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andern Müttern gethan hatte, und meinte, Gott habe sie eben um ihres lieblosen Urtheils willen gestraft, und sie werde nun von ihrem Manne mit Schande verstoßen werden. Denn alle die harten Worte, die ihr strenger Herr gegen andere Weiber ausgestoßen hatte, und sein heftiger Zorn kam ihr in den Sinn, und sie`entsehte sich, wenn sie an seine Rückkehr dachte; und in ihrer großen Angst befahl sie der Hebamme unter tausend Thrånen und mit gerungenen Hånden, ihr das größte und stärkste Knäblein an die Brust zu legen, die Andern aber wegzuschaffen, daß Niemand von ihnen Kunde bekáme.

Das Weib that alsobald, wie ihre Herrin befohlen hatte, und griff einen von den Neunlingen heraus, denn sie waren alle gleich groß und stark, und legte ihn der weinenden Mutter an die Brust; die übrigen aber legte sie zusammen in einen Keffel, verbarg diesen unter ihren Man= tel, und eilte damit den Schloßberg hinab, nach dem Mühlwasser zu. Denn da wollte sie den Kessel mit Steinen versenken in der Tiefe des Wassers, wie man mit jungen Hunden thut, wenn des Wustes zu viel werden will.“

In das Wasser! rief Aurore. Das ist ja entsehlich!

Das war eine recht garstige Frau, fagte Lili.

Ja, und jest wår' es bald um die unschul digen Kinder geschehn gewesen, denn es waren nur noch wenige Schritte bis an den Mühlteich, und das Weib eilte mit ihrem Kessel unter dem Mantel, als ob es vom bösen Gewissen ge= trieben würde. Aber das Auge des Vaters im Himmel wachte, und es geschah, wie er durch den Propheten spricht: Wenn auch eine Mutter ihrer Kindlein vergåße, so will ich doch dein nicht vergessen."

,,Wie also das Weib so stracks nach dem Wasser geht, und ängstlich umherschaut, als ob es auch Jemand fåhe, kömmt über die Wiese her auf seinem Maulthiere des Grafen Gebhard von Querfurt Bruder, der fromme Bischof Bruno, der im Lande Preußen an der Ostsee die Heiden bekehrt hatte, und jeht nach Rom zog, um dort dem Bischofe zu berichten, wie es ihm gelungen war, Und da wollt' er auf der Reise auch bei seinem Bruder einsprechen, den er seit Jahren nicht gesehn hatte. Wie er nun so über die Wiese reitet, und seine Augen auf den Berg richtet, wo das gräfliche Schloß liegt, erblickt er die eilige Magd auf dem Wege nach dem Was= ser, und es kommt ihm gleich so vor, als ob hier Etwas nicht recht sey. Er treibt also sein Maulthier schärfer an, und ruft dem Weibe zu,

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wohin es so eile und was es trüge. Da fals das Weib in die Höh, und erschrack bei dem Anblicke des ehrwürdigen Mannes, und sagte mit zagender Stimme: Es sind Húndlein, die sollen in's Wasser kommen und ersäuft werden, damit des Wustes nicht zu viel wird, und damit wollte sie weiter gehn. Da vernahm der Bi-1 schof ein Winseln, wie das Winseln, nicht von Hunden, sondern von kleinen Kindern, und ver= langte ihre Bürde zu sehn; und als sie zauderte, schlug er ihr selbst den Mantel zurück, und sah den Kessel und die nackten Knåblein, die darinne jammerten."

,,Da fiel das Weib auf die Knie, und erzählte Alles, wie es sich begeben, und die große Angst ihrer Herrin, und ihre Furcht vor des Grafen Zorn."

,,Wie nun der Bischof das Alles vernahm, war er hoch verwundert, und erhob die Hände zum Himmel, und dankte Gott, der ihn so eben zu rechter Zeit hierher gesendet hatte, um ein großes Unglück zu verhüten. Dann schalt er die Magd mit strengen aber frommen Worten, und vermahnte sie, so lieb ihr ihre Seligkeit sey, Niemanden zu sagen, was sich ereignet habe; desgleichen auch den Knecht, der indeß herbeigekommen war; nahm dann die Kinder aus dem Kef=

sel, Einz nach dem Andern, und taufte sie aus" dem Brunnen am Berge, und gab Jedem seinen eignen Nahmen. Und so heißt denn der Bruns nen von jener Begebenheit der Bruno Brunnen noch bis auf den heutigen Tag.“

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,,Nachdem nun der Bischof das heilige Werk vollbracht hatte, begab er sich nicht sogleich auf das Schloß, wie er erst Willens gewesen, sons' dern forgte erst für das Unterkommen 'seiner Tauflinge, und vertheilte die Kinder. Zwey davon gab er der Frau des Müllers, die zunächst an dem Wasser wohnte, und eben ein säugendest Kind durch den Tod verlohren hatte; ein drittes gab er dem Fleischer, ein viertes dém Bäcker, und so fort die übrigen andern frommen Bür

gern, die noch wenig Kinder hatten, und verhieß ihnen Gottes Segen, wenn sie sich dieser armen Würmer erbarmten, und gab auch noch Geld oben drein. Und zu Allén sagte er, es wären arme Waislein, deren Mutter bei der Geburt gestorben, wie denn damals eine Pest im Lande wüthete, an der Viele - dahin starben, so daß überall Trauer und Herzleid war. Da war nun keiner, der die armen Waisen nicht freudig um Gottes Willen aus der Hand des frommen Mannes genommen hatte, der im ganzen Lande hoch geehrt war; und Alle versprachen die ihnen an

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vertrauten Kinder, wie ihre eigenen, christlich zu. erziehen, so gut fie es vermöchten, in aller Ehrbarkeit und Gottesfurcht.“

Die Hebamme war aber kaum nach Hause gekommen, als sie erkrankte und starb. Auch weilte der Bischof nicht lange auf dem Schloffe, und erwartete die Rückkehr seines Bruders nicht. Denn seine geistliche Pflicht rief ihn nach Rom, und er gönnte sich keine Rast."

Hier hielt der Grosvater in seiner Erzählung inne, und Mathilde reicht ihm das Glas. Ma= rianne aber schöpfte Athem, wie Jemand, dem eine große Bürde abgenommen ist, und sagter Gottlob! Nie ist mir in meinem Leben vor einem Waffer so bange gewesen, als vor dem Mühlteiche. Auch mir, sagte Aurore; aber ich war gleich wieder gutes Muths, wie Etwas über die Wiese her geritten fam. →

Nun verlangt mich doch wahrhaftig zu wissen, sagte Eduard, was aus den acht kleinen Brunos geworden ist. Ob sie denn nicht gemerkt haben, daß sie Brüder waren.

„Die Sache blieb geheim, fuhr der Grosvatèr fort, und die arme Mutter meinte, ihre Kinder wåren umgebracht. Hatte sie sich aber vorher vor dem Borne ihres Mannes gefürchtet, so fürchtete sie jezt noch weit mehr Gottes Ge

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