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gen zu sein, das heißt, der Sünde Ursache und Vernichtung zugleich erfennen. Und wo die Sünde nicht mehr ist, da ist ja Seligkeit. An Christi Kreuz sich nicht ärgern, das heißt der Sünde in's Angesicht schauen und zugleich in das Angesicht der Gnade, die mächtiger ist, als die Sünde. D, wer die Sünde einmal recht erkannt hat und sie in seinem Herzen wieder findet, der sehnt sich nach dem Bilde eines Gerechten. Und siehe, es ist kein Bild, das er am Kreuze sieht, es ist ein wirklich Menschenleben, heilig und unbefleckt, es ist die Person gewordene ewige Liebe. Und in dieser Liebe und für diese Liebe ist es kein Widerspruch: der Gerechte für die Ungerechten! kein Widerspruch: Einer für alle! Darum vergiß nicht, wenn du Widerspruch und Ärgerniß am Kreuze finden willst, vergiß nicht, in deine Erwägung und Rechnung mit hineinzuziehen die unendliche Größe der Liebe, die alle Widersprüche aufhebt. Denn das ist das Wunder der Liebe, daß sie es vermag, sich auszutauschen, zu suchen und zu werden, was des Andern ist, sich zu sehen an die Stelle des Andern. Anderes thut die Liebe auch nicht am Kreuze; darum, wenn der Eine stirbt, sterben alle; und weil diese Liebe, die so zu sterben weiß, die Gerechtigkeit ist, die wie es der Liebe Natur ist, sich mitzutheilen, die sich mittheilende Gerechtigkeit, wie sie die mitleidende Liebe ist: so stirbt der Gerechte für den Ungerechten, so wird er, der die Gerechtigkeit ist, zur Sünde für die andern, auf daß diese in ihm die Gerechtigkeit werden, die vor Gott gilt. Am Kreuze fein Argerniß nehmen, das Kreuz erkennen, das heißt also die Liebe erkennen! Aber die Liebe erkennen, ohne von ihr gezogen zu werden, ohne sie zu fühlen in seinem Herzen, das ist unmöglich! Die Liebe erkennen, heißt ihre Seligkeit empfinden! Selig also, wer fich an ihm, dem Lamme Gottes, wer sich an seinem Kreuze nicht ärgert! Selig, wer solche Erkenntniß hat; denn wer in der Liebe ist, der ist in Gott und Gott in ihm!

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, daß uns allen die Herrlichkeit seiner Liebe, das ist vor allem die Herrlichkeit seines Kreuzes offenbar werde! Sie wird uns offenbar sein und werden, so wir mit Augen des Glaubens darauf sehen. Dem Glauben wird es zu Theil werden, die Wunder der Liebe zu schauen, das Wort des Herrn zu erfahren: selig, wer sich nicht ärgert an mir! Selig, wer am Kreuz die Gnade erblickt, die Gnade ergreift, die mächtiger ist, als die Sünde, die da durchdringen läßt vom Tode zum Leben! Amen.

VIII.

Selig ist, wer sich nicht ärgert an mir!" So hat der für uns sterbende Heiland am legten Sonntag uns zugerufen. Selig ist, wer keinen Anstoß daran nimmt, daß er, der Sohn Gottes, den Tod des Knechtes und des Verbrechers stirbt, daß er, der Gerechte für die Ungerechten, der Eine für alle sich dahingiebt. Selig, wer in allem diesem Überschwänglichkeit der göttlichen Gnade, Fülle von Troft und Kraft zur Überwindung gefunden hat!

Aber wir haben uns nicht allein gefragt, wie sollen wir das Leiden unseres Herrn ansehen, sondern unser Blick richtet sich auf Ihn selbst; wir wollen in seine eigenen Gedanken uns versenken, wir wollen fragen, wie sieht der Heiland selbst sein Leiden an?

Lasset uns hören, was er spricht:

Ev. Luc. 12, 49. 50.

Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden: was wollte ich lieber, denn es brennete schon? Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe; und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde!

In dem ganzen Zusammenhange der Gedanken, in welchem der Erlöser die verlesenen Worte ausspricht, finden wir, wie der Herr als das Eine, was Noth thut, das Trachten nach dem Reiche Gottes bezeichnet. Zu diesem Reiche, als zu dem köstlichsten Schage, weihet er unser Herz, und zum wachen Gehorsam mahnt er uns als treue Knechte, die da warten auf ihren Herrn, der kommen. werde zu seines Reiches Vollendung. Solche Treue und Wachsamkeit kann von uns gefordert werden, die wir in seinem Reiche

stehen sollen; „es ist uns viel gegeben, darum wird man viel suchen, es ist uns viel befohlen, darum wird man viel fordern". Denn eben dazu ist der Erlöser gekommen, daß uns viel gegeben und befohlen werden kann; er ist gekommen, - und so schließen sich unsere Tertesworte in den Zusammenhang seiner Rede er ist gekommen, um ein Feuer auf der Erde anzuzünden, er ist gekommen, daß sein Leben das Leben seiner Brüder werde, und gehe es auch durch viel Schmerz, Streit und Feindschaft hindurch.

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Und in der That, nicht eher kann das Feuer seines Geistes die Herzen entzünden und durchflammen, bis er, der Erlöser, selbst sein bittres Schmerzenswerk vollbracht hat. Durch Tod zum Les ben, dieß ist das Grundgesetz im Reiche Gottes, das für jeden gilt, für das Haupt wie für die Glieder. Ja auch für die Glieder; denn also spricht der Herr zu den Söhnen Zebedäi, die so gerne alsobald seine Herrlichkeit getheilt hätten: „könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde und euch taufen lassen mit der Taufe, da ich mit getauft werde“ (Ev. Matth. 20, 22.)?

Aber heute richtet sich unser Blick vorzugsweise auf das Haupt. Heute fragen wir: wie sieht Christus sein Leiden an? Es ist ein Bierfaches, was der Heiland über sein Leiden ausspricht: zuerst, es sei nothwendig zur Vollbringung seines Werkes, sodann, es sei nothwendig für ihn selbst, fernerhin, es sei ein schweres Werk, und zulegt, es sei ein Werk, das seine Wege und Stufen habe, bis daß es vollendet sei.

Erhöhter, aus allem Leiden hinweggenommner Heiland, taufe unsere Herzen mit der Feuertaufe deines heiligen Geistes, daß deine Worte uns werden zu Lebensworten! Amen.

I. Ein wunderbares, herrliches Wort, das Wort des Herrn: ich bin gekommen"; die Stunde seines Kommens ist die Stunde der Welterlösung! Aber wie Verschiedenes, ja scheinbar Entgegengeseztes schließt sich an diese ankündigenden Worte an: ich bin gekommen! Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen“ (Matth. 9, 13.); „des Menschen Sohn ist gekommen, selig zu machen, das verloren ist" (Matth. 18, 11.). Und hinwiederum: „ich bin nicht gekommen, Friede zu senden, sondern das Schwert“

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(Matth. 10, 34.). Dort, in den ersten Aussprüchen, ist der Blick gerichtet auf das eigentlichste Ziel seines Kommens; hier in diesem legten Worte auf den Weg, der zu diesem Ziele führt.

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Wie nun, steht unser heutiges Terteswort nicht mitten inne zwischen den gehörten? „Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden!" Ein Feuer, das ist beides, ein verzehrendes, aber auch ein belebendes Element; das Feuer schmilzt und reinigt, aber es durchglüht auch mit neuer Lebenskraft; das Feuer ist Sache des heiligen Zorns, in dem alles Schlechte und Gemeine vertilgt wird, aber auch der heiligen Liebe, die sich an dem ewigen Lichte entzündet. Ziel und Weg seines Kommens drängt sich in Einen Blick, in Ein Gefühl in dem Herzen des Erlösers zusammen, und daraus steigt der Wunsch hervor: „was wollte ich lieber, denn es brennete schon, dieses Feuer"?" Was kann dem Herzen des Erlösers erwünschter sein, als daß das verzehrende Feuer seines heiligen Haffes und das belebende Feuer seiner heiligen Liebe die Seelen durchdringe? Will Christus uns nicht schaffen ein Herz, welches durch das Feuer der Buße zerschmolzen ist, ein Herz, in welchem das Feuer der Liebe brennt? Will Chriftus nicht aus der Welt machen eine Stätte, in welcher das Arge niedergebrannt ist, auf welche der Geist Gottes sich niederlässet in taufend feurigen Zungen des Dankes, des Lobes, des Bittens und Flehens? Darum taufet auch Christus nicht mit dem Zeichen des Wassers, sondern mit Feuer und heiligem Geist. Darin liegt beides: das Tödtende und das Auferweckende, das Verwundende und das Heilende, das Gericht und die Rettung. Diese Doppelnatur des Feuers ist die Doppelnatur des Evangeliums. gewiß, der Wunsch des Heilands verklärte sich für ihn in einen weiffagenden Blick, da er hinaussieht in die Zukunft und schaut Ein Bollwerk des Satans nach dem andern von dem Feuer seiner erlösenden Wirksamkeit ergriffen und verzehrt!

Aber ohne daß der Herr sich taufen läßt mit der Taufe des Leidens, ist es nicht möglich, daß das Feuer feines Geistes und seiner Liebe sich entzünde! Denn eben in dem Kampfe mit der Sünde offenbart sich des Heilands Leben und Lieben. Indem sich Flei

schesluft und Augenluft und hoffärtiges Wesen gegen den Heiligen in Israel wendet, ihn gefangen nimmt, ihn an das Kreuz schlägt; indem in dem Kampfe gegen den Gesalbten des Herrn alle satanischen Tiefen des Undanks, des Verraths, der Hartherzigkeit sich öffnen: da wird die Sünde offenbar, da wird sie aber auch verzehrt von den Flammen der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit, die von dem Kreuze aus in sie hineinschlagen. Die Fluth der Leiden, in die der Heiland wie in ein Taufwasser hinabsteigt, ist zwar scheinbar ein Sieg der Sünde über den Heiligen; aber solch ein Sieg ist in Wahrheit eine Niederlage, ein Untergang; er ist der Stoff, aus dem ein Feuer sich entzündet, welches ihn selbst verzehrt. Seitdem dort am Kreuze die Sünde getödtet ist: seitdem kann getrost Vergebung der Sünden gepredigt werden, und solche Predigt ist der Heerd, von welchem aus ein heiliges Feuer entbrennt, an dem Buße und Glaube sich anfacht. O, Gel., so oft unser Herz angeweht wird von dem erkältenden Hauche der Welt, so oft wir zweifeln wollen an dem Dasein und der Macht der Liebe, so lasset uns kommen zu dem Kreuze dessen, der sich hat taufen lassen mit heiliger Leidenstaufe, um das Feuer seines Lebens in die Welt, in unsere Herzen hineinzuwerfen!

II. Aber eine Taufe nennt der Heiland sein Leiden. Gewiß, wie kein Wort des Heilands ein zufälliges ist, so ist auch dieses Wort, womit er sein Leiden bezeichnet, mit keinem ans dern zu vertauschen. Denn nicht allein darin liegt eine Bedeutung, daß wir dabei an die Tiefe der Leiden erinnert wers den, in welche der Heiland sich stürzen mußte, gleichwie der Täufling, wenigstens in den ersten Zeiten der Kirche, von den Wasfern, in die er sich tauchte, dem Anblicke entzogen wurde: Gel., lasset uns noch weiter daran gedenken, wie durch jede Taufe der Täufling in seiner eigensten Person angefaßt und ergriffen wird. So steht das Leiden des Herrn in Verbindung nicht blos mit seinem Erlösungswerk, sondern auch mit seiner Erlöserperson. So ist sein Kreuz nicht allein der heilige Opferaltar, von welchem das die Sünde verzehrende Feuer ausgeht, sondern auch die heilige Stätte, da der Herr sein innerstes. Wesen durch die That offen

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