ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

bart und in dieser offenbaren That vollendet. O, wir dürfen sagen: der Herr ward mit zwiefacher Taufe getauft, mit der Jordanstaufe und mit der Leidenstaufe! Und zieht sich nicht eine wundersame Ähnlichkeit zwischen beiden hindurch? Dort ein Johannes, der Täufer, der nicht will, daß der, „der da ist, ehe Abraham war,“ von Sünderhänden berührt wird; hier ein Petrus, der da ruft: „das widerfahre dir nur nicht, daß du in der Sünder Hände überantwortet werdest". Dort das Wort des Heilands: ,,mir gebührt alle Gerechtigkeit zu erfüllen“; hier dasselbe Wort, durch das Leiden und Sterben des Herrn zur That geworden. Dort die Stimme vom Himmel: „dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe"; hier derselbe Preis der göttlichen Liebe, die ihren Sohn dahingiebt zur Rettung der Sünderwelt, dasselbe Wohlgefallen Gottes, aus dessen Erkenntniß heraus der Apostel sagen kann: „darum preiset Gott seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren“ (Röm. 5,8.).

Und nun, Gel., wenn durch die Taufe der Mensch in seinem innersten, tiefsten Kerne erfaßt wird, muß nicht darum das Leiden des Herrn eine Taufe genannt werden? Denn in seinem Leiden tritt ja die ganze Heilandsgröße und Heilandsliebe unseres Herrn hervor. Wenn dieß das Zeichen des Menschensohnes ist, sanftmüthig und demüthig zu sein; wenn von ihm das Wort des Propheten gilt: siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählet habe, und mein Liebster, an dem meine Seele Wohlgefallen hat; ich will meinen Geist auf ihn legen und er soll den Heiden das Gericht verkündigen; er wird nicht zanken noch schreien, und man wird sein. Geschrei nicht hören auf den Gassen, das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen und das glimmende Docht wird er nicht auslöschen, bis daß er ausführe das Gericht zum Siege" (Ev. Matth. 12, 18. 19. 20.): ist nicht das Kreuz das sichtbare und thatsächliche Zeichen für diese Stille und Demuth? Wenn dieß die Speise des Menschensohnes ist, den Willen des Vaters zu thun: ist nicht das Kreuz die Stätte des Gehorsams, ja die Schule, da er Gehorsam lernte daran, das er litte (Hebr. 5, 8.)? An dem Kreuze hat er seinen Sieg über den Versucher bewährt; daß er wählte

statt eines fröhlichen Genießens den quälenden Durst und die Schmerzen der Nägel, statt Bewunderung und Staunen Hohn und Spott, statt Herrschaft über die Welt einen Sklaventod: höhere Proben seiner Heilandstugenden giebt es nicht; an dem Kreuze ist sein Heilandsleben, insofern er es durch selbsteigene That herausstellt, vollendet.

[ocr errors]

III. Aber freilich, die Taufe war eine bange. „Ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde! Das spricht der Erlöser offen aus und giebt dadurch dem Apostel Recht zu sagen: „er ist versucht allenthalben, gleichwie wir, doch ohne Sünde" (Hebr. 4, 15.). — Ach, Gel., ist es nicht so, daß wir bekennen müssen: bei dem Gedächtniß der Leiden unseres Herrn wird unser Herz nicht so bewegt, wie es sein sollte? Und nicht allein wegen der natürlichen Herzenshärtigkeit ist's also, nicht allein wegen der Macht der Gewohnheit, mit welcher die oft gehörte Kunde unser Herz gleichgültig läßt wohl wirket solches mit ; noch etwas anderes verwirrt den. Blick; es ist die Herrlichkeit des Gottessohnes selbst, die uns dás Auge wenn nicht schließt, so doch gar stumpf macht, zu schauen die Leiden des Menschensohnes. Wir wenden unsern Blick zum Himmel, da der Herr siget zur Rechten des Vaters, und diese Herrlichkeit des Himmels umschleiert das Dunkel seiner Leiden. Es scheint uns ein Leichtes für ihn, als Heiland zu sterben, da er ja der Löwe aus dem Stamme Juda sei; aber wir bedenken nicht, daß er auch das Lamm ist, zart und friedlich, daß seine unschuldige und unbefleckte Seele die Schrecken der Sünderhände, die ihn zur Schlachtbank reißen, doppelt schwer empfindet. O, so vernimm sein Wort: wie ist mir so bange!"; vernimm, wie er dieses Wort schon ausspricht inmitten der Lehrverkündigung, im Vorhersehen seiner Aufgabe, die noch zu vollenden war, mitten in der ungetrübtesten Anschauung seines ganzen Lebens. Betet er nicht noch vor der Stunde seiner Leiden: jest ist meine Seele betrübt. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde; doch darum bin ich in diese Stunde gekommen" (Ev. Joh. 12, 27.)!? Hoch zwar geht seine Seele, wenn er bedenkt, daß er gekommen sei, den

Armen das Evangelium zu predigen; weit ist sein Herz, wenn er die Völker schaut, die da kommen von Mittag und von Mitternacht, von Abend und von Morgen und figen an den Tischen Abraham's. Aber bange muß es ihm sein bei der Ausführung des Erlösungswerkes selbst; bange, wenn es gilt, sich hineinzustürzen in den großen Widerspruch von Sünde und Tød, bange, wenn er gedenkt seiner Heimath, der Stätte der Heiligkeit und des Lebens.

IV. Und dieses Leiden des Heilands ist nicht etwa ein plögliches; es hat seine Stufen und Gänge, es giebt einen Weg dieses Leidens bis zu seiner Vollendung. Wie ist mir so bange, spricht der Herr, bis sie vollendet ist, meine Leidenstaufe! Zwar war nicht der ganze Erdenwandel des Herrn ein Leidensgang? Aber in diesem Gange giebt es besondere Abschnitte, besondere Stufen, da immer eine tiefer, als die andere, in das Leiden hineinführt! Wie lange doch ist der Weg von dem Augenblicke an, da Christus sagt: „die Stunde ist da, da ich überantwortet werde in die Hände der Sünder" - bis zu dem Worte: „es ist vollbracht! Welch eine Reihenfolge und ein Stufengang von Leiden! Durch Verleugnung und Verrath von Jüngern, durch Haß und Neid der Schriftgelehrten und Obersten, durch Spott und Hohn des Volkes und roher Kriegesknechte bis zum Kreuze hin, und auch da noch Verwünschung und Spott! überall also neue Angriffe der Sünde, neue Versuchungen, aber auch immer neue Offenbarungen der Gnade und der überwindung! Bis zu dem Worte: es ist vollbracht“, dehnt sich der schwere Gang, dann fehrt Ruhe ein, dann ist der Dulder dem Kampfe entnommen, die Taufe ist vollendet, und der also Vollendete wartet des väterlichen Rufes, bis er aus der Fluth der Leiden hervortaucht an den hellen, ewigen Tag seines Sieges.

Gel., dieß ist der Blick, den der Heiland auf sein eigenes Leiden richtet. Was sollen wir sagen? Wir schauen den Herrn in seinem Leiden und Sterben und darüber die Überschrift: „das that ich für dich! Was thust du für mich?" Daß sein Feuer schon brenne, das ist des Heiland's Wunsch. O, halten wir ihm

unsere Herzen dar, daß er sein Feuer hineinwerfe; lafsset uns Werkzeuge sein, an denen sich die Flamme seines Geistes ent zünde und fortleite! Bei seinem heißen Wunsche: „wie wollte ich, daß das Feuer schon brennete", bei der heiligen Bangigkeit, die sein Herz beschwerte und in der wir den ewigen Gerichtsspruch über unsere Sünden erblicken: lasset uns ihm uns hingeben als eine Dankesgabe für seine Schmerzen !

Amen.

Kann ich gleich nicht viel geben

In diesem armen Leben,

Will ich doch dieses thun:

Es soll dein Tod und Leiden,
Wenn Leib und Seele scheiden,
Mir stets in meinem Herzen ruhn!

IX.

Wie wir das Leiden unseres Heilandes ansehen sollen, darauf hat uns die erste unserer drei Passionsbetrachtungen Antwort gegeben. „Selig ist, wer sich nicht ärgert an ihm!“

[ocr errors]

Wie Christus selbst sein Leiden ansieht: solches hat uns die zweite Betrachtung gezeigt. Es war nothwendig, dieses Leiden - das ist die Erklärung des Herrn es war nothwendig, um das Feuer der Buße, des Glaubens und der Liebe zu entzünden; es war nothwendig für ihn selbst als eine Taufe zur Vollendung; es war ein schweres, bangemachendes Werk; es war ein Werk, wahrlich nicht in furzen Zügen und Abschnitten bis

das sich

zu seiner höchsten Höhe hinerstreckt.

Wie der Vater im Himmel das Leiden seines Sohnes anficht: das wollen wir uns heute fragen. Scheint dieß aber nicht eine kühne, ja eine übermüthige Frage? Allerdings, wenn wir sie nur aus unserer Einsicht beantworten wollten; aber darum giebt es ja eine Predigt, die nicht aus Menschenweisheit schöpft, sondern aus Gotteswort; darum werfen wir hier im Heiligthume des Herrn die Frage auf, denn Heiligthum Gottes foll diese Stätte vor allem dadurch sein, daß Gotteswort der Grund ist alles Redens und Thuns darin.

Wie sieht der Vater im Himmel das Leiden seines Sohnes an, fragen wir demüthig, aber auch wie Kinder im Hause fragen dürfen, während der Knecht stumm bleibt und seines Herrn innere Gedanken nicht zu wissen begehrt.

Die Antwort giebt uns der betende Christus in den Worten:

Ev. Joh. 17, 1.

Vater, die Stunde ist hier, daß du deinen Sohn verklärest, auf daß dich dein Sohn auch verkläre.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »