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Ohne Zweifel mußte in dem Anerbieten der Regierung, welches den Trägern eines öffentlichen Rechtes, als Lohn für ihre Verzichtleistung auf dasselbe, die Fortdauer des aus diesem Recht bisher gezogenen materiellen Nußens in Form eines Privatrechts gewähren will, für alle Mitglieder der Ritterschaft, welche dem eingeborenen Adel angehören, etwas sehr Verlockendes liegen. Wenn die Ritterschaft dennoch verschmähete, für diesen Lohn ihre Eigenschaft als landständische Corporation aufzugeben, so wird dabei sicherlich auch die Erwägung mitgewirkt haben, daß eine Ablösung des Klosterrechts von dem landständischen Recht nach der Natur des ersteren durchaus unzulässig ist und daß ihre Mitglieder durch Annahme des Anerbietens der Regierung sich auf einen sehr unsicheren Rechtsboden begeben würden. Eben der Werth, welchen die Klosterrechte für die im Besiß und Genuß derselben sich befindenden Landstände und deren Familien haben, wird als eines der Hauptmotive gelten dürfen, weshalb die Ritterschaft ihrer formellen Aufhebung als landständischer Körperschaft sich mit so großer Beharrlichkeit widersezt und vermuthlich diesen Widerstand freiwillig nicht aufgeben wird.

Es gibt auch sonst noch vielerlei finanzielle Vortheile im ständischen Leben, welche die Entschließung zum Verzicht auf die jeßige Landesverfassung manchem Mitgliede der Ritterschaft erschweren mögen. So z. B. erhält jeder der beiden Landräthe, welche als ständische Mitglieder der Großherzoglichen ReluitionsCommission in Schwerin angehören, für die mit diesem Amte verbundene außerordentlich geringe Mühewaltung, welche im Wesentlichen nur darin besteht, daß sie zweimal im Jahre bei der Ausloosung von Schuldverschreibungen zugegen sind, ein Jahresgehalt von 800 Thlr. N 2/3 2800 Rik. Aber das bei Weitem schwerste finanzielle Opfer, welches die Aufhebung der bestehenden Landesvertretung und der Uebergang vom Patrimonialstaat zum Einheitsstaat für die Mitglieder der Ritterschaft im Gefolge haben würde, bleibt immer die davon unzertrennliche Einwilligung in die Ueberlassung der Verwaltung der drei Landesklöster an die Staatsgewalt.

Aus Wien. Das Budget. Graf Arnim. Weihnachtsstimmung. Das Kunstgewerbe. - Zum ersten Male, so lange Desterreich zu den constitutionellen Staaten gehört, ist der Staatsvoranschlag noch vor Beginn des Jahres, für welches er gilt, festgestellt worden, und das jezige Ministerium darf also abermals auf das Gelingen auf einem Puncte hinweisen, auf welchem dessen Vorgänger kein Glück gehabt haben. Auch stellt sich das Deficit nicht übermäßig groß dar, obwohl recht erhebliche Posten für Hoch-, Straßen- und Wasserbauten, Eisenbahnsubventionen, Schulen aller Art das Budget belasten. Daß der Abschluß des Jahres 1875 einmal etwas anders ausschauen wird, versteht sich von selbst; doch braucht man daran heute noch nicht zu denken, und so sind die Abgeordneten zufrieden in die Ferien gegangen. Wohl schloß diese Serie der Sitzungen mit einer kleinen Schlappe des Ministerium, aber es war vorher schon Alles geschehen, um derselben principielle Bedeutung zu nehmen. Es handelte sich um die Frage des Wahlrechts der Nußnießer geistlicher Stiftungen. In den meisten Kronländern haben diese mitgestimmt, allein ihre Stimmen waren ohne Einfluß auf den Ausfall der Wahlen gewesen, so daß der Reichsrath über die principielle Erörterung der Frage hinweggehen konnte; nur in Ober-Desterreich hatten diese Stimmen den Ausschlag für die von dem großen Grundbesitze gewählten Verfassungstreuen. Die Verfassungspartei glaubte nun, lieber die Wiederwahl dieser Parteigenossen (zu welchen

auch der Minister für Landesvertheidigung gehört) in Frage stellen, als das Brincip anerkennen zu dürfen, während die Klericalen für die Gültigkeit der Wahl ihrer politischen Gegner stimmten, um das Princip zu retten. Und in dieser seltsamen Verschiebung der Parteien stellte sich das Ministerium auf die Seite der Klericalen, allerdings mit feierlicher Verwahrung, daß es fich um keine politische, sondern lediglich um eine Rechtsfrage handele. Der sonst schweigsame Sprechminister ging dabei mit einer längeren Rede ins Feuer, welche an juristischer Gelehrsamkeit und Advocaten-Beredtsamkeit nichts zu wünschen ließ. Dennoch blieb seiner Partei der Sieg, während seine_sonstigen Gegner ihre Befriedigung über diesen Bundesgenossen nicht verhehlten, und wie man sagt, auf dieses Zusammengehen kühne Hoffnungen gründen.

Daß unsere katholischen Geistlichen gesonnen seien, der österreichischen Regierung wenigstens keine derartigen Ungelegenheiten zu machen, die diese an die Seite der deutschen Regierung drängen könnten, wird neuerdings bestätigt. Reservationen müssen natürlich nach allen Seiten decken. Liegt einmal Deutschland überwunden da, so wird man auch mit den confessionellen Gesetzen in Desterreich fertig werden. Die Politik ist zum Glück durchsichtig genug.

Da der Arnimsche Proceß auch nach dem Urtheilsspruche die ganze Welt beschäftigt, werden Sie es begreiflich finden, daß man sich auch hier noch nicht beruhigt hat. Liefen doch gar so viele Fäden zwischen Nassenheide und Wien! Und es scheint, daß noch mancherlei Begegnungen des Grafen Arnim mit Männern der Feder ans Tageslicht kommen sollen. Allgemeines Vergnügen erregte es, daß der alte Theaterdirector Franz Wallner ebenfalls auf der Bildfläche erschien. Dieser Typus der Theater,,Gemiathlichkeit", der um jeden Preis sich bemerklich machen muß als politischer Agent: etwas Drolligeres ist nicht zu denken. Die Neue Presse" empfängt jezt aber die gerechte Strafe dafür, daß sie, „das Weltblatt", dem Manne seit Jahren gestattet hat, in ihrem Feuilleton seine außerordentlichen Abenteuer zu Wasser und zu Lande zu erzählen. In diplomatischen Kreisen scheint man darüber sehr betrübt zu sein, daß der deutsche Reichskanzler schon wieder Gelegenheit gefunden hat, der Welt zu imponiren, aber nur, weil man anfängt, ihn als eine Art Polykrates zu betrachten. Es ist pure Theilnahme. Die neidischen Götter lassen ihn sichtlich nur darum von Erfolg zu Erfolg schreiten, um ihn desto tiefer stürzen zu können, und bei dem Gedanken soll Graf Beust schon jest zittern. Denn was würde dann diesem anders übrig bleiben, als die Leitung der europäischen Politik zu übernehmen, während er sich doch nach Ruhe sehnt. Er ist schon wieder unterwegs von London, um in Wien der Ruhe zu pflegen.

Die Politik ist in die Ferien gegangen und etwas wie Ferienstimmung herrscht in unserm Leben leider nicht Feststimmung. Die Armen begrüBen den ungewöhnlich oft und reichlich fallenden Schnee als eine Himmelsgabe. Tausende von Menschen finden täglich Beschäftigung und Lohn, und viele Tausende von Gulden müssen täglich aus dem Stadtfäckel gezahlt werden, damit nur nothdürftig Bahn geschafft werden kann für Wagen und Fußgänger. Als das Glacis sich noch zwischen der inneren Stadt und den Vorstädten dehnte, lagerte man dort die Schneemassen ab und überließ Sonne, Regen und Wind die Sorge des Fortschaffens; jetzt geht jede Fuhre meilenweit vor die Linien hinaus, und der Steuerzahler rechnet seufzend nach, in wieviel Kreuzern Zuschlag zu jedem Miethzinsgulden ihm dieser Beweis für die jezige Größe Wiens wiederbegegnen werde. Aber die Armen sind damit

zufrieden. Bis 1873 war es gar nicht möglich, Straßenkehrer in genügender Anzahl zu beschaffen; wer arbeiten wollte und konnte, wußte weniger harte Arbeit und besseren Lohn zu finden, und wer sich meldete, wies doch die Zumuthung, selbst Schaufel und Kehrbesen zu ergreifen, mit Entrüstung ab: Aufseher wollte ein Jeder sein. Heute sind die Leute schon etwas weniger „hoppatatschig“, denn der Verdienst wird immer seltener. Vorige Weihnachten war keine gute Ernte, heuer scheint es gar keine zu geben. Käufer sieht man nur in jenen Geschäften, in welchen jedes Stück Waare zehn oder zwanzig oder siebenundzwanzig Kreuzer kostet. Wer die bitteren Klagen der großen" Geschäftsleute für Uebertreibung hält, kann sich in allen Gewölben, auch in der vom Desterreichischen Museum veranstalteten Weihnachtsausstellung von der sehr bedenklichen Wandlung in unseren Verhältnissen überzeugen. Ist doch diese Ausstellung selbst schon ein Zeichen der Zeit! Ein förmlicher Bazar in dem Institut, welches sonst nur das Beste zulassen und durch die Zulassung allein schon eine Auszeichnung verleihen will! Vorzügliche Sachen sind genug da, die wiener Kunstgewerbe verdienen wohl das ihnen von der Presse bereitwillig gespendete Lob, daß sie sich durch die ungünstige Gegenwart noch nicht irre machen lassen. Bewundert werden auch ihre Leistungen, aber auch da sieht man fast nur Quincaillerie kaufen, Dinge, die wenig kosten und doch nach etwas ausschauen. Unsere erste Glasfirma, Lobmeyr, hat nie besser, ja noch nie so gut ausgestellt, unter den Gold- und Silberarbeiten, Email, russischem Niello, Broncen befindet sich vieles, was einen höchst bedeutenden Fortschritt gegen 1873 zeigt und den Vergleich mit dem Besten, was die moderne Industrie in diesen Zweigen leistet, wohl bestehen kann, in der herrlichen Technik des geschnittenen Leders im Stile der Renaissance hat sich eine neue Specialität Wiens herausgebildet. Aber während vor zwei Jahren noch die Privatleute über solche Sachen hergefallen sein würden, gehen, wie versichert wird, jezt die Reichsten theilnahmlos vorüber. ,,Schöne Stücke für Museen", sagen sie zur Entschuldigung vor sich selbst. Die Museen, welche früher im Hause jedes Bemittelten zu finden waren, wandern zum Trödler, oder werden doch nicht vermehrt, und die öffentlichen Museen draußen scheinen von unserer Industrie keine Notiz zu nehmen. Aber blos für die Ehre und das Zeitungslob Gegenstände schaffen, welche große Auslagen erfordern, das hält auch der reichste Fabrikant für die Länge nicht aus. So muß man sich mit Trauer fragen, wie lange unser Kunstgewerbe auf dem jetzigen Wege werde bleiben können und wofür eigentlich die vielen Anstrengungen gemacht werden, die Arbeiter künstlerisch zu bilden, ob die vielen Gewerbe- und Fachschulen in allen Theilen des Reiches wirklich eine Wohlthat seien oder nicht? Die Kunst kann nun einmal nicht leben ohne den Lurus.

Doppelt bitter empfindet man es nun, daß seit acht Jahren Wien nur noch in beschränktem Maße Residenz ist. Die Hofhaltungen in Pest, Gödöllö, Jichl, Meran nehmen den größten Theil des Jahres in Anspruch, der frondirende nationale Adel bleibt mit Ostentation fern von Wien, und zum Ueberfluß sehen die Abgeordneten, die doch so froh sind, den Winter in Wien anstatt in ihren heimischen Landstädten zubringen zu können, bei jeder Gelegenheit die Hauptstadt zurück, um ihren Wahlkreisen zu schmeicheln. Wien soll alle Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten einer Weltstadt bieten, aber die Einkünfte gönnt man ihm nicht. Weihnachten ist da, aber die Feststimmung will nicht kommen.

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JEW YOR

Aus Berlin. Rückblick auf das politische Jahr. Am Schlute des Jahres ist es guter Brauch, den Blick rückwärts schweifen zu lassen auf das verflossene und gleich einem sorgsamen Kaufmanne das Facit zu ziehen aus Soll und Haben, aus Gewinn und Verlust. Das pflegt jeder Einzelne beim landesüblichen Duft der Sylvesterbowle für sein eigenes armes Dasein zu thun, und wenn er fertig ist mit seinen bescheidenen häuslichen Freuden und Leiden, dann pflegt ein ernster Sinn auch mit sich zu Rathe zu gehen, was auf der großen Weltbühne sich ereignet, ob die Gesammtheit verloren oder gewonnen, ob die Nation und der Staat Fort- oder Rückschritte gemacht.

Für unser Volk nun wird sich, wenn wir die Rechnung des vergangenen Jahres abschließen, ein namhafter Ueberschuß herausstellen. Wiederum war uns eine Spanne Zeit für friedliche Arbeit, innere Sammlung und Kräftigung gegönnt. Das ist dankbar hinzunehmen in einem eisernen Zeitalter, wie das unsrige, voll Völkerhasses und dunkler Drohungen. Und wir haben diese Frist nützlich verwendet zu manchem heilsamen Werke, das den jungen Bau 'des deutschen Reiches nach Innen wohnlicher, nach Außen fester und wehrhafter gemacht.

Die innere Eintracht ist freilich noch nicht zurückgekehrt in unser Reich. Noch wüthet der „Culturkampf“, wie die große Fehde zwischen Staat und Kirche im Spott und im heiligen Ernste genannt wird, mit unverminderter Erbitterung, und noch ist nicht abzusehen, wann und wie die wohlthätige Ruhe eintreten wird. Allein die Thatkraft und Beharrlichkeit, mit welcher die Staatsgewalt auf ihrem von der Mehrheit der Nation als richtig erkannten Wege fortgeschritten, erfüllt uns mit guter Zuversicht. Wir haben vier Bischöfe im Gefängnisse ihren Ungehorsam büßen sehen; einer ist durch gerichtliches Urtheil seines Amtes entsegt worden, einem anderen steht das gleiche Schicksal in den nächsten Tagen bevor. Die preußische und die Reichsgesetzgebung haben die Lücken ausgefüllt, welche bei Handhabung der kirchenpolitischen Geseze an den Tag getreten; das Civilstandsgesetz, ein seit langen Jahren von den liberalen Parteien erfolglos erstrebtes Ziel, ist uns als werthvolle Frucht dieser Kämpfe in den Schoß gefallen.

Freilich, die Kraft der Gegner ist nicht zu unterschätzen! Um ein gutes Drittheil verstärkt, waren sie aus den letzten Reichstagswahlen hervorgegangen, und ihnen schließt sich Alles an, was dem Ausbau des Reiches feindlich gesinnt ist, die socialdemokratischen Phrasenhelden, die particularistischen Localpatrioten, die feudalen Hochtories, die lutherischen Strenggläubigen, die elsässischen Protestschreier, die polnischen Hitzköpfe, und was sonst noch der gesegnete Boden des deutschen Reichs für wunderliche Heilige erzeugt. Und die erhigten Reden, welche tagtäglich fast von der Tribüne der Volksvertreter wiederhallen, sie werden durch die zahllosen kunstvoll geschlungenen Fäden einer rührigen Agitation weiter ins Land getragen; fort und fort von Kanzel und Presse wird dem gemeinen Manne ins Chr geflüstert, daß die Religion in Gefahr sei und der Kirche Gottes der Untergang drohe. Nicht die Schuld der frommen Bolksverführer im Priesterrock und bürgerlichen Kleid ist es, wenn die Verblendung der gläubigen Menge nicht schon in Aufruhr und Bürgerkrieg ausgebrochen ist; es ist im Grunde die troy aller Frreleitung und Mißverständnisse unserem Volke tief innewohnende Achtung vor Gesetz und Obrigkeit, und auf diesen loyalen Sinn und die unvermeidliche bessere Einsicht wollen wir auch unsere Hoffnung für die Zukunft setzen.

Troß alles Widerstandes ist die gesetzgeberische Arbeit in unserm Reiche

stetig und gedeihlich fortgeschritten. Der ernste Conflict, der eine Zeitlang anläßlich des Militärgesetzes drohend am politischen Horizont aufstieg, hat sich durch Nachgiebigkeit und guten Willen auf beiden Seiten verzogen. Wir haben unserer altbewährten Wehrverfassung eine gesetzliche Grundlage gegeben, wie sie in diesen ernsten Zeiten geboten war; wir haben selbst das fast my thische Institut des Landsturms in eine zweckmäßige und brauchbare Form gebracht. Zum erstenmal hat eine deutsche Reichsvertretung den Militäretat im Einzelnen durchberathen und bei all diesen Vorgängen den Beweis geliefert, daß auf die alten liberalen Doctrinen mit ihrer Sprödigkeit in militärischen Dingen die Wucht der jüngsten Geschichte nicht ohne heilsamen Einfluß geblieben sind. In sicherer und stolzer Ruhe darf das waffengewaltige und friedliche deutsche Reich auf den Haß und Neid jenseit seiner Grenzen blicken.

Wenn das Recht diejenige Aeußerung des öffentlichen Lebens ist, worin sich die nationale Zusammengehörigkeit einer menschlichen Gemeinschaft am flarsten ausprägt, so haben wir auf diesem Gebiete im vergangenen Jahre den ernsten Willen, ein Volk zu sein, ganz besonders scharf kundgegeben. All die zahlreichen Rechtsverschiedenheiten, welche nicht nur den einen deutschen Staat vom andern, sondern die Bewohner des einzelnen Landes selbst trennten, sollen fortan verschwinden. Eine Gerichtsverfassung, ein Verfahren soll fortan für bürgerliche Streitigkeiten, wie für Criminalfälle gelten. Schon hat der Reichstag diese in großem Geiste und gediegener Arbeit entworfenen Gesetze in Berathung gezogen; selbst das Riesenwerk, ein einheitliches bürgerliches Gesetzbuch für ganz Deutschland zu schaffen, ist bereits in Angriff genommen, und eine Schaar rechtskundiger Männer schickt sich an, die alte Streitfrage, ob unserer Zeit der Beruf zur Codification innewohnt, praktisch zu lösen.

Die rüstige Arbeit am inneren Ausbau des deutschen Reichs mögen diese paar Beispiele in Erinnerung bringen, und auch nach Außen hat die junge Großmacht die Stellung in der internationalen Gemeinschaft behauptet, die ihr von Gottes- und Rechtswegen gebührt. In der einzigen Frage, die den europäischen Völkerfrieden im verflossenen Jahre getrübt, in der spanischen, ist die deutsche Reichsregierung mit einem Schritte vorangegangen, der von ihrer hohen Achtung vor dem Selbstbestimmungsrecht der Nationen, wie von ihrer gänzlichen Freiheit von den legitimistisch reactionären Tendenzen, die eine hinter uns liegende Zeit als das Strebeziel der hohen Politik betrachtete, ein glänzendes Zeugniß ablegte. Als die übrigen Mächte dem Beispiele unserer Regierung folgten, erkannten sie zugleich an, wie unwiderstehlich schon jezt die deutsche auswärtige Politik die Situation beherrscht. Daß die in den letzten Tagen uns ängstigende bange Ungewißheit über das Bleiben oder Gehen des Mannes, dem wir diese glänzende Gegenwart verdanken, nach der günstigen Seite sich entschieden hat, erachten wir für den hervorragendsten Berechtigungsgrund, auf das verflossene Jahr mit Befriedigung zurückzublicken.

So hätten wir denn als sorgfältige Chronisten in dem knappen Rahmen einer Jahresrundschau die wissenswerthesten und merkwürdigsten Dinge an unserem Geiste vorüberziehen lassen, und scheiden mit dem Wunsche, das neue Jahr möchte für unser Reich und Volk ein glückliches und heilsames D.

werden.

Verantwortlicher Redacteur: Konrad Reichard in Leipzig.
Ausgegeben: 2. Januar 1875. Verlag von S. Hirzel in Leipzig.

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