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richt, und der Gedanke an ihre schwere Schuld angstigte sie so bey Tag als bey Nacht. Ihr fro= her Muth war dahin, und, wenn sie ihren Kna= ben an die Brust legte, tränkte sie ihn fast mehr mit Thränen, als mit Muttermilch.“

"So vergingen fast fünf Jahre, während denen es auf dem Schlosse betrübt aussah; denn die gehoffte Freude der Eltern hatte sich in eitet Traurigkeit umgewandelt. Unterdessen war der Bischof nach Rom gezogen, und hatte dort und an andern Orten viele fromme und gottgefällige Werke vollbracht. Da aber das fünfte Jahr fast herum war, dúnkt es ihm an der Zeit, wieder an die Ostsee nach Preußen zu ziehn, um zu sehen, ob die Kirchlein noch stånden, die er ge=` gründet hatte; und es ließ ihm keine Ruhe, bis er die große und gefahrvolle Reise angetreten hatte. Da wollte er denn auch wieder bei seinem Bruder einsprechen, und nach den Kindern fragen, die er vertheilt, und, wenn Gott sie erhalten håtte, und sonst die Sache sich nach seinem Sinne fügen würde, fie ihren Eltern zurück erstatten. Diese Gedanken machten ihn froh in seiner Seele, und ob ihm gleich ahndete, daß er von dieser Reise nicht zurückkommen würde, wie denn auch wirklich geschah denn die Heiden in Preußen tödteten ihn so ritt er doch heitern Muths

auf seinem Maulthier einher, und sein alter Diener ging hinter ihm drein, und trug einen Theil der Geräthschaften seines Herrn, und was das Thier nicht tragen konnte auf dem Rücken nach. Denn die Bischöfe jener Zeit wußten nichts von einer großen Dienerschaft und anderer Hoffarth, sondern gingen, wie es sich ziemt, andern Christen in Demuth vor, und gaben den Armen ihr Geld. Wie nun also der fromme Mann mit seinent Diener nach Querfurt kam, und langsam die Straße hinabritt, die noch jeht von jener Zeit die Bruno - Straße heißt, da traten alle Leute vor ihre Hausthüren denn es war gleich be= kannt geworden, daß er kam und zogen, wie

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sie ihn nur von Ferne sahen, schon die Mühen ab, und grüßten den ehrwürdigen Herrn; und auch die acht Knåblein standen an den Hausthuren; Einer bei dem Bäcker, ein Anderer bey dem Fleischer, und sofort, und endlich auch am Fuße des Schloßberges die zwei, welche der Müller genommen hatte; und die Knaben waren alle von Einer Größe, und der Bischof hielt bey Jedem an und fragte nach seinem Nahmen und Thun. Und wie er sah, daß sie Alle noch lebten, und frisch und wacker waren, wurde er frohen Muthes, und dankte Gott, und ritt mit stiller Heiterkeit bei dem Bruno-Brunnen den Berg

hinauf, und kam so in das Schloß seines Bruders."

۲۱

„Hier war nun seine Ankunft schon lange mit großer Sehnsucht erwartet worden. Die Schwermuth der unglücklichen Gräfin hatte so überhand genommen, daß sie fast immer weinte; und der Graf, dem die Ursache ihres tiefen Jammers unbekannt war, schalt sie viel aus und mit harten Worten, und wurde auch selbst immer finsterer und in sich gekehrter. Nie sah man da ein freundliches" Gesicht, oder hörte ein frohes Wert, und die Dies ner gingen stumm und mißmuthig an einander hin," wie in einem bezauberten Schloß. Da hoffte denn jedes auf den frommen Bruno; der Graf, damit er seine Frau von ihrer Schwermuth heile; die Gråfin, damit er ihren Gemahl erheitere und ihr selbst geistlichen Trost ertheile.” Denn sie hatte beschlofsen, ihm Alles zu beichten, so sehr sie sich auch vor dem Gedankeu entsegte, dem hochverehrten Schwäs her die Missethat zu bekennen, die ihr Gewissen bes lastete. Vielleicht wäre auch noch lange Zeit bis zur Ausführung dieses Entschlusses vergangen, wäre ihr nicht der Bischof, der in ihrem Herzen las, auf halbem Wege entgegen gekommen. Als nemlich eines Tages der Graf ausgegangen war, um in dem Walde zu jagen, und die Gräfin mit schwerem Herzen dem Bischofe gegenüber saß, und schüchterne

Blicke auf ihn warf, und heiße Thränen über die blaffen, abgehårmten Wangen in ihren Schooß sic= len, nahm der Bischof das Wort und sagte:,,Was fehlt Euch nur, liebe Frau, daß Ihr so traurig feyd? Schüttet Euer Herz gegen mich aus, wenn, Ihr etwa Klagen habt über Euern Mann, daß er Euch nicht genug in Chren hält; wie ich denn wohl, sehe, daß er oft rauh und stórrig ist. Denn ob er schon mein Bruder ist, so werd' ich ihn doch nicht gegen Euch vertreten, wenn er Unrecht hat."Das sagte der Bischof aber, um ihr Gemüth auf die Probe zu stellen. Da erwiederte die Gråsin und wurde noch blässer als zuvor: Ich habe keine Klage über meinen Herrn. Denn wenn er schon. streng ist und mich mit Worten hart straft, so ist es doch nie so viel als ich verdient habe. Und da ich immer so voll herben Jammers bin, und Feine Freude in mein Herz fommt, und ich ihm auch keine Freude schaffen kann, so wäre es kein Wunder, er stieße mich von sich und nähme sich ein besseres Weib. Ach eine schwere Schuld lastet.. auf meinem Herzen und drückt es so zusammen, daß es oft nicht einmal zu Thränen kommen kann ; und ich sehe keine Rettung aus dieser Noth, selbst im Tode nicht. Denn was mich nach dem Tode

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erwartet, weiß ich nur allzuwohl. Aber ob mich gleich die Last meiner Sünden so zu Boden drückt,

daß sie mir das Leben zum Tod und den Tod zur Hölle macht, und ich keinen andern Wunsch habe, als mich dieser entfehlichen Bürde zu entledigen, so sind sie doch so ungeheuer, daß sie den Weg über meine Lippen nicht finden können, und ich mich eben so sehr fürchte, sie zu bekennen, als ohne Bekenntniß dahin zu sterben.“

,,Bey diesen Worten hielt die Unglückliche inne, und eip Strom von Thränen brach aus ihren Augen, die sich scheu zum Himmel erhoben, aber so · gleich wieder senkten und dann zu dem Bischofe zuz rück kehrten, als suchten sie Trost. - Da nun dev fromme Mann sah, wie hart das arme Weib die alte Schuld büßte, ging ihm ihr Jammer an die Seele, und er sagte mit milder Stimme: Geh in Deine Kammer und bitte Gott um Vergebung Deiner Sünden. Wie groß auch immer Deine Schuld fey, so ist sein Erbarmen doch noch größer.

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Ach, mein Gott, erwiederte die Gräfin mit wachsendem Jammer, ich bete Tag und Nacht zu ihm; aber es kommt kein Trost in mein verzagendes Herz. Denn immer liegt meine Missethat vor mir und wälzt sich, wie ein ungeheurer Fels, zwischen Gott und mich, daß ich sein Angesicht nicht finden kann. Eine wilde Fluth braußt um mich her, und meine Stimme dringt nicht zu ihm hinüber, und die Trostungen feines Wortes kommen nicht zu mir,

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