ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Terrorismus aus und will ausgesprochener Maßen eine politische Partei sein, wenn auch der schlichte Verstand nicht einsehen kann, was etwa Canalisation oder Straßenpflaster mit der hohen Politik zu thun haben, und die schon bisher recht unverfälschte fortschrittliche Gesinnung der städtischen Repräsentanz eine Transfusion mit noch rötherem demokratischen Blut nicht gerade als eine Nothwendigkeit erscheinen ließ.

Im Gefühl seiner mangelhaften Geistesfähigkeiten hat sich der „Berg“ den wegen seiner Dreistigkeit, seines Ehrgeizes, seiner Unverträglichkeit und Rücksichtslosigkeit ebensosehr, als wegen seiner Kenntnisse und seiner Rednergabe bekannten Abgeodneten Eugen Richter als Vorkämpfer verschrieben. Das Debut war der Sturz des bisherigen Stadtverordnetenvorstehers Kochhann, der eine zwölfjährige verdiente Amtsthätigkeit hinter sich hat, und die Erhebung eines dunkeln Ehrenmannes in der Person eines Herrn Dr. Straßmann. Dann rückte Herr Richter mit einer neuen Geschäftsordnung heraus, meinte, die bisherigen Versuche der Versammlung in dieser Richtung seien des Druckpapiers nicht werth und erging sich in sonstigen ungehörigen und tactlosen Ausfällen, er, der in Fragen städtischer Verwaltung völlig Neuling ist. Daraus entwickelten sich dann die unerquicklichen Scenen, von denen ich vorhin sptach, und die sich jeden Augenblick wiederholen können. In den Händen dieser Clique ruht nun die städtische Verwaltung, und das ist bei der Größe und Bedeutung der Hauptstadt eine Summe von Macht und Einfluß, um deren wohlthätige Verwendung wir gerechte Besorgniß hegen. Gott gebe, daß unsere politische" Communalvertretung nie mit wirklich politischen Dingen sich zu befassen Anlaß habe. Die geeigneten Elemente, in revolutionären Zeiten ein hauptstädtisches Regiment mit allem Terrorismus und allem Mißbrauch der Gewalt zu errichten, wären leider in Berlin in überreichem Maße vorhanden. Glücklicherweise ist wenig Aussicht, daß der „Berg“ unserer Stadtverordnetenversammlung so bald in die Lage kommen werde, eine ähnliche Rolle wie sein berühmter Vorgänger zu spielen.

Der richtige Eingeborne läßt sich übrigens in seiner philosophischen Beschaulichkeit und seinem fatalistischen Gleichmuth durch die Wahrnehmung, daß im Rathe der Väter nicht Alles in Ordnung ist, nicht sonderlich stören. Ihm versinnlicht sich doch die ganze Thätigkeit dieses ehrsamen Collegiums unter dem Bilde der Steuerschraube. In der speciell Berlinischen Kunstgattung des Couplets" ist die stets wiederkehrende Behandlung dieses abgestandenen Themas jedesmal des allseitigsten Beifalls sicher, während die ebenso stereotype poetische Verwerthung des ,,Culturkampfes" sich höchstens eines succès d'estime erfreut. Gerade jezt hat wieder die Aufhebung der Mahlund Schlachtsteuer und die dadurch bedingte Einführung der Einkommensteuer in den kleinen Arbeiter und Handwerkerkreisen unserer Stadt recht unan

genehm berührt. Bis auf ein Einkommen von 140 Thalern herab werden die kleinen Existenzen, die mit diesen Revenüen ein unbegreifliches Dasein fristen, in die unbarmherzigen Einschäßungslisten aufgenommen, und auf diese Weise das Staatsbewußtsein in Köchinnen und Hausknechtskreisen gefördert, in welchen diese Charakterseite bisher wenig entwickelt war. Begreiflicherweise erfreut sich aber dieser neue pecuniäre Ausdruck des Gemeinfinns keineswegs allseitiger Zustimmung in den Grundschichten der städtischen Bevölkerung. Daß nach einer solchen Steuerreform die wichtigsten Lebensmittel billiger werden, ist zwar eine nationalökonomische und logische Wahrheit von einleuchtender Richtigkeit; nur verspürt man in der Praxis nichts davon, und so kommt es, daß die schönsten Theorien der modernen Volkswirthschaft sowohl in öffentlichen Versammlungen und gewissen Preßorganen als in der privaten Debatte am Biertisch und Kochherd vielfach einer heftigen Kritik unterzogen werden.

Auch die neue Münze erfreut sich noch keineswegs der Anerkennung, wie es der Hauptstadt des Reiches ziemte, und der Silbergroschen macht noch gar keine Anstalten, dem groben Rivalen aus Nickel das Feld zu räumen. Wir fürchten, bevor die reichstreue Mark den particularistischen Thaler verdrängt hat, bevor zum Exempel ein Berliner Droschkenkutscher sein Honorar in Gestalt von sechzig Pfennigen heischt, wird noch mancher Tropfen die Spree hinabfließen. Unser Volk ist eben im Grunde unglaublich conservativ; das zeigt sich am besten bei solchen Reformen, die so tief in das gewöhnliche Leben und den Verkehr des Tages eingreifen. D.

Literatur.

Ein neues Werk von August Stoeber. - Der verdiente Herausjeber der „Alsatia“ hat ein neues Werk geschrieben, in welchem er sich mit gewohntem Geschick bemüht, ein Bild des Elsaß zu den verschiedenen Zeiten seiner geschichtlichen Epochen zu liefern, indem er uns die verschiedenen Eindrücke schildert, welche Reisende aller Nationalitäten im Elsaß empfangen haben. Indem ich dies Buch veröffentliche,“ sagt Stoeber in der Vorrede, „lasse ich eine Reihe Reisender reden, welche sehr verschieden nach der Zeit ihrer Anwesenheit im Elsaß, nach ihrer Nationalität, und nach ihrer gesellschaftlichen Stellung geschrieben haben. Alle diese Unterschiede sind nicht ohne Einfluß geblieben auf die ihnen gewordenen Eindrücke, und gehen aus ihnen die so verschiedenen Urtheile hervor, welche sie über unsere Städte, unsere Denkmäler, unsere Einrichtungen gefällt haben." Herr Stoeber begleitet jede

Aeußerung mit eigenen höchst interessanten Bemerkungen, und giebt einen kurzen Lebensabriß der Schriftsteller. Unter den merkwürdigsten Stücken steht obenan ein Gedicht von Nigellus aus dem Jahre 826 über den Anblick des Elsaß zu jener Zeit; ferner ein Fragment der „Kosmographie von Sebastian Münster, über den Zustand unserer Provinz im 16. Jahrhundert; ein Frag ment der,,voyage en Alsace" von Montaigne aus dem Jahre 1581; eine Notiz des Herzogs Heinrich von Rohan über Straßburg von 1600; ein Bericht über einen Aufenthalt in Straßburg im Jahre 1686 von Gilbert Burnet, Bischof von Salisbury; ein Auszug der ,,voyage littéraire en Alsace" von dem Benediktinermönch Dom Ruinert (1696); verschiedene Anführungen Friedrichs des Großen, Arthur Youngs, Goethes und anderer mehr.

Aus allen diesen Schilderungen ersehen wir, daß der Grundcharakter des Landes und die Cultur desselben seit tausend Jahren im Großen und Ganzen nur geringe Veränderungen erfahren hat. Schon zur Zeit des Ermoldus Nigellus, im Anfange des 9. Jahrhunderts, war die herrliche elsässische Ebene dem Getreidebau gewidmet, während die Vorberge der Vogesen mit den schon damals in ganz besonderem Rufe stehenden Rebengeländen geziert waren. In der Unterhaltung zwischen der Muse Thalia, dem Rheine und dem Wasgau werden die Reize dieses bevorzugten Landes geschildert, welches dem Menschen seine Schätze zu Füßen legt. Sebastian Münster seinerseits schildert im 16. Jahrhundert den mächtigen Eindruck, welchen das Land auf alle Fremden ausübt, welche, wenn sie einmal von dem Lande gekostet haben, gar nicht wieder heraus wollen; und vorzüglich die Schwaben bauen hier gern ihre Nester.",,Das Elsässische Land," schreibt er weiter, wird im Osten vom Rheine begrenzt, im Westen von dem Vosagus, welcher Germanien von Lothringen trennt, und sich vom Sundgau bis nach der Stadt Weißenburg hinzieht. Die Breite, vom Rheinfluß bis zu den Bergen beträgt drei gute deutsche Meilen, wiewohl man eine viel breitere Ebene bei Hagenau findet, jenachdem das Gebirge sich mehr vom Rheine entfernt. Was die Fruchtbarkeit dieser Gegend betrifft, so kann man leicht ersehen, wie groß dieselbe sein muß, da in diesem so schmalen Landstriche alljährlich eine so große Menge Wein und Korn wächst, daß nicht allein die recht zahlreiche Bevölkerung ihren vollständigen Bedarf gewinnt, sondern eine so große Menge noch übrig bleibt, daß auch die Nachbaren einen reichlichen Antheil daran erhalten. Denn der gute Wein, welcher in dieser Gegend des Elsaß wächst, wird in langen Wagenreihen, oft auch auf dem Wasserwege, nach der Schweiz, Schwaben, Baiern, Lothringen und Niederdeutschland, zuweilen selbst nach England, verfahren. Im Lande Sundgau wächst Getreide in großer Menge, und dieser Ueberfluß findet sich in der ganzen Elsässer Ebene vor bis nach Straßburg und von hier holen sich ihren Bedarf die Bergbewohner aus Lothringen, die aus der Franche Comté und aus einem großen Theile der Schweiz. Die Berge und Hügel erzeugen Holz und die Ebene bringt einen Ueberfluß an Korn und Obst. Man findet auch in den Elsässer Bergen Wälder von Kastanienbäumen, ebenso Silber, Kupfer und Bleibergwerke. Ferner schöne und reiche Weideflächen an den Bergen und in den Thälern, von denen die fetten Käse, welche im Münsterthale fabricirt werden, ein gutes Zeugniß ablegen. Um es mit einem Worte zu sagen, es giebt im ganzen Deutschland keine zweite Gegend, welche sich mit dem Lande Elsaß messen könnte, in Allem was für das Leben des Menschen nothwendig ist. Denn bei den Elfässer Bergen giebt es keine Stelle, die leer wäre oder unfruchtbar, welche nicht

bebaut und bewohnt wäre! Es giebt auch Sümpfe dort, hart am Rheine, und bei diesen fette Weiden für das Rindvieh. Dieser so kleine Landstrich scheint dem Menschen dermaßen angenehm, daß man daselbst 46 Städte, große und fleine, alle mit Mauern umgeben, funfzig feste Schlösser in den Bergen und Thälern, und unzählige Dörfer und Melkereien vorfindet."

Auch „Seume" in seinem „Spaziergang nach Syracus", den er im Jahre 1801/2 unternahm, hat zweimal das Elsaß berührt, und spricht rühmend von dem schönen und reichen Lande, welches er von der Plattform der Kathedrale bewunderte. „Diesseits Belfort," schreibt er, „spricht man noch ein wenig deutsch, und die Leute von guter Bildung gefallen sich darin, beide Sprachen correct und angenehm zu sprechen." Das ist dort heute noch genau ebenso. Auf der Reise von Paris nach Straßburg berührte er auch Nancy, woselbst es seine Verwunderung erregt, daß die Wirthschaftsschilder gewöhnlich in deutscher und französischer Sprache abgefaßt seien, und wäre das Deutsche oft außerordentlich komisch gewesen. Auch Stoeber erinnert sich noch vor 20 Jahren ein Schild gesehen zu haben, auf dem der deutsche Text des „Ici on loge à pied et à cheval" gelautet habe. Hir logir man zu Fuchsz und zu Ferdt".

Der englische Bischof Gilbert Burnet, welcher in den Jahren 1685 und 1686 auf einer größeren Reise das Elsaß berührte, spricht von Straßburg als „der schönsten Stadt an den Ufern des Rheines“. Nachdem er die ihm überaus imponirenden Festungswerke beschrieben, fährt er fort:

„Bis jetzt hat man noch ziemlich gut den Vertrag in Betreff der Religion aufrecht erhalten. Daher kommt es, daß es nur wenig Convertiten giebt, deren man nicht mehr als 200 zählt. In der That verhältnißmäßig wenig, und - wenn man nicht die neuerdings beliebte Methode in Anwendung bringt, die Bekehrung durch Dragoner als Missionaire bewirken zu lassen, scheint es, daß die Ernte nicht so ergiebig ausfallen wird, als man erwartet hatte, wiewohl es dort Jesuiten giebt. Die Lutheraner hassen die Calvinisten fast ebenso sehr wie die Papisten. Ich habe viele aus

gezeichnete Leute gesprochen, Diener des Wortes, wie Laien, welche mir zugaben, daß die Sitten-Verderbniß in der ganzen Stadt eine schreckliche gewesen sei. Wie man aber dadurch den Donnerschlag, welcher ihre Freiheit zerstörte, gleichsam selbst auf sich herabgezogen hätte, so müsse man fast geneigt sein, zu glauben, daß noch etwas Schlimmeres nachkommen würde, da man auch jetzt noch garnicht zum Bewußtsein des Uebels gekommen sei! An dem Beispiele dieser Stadt sieht man auch, wie gefährlich es für eine städtische Gemeinschaft ist, wenn die Bürger stolz und übermüthig werden. Weil die Einwohner sich einbildeten, sie könnten sich selbst vertheidigen, lehnten sie die Aufnahme einer ihnen angebotenen kaiserlichen Garnison ab. Hätten sie eine solche von nur 500 Mann angenommen, welche ihnen in Betreff ihrer Freiheit doch keine Befürchtung verursachen konnte, so hätten die Franzosen die Stadt nicht anders belagern können, als indem sie dem Reiche den Krieg erflärten. Und dies zu wagen hätten sie sich sicher erst sehr gründlich überlegt! Die Straßburger betrachteten eine Garnison als eine „Bresche in ihrer Freiheit", und statt derselben unterhielten sie lieber eine eigene Heeresmacht von 3000 Mann. Abgesehen davon, daß dies ihre Mittel erschöpfte, fand man auch, daß diese 3000 Mann zu wenig waren, um an eine ernstliche Bertheidigung zu denken, als die Franzosen mit einer ganzen Armee vor der

Stadt erschienen. Der Handel beginnt sehr zu leiden, und wie sollte er blühen in einer Stadt, in welcher stets eine Garnison von 8—10,000 Mann unterhalten wird."

[ocr errors]

Für uns Deutsche haben das hauptsächlichste Interesse die Auszüge aus den Reisen in Frankreich in den Jahren 1787-89, von Arthur Young". "In Zabern,“ schreibt Young „,,könnte ich mich wahrhaftig in Deutschland fühlen. Die Zimmer werden durch Kachelöfen geheizt. Der Küchenherd ist drei oder vier Fuß hoch. Mehrere andere kleine Einzelheiten beweisen, daß man bei einem andern Volke ist. Auf hundert Menschen kommt kaum einer, der ein Wort Französisch verstände. Das Studium der Karte von Frankreich und der Geschichtsschreiber Ludwig des IV. haben mich die Eroberung des Elsaß nicht so verstehen gelehrt als diese Reise. Eine hohe Gebirgsfette zu überschreiten; eine Ebene zu betreten, welche von einem Bolte bewohnt wird, das sich von den Franzosen durch seine Vorstellungen, seine Sprache, seine Sitten, seine Vorurtheile und Gewohnheiten durchaus unterscheidet; alles dies gab mir einen viel schlagenderen Begriff von der Ungerechtigkeit einer solchen Politik als alles das, was ich darüber gelesen hatte. So sehr übertrifft die Gewalt der Thatsachen die der Worte!" In seinem Tagebuche fährt Arthur Young fort: Ueber den Rhein gegangen um etwas von Deutschland zu sehen; aber nichts zeigt, daß man ein anderes Land betritt. Das Elsaß ist deutsch. Das Gebirge allein macht eine Unterscheidungslinie.“ Und weiter schreibt er von Schlettstadt: „In Straßburg und im ganzen Lande, durch welches ich gekommen bin, tragen die Frauen die Haare aus dem Gesicht zurückgestrichen, auf dem Scheitel gethürmt und hinterwärts in drei Zoll dicke runde Zöpfe geflochten. Das Ganze ist sehr hübsch geordnet; auch in der Absicht, zu zeigen, daß nie ein Kamm durch diese Zöpfe fährt . . In diesem Lande ist alles deutsch, sobald man aus den Stadtthoren heraus ist; die Gasthäuser haben große gemeinsame Säle mit immer gedeckten Tischen, an welchen die verschiedenen Gesellschaften Platz nehmen, reiche wie arme. Auch die Küche ist deutsch. Man nennt,,Schnit" ein Gericht, welches aus Speck und getrockneten Birnen besteht. Die Schüffel sieht aus, als ob sie von der Tafel des Teufels käme, aber ich war sehr erstaunt, als ich von dem Gerichte kostete und dasselbe mehr als eßbar fand.“

Diese Auszüge mögen genügen, Stoebers Buch zu empfehlen. Sollen wir übrigens einen Tadel aussprechen, so ist es der, daß Stoeber es für angemessen erachtet hat, das Buch ganz und gar in französischer Sprache zu schreiben. Daß er Deutsche, wie Goethe, Seume und Andere, in das Französische überträgt, einem deutschen Lesepublikum gegenüber denn die Franzosen werden voraussichtlich kein besonderes Juteresse an diesem Werke haben ist um so mehr befremdlich, als Stoeber fast alle seine früheren Schriften in deutscher Sprache veröffentlicht hat. 3. L.

Berichtigungen.

Auf S. 71 3. 17 v. u. lies,,Einnahmen“; S. 72 3. 18 v. u.,,Arena“; Z. 23 v. u.,,engeren“.

Verantwortlicher Redacteur: Konrad Reichard in Leipzig.
Ausgegeben: 15. Januar 1875. Berlag von E. Hirzel in Leipzig.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »