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der Vater das Wort spricht, das er zu keinem Engel gesagt hat: „sege dich zu meiner Rechten, bis ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße!" Wohl heißt es: er hat sich gesezet" aber darin liegt keine Anmaßung, keine Empörung; er braucht es nicht für einen Raub zu halten, Gott gleich zu sein. Aber es ist auch keine Erhebung ohne eigene That; „er hat sich geseßet,“ er hat einen schweren, ernsten Lauf durchgefämpfet von Bethlehem bis Golgatha, um von den Höhen des Kreuzes, aus den Tiefen des Grabes zu den Höhen des göttlichen Vaterthrones zu gelangen! D, wie weiß gerade der Apostel unseres Briefes diesen Erniedrigungswegen des Heilands nachzugehen, die zu solcher Erhöhung führten! Wie vermag er ihn zu begleiten in die Kümmernisse seines Herzens, in die Gänge seiner Versuchungen, in die Erprobungen seines Glaubens, in die Tiefen seiner Schande, zu den Gipfeln seiner Glorie! Und immer ist's derselbe Herr, der jezt als das göttliche Kind nach dem Willen seines Vaters in dem Kleide mensch licher Schivachheit in einer Krippe liegt, von welchem es heißt, „da er in die Welt kommt: Opfer und Gaben hast du nicht gewollt, den Leib aber hast du mir zubereitet“ (Hebr. 10, 5.); es ist derselbe, der immer als der gehorsame Sohn an dem Willen seines Vaters hängt, als der Sohn, der sich williglich von seinem Vater züchtigen läßt. Dieser Menschensohn verkläret auf seinem Lebenswege, auf seinem Leidens- und Siegesgange unser menschliches Leben. Denn es ist keine Täuschung, das Menschenleben, das von Jesu Christo gelebt wird! Es ist ein ganzes, volles, ächtes Menschenleben! Beweis davon ist die Krippe, in welcher er als ein schwaches Kind liegt! Er kommt nicht ungeahnt und plöglich, nein, wir blicken hinein in seine ersten Anfänge, wir sind seines Menschenlebens versichert, denn er war ja ein Kind. Und wenn er nun den Kreis seines Lebens durchgelebt, wenn er es mit hinaufgebracht hat in den Himmel und hat sich gesehet zur Rechten der Majestät des Vaters: giebt es einen größeren Beweis für das Wohlgefallen des Vaters an den Menschenkindern, als wenn er Jesum, unseren Bruder, an seiner Ehre Antheil nehmen läßt? Droben unser Haupt, hier wir seine Glieder; Gott wohnend in ihm,

in ihm wohnend durch uns: wahrlich, wahrlich, wer ihn erwägt diesen Gedanken nach seiner Höhe und Tiefe, nach seiner Fülle und Kraft: dem wird der Lobgesang der Engel entgegenrauschen : „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen!"

Dieß ist das Kind, das wir heute feiern, „das Kind, das so viel besser geworden, denn die Engel, so gar viel einen höheren Namen er vor ihnen geerbt hat." Ihm dienen Engel, die ausgesendet sind auch zu unserem Dienst, die wir ja berufen sind zur Seligkeit! O, daß auch das heutige Fest und seine Feier ein Engel für uns würde, der seinen heiligen Dienst an uns verrichtete! Der Herr ruft, wer wollte ihn nicht hören? Die Engel lobfingen, wer wollte nicht mit einstimmen? Der Herr spricht: „du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeuget, heische von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigenthum. So laßt euch nun weisen, ihr Könige und Völker, und laßt euch züchtigen, ihr Richter auf Erden, ihr Weisen und Vornehmen, aber auch ihr Armen und Elenden, dienet dem Herrn mit Furcht des Gehorsams und freuet euch mit Zittern der Anbetung; füsset den Sohn, daß er nicht zürne und ihr umkommet auf dem Wege, denn sein Zorn wird bald anbrennen; aber wohl allen, die auf ihn trauen!" Amen.

XXXII.

Apostelg. 6, 8-15 und 7, 54-59.

Stephanus voll Glaubens und Kräfte, that Wunder und große Zeichen unter dem Volke. Da stunden etliche auf von der Schule, die da heißet der Libertiner und der Cyrener und der Aleranderer, und derer, die aus Cilicia und Asia waren und befragten sich mit Stephano; und sie vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geiste, aus welchem er redete. Da richteten sie zu etliche Männer, die sprachen: wir haben ihn gehört Lästerworte reden wider Mosen und wider Gott. Und be= wegten das Volk und die Ältesten und Schriftgelehrten und traten herzu und rissen ihn hin und führeten ihn vor den Rath und stelleten falsche Zeugen dar, die sprachen: dieser Mensch höret nicht auf zu reden Lästerworte wider diese heilige Stätte und das Geseg, denn wir haben ihn hören sagen: Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und ändern die Sitten, die uns Moses gegeben hat. Und sie sahen auf ihn alle, die im Rathe saßen und sahen sein Angesicht, wie eines Engels Angesicht. Da sie solches höreten, ging es ihnen durch's Herz und bissen die Zähne zusammen über ihn. Als er aber voll heiligen Geistes war, sahe er auf gen Himmel und sahe die Herrlichkeit Gottes und Jesum stehen zur Rechten Gottes und sprach: siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen. Sie schrieen aber laut und hielten ihre Ohren zu und stürmten einmüthiglich zu ihm ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Und die Zeugen legten ab ihre Kleider zu den Füßen eines Jünglings, der hieß Saulus. Und steinigten Stephanum, der anrief und sprach: Herr Jesu, nimm meinen Geist auf! Er

kniete aber nieder und schrie laut: Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht! Und als er das gesagt, entschlief_er *).

Nicht ein gewöhnlicher Sonntag ist es, den wir heute feiern. Nicht allein, daß von dem festlichen Glanze von Weihnachten noch ein Schimmer auf den heutigen Tag fällt: -wem sollte nicht alsobald der Gedanke vor die Seele treten: es sind die legten Stunden des Jahres, die uns heute geschenkt werden? Zwar schaut der, welcher an den Herrn gläubig geworden ist, der sein Herz droben hat bei Gott und seinem ewigen, unbeweglichen und unauflöslichen Leben, zwar schaut ein solcher die Flucht der Zeit und den Wechsel der Tage mit ganz andern Augen an, als die Welt. Dieser ist das Ende eines Zeitabschnitts ein unwiderbringlicher Verlust, und was mehr sagen will, jedes theilweise Ende, jedes Jahresende deutet auf den der Welt ebenso gewissen als unerwünschten Feind, den Tod, hin, und da fühlt denn jeder mehr oder minder die Wahrheit des Wortes: „in der Welt habt ihr Angst;“ freilich der, welcher sein Herz fest hat in der Gnade, kennt und er fährt auch das weitere Wort: aber seid getroft, ich habe die Welt überwunden!" _

Dennoch, auch wer ein Jünger des Herrn geworden, ist ja nicht aus der Welt genommen, er lebt mitten in ihr, und gerade der, welcher sie überwinden will, muß es fühlen und wissen, was von Kampf und Angst in ihr ist. Und so können dénn auch wir, die wir zur Gemeinde des Herrn versammelt sind, nicht kalt und theilnahmlos an einem Tage stehen, wie der heutige ist, und wenn wir auch nicht, wie in andern Kirchen unserer evangelischen Brüder einen besondern Gottesdienst errichtet haben, der uns stärke, gründe und erhalte in dem Wechsel der Zeit: wer wehret uns, in unserer Gemeinschaft Gottes Wort auf die jedesmalige Stunde zu beziehen, in der wir am Tage der Welt stehen?

Und wahrlich, eine bedeutsame Stunde, aber auch ein bes

*) Epistel auf den Sonntag nach Weihnachten, der im Jahre 1848 auf den 31ten December fiel.

deutsames Wort, das wir aus dem Munde der Schrift verneh men! Eine bedeutsame Stunde des großen Weltentages, in deren legten Sekunden wir stehen! Welch' ein Jahr! theils ein entscheidungsvolles, theils ein zukunftreiches, ein Jahr, das uns den Wechsel der Dinge predigte, wie sonst fast keines, ein Jahr, dessen Gedächtniß den spätesten Geschlechtern bleiben wird! Da erinnern wir uns. des Wortes, mit welchem wir bittend und weihend in dasselbe eingetreten sind. Wir schritten hinein in dem Namen Jesu, in dem Namen des Kindleins, dem man seinen bedeutsamen Namen „Jesus" beilegte, denn er wird sein. Volk selig machen von ihren Sünden.“ Und sehet, dasselbe Wort, nur in einer andern Wendung, begrüßt uns an dem heutigen Tage, dem legten seines Kreises, dasselbe Wort von dem seligmachenden Namen Jesu, durch die That selbst bestätigt, durch einen treuen Zeugen des Herrn bekräftigt, durch Stephanus, der sein Leben findet, indem er es verliert.

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In der That, ein liebliches Bild der Treue, das uns Stephanus darstellt! Also giebt es im Wechsel der Zeit etwas Bleis bendes, etwas Bleibendes über uns, etwas Bleibendes in uns; das Bleibende über uns heißt: Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit! Das Bleibende in uns heißt: Treue und Beständigkeit! Lasset dieses Leştere von unserem Terte uns ernstlich an's Herz gelegt werden. Die Treue gegen den Herrn im Wechsel der Zeit: dieß der Inhalt unserer Betrachtung. Und da stellt denn unser epistolischer Text ein Dreifaches vor uns hin: der Treue Dienst, der Treue Hoffnung, der Treue Gebet!

ཚེ་ ན་

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1. Auch in des Stephanus Herz drang die Predigt des Evangeliums. ~ Auch er ließ sich hinzuthun zur Gemeinde. Und welch eine Zierde derselben war er! Denn es heißt von ihm: „er war ein Mann voll Glaubens und heiligem Geiste.“ Er warstreus in - seinem besondern Amt, zu dem er erwählt ward, zu dienen zu Tische, abzuhelfen der Noth, zu lindern die Bedrängniß; er war aber auch tren in seinem allgemeinen Christenberufe, er war ein ächter Zeuge der Gerechtigkeit und der Kraft, die er durch

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