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Leben vernimmt. Und er fühlt seine Seele schwellen voll Begeisterung, Liebe und Muth, und die Welt liegt vor ihm, schrankenlos dem schrankenlosen Wunsche, und das Leben faßt er an mit schneller, fertiger Hand und mit raschem, glühendem Herzen! Auch Johannes war eine feurige Seele; der Herr nannte ihn und seinen Bruder Donnerskinder. Aber sprach er nicht zu ihnen: wisset ihr nicht, weß Geistes Kinder ihr seid?" Wohl giebt es unter den mannigfaltigen Gaben des heiligen Geistes auch einen Geißt der Stärke! Er ruhte auf dem Gesalbten des Herrn, er ruht auf uns, so wir in Gemeinschaft mit dem Gesalbten stehen! Wohlan denn, im Angesichte des Apostels Johannes, der es wohl zu unterscheiden lernte, das glühende Feuer der rasch emporloderuden Seele und die stille, heilige Flamme freudiger Demuth und unauslöschlicher Gottesliebe, im Angesichte feines Wortes: „ich habe euch geschrieben, daß ihr stark seid," da lasset uns bekennen: haben wir keine andere Stärke, als nur die natürliche unseres aufquellenden Lebens: so sind wir schwach. Ja schwach in mehr als Einem Sinne, schwach sind wir, weil die Spannkraft der Jugendtage doch einmal weicht, weil alle Stunden der jugendlichen Begeisterung, Liebe und Hoffnung doch nur Blüthen sind, die abfallen, ohne Früchte zu bringen, wenn sie nicht in ein gutes Land gesäet sind, und gut ist das Land, das von dem Menschensohne als dem treuen Säemann sich bestellen läßt; schwach sind wir, weil diese natürlichen Blüthen des Lebens so leicht vergiftet werden in dem Boden unseres Herzens, daswer will es läugnen? böse von Jugend

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auf ist! Seid ihr stark? Stark, wie es das Evangelium in dem Munde des Apostels fordert? Stark, d. h. fähig, Widerstand zu leisten jedem anstürmenden Gedanken, der euch zum Übermuthe fortreißen will; stark d. h. bereit, entgegenzukämpfen jeder Neigung, die euch zur Trägheit und Schlaffheit herabzieht; stark, d. h. tüchtig, euch emporzuraffen aus allem Gewohnheitsmäßigen und Gemeinen, euch hinzuwenden zu allem Großen und Edeln? Stark, d. h. ausgerüstet mit der Gewißheit, das Evangelium sei eine Kraft Gottes, felig zu machen alle, die daran glauben, freudig rankbar in dem Lobgesange: „der Herr ist meine Stärfe!” D,

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Herr, wir sind schwach; wir suchen eine falsche Stärke, oder so wir auch die rechte erkannt haben, wir üben uns nicht, wie es sein sollte, in derselbigen. Vergieb uns Herr, unsere Schuld; gieße in uns ein neues Maaß deiner Stärke, so wir kommen zu deinem Tisch, auf daß wir erfahren das Wort: „er giebt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Die Knaben werden müde und matt, und die Jünglinge fallen, aber die auf den Herrn trauen, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden!"

Aber noch weiter geht die Prüfung! Ich habe euch geschrieben, daß das Wort Gottes bei euch bleibet." Wir wissen, was dem Apostel Johannes das Wort Gottes ist. Gott von Gott, Licht von Licht, das Ebenbild des unsichtbaren Vaters! Durch dieses Wort, zu diesem Worte sind wir geschaffen; das seligste und höchste Bewußtsein einer Menschenseele ist, inne zu werden: in ihm, dem Worte, war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen." Und das eben macht das Jüng lingsalter so einzig und herrlich, daß in seinen Tagen das Bewußtsein unseres Daseins mächtig aufgeht. Die Nebel und Träume der Kindheit schwinden, und vor uns dehnt sich aus der weite, helle Weg des Lebens. - Aber, Gel., welch ein Leben ist's, das nun in das Bewußtsein aufgenommen wird? Ist es das Leben in Gott, aus Gott? Ist es seine Offenbarung, die wir lieben, sein Wort, das wir erkennen? Oder ist es das Leben der Welt, das, vergessend seines Ursprungs aus dem ewigen Worte, sich an die Stelle deffelben sezt? Das Leben der Welt, das, abgefallen vom ewigen Worte, nun dem Geseze der Eitelkeit unterworfen ist? O, höret es alle, was der Apostel spricht unmittelbar nach den Worten, mit denen er uns heute anredet, also noch immer mit seinem Herzen gefehret zu den Herzen der Jünglinge! Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, (nämlich des Fleisches Lust und der Augen Luft und hoffärtiges Leben) ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die

Welt vergeht mit ihrer Lust, der bleibet in Ewigkeit!" gehöret ihr an? Empfindet ihr in euch das Regen des ewigen Wortes? Und wenn es geschiehet, bleibet ihr treu? Folget ihr nach dem geschriebenen Worte in aller Demuth und Keuschheit des Gehorsams, auf daß das ewige Wort, das darin enthalten ist, komme und wohne in euern Herzen? Gehört euer Herz der Welt oder Gott? Nehmet ihr der Welt Genüsse für Genüsse der Seligkeit, der Welt Erkenntnisse für allein erstrebenswerthe Erkenntnisse? Habt ihr keine Gögen aufgerichtet in eurer Seele, nicht Fleis scheslust, nicht Augenluft, nicht hoffärtiges Wesen? Ach, treuer Herr und Heiland, wir alle sind dein Eigenthum, doch müssen wir bekennen, wir nehmen dich nicht auf, wie wir sollen. oft unser Leben, wo wir es nicht finden können. Wir fassen dich nicht, wir halten dich nicht, wenn wir dich gefaßt haben. Nun willst du kommen und Abendmahl halten mit uns, willst uns dich aufs neue zu eigen geben, willst, o du wesentliches Wort, Wohnung machen in uns, willst uns speisen mit den Gütern des ewis gen Lebens. O, wie unaussprechlich ist deine Gnade; vergieb uns die Schuld unserer Untreue, segne die Gemeinschaft, die du eingehest mit uns, daß sie werde und bleibe eine unauflösliche!

wer aber den Willen Gottes thut, Nun denn, Gel., welchem Leben

Wir suchen so

Gel., wenn wir bekennen müssen: wir sind nicht stark, wie wir stark sein sollten, das Wort Gottes bleibet nicht bei uns, wie es bleiben sollte, da werden wir noch vielmehr bekennen müssen: wir haben den Bösewicht nicht überwunden!" Ist es nicht die Bedeutung unseres menschlichen Lebens, ein Kampf zu sein, ein Kampf zwischen Licht und Finsterniß? Ist es nicht unser höchster Menschenberuf, zu arbeiten, daß die Welt ihrem Abfall ents rissen werde und heimkehre zu Gott? Und wenn wir solches wissen, wie ist's denn mit den Waffen, die wir brauchen, gegen diese Welt zu kämpfen? Eine Jünglingsseele schmücket Muth und ein edles Selbstvertrauen; aber der Muth, der euch erfüllet, ift's ein solcher, der da weiß: es gilt einen Kampf nicht blos mit irdischen Feinden, nicht einmal mit dem eigenen Fleisch und Blut, das dem Geiste widersteht, sondern auch mit den Fürsten und Gewalti

gen der Finsterniß? Euer Selbstvertrauen

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steht es nur auf eigener Kunst, Weisheit, Geschicklichkeit, oder ist's ein solches, das da spricht: „wenn ich mich rühme, so rühme ich mich des Herrn,“ ,,wenn ich schwach bin, bin ich stark?" Die Waffen, die ihr führt sind es fleischliche, des Zornes und der Rache, oder scheinbar geistige, aber im Grunde doch nur fleischliche, Waffen eines stechenden Wiges, eines sich überhebenden Scharffinnes, einer boshaften Geistreichheit? Oder sind es solche, womit ihr bestehet die liftigen Anläufe des Teufels, womit ihr auslöschen könnt die feurigen Pfeile des Bösewichts? Ach, Herr und Heiland, wir bekennen uns schuldig, allzumal schuldig. Du bist gekommen, die Werke des Teufels zu zerstören und wir sind berufen, deine Nachfolger zu werden. Und doch, wir haben so oft, bewußt und unbewußt, statt am Reiche des Lichts, am Reiche der Finsterniß gearbeitet! Vergieb uns unsere Schuld! Du willst uns auf's neue ausrüften zum heiligen Kampfe, indem du dein Abendmahl mit uns hältst! Du bekennest dich aufs neue zu uns, die wir so oft durch die That dich verläugnet haben! D, laß unseren Dank, unser Lob für diese deine Gnade selbst zu einem Siege werden über das Reich der Finsterniß und führe uns so weiter von einem Siege zum andern! Herr, wir sind gedemüthigt, aber wir fühlen uns auch gestärkt durch solche Demüthigung! Wir bekennen unsere Schuld und Sünde, aber auch deine Gnade, die mächtiger ist, als unsere Sünde. Erfülle uns jezt mit deinem heiligen Geiste, so wir allesammt unser Sündenbekenntniß aussprechen und dann hören die Stimme der vergebenden Gnade!

(Folgt das Sündenbekenntniß und die Abfolution).

Vor dem Abendmahle.

Der feierliche Augenblick ist erschienen, da wir uns zusammenschließen wollen zur seligsten, innigsten Gemeinschaft, zur Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne, zur Gemeinschaft unter uns in Glauben und Liebe. „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist“ dies ist unser aller Gefühl. In dieses Gefühl nehmen wir auf alles, was uns drückt und beugt, allen Schmerz, den uns das Leben bringt, allen Kummer, den uns das eigene Herz macht, alle Sorge, mit welcher uns die Welt und unsere Stellung in ihr bedrängt. Der Herr hat einen Bund gemacht mit uns, wer will uns scheiden von seiner Liebe ?

In solcher Gemeinschaft standet ihr, die ihr für euer gottesdienstliches Leben vornemlich an diese Kirche gewiesen seid, bis jezt noch nicht. Allerdings ward das Wort Gottes unter uns verkündigt, und zwar nicht etwa erst in größeren Zwischenräumen, nicht etwa so, daß nur von Zeit zu Zeit nach dem Bedürfnisse der besondern akademischen Verhältnisse und Veranlassungen die Pforten dieses heiligen Hauses fich öffneten; nein, jeder Sonntag, der die Gläubigen zum Tempel des Herrn ruft, ladet auch an diese heilige Stätte, jeder Festtag hört Gesänge und Gebete, die auch aus diesem Tempel emporsteigen; und selbst in den Tagen und Wochen, wo die Räume, die sonst die Gemeinschaft des Lehrens und Lernens umschließen, verlassen sind, wo der Mund der Lehrer schweigt, wo der größte Theil der akademischen Bürger, sei es am heimischen Heerde, sei es im Besuche fremder Sitten und Städte zu neuem Fleiße sich erholt, dennoch schweiget auch da nicht die Stimme des Evangeliums an diesem Orte, und es könet das Lob Gottes ununterbrochen von einer Warte des Sonntags zur andern. Wo nun so das Eine, was einen christlichen Gottesdienst schafft, getrieben und gepflegt wird, wie sollte da das an

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