ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

noch immer die „Meininger" auf sich; ihre neueste Leistung ist der Schillersche „Fiesco“, und in solchen Stücken, die zur Entfaltung der ganzen Costüme Decorationspracht Gelegenheit geben und bewegte, leidenschaftlich aufgeregte Scenen in Fülle enthalten, ist die Gesellschaft unübertrefflich. Wie aus einem Tizianschen Rahmen heraus treten uns diese prächtigen Gestalten des genuesischen Adels, die schönen vornehmen Damen und die stolzen Nobili entgegen. Der Balcon am Fiescoschen Palaste, der durch die plötzlich zurückgeschlagenen Gardinen einen weiten Ausblick auf die vom Sonnenaufgang glutroth bestrahlte genuesische Bucht und die schimmernden Seealpen gewährt, ist ein landschaftliches Bild von wunderbarer malerischer Wirkung. Was wohl der alte Dichter mit seinen bescheidenen Begriffen von theatralischer Ausstattung sagen würde, wenn er diese farbenprangenden, geschmackvoll reichen, kunstund lebenvollen Gemälde und Figuren sehen könnte! Unsere Landsmännin Fräulein Hedwig Dohm, welche unter Meiningenscher Fahne ihr Debut gefeiert, hat sich bisher ziemlich rar gemacht; doch errang sie sich als „Esther“ in dem gleichnamigen Grillparzerschen Fragment den Beifall, welchen ihr feines Spiel und ihre anmuthig jugendliche Erscheinung verdienen.

Unsere königliche Bühne hat jetzt in anerkennenswerther Weise einen Anlauf genommen, ihrer volksbildenden Mision mehr als bisher gerecht zu werden. Während sonst das „Schauspielhaus" vermöge seiner hohen Preise und seines beschränkten Raumes eigentlich nur der geistigen und finanziellen Elite der Bevölkerung zugänglich war, ist jetzt eine Serie von classischen Vorstellungeu veranstaltet worden, für welche die mäßigsten Preise angeseßt sind. In Folge dessen strömen nunmehr Volkskreise in das königliche Theater, die sonst ihre dramatischen Bedürfnisse in den Vorstadtbühnen zu befriedigen pflegten.

Uebrigens spricht man schon wieder von einem großen neuen Theater, welches auf einem Häusercomplex der Dorotheenstraße errichtet werden soll. Man sollte eigentlich glauben, die Zahl der Musentempel in Berlin sei nachgerade groß genug, und das Schicksal des vor einigen Wochen sanft entschlafenen Stadttheaters" müßte die Speculation auf diesem Gebiete warnen. Allein es scheint doch immer noch Leute zu geben, die überflüffiges Geld und ungebrochene Unternehmungslust besigen.

"

Literatur.

Bom Büchertisch. Geschichte der neuesten Zeit vom Wiener Congreß bis zum Frankfurter Frieden. Von Oskar Jäger. 3 Bde. (Oberhausen und Leipzig, Spaarmann). Der Verfasser, der im Verein mit

Theodor Creizenach die neue Herausgabe von Schloffers Weltgeschichte besorgt hat, versucht es, die Ereignisse der letzten sechzig Jahre in kurzer Uebersicht darzustellen, gewissermaßen als Supplement des Schlosserschen Werkes. Er selbst ist sich bewußt, daß er damit ein Wagstück unternimmt. Er meint freilich damit nur die Schwierigkeit, die bei der Darstellung von kaum vergangenen Ereignissen sich ergeben mußte; es war aber auch ein Wagstück Schlosser fortsetzen zu wollen, dessen Geschichtsschreibung sich bei aller Eigenartigkeit doch mit einer Fülle von Gelehrsamkeit und Studium verband, gegen welche das Jägersche Buch doch sehr oberflächlich erscheint. Es paßt ebenso wenig zu Schlossers Weltgeschichte, wenn es auch deren Ton nachzuahmen sucht, wie die ihm freilich weit überlegene Geschichte der neuen Zeit von Eduard Arnd, welche die Beckersche Weltgeschichte fortsehen sollte, den ewigfrischen und köstlichen Erzählungston dieser in Wahrheit populären Darstellung aber nicht im Geringsten erreicht hat. Muß man so von diesem Gesichtspunkt aus den Versuch als mißlungen betrachten, so bietet doch an sich das Buch eine brauchbare fesselnd geschriebene Uebersicht, die ganz besonders auch pädagogischen Zwecken zu Gute kommen dürfte, wenn einmal die Ueberzeugung sich Geltung verschafft haben wird, daß es nicht frommt, die neueste Geschichte ganz von der Schule auszuschließen.

--

Briefwechsel zwischen Barnhagen und Rahel. 4 Bde. (Leipzig, F. A. Brockhaus). Schon vier Bände Briefe zwischen „Rählchen“ und „Augüftken“. Und da sind wir erst beim Jahre 1815 angelangt. Großer Gott, wann soll das enden! Ob es jemanden giebt, der diese vier Bände hintereinander lesen kann? Wir möchten es bezweifeln, und wenn es möglich wäre, ihm müßte der Kopf wirr sein von all dem geistreichen Geschwätz. Denn mehr ist es denn doch nicht, wenn man ehrlich sein will. Rahels raftlos von einem zum andern springender Geist hat etwas nervös aufregendes, man muß dagegen immer eine Dosis Varnhagen einnehmen, der bedeutend ruhiger, behaglicher und kälter schreibt. Dazu beläuft sich der historische Gewinn doch nur auf ein paar Personalnotizen; selbst zur Charakteristik der beiden geistreichen Leute gewinnen wir nichts wesentlich neues, denn Rahels ganze Art ist uns ja längst sattsam bekannt und auch über Varnhagens Wesen waren wir nicht im Unklaren. Er giebt sich sehr liebenswürdig und ehrenwerth in diesem Briefwechsel, wenn auch auf die Dauer die Betonung seiner Inferiorität Rahel gegenüber verstimmen muß. Sicherlich erscheint Rahel hier überall als das männlichere Princip, obwohl sie ihre Weiblichkeit allenthalben hervorhebt. Im Ganzen macht eine solche so viele Bände lange Selbstbespiegelung und gegenseitige Anbetung einen halb lächerlichen, halb traurigen Eindruck, für den man doch durch die Fülle von Sentenzen nicht recht entschädigt wird. Varnhagen schreibt immer so, als müßte es später einmal gedruckt werden; wir

wenigstens haben bei den meisten seiner Briefe dies Gefühl, und das stört. Man hat den Eindruck des photographischen Bildes, das Gesicht ist in die gewünschten Falten gelegt. Rahels Briefe sind, wie ihre ganze Natur, mehr eruptiv. Es gehört fast ein persönliches Familieninteresse an Rahel und ihrem Freunde dazu, wenn Jemand bei der Lectüre seine Rechnung finden will. Wer dieses hat, dem seien die Bände bestens empfohlen.

Bei weitem ein allgemeineres Interesse haben bei aller localen und zeitlichen Beschränkung die von Varnhagen herausgegebenen: Briefe von der Universität in die Heimath (Leipzig, F. A. Brockhaus). Sie schildern das Leben und Meinen eines gescheiten, braven und fleißigen jungen Mannes, der in den Jahren 1803-1807 auf der Universität Halle studirte und wenig später dann durch Krankheit und innere Kämpfe zu Grunde ging, des Bremers Adolf Müller, der zu Steffens, Schleiermacher und Reil in nähere Beziehungen getreten war.

Freisaufgaben der Fürstlich Jablonowskischen Gesellschaft in Leipzig:

I. Aus der Geschichte und Nationalökonomik.

1. Für das Jahr 1875. Während die politischen Ereignisse, welche die Begründung der deutschen Herrschaft in Ost- und Westpreußen herbeiführten, sicher festgestellt und allgemein bekannt sind, fehlt es an einer gründlichen Darstellung, in welcher Weise zugleich mit ihnen und in ihrer Folge die deutsche Sprache dort mitten unter fremden Sprachen sich festseßte und zur Herrschaft gelangte. Es ist dieser Proceß ein um so interessanterer, als sich die beiden Hauptdialekte des Deutschen an demselben betheiligten. Die Gesellschaft wünscht daher

eine Geschichte der Ausbreitung und Weiterentwickelung der deutschen Sprache in Ost- und Westpreußen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts mit besonderer Rücksicht auf die Betheiligung der beiden deutschen Hauptdialekte an derselben.

Es darf erwartet werden, daß die Archive außer dem bereits zerstreut zugänglichen Materiale noch manches Neue bieten werden; die Beachtung der Eigennamen, der Ortsnamen, der gegenwärtigen Dialektunterschiede wird wesentliche Ergänzungen liefern. Sollten die Forschungen zur Bewältigung des vollen Themas zu umfänglich werden, so würde die Gesellschaft auch zufrieden sein, wenn nach Feststellung der Hauptmomente die Veranschaulichung des Einzelnen sich auf einen Theil von Ost- und Westpreußen beschränkte. Der Preis beträgt 60 Ducaten; doch würde die Gesellschaft mit Rücksicht auf die bei der Bearbeitung wahrscheinlich nöthig werdenden Reisen und Correspondenzen nicht abgeneigt sein, bei Eingang einer besonders ausgezeichneten Lösung den Preis angemessen zu erhöhen.

2. Für das Jahr 1876. Judem die Gesellschaft den

Häringsfang und Häringshandel im Gebiete der Nord- und Oftsee als Thema aufstellt, glaubt sie mit dieser allgemeinen Fassung desselben nur die Richtung andeuten zu sollen, in welcher sie handelsgeschichtliche Forschungen anzuregen wünscht. Sie überläßt es den Bearbeitern, den Antheil einzelner Völker, Emporien oder Gruppen derselben, wie etwa der hanseatischen, am Häringsfang und Häringshandel zu schildern. Sie wünscht der Aufgabe auch nicht bestimmte zeitliche Grenzen zu stecken, und würde eben so gern eine auf den Urkundenbüchern und anderen Geschichtsquellen begründete

Darstellung des mittelalterlichen Häringshandels, wie eine mehr statistische Bearbeitung des modernen hervorrufen. Preis 700 Mark.

3. Für das Jahr 1877. Der hohe Reiz der italienischen Geschichte in den lezten Jahrhunderten des Mittelalters beruht großentheils darauf, daß sich hier, bei dem zuerst gereiften Volke unter den neueren, schon eine Menge von Bedürfnissen, Grundsäßen und Anstalten der höheren Culturstufen wahrnehmen läßt, während daneben in Italien selbst und mehr noch im übrigen Europa so viel Mittelalterliches noch fortdauert. Auch in der italienischen Volkswirthschaft finden wir denselben Contrast echt moderner Fortschritte auf einer noch wesentlich mittelalterlichen Grundlage. Die Gesellschaft wünscht daher

eine quellen mäßige Erörterung, wie weit in Ober- und MittelItalien gegen Schluß des Mittelalters die modernen Grundsäße der agrarischen, industriellen und mercantilen Verkehrsfreiheit durchgeführt waren.

Sollte sich eine Bewerbungsschrift auf den einen oder andern italienischen Einzelstaat beschränken wollen, so wirde natürlich ein besonders wichtiger Staat zu wählen sein, wie z. B. Florenz, Mailand oder Venedig.

Da wir hoffen, daß vorstehende Preisfrage namentlich auch in Italien selbst Anklang finden wird, so erklären wir uns für diesen Fall ausnahmsweise bereit, auch in italienischer Sprache abgefaßte Bewerbungsschriften zuzulassen. Preis 700 Mark.

4. Für das Jahr 1878. Bei der historischen Wichtigkeit der Ortsnamen als Zeugen für die wechselnden Wohnsiße der verschiedenen Völker und Stämme, wünscht die Gesellschaft, daß unter sorgfältiger Benutzung des um Vieles zugänglicher gewordenen urkundlichen Materials und andererseits mit gewissenhafter Benußung deffen, was die heutige Sprachwissenschaft an sicheren Ergebnissen zu Tage gefördert hat,

eine wohlgeordnete, aus den besten erreichbaren Quellen ges schöpfte Zusammenstellung der deutlich nachweisbaren slawischen Namen für Ortschaften des jezigen deutschen Reiches

veranstaltet werde.

Da eine Bearbeitung des gesammten Stoffes die Grenzen einer Abhandlung weit überschreiten würde, bleibt es dem Bearbeiter der Preisfrage überlaffen fich irgend ein nicht allzu beschränktes, aber auch nicht übermäßig ausgedehntes Gebiet für seine Untersuchung zu wählen. Preis 700 Mark.

II. Aus der Mathematik und Naturwiffenschaft.

1. Für das Jahr 1875. Die Frage nach der Lage der Schwingungsebene des polarisirten Lichtes ist trot mannichfacher Bemühungen bis jeßt nicht entschieden worden. Die Gesellschaft stellt daher die Aufgabe:

Es ist durch neue Untersuchungen die Lage der Schwingungsebene des polarisirten Lichtes endgültig festzustellen.

Preis 60 Ducaten.

2. Für das Jahr 1876. Troß der meisterhaften Arbeiten Leverrier's über die Bewegung des Merkur kann die Theorie dieses Planeten noch nicht als endgültig abgeschlossen betrachtet werden. Die Gesellschaft wünscht eine ausführliche

Untersuchung der die Bewegung des Merkur bestimmenden Kräfte, mit Rücksicht auf die von Laplace (in der Mécanique céleste), von Leverrier (in den Annales des Observatoire und den Comptes rendus de l'Académie des sciences), von Hansen (in den Berichten der Kön. Sächs. Gesellsch. d. W. vom 15. April 1863) und von Wilhelm Weber (vergl. Zöllner über die Natur der Cometen S. 333) angedeuteten Einwirkungen. Außer der vollständigen Berechnung der Störungen ist eine Bergleichung mit den Beobachtungen unerläßlich, um zu zeigen, bis zu welchem Grade der Genauigkeit sich die eingehenden Constanten bestimmen lassen. Die Construction von Tafeln zur Ortsberechnung behält sich die Gesellschaft vor zum Gegenstand einer späteren Preisbewerbung zu machen. Preis 700 Mart.

3. Für das Jahr 1877. Der nach Encke benannte und von diesem Aftronomen während des Zeitraumes von 1819-1848 sorgfältig untersuchte Comet I, 1819, hat in seiner Bewegung Anomalieen gezeigt, welche zu ihrer Erklärung auf die Hypothese eines widerstehenden Mittels geführt haben. Da indessen eine genauere Untersuchung der Bahn nur über einen beschränkten Theil des Zeitraums vorliegt, über welchen die Beobachtungen

(seit 1786) sich erstrecken, so ist eine vollständige Neubearbeitung der Bahn_des Encke'schen Cometen um so mehr wünschenswerth, als die bisher untersuchten Bewegungen anderer periodischen Cometen keinen analogen widerstehenden Einfluß verrathen haben. Die Gesellschaft wünscht eine solche vollständige Neubearbeitung herbeizuführen, und stellt deshalb die Aufgabe:

die Bewegung des Encke'schen Cometen mit Berücksichtigung aller störenden Kräfte, welche von Einfluß sein können, vorläufig wenigstens innerhalb des seit dem Jahre 1848 verflossenen Zeitraums zu untersuchen.

Die ergänzende Bearbeitung für die frühere Zeit behält sich die Gesellschaft vor, eventuell zum Gegenstand einer späteren Preisbewerbung zu machen. Preis 700 Mart. 4. Für das Jahr 1878. Die Entwickelung des reciproken Werthes der Entfernungr zweier Punkte spielt in astronomischen und physischen Problemen eine hervor ragende Rolle. In der Theorie der Transformation der elliptischen Functionen wird die zuerst von Cauchy entdeckte Gleichung bewiesen

[merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

in welcher mit Rücksicht auf die zu erzielende Genauigkeit die positive willkürliche Conπαλ

stante a so groß gewählt werden kann, daß die Exponentialgröße e werden darf. Alsdann hat man

vernachlässigt

[merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

eine Reihenentwickelung von ungemein_rascher Convergenz. Es steht zu erwarten, daß eine auf die vorstehende Formel gegründete Entwickelung der Störungsfunction in dem Problem der drei Körper sich für die numerische Rechnung als vortheilhaft erweisen werde. Die Gesellschaft wünscht eine unter dem angedeuteten Gesichts punkte ausgeführte Bearbeitung des Störungsproblems zu erhalten.

Indem sie dem Bearbeiter die Wahl des besonderen Falles überläßt, in welchem die numerische Anwendbarkeit des Verfahrens gezeigt werden soll, setzt sie voraus, daß das gewählte Beispiel hinlänglichen Umfang und Wichtigkeit besiße, um die Tragweite der vorgeschlagenen Methode und ihr Verhältniß zu den bisher angewandten hervortreten zu lassen. Preis 700 Mart.

Die Bewerbungsschriften sind, wo nicht die Gesellschaft im besondern Falle aus drücklich den Gebrauch einer anderen Sprache gestattet, in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache zu verfassen, müssen deutlich geschrieben und paginirt, ferner mit einem Motto versehen und von einem versiegelten Couvert begleitet sein, das auf der Außenseite das Motto der Arbeit trägt, inwendig den Namen und Wohn ort des Verfaffers angiebt. Die Zeit der Einsendung endet mit dem 30. November des angegebenen Jahres und die Zusendung ist an den Secretär der Gesellschaft (für das Jahr 1875 Prof. Dr. Scheibner) zu richten. Die Resultate der Prüfung der eingegangenen Schriften werden durch die Leipziger Zeitung im März oder April des folgenden Jahres bekannt gemacht.

Die gekrönten Bewerbungsschriften werden Eigenthum der Gesellschaft.

Berichtigung. Auf S. 760, 3. 7 v. u. lies: „deutsch“ statt „in Deutschland“. Auf S. 784 dieser Nummer ist statt „Nationalisten“ zu lesen: „Rationalisten“.

Berantwortlicher Redacteur: Konrad Reichard in Leipzig.
Ausgegeben: 14. Mai 1875. Verlag von S. Hirzel in Leipzig.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »