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ständigen Reformarbeit entgegenstemme, daß ohne den Staat keine Hilfe für die Kirche existire; da aber so die geistliche Armee der staatlichen Fahne folgte, so mußten die kirchlichen Heerführer widerwillig genug dem Josephinismus wie diese Richtung der Kirchenpolitik nach ihrem Hauptvertreter Joseph II. genannt wurde freien Lauf lassen, und nur einige ohnmächtige Proteste haben den Gang der deutschen Kirchenpolitik vergeblich zu kreuzen versucht.

Ganz anders gestaltete sich die Sachlage mit dem Anfange unseres Jahrhunderts. Die französische Revolution hatte nicht nur die ganze Kirche, sondern auch das frühere absolute Staatswesen vernichtet. Kein Wunder, daß die zerstreuten Reste der Geistlichkeit unter dem einen gebornen Führer in Rom sich zusammenschaarten, und leicht verständlich, daß nachdem der Sohn der Revolution Napoleon gestürzt worden war, der legitime Staat mit dem Genossen in der Unterdrückung, der Kirche, Bundesgenossenschaft schloß, zumal die Noth Langwieriger Kriege das religiöse Bewußtsein des Volkes überall aus seinem Schlummer wieder aufgerüttelt hatte und die Kirche wieder zu einer für den Volksgeist höchst wirksamen Potenz geworden war.

Die Wiedereinsetzung des Papstes in den Kirchenstaat war eine der ersten Früchte der europäischen Legitimitätspolitik; die Wiedererrichtung des Jesuitenordens wurde eher mit Freude als mit Mißtrauen begrüßt und die deutschen Staaten erachteten es für eine der wichtigsten und unerläßlichsten Aufgaben die auch in ihren Gebieten zertrümmerte katholische Kirchenverfassung wiederherzustellen.

Geschickt trug man in Rom den neuen Verhältnissen Rechnung. Bei den Verhandlungen, welche mit den einzelnen deutschen Ländern angesponnen wurden, ging man verständnißvoll auf die Parole des Tages: Bündniß zwischen Thron und Altar ein. Je nach Gunst oder Ungunst der politischen Temperatur stieg und fiel das Thermometer der kirchlichen Prätentionen, bis der Abschluß der Berhandlungen wenigstens theoretisch einen Sieg der Kirche zum Ausdruck brachte. Denn nicht allein, daß diese mehrfach in die Lage gekommen war, ihre Herrschaftsansprüche über den Staat ganz offen zu verkünden, die den Staatsmännern des achtzehnten Jahrhunderts höchst lächerlich und anachronistisch erschienen wären, von denen des neunzehnten Jahrhunderts aber als selbstverständliche Ausflüsse der kirchlichen Legitimität respectirt wurden: so brachten doch auch alle Vereinbarungen mit den deutschen Regierungen Zugeständnisse derselben, die einen Fortschritt der kirchlichen Herrschaft den Zuständen des vorigen Jahrhunderts gegenüber bedeuteten.

Freilich änderte sich zunächst das factische Verhältniß von Staat und Kirche in Deutschland noch nicht durchgreifend. Die büreaukratischen Gewöhnungen, welche die Regierungen aus dem vorigen Jahrhundert überkommen hatten, ließen eine Selbständigkeit der Kirche noch immer nicht zu, und die

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Säße der vereinbarten Concordate blieben vielfach todte Buchstaben., Aber der Klerus, der in antijesuitischem Geiste groß gezogen war, verehrte in dem Staate deswegen doch und mit Recht den Pfleger religiöser Interessen, wenn er auch manches Mal über die büreaukratische Bielregiererei unmuthig werden, mochte. Allmählich aber starb dieser Klerus qus. In Rom griff unter dem Einfluß des Jesuitenordens in jedem der ziemlich rasch auf einander folgenden Pontificate eine strengere Richtung um sich, und die junge deutsche Geistlichkeit, von Ehrgeiz getrieben, unter der Aufsicht der Nuntiaturen von Wien und München, cultivirte in immer höherem Maße den katholischen Geist, welcher in dem Staate einen Gegenstand der Bekämpfung erblickte, in den stammesverwandten Protestanten Objecte für die Bethätigung des Bekehrungseifers. oder des confessionellen Hasses.

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Man darf auch nicht vergessen, daß die geistigen Dispositionen des damaligen Protestantismus eine solche Richtung begünstigten. Herrschte doch in jener Zeit die romantische Schule, mit ihrem unklaren Gefühlsleben an allen Schranken der gegebenen Verhältnisse rüttelnd und schließlich haltlos dem schon durch seinen mittelalterlichen Charakter anmuthenden, vor allen Stürmen sichernden Hafen der katholischen Kirche zusteuernd. Ein reiches Feld der Thätigkeit für den Jesuitenorden, der auch sein altes unbestreitbares Talent für Conversionen, voll bethätigte.

So ging die Umbildung des Geistes im katholischen Volk und Klerus. sicher und allmählich vorwärts, ohne daß es die besondere Aufmerksamkeit der Regierungen oder den Anstoß der Protestanten erregt hätte.

Von allen deutschen Staaten befand sich aber Preußen diesem Neukatholicismus gegenüber in der übelsten Position. Im Westen und Often besaß es katholische Provinzen, in welchen schon ohnehin der Funke der Unzu-. friedenheit glimmte. In der Provinz Posen verschwisterten sich die katholischen mit den deutsch- und preußenfeindlichen polnischen Bestrebungen. In der Rheinproving erblickte man in der kirchlichen Büreaukratie des Staates den Ausfluß desselben absoluten Systemes, welches man auf politischem Gebiete so entschieden haßte und welches die Regierung mit dem constitutionellen zu vertauschen aller Versprechungen ungeachtet fort und fort säumte. Die ultramontanen Bestrebungen fanden also einen nur zu günstigen Boden, und als im Jahre 1837 die Bischöfe der beiden Provinzen dem Staate offen den Krieg erklärten, hatten sie die ganze Bevölkerung hinter sich.

Der Kampf endete, wie bekannt, mit einer Niederlage der preußischen Regierung, die, durch deren Ungeschicklichkeit verschuldet, für ganz Deutschland verhängnißvoll wurde. Denn jetzt erkannte die römische Curie, wie viel Terrain sie seit Anfang des Jahrhunderts in Deutschland gewonnen hatte; überall. provocirte oder duldete sie wenigstens ein Sturmlaufen gegen den Staat, das

doch immerhin einige factische Erfolge erzielte und in den Reihen des Klerus jedenfalls jede milde staatsfreundliche Richtung vernichtete.

Die Concessionen, zu welchen seit d. J. 1840 sich alle deutschen Regierungen der Kirche gegenüber herbeigelaffen hatten, befriedigten diese in keiner Weise und es bedurfte nur eines politischen Sturmes, um die Funken klericaler Prätentionen zu heller Flamme anzufachen.

Das geschah aber i. J. 1848. Es ist bekannt genug, wie unvorbereitet die deutschen Regierungen von der Märzbewegung betroffen wurden, wie haltlos sie den Ereignissen jenes Jahres gegenüber standen.“ Das frühere Regierungssy-!| stem machte in der kläglichsten Weise Bankerott, und die geräuschlose Art, mit der es zusammenbrach, zeigte, wie wenig Wurzel es im Volke gehabt hatte. Wo sollten die bedrängten Regierungen einen Bundesgenossen finden, der das staatliche Schiff über die empörten Wellen des Volksunwillens wieder in den ficheren Hafen führen konnte? Die Kirche schien ein solcher zu sein und bot sich zum Theil selbst dazu an. Ihr Einfluß auf das Volk war durch den Umstand, daß der Staat, allerdings der Hauptfactor desselben, zu Boden geworfen war, nicht berührt worden. Sie brauchte nur geschickt ihre Stimme das Jargon der neuen Aera annehmen zu lassen, um den gewohnten freudigen Wiederhall zu finden. Sie brauchte nur zu betonen, daß auch sie vom Staate geknechtet worden sei, um ihre Sympathie für die Volksinteressen erklärlich und unverdächtig erscheinen zu lassen.

Und sie that das im vollen Maße, allerdings nur zu dem Zwecke, um unter dem allgemeinen Banner der Freiheit ihre eigenen Interessen bergen zu können. Bon Opfermuth für die Sache des Staates, von dem Bündniß zwischen Altar und Thron war gar keine Rede mehr. Im Gegentheil, die Kirche vermehrte die Verlegenheiten des Staates und benußte die politische Bedrängniß, um sich die werthvollsten Rechte anzueignen.

Es wird hier nicht nothwendig sein, den Triumphzug der kirchlichen Präst tentionen durch ganz Deutschland zu verfolgen, oder auch nur zu erwähnen, wie geschickt die im absoluten Staate groß gewordene Kirche sich der neuen constitutionellen Rechte zu bedienen wußte, um sich eine bisher nie besessene Machtfülle zu verschaffen: wir werden unsere Betrachtung auf Preußen beschränken können, und wir wollen hier nur mit kurzen Zügen die Entfaltung der katholischen Kirche unter der Herrschaft des neuen preußischen Constitutionalismus schildern. E. Friedberg.

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Eine uralte Gattung von Rafirmessern.*)

Meine Herren! Die schlichten Broncegegenstände, die Sie vor Augen haben, scheinen an und für sich von sehr geringer Bedeutung und kaum würdig, die Aufmerksamkeit einer so ausgezeichneten Versammlung auf eine halbe Stunde zu fesseln. Nichts desto weniger aber glaube ich, daß eine Betrachtung, welche die sicheren einschlagenden Thatsachen größeren culturhistorischen Gesichtspunkten unterordnet, nach vielen Hinsichten ergiebig ist, daß sich dabei ein

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neues Glied herausstellt in der Kette von Einwirkungen, welche die Civilisation des Ostens in uralten Zeiten auf den Westen ausübte. Die halbmondförmigen Broncemesser, von denen Sie einige aus etruskischen Gräbern stammende Exemplare in den Originalen, andere jenseits der Alpen gefundene in Abbildungen vor sich sehen, dienten zum Rasiren. **) Der einzige namhafte Gelehrte, der neuerdings diese Bestimmung bezweifelt hat, ist meines Wissens Friederichs. Doch widersprechen seinem Vorschlage, in diesen Messern vielmehr Instrumente zum Zerschneiden des Leders zu erkennen, die Beschaffenheit der Schneide, die viel zu dünn ist, um damit ein zähes Material wie die gegerbte Thierhaut zu bewältigen, und die Kürze des Griffes, der nur für zwei Finger zum Fassen Raum giebt, während doch ein ähnliches zum Zerschneiden des Leders bestimmtes Instrument naturgemäß mit der ganzen Faust gefaßt werden müßte. Dazu kommt noch, daß sich ein oder mehrere Broncemesser

*) Vortrag gehalten bei der Feststung des deutschen archäologischen Institutes in Rom, am 11. December 1874.

**) Zur Veranschaulichung der Gattung genügt obiger Holzschnitt, der ein bei Corneto (Tarquinii) gefundenes und gegenwärtig Herrn Marinetti gehöriges Exemplar in einem Drittel der natürlichen Größe wiedergiebt; denn die Abweichungen an den verschiedenen Exemplaren, mögen sie nun in Griechenland oder in Italien oder jenseits der Alpen ge= funden sein, sind sehr geringfügig. Die Messer find bald größer, bald kleiner, bald schmucklos, bald auf der einen oder auf beiden Seiten der Klinge mit einfachen Ornamenten des sogenannten indoeuropäischen Stils versehen. Die Griffe enden 'gewöhnlich' in eine einfache Dese; doch ist dieselbe bisweilen, wie an dem oben abgebildeten Exemplare, mit einem schleifenartigen Ausläufer versehen. Allen Exemplaren gemeinsam ist die dünne halbmondförmige Schneide und der kurze nur für das Anfassen mit zwei Fingern berechnete Griff.

dieser Art beinahe in jedem etruskischen Grabe aus einer bestimmten, sehr frühen Epoche finden. Man müßte daher, um die Erklärung von Friederichs aufrecht zu erhalten, nothwendig annehmen, daß in jener Zeit beinahe alle Etrusker entweder Lederarbeiter waren oder als solche dilettirten, eine Annahme, die doch gewiß wenig glaublich ist. Wollte ferner Jemand gegen die Deutung auf Rasirmesser die Thatsache einwenden, daß solche Messer auch in Gräbern vorkommen, die durch ihren Inhalt deutlich als Frauengräber bezeichnet sind, so würde ich ihm zu bedenken geben, daß der Gebrauch, überflüssig scheinenden Haarwuchs von dem weiblichen Körper zu entfernen, im Orient wie im Occident sehr früh auftritt und daß dabei nach ausdrücklichen Zeugnissen auch das Rasirmesser zur Anwendung kam. Doch wir brauchen uns mit der Widerlegung dieses oder anderer Einwände nicht weiter zu befassen, da die ursprüngliche Bestimmung der Messer neuerdings auf praktischem Wege erprobt worden ist. Herr Rabut, ein durch seine Untersuchungen über die prähistorischen Alterthümer Savoyens bekannter französischer Gelehrter, unternahm es, sich mit einem solchen aus den Pfahlbauten des Lac du Bourget stammenden Messer zu rasiren. .Und, mag es auch zweifelhaft bleiben, ob die Operation ganz schmerzlos von Statten ging, ob das Resultat allen Anforderungen der modernen Toilettenkünste genügte, jeden Falls gelang es ihm, ein glattes Kinn zu erzielen. Das Opfer, welches Herr Rabut hiermit der Wissenschaft brachte, ist um so anerkennenswerther und der Beweis, den er unternahm, um so schlagender, da das Exemplar, dessen er sich bediente, ungleich unvollkommener und primitiver war, als die Mehrzahl der Stücke dieser Denkmälergattung.

Es ist nicht meine Absicht, Ihnen heute eine Uebersicht über die Behandlung des Bartes in den verschiedenen Epochen und bei den verschiedenen Völkern des klassischen Alterthums zu geben. Stehen doch wenigstens, was die spätere Geschichte betrifft, die hauptsächlichen Thatsachen hinlänglich fest und find längst Gemeingut geworden. Von den Griechen ist es bekannt," daß sie während der Blüthezeit ihrer Entwickelung, im fünften und in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts v. Chr. in der Regel vollen Schnurr- und Backenbart trugen und diesen natürlichen Schmuck des Mannes höchstens mit der Scheere künstlerisch regelten, daß damals das Kasirmesser nur von vereinzelten Individuen, anerkannten Weichlingen und Stußern, namentlich ionischen Ursprungs, angewendet wurde, daß der Gebrauch, das Gesicht zu rasiren, erst seit der Zeit Alexanders des Großen weitere Verbreitung erhielt. Was die Römer betrifft, so bezeugen Schriftsteller und bildliche Denkmale übereinstimmend, daß die letztere Sitte in Rom bereits um die Zeit des zweiten punischen Kriegs wenigstens von einzelnen Individuen angenommen war und etwa um die Mitte des zweiten Jahrhunderts die allgemein übliche wurde. Doch

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