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Abwesenheit des Präfecten. Die gezogenen Erinnerungen reicht der Vorsißende unmittelbar an den Minister des Innern ein. Die endliche Genehmigung der Rechnungen wird in einem Erlasse des Staatsoberhauptes ertheilt. Rechnungen und Haushaltsplan gelangen durch Druck zur Veröffentlichung.

Lange Verhandlungen führten die Frage herbei, in welcher Weise der Bezirkstag bei Bewilligung der Staatsunterstützungen für Kirchen, Schulen, milde Stiftungen u. s. w. betheiligt werden sollte. Es wurde lebhaft befürwortet, den Bezirken feste Summen zur Selbstvertheilung zu überweisen. Bei eingehenderer Erwägung der Verhältnisse mußte dies jedoch unthunlich erscheinen, der Bezirkstag erhielt nur das Recht, Vorschläge zu machen, an deren Reihenfolge die Minister bei ihren Bewilligungen gebunden sein sollen.

Die Verwaltungsbefugnisse des Bezirkstages scheiden sich in begutachtende (donner avis), berathende (délibérer) und beschließende (statuer). Die berathenden Befugnisse des Bezirkstages betreffen namentlich die im Bezirksbesize befindlichen, aber Staatszwecken dienenden Grundstücke (Gerichtsgebäude, Präfecturen, Unterpräfecturen u. s. w.). Die darauf zielenden Bezirkstagsbeschlüsse werden vollstreckbar, wenn sie nicht während drei Monaten nach dem Sizungsschlusse durch förmlich begründeten Erlaß des Staatsoberhauptes beanstandet sind. Die beschließenden Befugnisse des Bezirkstages umfassen die verschiedensten Verwaltungsaufgaben in den verschiedensten Verwaltungszweigen, und hervorzuheben ist vor allem das Straßenwesen. Die betreffenden Bezirkstagsbeschlüsse gelangen zur Ausführung, wenn der Präfect zwanzig Tage nach dem Sitzungsschlusse keine Berufung wegen Unzuständigkeit oder Gesezwidrigkeit eingelegt hat. Der Präfect muß die Berufung den Vorsißenden des Bezirkstages und Bezirksausschusses mittheilen, der Bezirkstagsbeschluß wird aber auch dann noch vollstreckbar, wenn ihn nicht innerhalb zwei Monaten nach der Benachrichtigung über Einlegung der Berufung ein Erlaß des Staatsoberhauptes aufhebt. Außerdem darf der Bezirkstag vom Vorsizenden Vorstellungen über Bezirksfragen und Bedürfnisse an die betheilgten Fachminister richten lassen, auch darf er in wirthschaftlichen Dingen, sowie in allgemeinen Verwaltungsangelegenheiten Wünsche äußern. Politische Kundgebungen sind dem Bezirkstage untersagt. Es braucht kaum erwähnt zu werden, wie lebhaft man diese Bestimmung gerade in der Nationalversammlung erörterte. Was wird bei der politischen Lage Frankreichs eine solche Abwehrbestimmung aber sagen wollen?

Der Bezirksausschuß führt die vom Bezirkstage ihm zugewiesenen Aufträge aus, doch handelt er auch kraft eigenen Rechts, wo das Gesetz ihm Befugnisse ertheilt oder der Präfect seine Mitwirkung in Anspruch nimmt. Von den beschließenden Befugnissen des Bezirksausschusses sind die in Ansehung des Gemeindewegewesens zu nennen. Verträge schließt für den Bezirk nicht

der Ausschuß, sondern der Präfect, aber nach vorgängigem Einvernehmen mit dem Ausschusse. Auch die Parteirolle führt in bezirklichen Klagesachen der Präfect, blos wo Staat und Bezirk einander gegenüberstehen, übernimmt sie das Mitglied des Bezirksausschusses, das dieser dafür bestimmt.

Dies die allgemeinsten Umrisse des französischen Bezirksgeseßes, an die einige wenige Betrachtungen mit Beziehung auf Deutschland und Preußen sich anreihen mögen. Die Zeiten, wo wir Deutschen die staatlichen Vorbilder im Auslande suchten und fanden, sind vorbei, die Tage da, wo die nationalen staatlichen Gedanken zu voller Verwirklichung gelangen können und sollen. Steigert dies nicht nur die Pflicht, fremde Einrichtungen prüfend zu betrachten, sie ihrer Eigenart nach kennen zu lernen? Der Blick auf die französische Bezirksverwaltung darf uns Deutsche vielfach wohl mit Genugthuung erfüllen. Was der französische Gesetzgeber erst anstrebt, erst herbeiführen will, besißt zum Theil Deutschland bereits, zum Theil wird es gewisser und eher als Frankreich dazu kommen. Preußen hatte seine Kreise, es hat seine Provinzen, es galt und gilt nur das Einzelleben dieser Verbände zu höherer Erscheinung zu führen. Der neue französische Bezirksausschuß stellt sich deshalb für Preußen weder nachahmbar, noch nachahmenswerth dar. Von den Bestimmungen des Bezirksgeseßes ist vielleicht überall nicht eine für die Uebertragung geeignet, der Uebertragung fähig. Die unmittelbare Bedeutung der französischen Neuerungen läßt sich für Deutschland schwerlich hoch anschlagen. Die Vorgänge jenseits der Mosel haben für uns Deutsche dagegen allerdings große mittelbare Bedeutung, sie zeigen, wie selbst das Geburtsland der Centralisation die Wege der Decentralisation wirklich zu betreten beginnt. Das Bezirksgesetz · soll die Neugestaltung französischer Verwaltung eben blos einleiten. Es soll nur der erste Schritt auf der neueröffneten Bahn sein. In Folge der durch den Krieg und seine politischen Einwirkungen geschaffenen Lage entstanden, war das Bezirksgesetz nichts weniger als unvorbereitet, es bildet das letzte Glied in der Entwickelung der Bezirksverfassung während ihres nunmehr als achtzigjährigen Bestehens. Die Geschichte der französischen Bezirksverfassung bewegt sich in der Richtung der Decentralisation. Zuerst reine Verwaltungsbezirke mit Einzelbeamten, erhielten die französischen Bezirke bald darauf Bezirkstage beigegeben, deren Mitglieder die Regierung ernannte. Nach dem Verlaufe von Jahrzehnten, in den dreißiger Jahren, erhielten dann die Bezirke das Recht, die Bezirkstagsmitglieder zu wählen, zugleich wurde ihnen, den Bezirken, vermögensrechtliche Persönlichkeit ausdrücklich und förmlich ertheilt. Napoleon III. vermehrte sodann während der letzten Zeit seiner Regierung die Befugnisse der Bezirkstage in nicht unerheblicher Weise (1866). Der Krieg unterbrach die weiteren Arbeiten, die, nach Beendigung desselben wieder aufgenommen, das Bezirksgesetz zum Ergebnisse hatten. Den Entwickelungs

Im neuen Reich. 1875. I.

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gang von der Centralisation zur Decentralisation sprechen die wenigen Thatsachen unumwunden aus. Von folgenreicher Wichtigkeit für die künftige Fortentwickelung der Bezirksverfassung scheint der gegenwärtige Zustand der französischen Gesellschaft zu sein. Herr Gambetta hat den Zustand treffend gezeichnet, wenn er ihn den Kampf zweier Gesellschaften, der Gesellschaft von vor 1789 mit der Gesellschaft von nach 1789 nannte. Dieser Kampf, für welchen die Republik wohl der beste Boden, muß zur Verquickung der beiden Gesellschaften in eine neue französische Gesellschaft führen, diese Verquickung aber die Heranziehung der Gesellschaft von vor 1789, welche das Bezirksgesetz von selbst mit sich bringt, wesentlich befördern. Der Boden des Staates vermag die größten Gegensäße zu vermitteln, auszugleichen. Deutschland hat es gewiß willkommen zu heißen, wenn Frankreich den ernsten Arbeiten des Staates sich hingiebt. Das Wettbestreben um den besten Staat wird nicht das schädlichste Bestreben für die Völker und Länder sein.

Ein Maskenfest am Hofe Jakob I. von England.

Von Theodor Batke.

Unter dem prachtliebenden Könige Heinrich VIII. waren die glänzenden Maskenfeste aus dem sonnigen Italien in das neblige Brittenland verpflanzt worden: hundert Jahre waren seitdem verflossen als Ben Jonson (1573 bis 1637), Shakespeares im Uebrigen so unglücklicher Rival, die Maskendichtung nahezu auf den Gipfel der Vollendung erhoben hatte. Von allen Maskenkomödien aber, mit denen der Hofpoet die Feste des glanzliebenden Königs Jakob I. verherrlichte, ist keine großartiger, keine mehr dazu angethan, uns in jenes einer maßlosen Schmeichelei gegen gekrönte Häupter fröhnende Zeitalter einzuführen als die Komödie von den „Verwandelten Zigeunern.“ Sie fand so großen Beifall bei dem Könige, daß sie dreimal, zulezt zu Windsor im August 1621, aufgeführt ward. Die höchsten Würdenträger des Reichs, die vornehmsten Damen Englands waren die Mitwirkenden; für das Publicum aber, das in beschränktem Maße Zutritt zu diesen Festlichkeiten hatte, mußte es interessant sein, die maskirten hohen Persönlichkeiten zu errathen.

Bei unsrem Spiel von den Zigeunern nun sind der König und ein Theil des Hofes die Angeredeten, an welche die Zigeuner sich wenden, um nach der bekannten Art dieser Söhne des Ostens aus den Linien der Hand das Schicksal des Einzelnen zu wahrsagen. Wer aber dem geistreichen Dichter dieser Posse den Vorwurf unwürdiger Schmeichelei gegen den König würde

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machen wollen, der möge sich an die allgemeine Sitte oder Unfitte des Zeitalters erinnern, nach der auch die Königin Elisabeth von Spenser und Lilly nicht weniger als von Jonson selbst als Diana, die Mondgöttin verherrlicht worden war, wie ja die stolze Tochter Heinrichs VIII. sich dem Parlamente von England gegenüber thatsächlich als eine Art Gottheit auf Erden proclamirt hatte, die keinem Menschen Rechenschaft über ihre Handlungen schuldig sei.

Und Jakob bildete diese Vorstellungen zu einem förmlichen Dogma aus. Selbst am Hofe Ludwig XIV., wie man mit Recht bemerkt hat, würde die Sprache der Huldigung unerhört gewesen sein, die der „stolze“ Engländer gegen seinen Souverän zu führen sich zur Ehre schäßte.

Unser Spiel beginnt mit dem Auftreten des Jackmann" der ein mit Zigeunerkindern beladenes Pferd in den Saal führt: „Plaß für die fünf Prinzen aus Aegyptenland" ruft er aus und bereitet auf die Wunderdinge vor, die er mit seinen Begleitern alsbald vollführen wird. Schließlich greift er zur Guitare, die Musik seßt ein, die ein unerläßlicher Bestandtheil jedes Maskenspiels ist: denn das noch nicht ganz und gar vom Puritanerthum entstellte lustige „Altengland“ war der Musik in viel allgemeinerer Art ergeben, wie denn Erasmus von Rotterdam in seinem „Lobe der Narrheit“ die Pflege der Musik neben der körperlichen Schönheit als besonders charakteristisch für den Engländer hervorhebt. Während der Musik ist der Zigeunerhauptmann mit sechs Begleitern eingetreten und es folgt nun der erste Tanz, der wie immer mit der Musik eng verbunden ist. Auf Musik und Tanz folgt der erste Gesang, vom Jackmann vorgetragen und vielleicht auch mit der Guitare begleitet. Wir versuchen, diesen Gesang und die wesentlichsten poetischen Bestandtheile der „Zigeuner“ im Versmaße des Originals nachzubilden:

Jackmann: Hoch von Darby's Felsenspige,
Nahe bei des Teufels Size,

Wo wir jährlich Must'rung halten,
Kommen wir, die Jung' und Alten.

Seid erschreckt nicht ob der Kleider,
Finden sie gleich wenig Neider!
Sei der Rock uns auch zerrissen,
Wenn wir nur gut Schwänke wissen.

Gebt uns Speck und Wallnußschalen,
Muscheln, Nüßchen allzumalen,
Glocken, Bänder, Safran, Linnen,
Und wir werden schon gewinnen.

Künste kennen wir entzückend,
Eure Herzen schnell berückend,
Daß Ihr unsres Antlig Dunkel
Sollt ertragen ohn Gemunkel.
Können Euer Schicksal sagen,
Sted's im Kopfe, sted's im Kragen,
Im Geblüte, und die Zeiten,

Die grad Euer Glück bereiten.

Zieht den Handschuh dann, ich bitt Euch,
Hab' nicht Arg's im Sinne mit Euch,
Sind wir gleich in Windsor's Hallen,
Soll nur Art'ges uns gefallen.

Auf ein längeres Gedicht des Patrico, eines Würdenträgers der braunen Gesellschaft, folgt sodann die Anrede des dritten Zigeuners an den Hauptmann derselben.

Dritter Zigeuner:

Hauptmann, wenn je in Eurer Höhlen Herrlichkeit

Die Leute Ihr in Darby's Tränke eingeweiht,
Und wir mit brauner Bowle und mit Ale
Gelabt uns und mit Honigbier die Kehle,
Wenn so gemustert in des Trinkens Kunst
Wir unsres Lebens Mühen und Ungunst
Ertrugen und die unruhvollen Wachen,
Dem guten Rufe keine Schand zu machen,
Wenn stets an dem Statut wir hielten fest,
Entworfen hoch auf Darby's Felsennest,
Wenn Kälber, Hammel, wie's da heißt,
Wir stahlen und Geflügel allermeist,
Denn, wie unsre Magna Charta spricht,
Gekauftes Fleisch bekommt uns nicht:
Wenn mit Zigeuner - Ringeltanz
Wir je erhöhten Eurer Feste Glanz,
Und da in Reim und Pros' erzählten
Von Ahne Cleopatra, der Auserwählten:
Wenn wir dies thaten so und so,

So leiht Gehör jezt unsrem Patrico.

Hauptmann: Nun wohl, so tanzt, indeß wir singen,
Euch unsre Wünsche darzubringen.

(Hier tanzen sie.)

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