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Der Pfarrer von Mainau ist des Herausgebers alter Freund, und seine Familie gehört zu den angenehmsten und liebsten Bekanntschaften desselben. Nachdem jener seine Studien auf der Universität gemacht und dann einige Jahre Gesellschafter und Führer eines jungen reichen Herrn gewesen war, kehrte er in seine Baterstadt zurück, und erbaute die christliche Gemeinde durch seine Predigten. Auch bestieg er oft die Kanzel in Mainau, der alte ehrwürdige Pfarrer eine schöne Tochter hatte, in deren Herz er sich hineinpredigte, fo wie sie sich mit ihrer schönen reinen Stimme in das feinige gesungen hatte. Die Besuche wurden nun immer häufiger, und die jungen Leute

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wurden bald inne, daß sie von Gott für einander bestimmt waren; und da der bejahrte Pfarrer in Mainau in seinem weitläuftigen Amte einen Gehülfen brauchte, und der junge Mann den Beyfall der ganzen Gemeinde hatte, so war es leicht zu bewerkstelligen, daß er die Pfarrstelle und die Frau zusammenbekam. Seitdem es mögen jezt etwa vierzehn Jahre seyn. - lebten die jungen Leute mit dem alten Vater in dem Pfarrhause zus fammen, und es ist eine Freude zu sehen, wie sich da das Alter und die Jugend in den mannichfaltigsten Abstufungen an einander schließt, und wie zu einem Kranze anmuthig vereinigt. Ich gehe deshalb auch so oft hinaus, als es sich schicken will, und immer erfreut und erheitert mich das wohlge= regelte, stille Hauswesen, wo Jedes an seinem Plage ist, und Jedes ohne viele Umstände und Worte das Seinige thut; so daß das Ganze der Wiederschein der Ruhe und Eintracht ist, die eben auch im Innern herrscht. Das gute Herz meines alten Freundes, und die freundlichen Augen feiner lieben Frau, die mich, ich mag kommen, wenn ich will, willkommen heißen, thun das ihrige auch dabey. Da ich seit einigen Jahren schwer höre, so könnte ich es den guten Leuten nicht verdenken, wenn ihnen meine Besuche etwas lästig wären, "da sie sich anstrengen mús

fen, um mit mir zu sprechen. Aber ich habe bis jezt noch nichts davon wahrnehmen können. Doch komm' ich allerdings jest feltner, um ihre Geduld nicht zu oft auf die Probe zu stellen.

Da ich nun für meine Person an dieser Fas milie so viele Freude habe, so habe ich das ge= genwärtige Buch herausgegeben, damit andere Leute, die gern von guten Menschen hören und lesen, auch Etwas davon haben möchten. Es herrscht nemlich in dem Pfarrhause zu - Mainau die Einrichtung, daß die Geschäfte des nächsten Tages immer den Abend zuvor bestimmt und Jes dem, was ihm obliegt, zugetheilt wird. Manches in dieser Anordnung reicht, oft auf Wochen und Monate hin, Anderes muß nach den Umstånden täglich erneuert werden; aber immer weiß Jedes zum Voraus, was es zu thun hat und: thut es auch ohne sich zu befinnen oder zu murren, eben weil es eine überlegte und voraus bestimmte Anordnung ist. Dabey ist auch auf mögliche Zufälligkeiten Rücksicht genommen, so daß die Unterbrechung des Gewöhnlichen doch keine Verwirrung verursacht. Wenn nun also, vom Morgen an, Jedes sein Tagewerk getrieben, die Männer in der Studirstube oder im Amte, die Frauen in der Küche oder beym Gartenwesen

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oder am Spinnrocken, so ist gegen Abend die ganze Familie fertig, und Alle kommen frohen Sinnes und heitern Muthes zu einer gemeinschaft= lichen Unterhaltung zusammen, was im Sommer und wenn die Witterung günstig ist, immer im Garten geschieht. Die Mädchen bringen dann irgend eine leichte Handarbeit mit; die Männer erzählen und lehren; oft wird auch vorgelesen. Häufig führt der Großvater das Worts Und das ist dann den Kindern meist das liebste; denn fo alt er ist, so fröhlich ist er doch, so daß er nicht nur selbst mit großer Lebendigkeit spricht; fondern oft auch die Kinder zu Scherz und Kurzweil auffordert. Weil es denn nun diesen Feyerabenden nie an Fröhlichkeit und anziehender Unterhaltung fehlt, so werden sie immer von Allen mit Verlangen erwartet, als Belohnungen des gut vollbrachten Tages, und die füße Frucht der Muße nach verrichteter Arbeit. Es wäre, wohl jedem Hause zu wünschen, daß es eine solche Einrichtung hätte, wie das Pfarrhaus in Mainau, so hätten die Hausváter und Hausmütter nicht nöthig, Tag für Tag Gesellschaft außer dem Hause zu suchen, was seine mannichfaltigen Nachtheile hat. Biele würden dann freundlicher mit einander umgehen; die Eltern würden die Kinder, die Kinder die Eltern besser kennen und mehr lies

ben lernen vieles Thörigte würde ungethan blei ben, und manches Heilsame und Gute gefördert werden. Freude und Ruhe hätte man gewiß mehr dabey. Indeß, ob dieß gleich nicht schwer einzusehen ist, so ist es doch nicht wahrscheinlich, daß das Beyspiel viele Nachahmer finden werde.

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j Was indeß meine Leser selbst nicht haben, oder nicht haben können, werden sie doch vielleicht gern bey Andern sehn. Ich habe mir deshalb von meinem Freunde, dem Pfarrer, öfters erzählen laffen, wie es am Abend bey ihm zugegangen, was gesprochen und gescherzt worden ist → oftz mals bin ich auch selbst dabey gewefen, oder die Pfarring, die ein trèfliches Gedächtniß hat, haf es mir auf dem Spaziergange mitgetheilt. Ich hab' es dann aufgeschrieben, wie es hier gedruckk zu lesen ist, und überrasche den Pfarrer zu Weihnachten damit, und ich weiß, daß er es gut und freundlich aufnehmen wird. Seinen Kindern wirder freylich. Nichts davon sagen, damit sie sich nicht etwas besonders darauf einbilden, daß ihre Nahmen und Gespräche in einem gedruckten Buche stehn und in ganz Deutschland gelesen werden können.*" Wenn sie aber erst alt geworden, und dann das Büchelchen dem Einen oder dem Andern von ihnen sin, die Hände, fällt, werden sie

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