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Ernstes, wie mir noch nicht vorgekommen war. Als ich nun Abschied nahm und wegging, ging auch ihr Bild mit, und ich konnte fast an nichts anders denken, als an das liebe Kind. Ich kam öfters heraus, um nach meinem Kranken zu sehn und nach ihr. Da sah ich denn, wie lieb ihre Geschwister sie hatten, wie still und aufmerksam fie die Wirthschaft führte denn nach dem Tode ihrer Mutter lag das ganze Hauswesen auf ihr und wie sie, ohne es sich merken zu lassen, den Wünschen ihres Vaters in Allem entgegen kam; und da war es mir, als ob mich der Wille des Himmels in dieses Haus geführt hätte, um durch dieses Kind glücklich zu werden. Ich bin es auch geworden, und mehr noch, als ich das mals hoffte. Gott gebe, daß Marianne auch eine so gute Frau wird! Sie ist das leibhafte Ebenbild ihrer Grosmutter.

Da dem alten Manne das Herz hieben weich geworden war, sagte der Pfarrer, um seine Ge danken auf etwas anders zu lenken: wie kam es denn aber, daß Sie die Arzneikunst aufgaben, die ja auch eine so schöne Kunst ist, und den geistli= chen Stand dafür ergriffen? -Der Hauptgrund mochte wohl seyn, erwiederte der Greis, weil es

Gottes Wille war. Ich hatte immer eine Vorliebe für diesen Stand gehabt; da aber mein Va'ter mich lieber zu seiner Kunst heranziehen wollte, so folgte ich ihm. Meine Praxis hatte auch einen recht erfreulichen Fortgang. Aber ein Zufall, wenn ich es so nennen darf, machte sie mir zus wider.

War es nicht während einer ansteckenden Krankheit? fragte die Pfarrin.

Es war während des siebenjährigen Kriegs, antwortete ihr Bater. Die Franzosen hatten ein. Lazareth in der Stadt, aus dem sich ein furchtbares Nervenfieber verbreitete. Mehrere Aerzte wurden ein Opfer ihres Berufs, und mir fiel so viel Arbeit zu, daß ich kaum im Stande war, Alles, was mir oblag, zu bestreiten. In einer Nacht, wo ich mich von Arbeit und dem Anblicke des mannichfaltigsten Elends ganz erschöpft, zur Ruhe begeben hatte, wurde ich durch einen Freund aus dem Schlafe geweckt, mit dem ich von Ju-. gend auf in der engsten Vertraulichkeit gelebt hatte. Dieser Mann war glücklich verheirathet und Va= ter von zwey Kindern, an denen sein Herz hing. Eines dieser Kinder war mit der Braune befallen worden. Ich sprang hastig auf, kleidete mich an,

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und ergriff in der Dunkelheit, in der Bestürzung, in der Schlaftrunkenheit auch wohl, einige Kleidungsstücke, mit denen ich wenige Stunden vorz her in verpesteten Häusern gewesen war. Zu spát wurde ich meinen Irrthum gewahr. Das Kind wurde für den Augenblick gerettet; aber der Vater bekam nach wenigen Tagen das Fieber, und starb; feine beyden Kinder folgten ihm in das Grab, und zuleht die verzweifelnde Mutter, die das Liebste, was sie auf Erden hatte, nicht überleben konnte. Meinen Zustand bey dem Tode dieser geliebten Familie will ich nicht beschreiben. Ich sah mich als ihren Mörder an, da ich ihr Retter håtte seyn sollen, und that an ihrem Grabe den Schwur, so bald nur die Noth der Stadt vorüber wäre, der ungewissen Kunst zu entsagen, und mich zu einem Berufe zu wenden, wo ich mein und andrer Heil besser fördern könnte.

Marianne saß unterdessen und flocht an ihren Kränzen fort; die Geschwister trugen Blumen zu. Dann faßten sie sich bey den Händen und tanzten um die freundliche Schwester her, die nun auch für sich einen Kranz von blauen Kornblumen webte.

So ein frohes Leben war auch in Deines Grosvaters Hause, fuhr der Greis fort, der immer

die Augen auf den Kindern, die Gedanken in der Vergangenheit hatte. So wurde meine gute Christiane auch von ihren jüngern Geschwistern ums tanzt, als sie meine Braut war, und in ihrem Myrtenkranze auf den langen blonden Locken wie ein Engel unter ihnen stand. Ihrem Vater mochte es auch so vorkommen. Denn er brach einen blúhenden Lilienstengel ab, und gab ihr ihn in die Hand, und sie schlug die Augen errdthend nieder, da sie seine Meinung ahndete, und sah darum nur noch mehr aus, wie ein Engel.

Da die Pfarrin sah, daß sich ihr Vater wieder zu sehr in diese wehmüthigen Erinnerungen verlohr, sagte sie: Hatte nicht die Mutter damals auch noch andere Freyer? Ja wohl, erwiederte der Grosvater, und mehr als Einen, der wohl håtte blenden können. Da war unter Andern ein reicher Landrath in der Nachbarschaft, ein Herr in mittlern Jahren, der war sterblich in sie vers licht, und wollte sie zur gnådigen Frau machen. Ich war einmal aus der Stadt herausgekommen unsere Sache war noch nicht ganz richtig, aber doch schon im Werden und wir saßen dort auf der Wiese, und der Landrath fand sich auch Nach allerhand scherzhaften Reden fiel es

ein.

ihm ein, Christianen zu küssen. Sie hielt ihm ab und sprang auf; er auch; sie entlief; er ihr nach. Nie ist wohl ein flüchtigeres Reh von einem schwerfälligerem Wolfe gejagt worden. Sie berührte kaum den Boden, und wenn man nicht auf ihre Füße sah, mußte man glauben, sie flöge. Aber wie der wohlbeleibte Herr hinter ihr her war! Wie er mit Armen und Beinen zugleich arbeitete, und sich auch leicht machen wollte! - Wir sa= ßen und lachten, und hielten uns die Seiten und konnten nicht aufhören zu lachen, als er keuchhend und glühend zurück kam, und einmal über das Andere sagte: Der Wildfang! Sie läuft wie ein Rebhuhn! So etwas ist mir noch nicht vorges kommen! und dabey trocknete er sich mit den Tuche, und konnte nicht aufhören zu wedeln und zu pustern.. Christiane aber kam den ganzen Abend nicht wieder.

Der alte Mann lachte bey dieser Erzählung so Herzlich, als ob die ganze Scene lebendig, vor seiz nen Augen stånde.

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