ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

nen, daß wir bleiben an dir! Wohin sollen wir gehen? Du haft Worte des ewigen Lebens! Amen,

1. Gel. „es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden." Wir leben, so wir im Leben Christi wandeln, zwar selig; aber selig nicht im Schauen, sondern im Glauben und Hoffen. Aber wir haben die Verheißung, daß einst eine Zeit der Vollendung kommen werde; wie Christus einmal erschienen ist in der Schwachheit des Fleisches, in der Gestalt und Ähnlichkeit der Sünde, innerlich ohne Sünde, so wird er wieder kommen in seiner Herrlichkeit ohne Sünde, um abzusondern die Sünder, um sein Reich, das jezt stille und verborgen ist, offen und in Kraft aufzurichten. Dieß ist die große Weissagung des Neuen Bundes; dieß ist unsere, der Christen, Messiashoffnung, durch ihn, den erschienenen Menschensohn selbst in unser Herz gelegt, durch ihn, durch seinen Wandel in Knechtsgestalt, durch die ganze Summe seines Erlösungswerkes verbürgt. Ob diese Hoffnung eine zeitgemäße sei? Gel. es giebt verschiedene Zeiten in Ansehung unserer chriftlichen Stimmung; bald ist es die Macht des Glaubens, mit welcher wir uns an den gekommenen Heiland halten, bald ist es das Sehnen der Hoffnung, in welchem wir uns nach dem kommenden Christus strecken. Ist es doch derselbe Christus, der uns dort Kraft, hier Trost verleiht. Und darum stellt uns das heilige Wort: Christum nicht blos dar als den Gekommenen, da die Zeit erfüllet war, sondern auch als den, der kommen wird, wenn in einem andern Sinne die Zeit wird erfüllet sein. Ob wir nun näher noch stehen jener Zeit, da wir uns vorzugsweise der Macht des Glaubens trösten sollen, oder ob wir schon in die Zeiten getreten sind, wo wir dem Ende uns nähern in Hoffnung des bald Kommenden wir mögen's faum entscheiden; aber das Eine wissen wir: Hoffnung giebt es nicht ohne Glauben; darum lasset uns stark werden in diesem und so wird es auch an jener uns nicht fehlen, an ihr, welche uns nicht wird zu Schanden werden lassen. Freilich, wenn es immer mehr offenbar wird, daß die Liebe erfaltet, die Ungerechtigkeit überhand nimmt; wenn so viele Stimmen an unser Ohr schallen: „laßt uns zerreißen seine

Bande und von uns werfen seine Seile:" da thut es gewiß für alle, welche ihr Leben in ihm, dem verworfenen Ecksteine, gefunden. haben, Noth, vor allem sich in frischer Hoffnung zu erquicken.

Aber dieß ist eben unsere eigentliche Frage: woher mag es rühren, daß des Menschen Sohn, wenn er kommt, keinen Glauben findet auf Erden? Da lasset uns, um solches zu erkennen, auf sein erstes Kommen zurückschauen. Hat er doch auch dort so wenig Glauben gefunden. „Er kam in sein Eigenthum und die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh. 1, 11.). Das Volk, ob auch vorbereitet und gerüstet auf ihn, fiehet ihn nicht mit sehenden Augen, höret ihn nicht mit hörenden Ohren. Da waren die Einen, die da sprachen: lasset uns essen und trinken; morgen werden. wir todt sein"-wie fonnte diese die Erscheinung dessen fümmern, der gesagt hat: selig sind, die da hungert und dürftet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden!" Da waren andere, die durch weltliche Kunst und Gewalt Erlösung vom Drucke der Zeiten wollten, die Fleisch für ihren Arm hielten. wie mochten

[ocr errors]
[ocr errors]

diese dem holdseligen Rufe folgen: „kommet zu mir allez lernet von mir, ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig !" Da waren die, so auf den Stühlen Mosis saßen, die Wächter des Gesezes, die sich betrachteten als die eigentlichen Inhaber der Gerechtigkeit wie mochten diese sich getrieben fühlen durch die Stimme deß, der zu seinen Jüngern fagte: „es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharis säer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen !" → Fasfen wir alles zusammen, so war es also das Zwiefache, was den Menschensohn, als er auf Erden fam, feinen Glauben finden ließ: fleischliche Sicherheit, sei es gröberen oder feinere, und geistlicher Hochmuth. Fleischlicher Sinn, der nicht glaubt, daß ein Heiland, wie der erschienene, möglich, geistlicher Hochmuth, der da wähnt, ein solcher Heiland sei nicht nothwendig oder, wenn er in Knechtsgestalt erschienen, er sei nicht der rechte.

[ocr errors]

Fleischlicher Sinn und geistlicher Hochmuth werden. es auch am Ende der Tage sein, die den Menschensohn, wenn er auf Erden kommt, feinen Glauben finden lassen. Freilich, sollte

[ocr errors]

man denken, hat nicht der Glaube an den in seiner Herrlichkeit kommenden Menschensohn etwas Lockendes und Erhebendes? Liegt nicht etwas unaussprechlich Freudiges darin, wenn wir uns sagen können: fiehe der, der kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten, der das ganze Geschlecht seinem Vater übergeben wird, auf daß. Gott sei alles in allem: - der ist dein Bruder! Und doch findet derselbe, wenn er kommt, feinen Glauben auf Erden? Nun, wir haben es gehört, woher dieß kommt. Meinest du, wenn immer nur Wege des sinnlichen Genusses beschritten werden, man werde da einen Genuß haben an der Welt der ewigen Güter? Meinest du, wenn man seine Seele so ganz hineintaucht in den Trieb nach Erwerb und Gewinn, nach Machi und Reichthum, nach Ehre und Ruhm, man werde achten auf jene stille Gestalt des demüthigen und sanftmüthigen Menschensohnes, welcher aber so scharf redet wider die Welt, welcher jene Herrlichkeiten der Welt einen Mammon nennt, der uns die Seele entreiffe?.. Meinest du, wer seinen Bauch seinen Gott nennt, der habe ein Herz für jenen Gott, der da ist der Vater unseres Herrn Jesu Chrifti, der Gott der Gerechtigkeit und der Gnade? Und wenn nun im Fortschritte der Zeit die Gedanken des Herzens im mer offenbarer werden, wenn keine Schranke zurückhält, auch auszusprechen und zu bethätigen, was im Innersten wohnt. sich diese Nichtachtung, ja diese Verwerfung des Sohnes Gottes nicht auch klar und entschieden genug kund geben? Da mag wohl der Herr fragen: „meinest du; daß des Menschen Sohn, wenn er kommt, Glauben finden wird auf Erden?" der fleischliche Sinn, auch der geistliche Hochmuth wird sich aufmachen und von dem nichts wissen wollen, der uns doch gemacht ist zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Es wird dasselbe Wort sein, was einst die Schriftgelehrten sprachen: was bedürfen wir seiner? wissen wir nicht selbst das Gesetz?.... Ach, sie merken nicht: es sei etwas anderes, das Gesez wissen, etwas anderes, das Gesez thun; und wiederum: es sei etwas anderes, das Gesez thun, wie es gethan sein will, ganz, ungetheilt, völlig, und etwas anderes, es nur so nach dem äußeren Buchstaben und

wird

Aber nicht blos

nach eigener Auslegung thun. Sie merken nicht, wie unsere eigene Gerechtigkeit so haltlos ist, so nichts, wenn uns Gott nicht seine Gerechtigkeit offenbark und darbietet. Meinest du, die also gesinnet sind, sie werden ihren innern Frieden in Zusammenhang bringen wollen mit dem Menschensohne, der gesagt hat: „meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden lasse ich euch ? Meinest du, sie werden in ihm den erkennen, ohne welchen sie nichts thun können, in welchem sie ihr inneres, verborgenes Leben besigen? Dunein, nimmermehr; sie werden vielleicht auf die allgemeine Gesittung hinweisen, die sich am Ende der Zeit gestaltet haben, sie werden deuten auf Menschenwürde und Menschenehre, die immer mehr anerkannt sein werde, fie werden zeigen auf alles, was einst wie Fessel und Bande gedrückt und nun gesprengt sei. Da werden sie meinen, daß dieß alles nur ihre eigene Kunst und Erfindung set, werden nichts von dem Geiste spüren wollen, der durch die Welt weht, seitdem jener verachtete und geschmähte Knecht Gottes auf der Erde wandelte, werden es nicht eingestehen wollen, daß jede ächte Größe und Herrlichkeit, die in der Entfaltung der Zeiten hervorgetreten, der Früchte eine sei jenes Waizenkornes, das er —— fich selbstin die Erde niederlegte, sie werden nicht merken wollen, daß §alles, was" je wahrhaft erlösend wirkte und nicht ein Zerrbild der Erlösung war, aus dem unerschöpflichen Schage seines Erlösungswerkes, bewußt oder unbewußt, genommen worden ist. Gel.,

[ocr errors]

"

[ocr errors]

ist dieses Geschlecht nicht zu vergleichen jenen Zehn, die durch den Meister rein geworden sind von ihrer Krankheit? Sie stellen fich als die Reingewordenen dar, sie erhalten Zeugniß und Lob, daß sie rein sind, aber sie vergessen, wer sie rein gemacht hat, sie kehren nicht zu ihm zurück. So greift man jégt nach den Früchten und wähnt, weil dieselben so frei sich darbieten, seien sie nicht von dem himmlischen Gärtner gepflanzt, sondern als wilde aus dem eigenen menschlichen Boden hervorgewachsen. Einer aber von jenen Zehn kehret zurück, Einer wirft sich zu des Herrn Füßen, ein Fremder ist's, ein Verachteter; siehe, so werden, wenn die eis genen Hausgenossen von ihm sich abwenden, die Fremden koms men und niederfallen und anbeten. Wie? kann nicht, gleichwie

einst das Evangelium von Israel zu den Heiden gebracht wor den, kann nicht auch das Licht, welches uns jezt scheint, einen andern Leuchter aufsuchen, auf dem es in die Welt hineinflammt, sobald wir seiner undankbar vergessen?

II. Aber wenn wir nun verstehen, ach zu unserem Schmerze verstehen, warum der Herr also redet, so laffet uns nur um so mehr erwägen, was wir aus solcher Rede zu lernen haben. Zunächst freilich muß es uns mit einem tiefen Schmerze. durchdringen, daß der Herr also sprechen mußte! Wer ein Menschenherz hat, sollte es ihm zum Opfer reichen und so viele verlassen ihn. Immer herrlicher sollte seine Ehre erglänzen, und viele geben sich Mühe, wenn auch unbewußt, - einige ach freilich gar sehr bes wußt! sie zu schmälern und zu verkürzen, ja sie, so weit es an ihnen ist, gänzlich zu rauben. Unsere höchste Freude sollte durch ihn sich erfüllen, und wir denken entweder gar nicht an ihn, oder nur mit lauem und frostigem Sinn. Ist das nicht schmerzlich ?

"

Ach nicht blos schmerzlich, sondern auch bedenklich. Aus diesem Schmerze kann leicht ein Zweifel geboren werden. Wie, spre chen da die Gedanken in unseren Herzen, wenn er der Herr ist, warum offenbart er nicht seine Herrlichkeit? Warum ist er nicht der Eifrige, der seine Ehre, keinem andern giebt? - Müssen wir nicht irre werden an seiner Erscheinung ? Wohl, wenn er die Zukunft nicht selbst vorausgesagt hätte! Wenn er uns nicht hinterlassen hätte sein Wort: meinest du, wenn des Menschen Sohn kommen wird, werde er Glauben finden auf Erden?" Sehet, sein Auge schaut durch bis an's Ende der Zeiten und noch über die Zeiten hinaus. Der Herr hat es oft bezeugt, welche Stunden kommen in dem Gange seines Reiches. Er kennt die Wege, die sein Wort zu laufen hat, die Finsternisse, die über dasselbe kommen, aber auch sein eigenes durchbrechendes Siegeslicht. Und wenn er es vorausgesehen hat, nun, so wird er auch wissen, warum es also geschieht, so erspart dieß uns zwar nicht den Schmerz über den Abfall so vieler, so müssen seine Thränen, die er über Jerusalem weint, feine Worte: „ach wüßtet ihr, was zu eurem Frieden dient, aber ihr habt nicht gewollt“ — unsere Thänen aus den Augen locken; aber der Sta

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »