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Wenn es an meiner Reue genug wåre, so hab' ich Buße gethan im Sack und in der Asche; meine Kraft ist von Fasten aufgezehrt, und meine Knie find wund. Aber wie groß und tief auch meine Reue ist, so ist meine Schuld doch noch größer und tiefer, und keine Büßung füllt die Unermeßlichkeit dieses Abgrundes aus. Daher ist mein Jammer ohne Maaß, wie er ohne Grenzen ist; und wie ein unerfáttliches Raubthier fällt mich mein Schmerz, wenn ich ihn bisweilen ermattet glaube, mit immer erneuerter Wuth und Heftigkeit an. Wenn Ihr Mitleiden mit mir habt, und ich sehe,' daß Ihr es habt, so kommt mir zu Hülfe in meis net Noth. Wendet Euch für mich zu Gott. Bon Euern frommen Lippen wird er die Bitte um Erbarmung nehmen, die er von meinem Munde verschmäht.” —

,,Bey diesen flehenden Worten war die Jam mernde auf die Erde gefunken. Ihre Arme süßten fich auf des Bischofs Knie; sie drückte ihre vers weinten Augen auf die gefalteten Hånde; die langen, blonden Locken hingen aufgelößt bis auf den Böden herab. Tiefe Seufzer quollen mühsam aus ihrer allzu belasteten Brust, und mit ihnen drångte sich das Geständniß zu den zitternden Lippen. Sie bes gann es und stockte begann wieder und noch Einmal, und ihre Thränen schwemmten es hinwegs

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Sie hatte genug gebüßt. Da legte der Bischof feine Hand auf ihr Haupt, kúßte sie auf die Stirn und sagte mit gerührter Stimme: Steh auf, Kind. Gott hat sich Deiner erbarmt; Deine Schuld ist von Dir genommen. Du wirst noch frohe Tage fehn."

,,Ueberrascht durch diese Worte erhob die Arme ihr niedergebeugtes Haupt. Ein flüchtigen Roth überstrahlte das blasse Angesicht, und ihre dunkeln, in Thränen schwimmenden Augen schienen zu fra gen: Wie könnte das möglich seyn ?"

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Als der Grosvater bis hierher in seiner Erzählung gekommen war, hörte man plöglich in der Straße, die zur Linken an dem Garten hinaufgeht, ein lautes Schreyen und Rufen, mit Brúllen von Rindern vermischt, und gleich darauf kam ein Haufe von Männern zum Vorschein, die einen tobenden Stier mit Mühe an den Hörnern hielten, während andere bemüht waren, ihm die Füße mit Stricken zu fesseln. Die Kinder sprangen von ihren Sißen auf, und sahen mit banger Erwartung dem Ausgange des Kampfes entgegen. Bald aber war der Stier überwältigt, und wurde jezt, nachdem ihm die Augen verhängt worden waren, von der jubelnden Menge nach seinem Stalle mehr ge= schoben als geführt. Jeht erfuhr man auch, daß sich bey der Rückkehr der Heerde vom Weidplak

dieser Stier mit unbåndiger Wuth in einen schmalen Gang, zwischen den Gårten hin, gestürzt, wo eben ein junges Weib sorglos mit ihrem Säugling auf dem Arme ging. So wie sie das Schnauben und Brüllen des Unthiers hinter sich hört, wirft sie das Kind über den niedrigen Zaun des nächsten Gartens auf das Gras, und sich selbst auf die Erde. "In blinder Wuth rennt der Stier über sie hin; aber da Leute herbey eilen, um sie aufzuheben, scheint fie tod. Während einer der Nachbarn dieses dem Großvater am Zaune stehend erzählt, stürzt der Mann des jungen Weibes athemlos zur Gartenthür Herein, und bittet um Beystand für seine Frau. — Alle drängten sich theilnehmend um ihn. Alle frag= ten, ob ihr ein Schaden geschehn fey. Nicht daß wir wüßten, antwortete der Mann; aber sie liege wie tod, und wir haben nichts zu riechen oder sie anzuftreichen. Der Großvater suchte den bestürzten Mann zu beruhigen: Sie wird wieder zu sich kommen; sie ist vielleicht schon jest wieder bey sich. Geh, Amalie, und nimm von dem flüchtigen Salz mit und Naphta. Das übrige weißt Du.

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Die Pfarrin war schon auf dem Wege; kaum fonnte der arme Mann ihr nach, so sehr hatte ihn der Schrecken gelähmt.

Die Frau lag auf dem

Bette, bleich wie der Tod.

Ihr Säugling aber

schlief in seiner Wiege so sanft, als ob ihm nichts widerfahren wäre.

Die ganze Stube war mit Menschen angefüllt. Einige weinten; die meisten sahen ångstlich und bedenklich aus. Als die Pfarrin hereintrat, wichen Alle zur Seite: Da kommt unser hülfreicher Engel, murmelten fie, und sahen Alle nur nach ihr hin. Die Pfarrin faßte die Kranke bey der Hand, und glaubte Wärme zu fühlen; dann beugte sie sich auf ihren Mund, und vernahm ein leises Ahnden des Odems. Jezt rieb sie ihr die Schläfe mit dem flüchtigen Aether und die Pulsadern des Vorder= arms, während Andere dasselbe an den Fußsohlen thaten. Allmählig ergoß sich ein leises Roth über die erbleichten Wangen; die Brust schien sich zu heben, und nach wenigen Augenblicken feufzte die für tod Geachtete tief auf. Dann, als ob sie aus einem schweren Traume erwachte, fagte sie leise und ohne die Augen zu öffnen: Wo ist mein Kind?Da wendete sich der Mann, der bisher stumm und ångstlich harrend über der Kranken gehangen hatte, keinen Blick von ihrem Gesichte verwendend, rasch nach der Wiege hin, nahm das schlummernde Kind heraus, und legte es in ihren Arm. Stumm drückte sie es an ihre Brust; und jezt erst schlug sie die blauen Augen auf, sah auf ihr Kind, dann auf

ihren Mann, und dann zum Himmel. Was ihr widerfahren war, wußte sie nicht.

Die Pfarrin kam zurück mit Auroren an der Hand, die ihr entgegen gesprungen war. Die Nachbarin lebt, riefen beyde von Fern schon dem Grosvater zu; auch ihr Kind hat keinen Schaden ge= nachdem sie Alles berichtet hatten, nahm Jedes seinen Plah wieder ein, und harrte mit Ungeduld dem Ausgange der unterbrochnen Geschichte.

nommen.

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Wo war ich geblieben? fragte der Grosvater. -Wie die Gråfin auf den Knien lag, sagte Ma= thilde, und der Bischof hatte zu ihr gesagt — was hatte er doch gesagt, daß sie sich so wunderte? Er hatte gesagt, fiel Marianne ein, Gott hat sich Deiner erbarmt und Du wirst noch frohe Tage sehn.

Und da fuhr sie verwundert in die Höh; 'fuhr Mathilde fort, und konnte es gar nicht glauben, und es war, als ob sie den Bischof fragen wollte: wie sollte das in aller Welt möglich seyn? Nun, Grosvåterchen!

Der Grosvater erzählte weiter: „Und der Bischof errieth was sie sagen wollte und fuhr fort: Zweifle nicht an meinen Worten und laß Dein Za= gen. Ich sage Dir: Gott hat sich Deiner erbarmt und Du wirst noch frohe Tage sehn; ja, sie heben schon in diesem Augenblicke an. Wenn das mût

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