ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

als ein Markstein in der Entwickelungsgeschichte der Kunstwissenschaft gepriesen. In seiner Anlage und in seinen letzten Grundsäßen gehört es einer abgeschlossenen Bildung an, in welche noch die Romantik und die philosophische Lehre hineinragen. Die Macht dieser beiden Elemente ist jetzt verklungen, der Glaube an die Möglichkeit eines philosophischen Begreifens der historischen Erscheinungen verschollen, was an die Stelle trat, zum Theile noch in den Umrissen verschwimmend. Es wird lange währen, bis ein Forscher den Muth finden wird, um wieder ein zusammenfassendes Bild der ganzen Kunstentwickelung zu bieten, und die Continuität und Gesetzmäßigkeit derselben anschaulich darzustellen. Nicht die Masse neuer Entdeckungen, nicht die Fülle des erst in den lezten Jahren zugänglich gewordenen historischen Materiales tritt hindernd in den Weg. Man kann vielmehr in gewissem Betrachte sagen: Seitdem wir vom Oriente, von der Antike so viel erfahren haben, hat sich unser Wissen davon verringert. Wir halten mit unserem Urtheile, mit unseren Erklärungen und Bestimmungen zurück und weisen den Gedanken, daß das Kunstleben jedes einzelnen Volkes und jeder einzelnen Periode nur Vorstufen für spätere Ent wicklungsformen bilde, mit Entschiedenheit zurück. Eine ganz andere Vertiefung in das Culturleben der verschiedenen alten Nationen, als sie früher möglich war, müssen wir uns zur Aufgabe stellen, ehe wir wieder die Lösung der Probleme versuchen, in welcher sich ehedem die Philosophie der Geschichte gefiel und gefallen durfte, da jeder andere Weg noch verschlossen war. Wir dürfen von den Arbeiten der Ethnologen und der Sprachforscher den günstigsten Einfluß auch auf die Kunstgeschichte erwarten, wir wissen, daß z. B. das Bild der altägyptischen Kunst erst dann ein frisches farbiges Leben erlangen werde, bis ein Mann es entwirft, der nicht allein die Tempelformen, sondern auch die Tempelinschriften versteht und was uns zum unorganischen Ganzen zusammengeballt entgegentritt, in organische Bestandtheile gliedern gelernt hat. Wir sind aber nicht ungeduldig und verlangen nicht vom nächsten Tage die reifende Kraft vieler Jahre. Nur der Mahnung wollen wir eingedenk bleiben, daß die Wissenschaft vorläufig eine Beschränkung auf einzelne historische Kreise empfehle und ein Schweben im Weltäther, ein Träumen weltgeschichtlicher Evolutionen bis auf weiteres verschoben werden müsse. Schnaase ging uns auch darin mit dem besten Beispiele voran. Die letten Bände der zweiten Auflage seines Werkes sind ein treffliches Muster strenger historischer Methode, welche niemals den festen Boden der Thatsachen verläßt, von der genauen Analyse der letzteren ausgeht, und das volle Recht des individuellen Daseins, für sich zu gelten, sich selbst zu genügen und nicht blos als Vorbereitung einer anderen, höheren Existenz zu leben, anerkennt. An der zweiten Auflage haben zahlreiche jüngere Schriftsteller mitgearbeitet und jeder Mitarbeiter ist von dem Werke mit erhöhter Pietät für Schnaase,

zu

mit entschiedenem Zuwachs an eigenem Wissen und Können geschieden. Dieses befreundete Zusammenleben mit dem jüngeren Geschlechte ist für Schnaase's Persönlichkeit bezeichnend. Niemand konnte williger fremde Verdienste anerkennen, niemand sich herzlicher über das Emporkommen frischer wissenschaftlicher Kräfte freuen. Bedächtig und scharf prüfte er jede fremde Meinung, von raschem, sprungweisen Wechsel der Ansichten blieb er stets weit entfernt. War er aber von der Richtigkeit einer wissenschaftlichen Entdeckung überzeugt, so kostěte es ihn nicht die geringste Mühe, etwa den eigenen früheren Irrthum zu bekennen, so galt es ihm als Ehrensache, jener zu ihrem vollen Rechte zu verhelfen. Mit ihm zu streiten, brachte stets der Sache Gewinn, und lehrte ihn als Gegner, gleichviel ob er Sieger blieb oder nicht, nur noch höher achten. Schnaase's wissenschaftliche Bedeutung reicht hin, um ihm ein dauerndes ehrenvolles Andenken zu verschaffen. Und doch war die wissenschaftliche Größe nur eine Seite seiner feinen und edlen Natur und besaß er noch viele andere Eigenschaften, die ihm ein liebevolles Gedächtniß in den Kreisen der Zeitgenossen und des jüngeren Geschlechtes sichern. Wir beklagen den Verlust eines hervorragenden Gelehrten, eines ebenso wackeren Menschen.

Franzensbad.

Von Richard Radonet.

Der Weltruf der böhmischen Bäder ist so gar alt noch nicht. Wohl rühmt jener unbekannte Mönch, der zur Zeit der Hohenstaufen in einem norditalischen Kloster den Versuch wagte, ein geographisches Lexikon zu schreiben, den Metallreichthum und die schönen Weine des Böhmerlandes, er gedenkt der Fichten und Tannen auf den Bergen, in denen Bär und Eber hausen und jener sagenhafte Urochs, den die Tschechen Loth nannten, er erwähnt der Futter- und Heilkräuter, die da in Menge wachsen; ja sogar die gemüthliche Höflichkeit der angrenzenden Meißner ist ihm wohlbekannt. Aber von den Heilquellen spricht er nirgends, so wenig er der Mineralbrunnen am Rheine, der Bäder Lothringens, der Salzquellen Sachsens vergißt. Und wenn auch, wie ich vermuthe, sogar die Kunde von den heißen Quellen Jslands ihn erreichte, weder vom „Sprudel“ und vom „Steinbad" noch vom „Franzensbrunnen" hatte er gehört. Immerhin mag der Gebrauch dieser Quellen weit in vorhistorische Zeiten hineinragen, die so kraftvolle, energisch zu Tage tretende, wohlthätige Naturgaben nicht leicht übersehen konnten. Und so mögen die

Einwohner des nordböhmischen Landes wohl nicht der Schweine Ritter Kolostuis bedurft haben oder des Hirsches Kaiser Karls, jener Thiere, die mit den Entstehungssagen fast aller Bäder seit dem Alterthum verknüpft sind, um die Heilkraft der heimischen Gewässer zu erproben. Freilich sind uns nicht, wie im Westen Deutschlands, Denksteine erhalten, auf denen der römische Officier dem keltischen Sonnengott dankbar die Heilung der Wunden bescheinigt, die er sich in den Markomannenkriegen geholt. Aber kein historisches Be denken hindert unsere Phantasie anzunehmen, daß wiederum auch schon der markomannische Krieger in den heißen Quellen seines Landes Heilung suchte und fand, wenn wir auch wohl auf die Auffindung einer alten Badeliste für immer verzichten müssen. Wie dem auch sei, erst seitdem im Beginn der neuen Zeiten das Badeleben einen erneuten Aufschwung nahm, sind neben anderen die böhmischen Bäder emporgekommen: Karlsbad unter den Luxemburgern, am Ausgang des sechszehnten Jahrhunderts Teplitz, und Franzensbad gar erst ein paar Jahrhunderte später.

Wenn man von Marienbad absieht, dessen Quellen eigentlich nur zu den indifferenten zählen und dessen Bedeutung sich mit der der genannten Bäder nicht vergleichen läßt, so ist Franzensbad der jüngste und modernste der böhmischen Curorte. Nicht als ob auch die Quelle von Eger nicht längst bekannt gewesen wäre. Schon bei dem alten Kosmographen Sebastian Münster im sechszehnten Jahrhundert lesen wir, daß die jungen Leute das Wasser des Sauerbrunnens, der auf einem Felde bei Eger entsprang, in Krügen in die Stadt zu tragen pflegten, ein Gebrauch, den man jetzt noch an jedem schönen Abend beobachten kann. Damals wie heute mag das perlende Wasser nicht blos zum Curgebrauch verwandt worden sein; ganz wie es am Rheine Sitte war, mochten auch die ehrbaren Bürger von Eger den schweren rothen Elbwein von Außig, den Podskalkier, wie man ihn hieß, mit ihm gemildert haben. Denn daß die Sitte, Wein mit Sauerbrunnen zu mischen, nicht neu ist, erfahren wir aus dem Reisetagebuch eines lustigen Benedictinermönchs, der bald nach dem dreißigjährigen Kriege mit kaiserlichen Officieren am Rhein herumstrich. „Man hat uns, wie gebräuchlich, ein Sauerbrunnenwasser über Tafel auffgesetzt“, schreibt er in Breisach, „so nit fern davon entspringet, von welchem, als wür davon etwas in Wein gegossen, es also aufgestigen mit einem Feimb, als wan es mit dem Wein streiten wolte". In die Zeiten kurz vor dem großen Kriege fällt auch die erste regelmäßige Versendung des Egersäuerlings, zu welchem Zwecke die Stadt in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts ein eigenes Gebäude in der Nähe des Quells errichten ließ, dem sich dann nicht viel später ein Ber pflegungshaus anschloß. Wohl war der Ruf des Wassers, das in mit des Raths Wappen versiegelten Flaschen weit und breit verfahren ward, bald ein

Franzensbad.

889

derartiger, daß er der Stadt viel Geld und Nahrung einbrachte, von einem Badeorte aber konnte erst am Ende des vorigen Jahrhunderts gesprochen werden, als Kaiser Franz II. die Protection des rasch aufblühenden Ortes, dem er seinen Namen lieh, übernahm, unentgeltlich Bauplätze vertheilen ließ, Neubauten anordnete oder unterstüßte. Leicht überflügelte das Bad nun den Ruf des Kukusbades bei Gradlitz und der Quellen von Desny und konnte sich bald an die Seite von Karlsbad und Teplig stellen, zumal bald darauf in kurzen Zwischenräumen nach einander noch eine Menge anderer Quellen auf dem sumpfigen Boden entdeckt wurden, die freilich den alten Ruhm des neuen Franzensbrunnen“ nicht überboten. Die Gründung des Curorts war nicht die schlechteste Maßregel des Kaisers, dessen Broncestandbild den Eingang des Parkes zu zieren bestimmt ist. Wir möchten bezweifeln, daß es diesen Zweck erfüllt. Freilich war es nicht die Schuld Schwanthalers, wenn die Figur den Eindruck fast peinlicher Langeweile macht, eine Eigenschaft, die sie indeß mit den meisten Standbildern deutscher Fürsten aus neueren Zeiten theilt.

Aber nicht nur die Statue, auch der ganze Curort trägt das Gepräge des Eintönigen. Eine langweilige Freundlichkeit liegt auf seiner breiten Physiognomie; keine krumme Straßenlinie, keine vorspringende Ecke, kein tecker Wurf irgend eines verwegenen Baukünstlers belebt dies starre Antlitz. In ausgedehnter Behaglichkeit liegt die Kaiserstraße da, parallel mit ihr oder rechtwinklig sie durchschneidend laufen noch einige andere Straßen ganz gleichen Aussehens, hie und da zeigen sich am Rande breiter Wiesen oder kümmerlichen Gebüsches einige andere größere oder kleinere Gebäude mit den unvermeidlichen Säulengängen, da und dort ein paar Kiosks oder runde Tempel, unter denen Quellen sprudeln, ein mäßiges Quadrat voll leidlich alter Bäume, das den Namen „Park“ trägt. Da haben wir den ganzen Ort. Wie aus einer Spielschachtel ausgepackt, stehen Straßen und Häuser da, recht geradlinig, sauber und anständig. Will man diesen Eindruck in seiner ganzen Fülle genießen, so braucht man nur mitten in der Saison etwa in den späten Morgenstunden durch die Kaiserstraße zu gehen. Zwischen den vielfenstrigen, mehr oder weniger eleganten Miethcasernen, die in der grellen Sonne liegen, zittert dumpfglühende Hiße über der breiten staubigen Straße; keine Seele ist weit und breit zu erblicken; unter irgend einer der zahllosen grünen Bänke, die an den Häusern stehen, liegt ein Hund, der selbst zu faul ist, nach den Fliegen zu schnappen, die seine Nase umschwärmen; alle Fenster sind geschlossen; an einer Stelle klingt wohl dumpfes Claviergeklimper, mit dem eine heroische Berlinerin der Grabesruhe und der zum Nichtsthun zwingenden Hitze zu trozen sucht. Es überkommt einen die Stimmung, in welcher der Indier sich platt auf die Erde wirft und ehrfurchtsvoll das große Wort

Jm neuen Reich. 1875. I.

112

„Om" sagt. Ich glaube, man könnte es ruhig thun, ohne auch nur bemerkt zu werden. Höchstens der Kellner würde sich wundern, der dort mit einem Teller Suppe vorsichtig über die Straße schleicht. Der große Pan schläft. Das ist etwa der Anblick des Ortes im Sommer zwischen zehn und ein Uhr am Tage.

Ganz anders in den frühen Morgenstunden, ganz anders am Nachmittag. Schon kurz nach Sonnenaufgang ziehen einzelne Schwärmer durstig den heilenden Quellen zu. Von da an steigert sich das Leben auf den Straßen und in den Colonnaden bis gegen acht Uhr, um dann wieder rasch abzunehmen. Ein buntes Gewimmel lauscht den Weisen der Curcapelle, die in der Nähe der Franzensquelle spielt, alle möglichen und unmöglichen Morgentoiletten werden da zur Schau getragen, vor allem aber mag der Freund schöner Frauenhaare dann seine Rechnung finden. Denn in natürlicher Gestalt und Fülle, unbeengt durch die Kunst der Mode, ist der Schmuck da zu sehen, und da die Badegäste meistens Frauen sind, so verlohnt sich die morgendliche Studienreise zu den Quellen gar wohl.

Die Hauptbestandtheile der Quellen von Franzensbad sind eisenhaltige Salze und vor allem Kohlensäure in gewaltiger Menge. Die lettere wiegt vor in der Neuquelle und Franzensquelle, sowie im kalten Sprudel, die ersteren | in der Salzquelle und Wiesenquelle; unangenehm wegen ihres Eisengehaltes schmeckt die Louisenquelle, die wohl aus diesem Grunde meist nur zu Bädern benuzt wird. Die älteste Quelle, der Franzensbrunnen, ist am wohlschmeckendsten und erfrischendsten, sie befindet sich unter einem säulengetragenen Rundbau in der Nähe des Curhauses, an welches sich die mit Kaufläden besetzte Colonnade an schließt, die bei schlechtem Wetter der einzige Zufluchtsort der Gäste ist, wie bei gutem der sogenannte,,Park". Salzquelle und Wiesenquelle, die etwas abseits von diesem Mittelpunkte des Curlebens liegen, sind durch ein langes, wenn auch nicht „herrliches“, so doch „säulengetragenes Dach" mit einander verbunden. Unter einem und demselben Baue hausen der kalte Sprudel und die Louisenquelle. Die Neuquelle hat ihren Tempel für sich. Natürlich helfen wie allenthalben die Quellen gegen Alles, in Wahrheit aber wirken sie bei fehler- oder mangelhafter Blutbildung, bei gestörter Ernährung und bei Erschlaffung des Nervensystems wirklich oft wunderbare Resultate, wozu denn freilich, wie uns von fundiger Seite versichert ward, der Mangel aller und jeder Aufregung sein wohlthätiges Scherflein mit beisteuert. Und so nimmt auch die Langeweile die tröstliche Maske der Heilgöttin vor und der langsame, würdevolle Schritt des Curgastes, sein ganzes ennuyiertes Air wird zugleich Mittel und Symp tom der Heilung.

Ist die Trinkcur beendet, so begiebt man sich in den „Park“, in dessen breiter Hauptavenue der Kaffee getrunken wird, meist von vorzüglicher

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »