebendig werden! So wünschen wir, so bitten wir. Aber noch ist es vielfach anders. Noch o vielleicht mehr als je wollen die Einen ohne ihn, wider ihn das Reich Gottes herstellen; noch giebt es andere, die zu schnell, zu sicher in der Erkenntniß, daß er der „Herr“ sei, ausruhen und keine Werke aufzuzeigen vermögen, die aus dem Glauben gekommen sind.

Da thut es Noth, aus einem solchen Widerstreit der Stimmen und Gedanken sich in eine Stille zu flüchten, wo das Licht eines reinen, heitern Friedens erglänzt. Gewiß aber ist Friede da, wo der Jünger der Liebe ewige Lebensworte seines Meisters, des Friedensfürsten, verkündet. Ein solches Lebenswort vernehmen wir in unserm heutigen Terte. Er ist zunächst die Antwort auf die Frage des sich verwundernden und zweifelnden Volkes : ,,wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernt hat?" Er ist die Antwort auf die Frage Israels: „ist er's, ist er's nicht?" Aber er ist auch die Antwort auf unsere Frage: wie ist's möglich,

[ocr errors]
« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »