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Gottes in nur trockener Lehre oder in bloßer Übung des Verstan= des dir gemerkt hast und tritt ́unter das Kreuz: von dem in seinem Tode verklärten Sohne wirst du auch den verklärten Vater kennen, fühlen, besigen lernen. Wenn in der heiligen Gerichtsund Versöhnungsstunde der Welt die Sonne ihren Schein verliert; wenn die Erde erbebt; wenn die Grundfesten des Tempels erschüttert werden: siehe da des Vaters Macht! Wenn der Sohn ringet in den Bangigkeiten des Todes und dabei weiß, wie alles Erfüllung der Schrift, Erfüllung des Gebots und der Verheißung ist: siehe da des Vaters Heiligkeit! Und was sollen wir erst von des Vaters Liebe sagen? Ist nicht das ganze Kreuz Eine Predigt der göttlichen Liebe? Seitdem das Kreuz aufgepflanzt ist, ist die Liebe Gottes erkannt als die bleibende, ist sie gefühlt als die in den Herzen der Gläubigen wohnende. Der heilige Geist war noch nicht da, spricht der Evangelist, denn Jesus war noch nicht verklärt" (Ev. Joh. 7, 39.). Die Verklärung durch den Tod mußte vorausgehen, dann erst konnte der heilige Geist ausgegossen werden, dann erst konnten Vater und Sohn kommen, damit fie Wohnung machten in uns. Denn durch den heiligen Geist steht die Liebe Gottes ausgegossen in unsern Herzen“. Wohl rufen auch das Licht der Sonne, die Pracht des Frühlings, die Wun- . der der Natur allzumal und tausendfach uns entgegen: „Gott ist die Liebe", "Gottes Name ist Vater!" aber wer unter dem Kreuze gestanden und hat sich dort den Sohn verklären lassen, der fühlt Gott in seinem Herzen als die Liebe, ja, dem ist die Wahrheit und die Erfahrung, daß Gott die Liebe ist, gewisser, als sein eigenes Herz.

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Gel., also haben wir Gottes Gedanken über die Leiden Christi vernommen. Es sind diese Leiden eine Verklärung des Sohnes wie des Vaters. Vom Kreuze Christi strahlt des Sohnes Herrlichkeit, des Sohnes Pflicht, des Sohnes Recht; vom Kreuze Christi predigt des Vaters schöpferische, heilige Liebe. Ach, lasset nicht vergeblich den hellen Schein dieses Verklärungslichtes in die Welt hereinbrechen ; weigere dich nicht, dein Herz zur Wohnung von Vater und Sohn zu machen. „Das ist ja das ewige Leben, daß sie dich, der du

allein wahrer Gott bißt und den du gesandt hast, Jesum Chriftum erkennen" (Ev. Joh. 17, 3.). Vor allem lasset uns, die wir durch besondere Bande des Berufs und der Arbeit vereinigt und nun wieder an das Ende eines Arbeitskreises *) gestellet find, lasset uns im Angesichte dieses Kreuzes, im Gedächtnisse der Sohnesherrlichkeit, der Sohnespflicht und des Sohnesrechtes, unseres Erlösers, im Gedächtnisse der Liebe und Heiligkeit des Vaters all unser Thun und Wirken ansehen und behandeln als eine Aufgabe, den Namen des Vaters zu offenbaren, des Sohnes Werk zu vollenden, dem heiligen Geiste Raum zu verschaffen wider allen Geist der Welt und der Sünde, und der wahren Liebe, keiner geträumten und erdichteten, Bahn zu brechen. Gerechtigkeit und Liebe sind wunderbar am Kreuzesstamme verbunden; etwas anderes als Gerechtigkeit und Liebe darzustellen und zu verwirklichen giebt es nicht, weder in Staat noch in Kirche. Dazu hilf uns, Geist des Vaters und des Sohnes; demüthige uns, auf daß wir umkehren, wo wir irre gegangen sind. Laß uns bleiben in deiner Führung! Laß von deinem Kreuze ausgehen, erhöhter Heiland, was du verheißen hast, einen Zug zu dir, und einen Zugang zum Vater! Gründe uns, stärke uns, vollbereite uns in deiner Kraft und in deinem Frieden! Amen.

*) Am Schlusse eines akademischen Semesters gesprochen.

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Dieß, Gel., ist unser Sinn am heutigen Tage; in diesem Sinne wollen wir das Kreuz umstehen. Auf die Höhe von Golgatha sind wir angelangt; o, daß sie uns werde eine Höhe des Gebetes, des Dankes, der Liebe, der Anbetung!

Wenn es gilt, heute die Botschaft des Kreuzes in der feiernden Gemeinde zu verkündigen: wahrlich, da kann dieß nicht heißen, daß wir, wie es wohl sonst der Predigt Art und Beruf ist, in die Erkenntniß dessen, was wir feiern, uns erst versenken. Nein, diese Erkenntniß soll in unserem Herzen schon ein Leben gewonnen haben; aus diesem Herzensleben heraus wollen wir, wie wir gesungen und gebetet haben, auch predigend und das Wort der Predigt vernehmend, danken und preisen. Was wir die Reihe der Passionssonntage hindurch haben erkennen lernen, das lasset uns in die Tiefen eines lebendigen Gefühls einsenken, daß es mit unserm ganzen Leben sich vermähle, daß es ein Theil, der beste Theil unseres Lebens werde. Ja, einfältiglich wollen. wir uns heute unter das Kreuz unseres Erlösers stellen und alles andere vergessend, dieses Eine, dieses Kreuz mit den Wundern seiner Gnade und seines Friedens in's Auge fassen und im Her

zen behalten, gewiß, dadurch alles andere nur reiner und reicher, inniger und ewiger zu machen.

In einsamer Nacht trat einst Nicodemus zu dem Meister. Der Zug seiner Seele führte ihn zu Christo, überwand alle Menschenfurcht und allen Zweifel. Die große Frage, die größte von allen, erfüllte seine Seele: was muß ich thun, daß ich selig werde? Im Laufe der Antwort, die der Herr darauf ertheilt, heißt es:

Ev. Joh. 3, 14. 15.

Wie Moses in der Wüste die Schlange erhöhte, also muß auch des Menschen Sohn erhöhet werden, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Lasset uns dieses Wort unser Charfreitagswort sein, lasset es uns, was es dem Nicodemus sein sollte, ein Wort der Wiedergeburt werden, oder ein Wort der Bestätigung und Mehrung des neuen Lebens; lasset uns aber auch mit einer Nicodemusseele fom men, dürftend nach dem Quell des ewigen Lebens, vertrauend auf den Meister, daß er von Gott gekommen; und nur darin wollen wir uns von Nicodemus unterscheiden, daß uns kein verwunderndes Gefühl des Mißverstandes ergreife; es kann, es soll vielmehr nur die mächtigste Bewunderung, ja die tiefste Anbetung der gött lichen Weisheit und Gnade sein, die uns durchdringe, das Gefühl der wunderbar füßen Nähe heilender, allmächtiger Liebe, das uns befelige!

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Gieb mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad'!" So haben wir gesungen. Ja, das ist's, was wir heute schauen können, schauen sollen: die Gnade, die in Christi Kreuz ist offenbar geworden. O, möge ihr Anschauen eine zündende Kraft ausüben, daß ihre milde und doch so starke Lebensflamme fich in uns anfache und uns durchglühe mit Kräften der Ewigkeit zu ewigem Leben!

Als dort Israels Schaaren durch die Wüste zogen, von dem Herrn gerettet und ihm doch widerspänstig, kam über sie als eines der Strafgerichte Gottes ein Heer von giftigen Schlangen, durch

deren Biß viele unter ihnen dahinstarben. Aber die Barmherzigfeit überwand das Gericht; der Mann Gottes, den der Herr zum Führer des Volkes bestellete, föllte eine eherne Schlange aufrichten, und wer von den Verwundeten dieselbe anschaute, der genas. Gel., wir können heute nicht eingehen in den Reichthum der Beziehungen, der darin liegt, daß diese Begebenheit als ein Vorbild des Kreuzestodes Christi dargestellt ist. Wir bleiben bei dem Einen und Einfachen, was auf den ersten Blick und Griff anschaulich und verständlich ist. Wir sagen: wie an der ehernen Schlange, so ist uns am Kreuze Chrifti Gottes heilende Liebe und Barmherzigkeit offenbar geworden; so ist für uns, die wir durch das Leben pilgern, die wir von der Sünde und ihrem Solde, dem Tode, heimgesucht sind, ein Heilmittel gegeben, der Gottessohn, der die Gestalt der Sünde und des Todes an sich trägt, aber eben dadurch, daß wir gläubig auf ihn und diese seine Gestalt schauen, uns von Sünde und Tod frei macht.

Als die Kunde erscholl: Christ ist geboren, als die Loblieder des Himmels, der Stern der Sehnsucht, die Freude erfüllter Hoffnung die Krippe und das Kindlein feierten: da waren dieß alles mannichfaltige Töne aus der Einen großen Predigt: „es ist erschienen die heilsame Gnade allen Menschen". Eine Gnadenerscheinung ist dieses Kind in der Krippe, ja nicht blos Erscheinung einer Gnade, sondern die Gnade selbst, die Gnade, die herabgestiegen ist auf diese Erde und sich auf ihr angesiedelt hat als eine ewig schirmende Friedenshütte; das Wort von der Gnade und Wahrheit geht nicht mehr in einzelnen, prophetischen, =aber abgebrochenen Lauten über die Erde; Gnade und Wahrheit ist nun zur vollen Wirklichkeit, zur Einheit von Person und Werk geworden.

Gel., man sollte denken, eine greiflichere Erscheinung der Gnade für alle könnte es nicht geben, als die Krippe zu Bethlehem. Aber fiehe, aus der Krippe erblühet das Kreuz! Das Kreuz ist die Vollendung der Krippe. Und was in der Vollendung uns entgegentritt, das macht. doch noch einen ganz andern Eindruck. Menschensohn, demüthig und sanftmüthig, in sich zusammenfassend

Ein

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