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nahmen, was ihnen das schwermüthige Wort herauspreßte: „und wir hofften, er sollte Israel erlösen": das gerade war das Geheimniß des Erlösungswerkes. Was sie aus Jerusalem heraustrieb mit ihren gescheiterten Hoffnungen: das eben war die That, deren Predigt von Jerusalem aus durch die ganze Welt hindurchschallen sollte. Das Gesez und die Propheten sind die Bürgschaften Gottes, daß Christus leiden mußte, um zur Herrlichkeit einzugehen. Das Gesetz, das Segen aussprach über die Gerechten und Fluch über die Übelthäter, offenbarte die heilige. Nothwendigfeit, daß der, welcher Erlöser sein wollte, sich stellete unter den Fluch des Geseges, damit er die Strafe von uns nehme, von uns, die wir das Gefeß übertreten. Die Propheten, deren Auge hinausschaute in die legte Zukunft, in die Herrlichkeit des vollendeten Gottesreiches, sie verkünden, wie nach trüben, schweren Tagen die selige Zeit, nach der Strafe die Gnade anbricht; sie verkünden, wie der Knecht Gottes, der sich hat zur Schlachtbank führen lassen, erhöhet wird, wie er die Menge zur Beute macht und die Starken zum Raube. Gesez und Propheten deuten beide hin auf Golgatha und das eröffnete Grab; der unterweisende Unterricht in diesem Worte Gottes lüftet die Binde vom Auge, so daß, was vorher dunkel, verwirrt und räthselhaft war, nun hell und klar vor Augen liegt. Beides wird Licht, eines durch das andere, das Wort des Alten Bundes durch Kreuz und Auferstehung, Kreuz und Auferstehung durch das prophetische Wort.

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Gel., ist's ein zu kühnes, ein unerlaubtes Wort, wenn es in unserem Herzen spricht: wer doch auf jener Wanderung dort hätte mitwandeln können? wer hätte lauschen dürfen auf jenes heilige Gespräch des Herrn mit den Jüngern, auf seine Auslegung von Gesez und Propheten? auf die Predigt des Herrn, bei welcher wie mit Einemmale die Hülle von dem göttlichen Worte herabfiel und der ganze Inhalt desselben in dem Lichte der göttlichen That, der Auferstehung, sich offenbarte? Ist Christus Inhalt des göttlichen Wortes, so muß der auferstandene Christus, als der vollendete und verklärte, uns beides werden, das Auge, mit welchem wir lesen, das Wort, das wir lesen. Von der Auferstehung fällt ein Licht

rückwärts auf das Wort des Gesezes und der Propheten, und es feiert dieses Wort in der Auferstehung des Gesalbten seine eigene Auferstehung aus allem Tode des Buchstabens, aus allem Grabe der Sagungen. Von der Auferstehung geht Kraft aus vorwärts zu einer neuen Predigt; den Auferstandenen zu verkünden ist apostolischer Predigt Inhalt und Ausgangspunkt; das Wort, das Petrus gepredigt hat am Tage der Pfingsten: „Denselbigen, den ihr an's Kreuz geheftet und erwürget habt, den hat Gott auferwecket und aufgelöset die Schmerzen des Todes, nachdem es unmöglich war, daß er sollte von ihm gehalten werden“ (Apostelg. 2, 24.), dieses Erstlingswort christlicher Predigtes ist auch Grundwort derselben, aus ihm sind wie aus einer Wurzel die mannichfachsten Zweige evangelischer Verkündigung hervorgegangen. Herr, da er von dem Berge der Verklärung herabgestiegen war, dort, wo Moses und Elias, Gesez und Prophete mit ihm, dem Sohne Gottes, geredet hatten, seinen Jüngern befohlen hatte: ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen Sohn von den Todten auferständen ist“ (Ev. Matth. 17, 9.): nun wird es erfüllet. Nun gehen sie hin, die Boten und predigen den Auferstandenen und führen das Amt des Neuen Testamentes; die Hülle ist aufgedecket, die über dem Alten Testamente hing; die Morgenröthe wird zum Lichte in Christo, dem Auferstandenen, dem Vollendeten, dem Offenbaren, dem Verklärten.

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Was der

Gel., lasset uns die Frage wiederholen: if's ein zu kühner, ein unerlaubter Wunsch, so wir sagen: wer hätte lauschen dürfen auf jenes heilige Gespräch des Herrn mit den Jüngern, auf seine Auslegung von Gesez und Propheten? Wohlan denn, wir hören dieses Gespräch, wir haben diese Auslegung, wir haben diese Predigt; haben wir denn nicht unser Neues Testament? Unser Neues Testament ist es nicht die Eine große Predigt: „mußte nicht Christus solches leiden, um zu feiner Herrlichkeit einzugehen?" Ist es nicht die Verklärung von Gesez und Weissagung? Das Geset gewinnt es nicht sein rechtes Licht von dem Evangelium? Israel ist es nicht verkläret in der Kirche und im Reiche Gottes? Sinai - ist er nicht umgewandelt und

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verherrlicht in dem Berge, von welchem her die Seligpreisungen erschallen? Die Propheten haben sie nicht eine neue Stimme gewonnen in dem Munde der Apostel? Sind es nicht dieselben Boten des Friedens, von dem Geiste Chrifti ergriffen und getrieben?

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Ja, Gott sei Dank, daß wir einen unterweisenden Unterricht haben, durch welchen sich uns der Auferstandene offenbart! Lasset uns denselben auch treu benugen! Lasset es nicht bewenden nur mit einer allgemeinen Stimmung über Christum, sondern uns beműhen, eine klare, tüchtige, gründliche Erkenntniß von ihm zu gewinnen, lafset uns einzusehen suchen den Zusammenhang der Heils person mit dem Heilswerke, vor allem lafsset uns erkennen, wie des Heilands Sterben und Auferstehen Fundamente unseres Heiles find. Thoren“ nennt der Auferstandene die wandernden Jünger; Thor ist, so jemand seine eigene Gedanken von Christo sich macht, ohne die Schrift zu fragen, ohne sich zu unterwerfen dem klaren, hellen Worte derselben; um wie vielmehr Thor, der da redet in seinem Herzen: es ist keine Erlösung“, oder der Erlösung will ohne einen Erlöser. Mußte nicht Christus solches leiden, um zu seiner Herrlichkeit einzugehen?" Nicht Willführ, nicht. Sagung ist dieser Weg; er ist eine heilige Nothwendigkeit der ewigen Liebe. Wer den Zusammenhang kennt zwischen Chrifti Tod und Christi Auferstehung, der hat einen Blick gethan in das Wesen der Sünde, wie der Gnade; der kennt den Weg Gottes, für den steht Christus da nicht wie ein Schatten und Gespenst, sondern in voller, persönlicher, lebendiger Wirklichkeit, ja als der, bei welchem Leiden und Siegen nicht blos etwas Persönliches ist, sondern zugleich Erfüllung des ewigen Rathschlusses des Heils, eine That für unser ganzes Geschlecht. Also den Herrn zu erkennen, das ist Weisheit, und in solche führt uns sein unterweisender Unterricht. Nach solcher Weisheit trachte und bewahre dein Herz vor Thorheit!

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III. Aber freilich, es ist nicht blos die Thorheit, die den Erlöser verkennt. Der Auferstandene ruft den Jüngern zu auch ein: seid nicht träges: Herzens zu glauben dem, was die Propheten gesagt haben“. D, man kann die richtige Erkenntniß

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von Christo haben, von seinem Wesen und seinem Werke, von seinem Leiden und Sterben und wie er Menschensohn und Gottessoha sei — und doch ein kaltes, starres, stumpfes, träges Herz dabei in seiner Brüft tragen. Und was hülfe dieß? Wenn ich mit Menschen- und Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz und eine klingende Schelle." Bei den Jüngern, die nach Emmaus wanderten, schwand freilich gar bald diese Trägheit. Brannte nicht unser Herz, sagten sie, als er uns die Schrift auslegte ?" Ja da brannte es in ihrem Herzen von heiliger Freude über das, was der wunderbare Fremdling ihnen enthüllt hatte; die helle Klarheit des Neuen Bundes leuchtete in ihre Seele. Es war die Flamme des Herrn, die in ihreni Herzen emporloderte, die Flamme einer heiligen Liebe, die viele Waffer nicht auslöschen mögen. Odem Gottes wehte von dem auslegenden Worte Chrifti her. In ihrer Bitte: „Herr, bleibe bei uns,” wiederholte sich das Wort, das einst die vertrauten Jünger auf dem Verklärungsberge aussprachen: hier ist gut sein, hicr laßt uns Hütten bauen“. Heimathlich war es ihnen zu Muthe, friebevoll und gesichert. Der Tag neigte sich, die Schatten des Abends brachen herein; in den Stunden, da der Mensch vertraulicher an den Menschen sich schließt, da es ihm vor der unheimlichen Macht der Finsterniß bangt, da war es den frommen Wan derern ein Bedürfniß, den in ihrer Nähe zu haben, welchen fie zwar noch nicht in seinem innersten, eigentlichsten Wesen erkann ten, von welchem aber ein so wundersamer Hauch des Friedens in ihre Herzen drang.

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Sehet, Gel., wie aus der guten Wurzel des unterweisenden Unterrichts die Blüthe des sehnenden Wunsches hervorbricht. „Herr, bleibe bei uns," so lautet der Wunsch. Er lebt noch jezt in dem Herzen treuer Jünger. Er ist noch jest der Ausdruck in niger Liebe zum Herrn, der Beweis, daß es nicht bei einer todten Erkenntniß sein Bewenden haben darf. Er ist die Sprache nicht einer frankhaften Schwärmerei, sondern eines einfachen, nüchternen, in der Einfalt der Wahrheit stehenden Sinnes. Denn es kann, es will ja der Herr unter uns bleiben und wohnen. Hat er nicht sei

nen Geist ausgegossen? Und ist dieser Geist nur ein Schattenbild? ist er nur unsere Erinnerung an ihn, oder nicht vielmehr seine Gegenwart bei uns? Erweist er sich nicht vor allem darin, daß er bei jedem Worte, woran er uns erinnert, uns zugleich den Herrn selbst, das Herz, woraus das Wort gefloffen, offenbart? Ist dieser Geist mit seiner Salbung und seiner Reinigung nicht eines mit dem Feuer, von dem Chriftus in den Tagen seines Fleisches gewünscht hat: ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf dieser Erde und wie wünschte ich, daß es schon brennete!" Ist es nicht dieser Geist, von dem wir seit dem ersten Pfingsten singen und be ten: „Entzünd' in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe!"? D, Gel., an den Auferstandenen richten wir auch jezt noch, wie damals die Emmausjünger, unsere Bitte: „bleibe bei uns!"; an den Auferstandenen, der durch seine Auferstehung es allein möglich gemacht hat, daß er zu dem Vater gehen und seinen Geist, in welchem er zu uns kommt und bei uns bleibt, senden konnte; an den Auferstandenen, von dem wir wissen: „das er gestorben ist, das ist er gestorben zu einemmal; das er aber lebet, das lebet er Gott" (Röm. 6, 10.); an den Auferstandenen, zu dessen legten Worten die Verheißung gehörte: „siehe, ich bleibe bei euch bis an der Welt Ende". - Was bleibt uns denn? D, Gel., je mehr wir erkennen, daß der Abend eines Lebens so selten hält, was der Morgen verspricht; je mehr wir es mit Händen greifen, wie die Güter, die so viele als ihre Götter verehren, schwinden, auch wenn der Ruf: bleibet bei uns! noch so dringend und sehnsüchtig an sie ergeht, Jugend und Geld und Gut und selbst Schäge des Wissens, so sie nur äußeres Gedächtnißwerk sind, selbst Blüthen des Geistes, die aus keinem Grunde edler und wahrer Gesinnung hervorwachsen: o, um so ernstlicher, um so inbrünstiger lafset den Wunsch zu euerm Herrn dringen: bleibe bei uns; komme in unser Herz, führe uns durch Leben und Sterben, verkläre uns in das Licht hier deiner Gnade, dort deiner Herrlichkeit! Lasset uns vor allem an Festtagen einen Gang an der Seite unseres Herrn thun! Sind sie, diese Festtage, doch selbst Vorbilder des seligen Reichs; und wie viele dunkle Thäler auch noch bis zu ihm, diesem seligen

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