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Und wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern!

Kann ein Verlust an Gottesgemeinschaft aufgewogen werden durch einen Weltgewinn? „Die Welt vergeht mit ihrer Luft,“ Gott bleibet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ein Verlust an Ewigkeit - kann er aufgewogen werden durch einen Gewinn an Bergänglichkeit? Ist das nicht ein doppelter Verlust? Einen Verlust an Reichthum, einen Gewinn an Mangel, dieß nennest du Gewinn? Welch' eine Rechnung! Ja, welch' eine Verblendung und unbeschreibliche Thorheit, die uns nicht selten gefangen nimmt! Wir, die wir uns so oft nicht erhaben genug denken können, wir schägen uns selbst so wohlfeil, geben um so wohlfeilen Preis uns weg? Seele, die unschägbare, geben wir um Welt, die meßbare? Unsägs liche Thorheit, daß wir so niedrig gesinnt sind! Wir, die wir kraft des Eingeborenen vom Vater die Erstgeborenen in dessen Hause sind, wir verkaufen unser Erstgeburtsrecht in dem unersätt• lichen Hunger nach Welt, wir verkaufen den Adelsbrief unserer göttlichen Würde um ein Geld, das man noch dazu aus unseren eigenen Schazkammern entwenden muß? Ja eine unausdenkbare Thorheit, so unergründlich, wie das menschliche Herz selbst !

II. So soll uns niemand die Gewißheit rauben: es giebt einen unendlichen Werth einer Menschenseele, denn die ganze Welt ist kein Schadenersag dafür. Aber vielleicht hat der Mensch eine verborgene Fähigkeit, daß er die Schuld, die er sich dadurch zuzieht, indem er Schaden an seiner Seele leidet, selbst zu bezahlen vermag? Vielleicht, daß er sich selbst wieder aufrichte, daß er aus sich selbst einen Ersaß zu Stande bringe, seinen Schaden selber heile? Aber auch dieses ist uns zunichte gemacht durch das Wort: „oder was kann der Mensch geben, daß er seine Seele löse ?" Also, was ist das Gegenstück, das ebenso viel Werth hat, als die Seele? Was kann der Mensch geben, daß er seine Seele löse? Wem geben? Niemand anders als Gott. Gott wird einst die Seele zurückfordern. Die Seele ist sein Eigenthum. Er hat sie uns in seiner unerschöpflichen Gnade nach seinem Bilde gestaltet geschenkt. Er hat, nachdem dieses Bild verwüstet war, seinen Sohn sein Ebenbild, gesendet, daß das ursprüngliche Seelenbild wieder

erneuert werde.

Nun sind die Zeiten vorbei, die da übersehen worden, wir haben Mose und die Propheten, wir haben den Auferstandenen selbst, darum wird Gott bei uns fragen nach seinem Bilde. „Vor ihm nichts gilt, als sein eigen Bild.“

Nun denn, „was kann der Mensch geben, daß er seine Seele löse ?" Wenn Gott nach der Seele fragt, was willst du ihm geben, wenn du sie verrathen und zur Knechtschaft hast dir rauben lassen? Willst du ihm sagen: die Seele habe ich nicht mehr, welche du mir anvertraut hast, ich habe sie der Welt dahingegeben; aber dafür will ich dir darbringen meine Kenntnisse, die ich gesammelt, meine hohen Ehrenpläge, die ich errungen, meine Kraft und Schönheit, die ich offenbaret, meinen Reichthum, den ich aufgehäuft habe! D, Thor, verstummen wirst du vor dem, der Augen hat wie Feuerflammen, der Herz und Nieren prüft! Verstummen wirst du, denn du wirst nichts haben, was du darbringen kannst! Wo find deine Kenntnisse? Wo du einst sein wirst, da hören auf die Sprachen, hören auf die Erkenntnisse! Wo ist dein Ehrenplag? Ein anderer hat ihn eingenommen! Wo ist deine Kraft und Schönheit? Im Grabe vermodert sie! Wo find deine Reichthümer? Deine Nachkommen haben sich darein getheilt! Gott der Herr will die Seele, nichts als die Seele mit seinem Bilde! Was kann der Mensch geben, daß er seine Seele löse? Er hat nichts, als was er empfangen hat; er hat nur seine Seele; die ist er selbst; ist sie verlegt, so hat er nichts, seine Schuld zu zahlen.

„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch an seiner Seele Schaden? oder was kaun der Mensch geben, daß er seine Seele löse?" Immer und immer wieder haben wir gehört: nichts wird es ihm helfen, nichts fann er geben. Aber so wir nun rufen müssen, wenn wir uns alle in der Welt verstrickt fühlen: wer wird mich erretten? was kann uns geantwortet werden? Geben können wir nichts; aber empfangen können wir, empfangen den, der gekommen ist, die Seele zu lösen, ihn empfangen als Gabe des Vaters. Auf ihn lenkt sich unser Blick, auf den, der dort zu dem

samaritanischen Weibe gesagt hat: wenn du erkennetest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: gieb mir zu trinken, du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser!"

Lasset uns an dieses Wort uns halten; lasset es uns in unserer Betrachtung weiter verfolgen. Mache es uns, o Herr, zu einem Worte des Trostes, wie du das heutige Wort als ein Wort des Ernstes mögest an uns wirken lassen! Amen.

XXVIII.

Ev. Joh. 4, 10.

Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkennetest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: gieb mir zu trinken, du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Waffer.

Vor allem lasset uns den Ernst zurückrufen, den uns die Worte vom vergangenen Sonntag einflößen mußten. „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch an seiner Seele Schaden? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse?" — Mit der ernststimmenden Erkenntniß schieden wir von unserem Terte: geben können wir nichts, wohl aber empfangen!

Was empfangen? Wenn du erkennetest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: gieb mir zu trinken, du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser." So spricht Jesus von Nazareth und deutet auf sich selber, als auf die rechte Gabe Gottes, als auf den, der Leben und volles Genüge bringt. Er spricht das Wort, wie bekannt, an ein samaritanisches Weib, das er bei Sichar am Brunnen Jacobs trifft, und das er, müde zwar von dem Wege, aber frisch in seinem Heilandswerke, Seelen zu retten, anredet. In solchem Zusammenhange und im Hinblicke auf unser voriges Terteswort wird uns die Rede des heutigen Tertes doppelt bedeutungsvoll. War doch in jenem samaritanischen Weibe zwar ein Kümmern um die lezten Fragen einer suchenden Seele, aber dennoch wie mußte sie der Herr erst auf die wunde Stelle ihres Gewissens hinführen, wie geht sie einher, unbewußt ihres Seelenschadens, unbekümmert, ob und was fie geben könne, um ihre Seele zu lösen! Wie mußte der Herr ihr erst eine Andeutung über ihren Lebenswandel geben, ehe er

hervortreten konnte mit dem großen Worte, das ein Brunquell geworden ist des Wassers, das in's ewige Leben fließt, mit dem Worte: ich bin's!

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Aber ist es nicht ein schmerzliches Wenn," das wir hören in dem Sage: wenn du erkennetest?!" Warum ziehen so viele an dem vorüber, der ihnen Wasser des Lebens bieten kann und graben sich selbst löcherichte Brunnen in der Wüste? Weil zu wenig geachtet wird auf den unendlichen Werth einer Menschenseele! Erkenne dich selbst, so wirst du auch deinen Heiland erkennen, deinen Heiland bitten um die rechten Gaben; wisse, was du an deiner Seele, an deinem Gewissen hast, so wirst du auch lernen, was du an dem hast, den einst ein frommer Sinn das Gewissen der ganzen Menschheit" genannt hat.

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, treuer Herr und Heiland, verkläre du dich in unserer Seele! Gieb uns ein sich selber kennendes Herz, damit wir merken, was wir an dir haben! Komm uns Blöden zu Hülfe und laß uns dich schauen in deiner Gnade und Wahrheit! Amen.

Jesus Christus, der eingeborene Sohn des Vaters, unser Erlöser! Dieses alte und ewig neue Wort, dieses Wort der geretteten und seligen Menschenseele, gestern und heute dasselbe und dasselbe in Ewigkeit dieses Wort sei auch jeßt das Wort unserer Predigt! Worin das rechte Erkennen dieses Wortes bestehe und was das rechte Bitten sei, was aus diesem Erkennen folge dieß lasset uns zum Heile unserer Seele

betrachten.

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1. Wenn du erkennetest die Gabe Gottes!" Als eine Gabe Gottes also stellt sich Christus dar! Was ist es denn, was uns mit ihm geschenkt wird, und warum kommt so viel darauf an, daß er als eine Gabe, als ein Geschenkter erkannt wird? Diese Fragen lasset uns beantworten, dann werden wir recht erkennen das Wort: Jesus Christus, der Eingeborene des Vaters, unser Erlöser!

Was ist es denn, was uns mit ihm geschenket wird? Ach, das scheint freilich eine Frage, die eine unendliche Antwort vers langt. Sammle einmal alle Herzen, welche in Christo ihr Heil

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