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VII.

In der Paffionszeit.

Die Passionszeit versammelt uns um das Kreuz Christi. Etwas anderes, als das Kreuz Christi betrachten und verkünden fönnen wir nicht, wollen wir nicht. Wer möchte auch den Reichthum der Gnade erschöpfen, der in dem Kreuze und in der apostolischen Predigt vom Kreuze enthalten ist?

Zwischen Himmel und Erde ist das Kreuz der Passion aufgerichtet. An seinem Fuße stehen die Geschlechter der Menschen; an ihm hanget er selbst, der Mittler, ein Lamm, das sich willig opfern läßt; von dem Himmel schaut das Auge des Vaters, der seine Heilsgedanken ausführt. So ist es ein dreifacher Blick, der sich auf das Kreuz richtet: der Blick von uns Menschen, des Erlöser's eigener Blick, der Blick des himmlischen Vaters. So ist es eine dreifache Frage, in welche dieser Blick sich auflöset: wie sollen wir das Leiden des Heilands ansehen? wie sieht der Heiland selbst sein Leiden an? wie sieht der Vater im Himmel das Leiden seines Sohnes an? Auf diese drei Fragen lasset uns an diesen drei folgenden Sonntagen die Antwort geben, und der Herr schenke uns erleuchtete Augen des Verständnisses, die Wunder seiner Liebe zu schauen.

Wohlan denn, so lasset uns heute fragen: Wie sollen wir das Leiden des Heilands betrachten?

Hören wir, was Christus spricht:

Ev. Lucä 7, 23.

,,Selig ist, der sich nicht ärgert an mir.“

Hat der Heiland also geredet in dem Augenblicke, da er auf die Wunder seiner Macht und seines Erbarmens hindeutet, da er sagen kann: „gehet hin und verkündiget Johanni, was ihr gesehen und gehöret habt: die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussägigen werden rein, die Tauben hören, die Todten stehen auf, den Armen wird das Evangelium geprediget": um wie viel mehr muß dieses Wort: und selig ist, der sich nicht ärgert an mir!" jezt gelten, da der Erlöser selbst vorausgesagt hat: „in dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir, denn es steht geschrie: ben: ich werde den Hirten schlagen und die Schafe der Heerde werden sich zerstreuen“ (Ev. Matth. 26, 31.). Ja das Kreuz ist ein Ärgerniß geworden oder auch eine Thorheit; doch dieß ist ja im Grunde dasselbe; denn zur Thorheit werden heißt dann ein Ärgerniß, das sich im Lachen ausspricht und auflöst, statt im Zorne.

Und doch, „selig ist, der sich nicht ärgert an ihm!" Wie nun, Gel.? Inwiefern kann man sich denn ärgern an seinem Kreuze, und warum strömt uns, so wir uns nicht ärgern, Seligkeit zu?

Herr, unser Heiland, laß uns diese Fragen beantworten in dem Blicke auf deine unaussprechliche Liebe, in welcher du dich erniedrigt hast bis zum Tode am Kreuz, und welche dich erhöhet hat über alle Fürstenthümer und Gewalten! Segne an unsern Herzen die Feier dieser ganzen Passionszeit, und mache sie uns zu einer Schule, da wir Liebe lernen, gleichwie du uns geliebt hast! Amen.

I. Wer ist's, der zwischen zwei Übelthätern an einem Kreuze hanget, und Schaaren höhnenden Volkes ziehen an ihm vorüber? Es ist der, der vor dem Hohenpriester auf dessen feierliche Frage ebenso feierlich geantwortet hat: ich bin der Sohn des lebendigen Gottes!" Es ist der, der vor dem römischen Landpfleger sich als König der Wahrheit bekannt hat. Es ist der, der alle geladen hat, zu ihm zu kommen, von ihm zu lernen, bei ihm Erquickung und Ruhe zu finden. In der That, wenn es je, nicht etwa für den leichtsinnigen, oberflächlichen Blick, nein, auch für das ernstere und tiefere Gemüth einen Anstoß gegeben hat, so ist

es dieser Anstoß: Jesus der Christ, der König Israels, der Erlöser der Welt, am Kreuz, am Holz des Fluches, an dem Pfahl der Schande! Ein größeres Aergerniß kann es nicht geben; das ist der Widerspruch aller Widersprüche, das Ärgerniß aller Ärgernisse!

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Jezt zwar, Gel., jezt in den Augen der Christenheit ist das Kreuz das Zeichen des Triumphes geworden. Jezt ist es umtönt von den Lobliedern derer, die unter ihm als dem Baume des Lebens Frieden und Ruhe gefunden haben; aber in dem Augenblicke, da es zuerst aufgerichtet worden, da rohe Kriegsknechte, höhnende Pharifäer, gleichgültige Römer, eine wild erregte Menge, erschreckte Jünger näher oder ferner es umftanden, o welch' ein Aergerniß und nur Aergerniß! Das ist kein Tod, wie ihn der Held auf dem Schlachtfelde stirbt, mitten im Jauchzen des Muths, in der Begeisterung des Sterbens, wenn der Gedanke an Sieg und Ruhm das brechende Auge verklärt; nein, das ist ein Tod der Schmach, der für den Augenblick gar keinen Troft zurückläßt, der von keinem Glanze der Poesie etwas weiß. Das ist kein Tod, wie er selbst auf dem Blutgerüste erfahren wird, wer ihn dort erleidet durch eine Schreckensgewalt, oder im Streben nach irgend einem Ideale, das die Herzen Vieler entzündet hat, ein Tod, der mit vieler Schmach von Einer Seite her belegt sein kann, dann aber auch von der andern nur um so lauter und freudiger gepriesen wird. Nein, es ist der Tod, der von außen angesehen, nur Schmach und Schande ist, auch der legte Tropfen derselben wird. nicht erlassen. D, fassen wir das Ungeheure, das Entsegliche in Einen Gedanken: der, welcher mit dem Vater Eines ist, stirbt den Tod am Kreuze, das ist, den Tod eines Verbrechers, den Tod eines Sklaven, also eines solchen, der nicht einmal für einen Menschen geachtet wird! Wer kennt einen größeren Abstand? Wo ist ein größerer Anstoß? Wo ein stechenderes Ärgerniß?

Aber ist nun dieses Kreuz an sich schon Ursache und Gegenstand eines so großen Aergernisses, wie erst, wenn dasselbe mit seinen Ansprüchen hervortritt! Stände es da mit seiner theuern Last nur als ein Zeugniß verkannter Unschuld: das Ärgerniß

würde sich mindern und in Mitleid auflösen; stände es da als ein Beweis, wie auch die Schrecken des Todes den freien Muth nicht beugen, es würde jedes Herz, das nach Wahrheit strebt, entflammen und also aufhören, Ärgerniß zu sein. Über ganz andere Ansprüche macht das Kreuz. Es predigt: von hier stammt dein Heil! Es fordert dich auf, anzustimmen: „ich habe nun den Grund gefunden, der meiner Seele Anker hält; wo anders, als in Jesu Wunden ?" Es will, daß an ihm das Wort gelesen werde: „Er ist gestorben, der Gerechte für die Ungerechten! Also ein neues Ärgerniß! Denn heißt das nicht die Gerechtigkeit Gottes antasten, wenn das Verdienst des Einen die Schuld der andern bedecken soll? — Und noch mehr, wenn gesagt wird: daß dieser Eine stirbt, das macht, daß alle leben, aus dem Tode des Einen strömt das Leben vieler: siehe da, ein anderes Ärgerniß, ein größeres, als das vorige! Denn, heißt es, wie kann aus dem Tode Leben kommen, wie kann der Tod des Einen das Leben Vieler erzeugen? Überall also Ärgerniß; eine Fluth von Ärgernissen gießt sich aus von jenem Hügel, auf welchen sie das Kreuz Jesu von Nazareth aufgerichtet haben.

II. Gel., sind die Wellen derselben auch bis zu unserem Herzen gedrungen? Sind auch uns solche ärgernde Gedanken in die Seele gekommen? Vielleicht nicht, aber vielleicht nur deßhalb nicht, weil wir noch nicht einmal rechten Ernst damit gemacht ha= ben, unsere Gedanken und Herzen auf Golgatha zu richten. Die sind nicht immer die glücklichsten, die niemals einen Anstoß genommen haben; es giebt für manche, gerade weil sie ein Jüngerherz für Chriftum haben, eine Nacht in ihrem Leben, da ihnen der Hirte geschlagen ist, da sie zerstreuet find in ihren Gedanken, da sie fragen möchten, wie aus einem Gefängniß ihrer Seele heraus: ,,bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?" Sind solche unter uns, o betet und arbeitet, daß die Ärgernisse des Kreuzes in die Wunder der Gnade und Liebe sich auflösen! Ein Strom der Seligkeit kann und wird sich über die Seelen derer ergießen, die das Ärgerniß überwunden haben, also, daß, wer einmal gekostet hat, nimmermehr Durst fühlen wird.

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Der Gottessohn am Kreuze, sterbend den Tod des ehrlosen Sklaven! Das, haben wir gesehen, ist ein gewaltiger Widerspruch. Aber, liebe Seele, kennst du denn auch den Grund des Widerspruches? Weißest du auch, warum dieses Aergerniß in der Welt sein muß und warum es die Quelle der Seligkeit ist? Blicke, o Mensch, in dich selbst! Bist du nicht ein Kind deines Gottes mit allem Schmucke ursprünglicher Schönheit und Lauterkeit begabt und nun, wo ist dein Schmuck? Bist du nicht ein freigeborenes Kind deines Vaters -und nun, frage deine Lüfte und Begierden, ob sie nicht mit tausend Fesseln dich gebunden haben oder noch binden? Wandeltest du nicht im Paradiese des Friedens und nun, haben sich schon gelegt die Stürme der Leidenschaft und fühlst du keinen innern Streit und Krieg mehr, sei es der Gedanken, die sich einander entschuldigen oder anklagen, sei es der Wünsche, die sich durchkreuzen und untereinander zerstören? Es ist wahr, der Gottessohn - und die Gestalt eines Knechtes; der Berg der Verklärung und die Schädelstätte der Schmerzen und der Schande; der Reichthum, der sagen konnte: ich bringe Leben und volles Genüge und die Armuth, die nur die Worte hat: mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen -: das alles ist ein gewaltiger Widerspruch; aber die Sünde, Gel., die Sünde, ist diese nicht auch ein Widerspruch? Siehe also, wer das Kreuz verstehen will, der muß wissen, wie es sich mit der Sünde verhält. Die Sünde, die aus Gottes Ebenbild einen Knecht macht; denn wer Sünde thut, der ist der die Sünde, die aus dem Himmel die Hölle

Sünde Knecht"

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schafft; denn wer kann mich erlösen aus dem Leibe dieses Todes ?" die Sünde, die aus dem Reichthum des Friedens in die Verlassenheit der Verzweiflung herabstürzt; denn meine Sünde ist zu groß, als daß sie mir vergeben werden könnte!" die Sünde, ja sie ist der Widerspruch aller Widersprüche, das Ärgerniß aller Ärgernisse! Wäre das Ärgerniß der Sünde nicht, so gäbe es auch kein Ärgerniß des Kreuzes; aber das Ärgerniß des Kreuzes soll das Argerniß der Sünde zu nichte machen. Darum an Christi Kreuz sich nicht ärgern, ohne doch gleichgültig dage

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