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gehen, jene heimliche, verborgene Weisheit, von welcher geschrieben steht: „das kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehöret hat und in keines Menschen Herzen gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben, uns aber hat es Gott geoffenbaret durch seinen Geist" (1 Cor. 2, 9. 10.)! An der Liebe wird auch deine Weisheit groß werden!

Dieß ist das Lob der Liebe, welches uns Paulus, der Apostel des Glaubens, verkündigt. Ihr merket daran, wer der rechte Lehrer der Liebe ist. Es ist der Glaube, nicht der wunderthätige, der uns ein Versucher werden kann, sondern der deműthige, der aus der Buße geboren ist. Doch fürwahr, das Wort von der Liebe vermag uns selbst zur Buße zu leiten, sofern es eine Predigt zur Buße ist. Ja, eine Predigt zur Buße! Denn in der That, ich möchte sagen, ich kenne keinen schärferen Bußtert in der ganzen Schrift, als unsere heutige Epistel. Wer höret das Wort von der Liebe und schlägt nicht an seine Brust und ruft nicht: Gott sei mir Sünder gnädig? Wer will sich diese Liebesworte nur zu einem Genusse machen, darin seine Seele schwelgt, und nicht zu feurigen Kohlen, die sein Haupt brennen? Das Lob der Liebe sei uns der Spiegel aller Lieblosigkeit, die in unserm Herzen wohnt, aber auch die Hand, die auf den hinweist, der die Liebe in Person ist, der, so wir ihn bitten, Geist und Kraft der Liebe uns schenkt! Herr Jesu, Held und Meister der Liebe, nimm uns in deine Schule, führe uns an deiner Hand! Geh' uns voran auf dem köstlichen Weg, der du selbst Weg, Wahrheit und Leben bist; ziehe uns, so folgen wir dir nach! Amen.

XXXV.

Beichthandlung und Abendmahlsrede bei der ersten
Communionfeier

in der Universitätskirche.

So finden wir uns denn vereint in einem neuen, dem innigften Bunde vor dem Angesichte des Herrn. Nicht allein der Bund wissenschaftlichen Strebens umschließt uns, sondern die tiefste, le= bendigste Gemeinschaft mit unserem Herrn und Heilande, eine solche, die nicht geknüpft ist nur durch das Wort, sondern durch das höchste und seligste Bindungsmittel, das es giebt, durch die Feier des heiligen Sacraments.

"Ja, lobe den Herrn, meine Seele; lobe den Herrn, meine Seele und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat!" Das sei unser erstes Opfer, das wir darbringen, das Opfer unseres Dankes und Lobes; unser zweites sei die Bitte, daß der Herr reichlich uns zum Segen kehre, was er uns zum Segen gegeben hat, daß er uns schenke ein demüthiges und in dieser Demuth freudiges Herz, daß er hinwegräume alles Trogige, was der heilsamen züchtigenden Gnade widersteht, hinwegräume alles Verzagte, was vor der heilsamen züchtigenden Gnade flieht. Ja, treuer Herr und Heiland, der du alle rufft, daß sie kommen zu deinen Erquickungen, rüste du selbst uns aus mit der Kraft des heiligen Geistes, daß wir bußfertig uns nahen, dankbar empfangen, erquickt von hinnen gehen! Amen.

Denn, Gel., einer solchen Ausrüstung bedürfen wir alle. Wer eine so hohe Freude genießen will, wie die, welche uns bes vorsteht, der muß kommen, gegründet auf die Verheißung, die der

Herr gegeben: ihr seid jezt rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“ (Joh. 15, 3.). Als nach der Einweihung dieses Hauses zu einem akademischen Gottesdienste die erste Predigt in demselben verkündigt wurde, da war der Tert zu derselben das Gesicht, das dem Propheten Jesaja geschah, wie er sah den Herrn sigen auf einem hohen und erhabenen Stuhl und sein Saum füllete den Tempel. Seraphim standen über ihm und einer rief zum andern: „heilig, heilig, heilig ist der Herr, unser Gott, alle Lande sind seiner Ehre voll!" Da fühlte sich der Prophet in seiner ganzen Unwürdigkeit und Unreinigkeit, da erschrack er und wollte entfliehen, aber der Seraphim Einer flog zu ihm und hatte eine glühende Kohle in der Hand und rührete seinen Mund und sprach: siehe, hiermit sind deine Lippen gerührt, daß die Missethat von dir genommen werde und die Sünde versöhnt sei (Jes. 6.).

Sollen wir diesen Tert nicht auch jezt, ich will nicht sagen, aufs neue betrachten, nein durchleben und innerlich erfahren? Auch uns ist das Heiligthum geöffnet, auch wir dürfen treten in die Nähe Gottes um dessen willen, der über die Engel hinausreicht und sich im Sacramente mit uns vereinigt; auch wir hören ein „heilig, heilig, heilig ist der Herr," denn kein ergreifenderes Zeichen der Heiligkeit Gottes giebt es, als das Kreuz auf Golgatha, und eben diesen Tod, den Christus am Kreuze erlitten, dürfen wir, sollen wir bei dem heiligen Mahle verkünden; nun denn, da thut es fürwahr Noth, daß wir uns auch entsündigen lassen von dem Engel des Herrn mit glühender Kohle, daß wir kommen mit der ganzen Erkenntniß unserer Unwürdigkeit und Sünde, damit wir auch erquickt werden mögen mit dem Friedensodem der vergebenden Gnade.

Dieser Engel des Herrn sei der heilige Johannes, und die glühende Kohle, die er uns auf den Mund legt, sei das Wort, das er geschrieben hat:

1. Epift. 2, 14.

Ich habe euch Jünglingen geschrieben, daß ihr stark_seid,

und das Wort Gottes bei euch bleibet, und den Bösewicht überwunden habt.

Ja wahrlich ein Bote des Herrn ist es, der Evangelist und Apostel St. Johannes! War sein erster prophetischer Meister, Johannes der Täufer, der Engel des Alten Bundes, der dem Kommenden vorangeht, so tritt der Evangelist Johannes als der nachfolgende Engel und Bote auf, der da verkündet: „das da von Anfang war, das wir gehöret, das wir gesehen haben mit unsern Augen, das wir beschauet haben und unsere Hände betastet haben vom Worte des Lebens und das Leben ist erschienen und wir haben gesehen und zeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, welches war bei dem Vater und ist uns erschienen was wir gesehen und gehöret haben, das verkündigen wir euch, auf daß auch ihr mit uns Gemeinschaft habt und unsere Gemeinschaft sei mit dem Vater und seinem Sohne Jesu Christo“ (1 Joh. 1, 1—3.).` Ja wahrlich ein Bote des Herrn, dessen Adlerauge unverwandt blickte in das Licht des ewigen Lebens und sah, wie die Glorie desselben den Tempel der ganzen Welt erfüllte! Ja wahrlich ein Apostel des Herrn, welcher so ganz das Recht hat, mit seinem Worte eine Gemeinschaft von Jünglingen anzureden, die da greifen wollen nach den wahrhaftigen Gütern des ewigen Lebens, nach Vergebung der Sünde, nach Gerechtigkeit und Frieden! Er, der greise Apostel, ist ja selbst immerdar ein Jüngling geblieben in der ersten Liebe zu seinem Herrn, in steter Frische und Freude des Herzens.

Und das Wort, das er redet, ist's nicht eine glühende Kohle, o, auch in jenem Sinne, in welchem der Apostel Paulus von der feurigen Kohle spricht, die auf das Haupt des Feindes gelegt werden soll, auch in dem Sinne, daß wir dadurch nicht nur ents sündigt, sondern zuerst beschämt und gedemüthigt werden?

„Ich habe euch Jünglingen geschrieben, daß ihr stark seid, und das Wort Gottes bei euch bleibet, und den Bösewicht überwunden habt." So soll es sein! Das ist eines Jünglings

-

Lob und Tugend, stark zu sein, das Wort Gottes in sich zu haben, Sieger zu sein in dem Kampfe mit dem Bösewicht.

Ist es so? Seid ihr die Starken, seid ihr die, bei welchen Gottes Wort bleibet, seid ihr die, so den Bösewicht überwunden haben?

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Ach, es wirkt immer beschämend, ja niederschmetternd, wenn über uns ein Zeugniß geredet wird, von welchem wir in unserem Gewissen uns sagen müssen: freilich, so sollte es sein, ach wäre es so! aber es ist nicht so, es ist noch nicht so! Das Bild eines chriftlichen Jünglings ist klar in den wenigen Tertesworten gezeichnet, und wenn in solchem Bilde jeder, der in der Jugendblüthe stehet, sich spiegeln soll, weß Standes er auch sei um wie viel mehr geziemet es dem Jüngling, der auf dem Wege der Wissenschaft einhergeht, der einem Ziele entgegenschreitet, da er berufen sein wird, sei es in kleinen oder in großen Kreisen, leitend und ordnend zu wirken, um wie viel mehr geziemet es ihm, mit dem Streben und der Arbeit des Geistes die Stärke des Willens, die Treue und Reinheit des Herzens zu verbinden! D, so gehet in euer Herz und erforschet euer Wesen; fraget euch: bin ich stark, ist das Wort Gottes bleibend bei mir, habe ich den Bösewicht überwunden? Also fraget euch, denn spricht nicht der Apostel Paulus: der Mensch prüfe sich selbst und also esse er von diesem Brod und trinke von diesem Kelche?" Da möget ihr freilich bei solcher Prüfung hineinblicken in tiefe Schäden und Mängel der Seele, blicken in der Sünde Macht und Mannigfaltigkeit- und doch halte euch solches nicht zurück von dem Tische des Herrn, es treibe euch vielmehr zu ihm, denn solche Sündenerkenntniß ist ja das rechte Mittel, den Leib des Herrn zu unterscheiden. Nicht die Gesunden, sondern die Kranken ruft der himmlische Vater zu sich.

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„Ich habe cuch geschrieben, daß ihr stark seid!" Stärke ist Ruhm und Freude des Mannes. Nun denn, wenn solches Gefühl der Stärke sich regt, wenn das Wort durch Geist und Seele, durch Mark und Bein durchdringt: ich will ringen und streben, ich will einen Plaz in der Welt mir gewinnen, ich will mich geltend machen - das sind ja Stunden, in welchen der Jüngling sein werdendes, wachsendes

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