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das auf dem Tische gelegen hatte, dann noch an ein anderes Werkzeug auf dem Tische aber lag nichts mehr, am wenigsten ein Leichnam. Denn der hatte sich in die Ecke gekauert.

Der todte Mann? rief Marianne.

Ja, aber er war nicht mehr tod; sondern, weil er nicht ordentlich gehenkt worden war, war er wieder lebendig geworden.

Ach, der arme Mann, fagte Aurora. Wenn der nun wieder nach Hause gekommen ist, da wird auch die Verwunderung nicht gering gewesen feyn.

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Das ging nicht so leicht, fuhr Mathilde fort. Denn erstlich hatte der arme Mensch gar keine Kleider an ;· zweytens hätten sie ihn wohl wieder fest genommen, und weil er sich unterstans den hatte wieder lebendig zu werden, zum zweytenmale gehenkt, und da hätten sie sich vielleicht besser vorgesehn. Wie nun der Professor den armen nackten Menschen in der Ecke kauern sieht, und sich sehr darüber verwundert, fållt ihm dieser zu Füssen, und bittet ihn um Gottes willen, Mitz leiden mit ihm zu haben. Er sey wie aus einem

tiefen Schlaf erwacht, oder von einem argen Rausch, und da hab' er sich eben erst besonnen, daß er gehenkt gewesen. Es sey gar zu schreck. lich! Da hatte nun der Profeffor, der ein eben so guter als herzhafter Mann war

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Das ist meist beysammen, murmelte Eduard.

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Der Profeffor hatte also Mitleiden mit ihm, und fann, wie er ihn wohl retten könnte. Das war aber keine leichte Sache, und auch gefährlich für ihn, weil dort jeder auf die Festung kam, der einem Soldaten durchhalf. Der Professor dachte aber: Soll ich Schuld feyn, daß der arme Kerl noch Einmal gehenkt wird? Es ist an Eis nemmale genug. · Besser ist's'; ich wage es darauf. Gott wird helfen. Und nun suchte er aus feinem Schranke die nöthigen Kleidungsstücke zus fammen, und als sich der Soldat angezogen hatte, gab er ihm eine Laterne in die Hand, nahm selbst Hut und Stock, und ging ́, der Laternenträger voran - frisch nach dem Thore zu. Da schlug nun dem armen Soldaten das Herz so gemaltig, daß er kein Wort sprechen konnte; denn aus der Festung durfte eigentlich Niemand bey Nacht, und wenn ihn die Schildwache für einen Solda

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ten erkannt hatte, hätte sie es bey Lebensstrafe nicht verhehlen dürfen und überdieß stand der Galgen, an dem er demselben Morgen gehangen hatte, ganz nah an dem Thore. So wenig nun der Soldat Muth hatte, so herzhaft war der Professor. Er rief mit lauter Stimme der Schildwache seinen Nahmen zu, und bat fie, feinem Diener hier aufzumachen ; er müsse zu einer Frans ken Frautin der Vorstadt und es sey Noth vorhanben. Nun war der Profeffor einer der beliebtesten Aerzte in der Stadt, und da ihn Jedermann Fannte, wurde ihm das Thor ohne Schwierigkeit geöffnet. Endlich lagen die Wälle hinter ihm. Der vorgebliche Diener konnte nun wieder Athem schöpfen, dankte: dem menschenfreundlichen Arzte tausendmal, der ihm noch ein Stück Geld und guten Rath auf den Weg gab, und lief. nun der Grenze zu, wò er in Sicherheit kam.

Mathilde schwieg hier. Ift deine Geschichte zu Ende? fragte der Bater.

Ich denke, antwortete Mathilde. Ich weiß nichts weiter davon.

Nun so höre, fuhr der Vater fort, wie es damit weiter gegangen. Ich habe diesen guten

und menschenfreundlichen Arzt selbst gekannt, und den ganzen Verlauf aus seinem eigenen Munde gehört.

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Der Profeffor lehrte nach diesem nächtlichen Abentheuer durch ein anderes Thor nach Hause zurück, und schlief aus, und Jahre vergingen, und er dachte kaum mehr an den Vorfall. Da machte er eine Reise nach Holland. Als er nun Eines Tages in Amsterdam auf der Straße geht, bes merkt er, daß ein wohlgekleideter Mann ihn scharf in die Augen faßt, einigemal an ihm vorübergeht, ihm dann in einer kleinen Entfernung folgt, und endlich mit ihm in denselben Gasthof tritt. Der Professor geht in sein Zümmer,. der Fremde in die Wirthsstube. Aber nach wenigen Augens blicken läßt Jemand den Professor um eine Audienz bitten. Jego tritt nun derfelbe Fremde herein, der ihm auf der Straße nachgegangen war. Ich habe so eben gehört, hub er mit sichtbarer Bewegung an, daß ich mich nicht geirrt habe, daß Sie der Mann sind, dem ich die größten Verpflichtun gen habe; und ich habe dem Verlangen nicht widerstehen können, Ihnen meine Dankbarkeit zu bezeigen, auf die Sie ein so großes Recht haben. “ Hier schwieg er, und schien zu erwarten, daß ihn

der Profeffor wieder erkenne. Dieser glaubte, es fey irgend Einer, dem er einmal in einer Kranks heit geholfen, und den er unter so vielen vergeffen habe, entschuldigte sich also, und bat, ihm zu fagen, bey welcher Gelegenheit er denn, das Ver gnügen gehabt habe, ihm einen Dienst zu leisten? Sie haben mir das Leben gerettet, erwiederte der Fremde, und wiffen es nicht, Dann ergriff. er seine Hand, und sagte mit Thránen im Aug: Erinnern Sie sich nicht mehr eines Unglücklichen, der in Ihrem Hause wieder zum Leben erwachte, den Sie kleideten, und, mit eigner Gefahr, dem: Tode entriffen, der von neuem über seinem Haupte schwebte? Dieser Unglückliche bin. (ich. Ihre: Wohlthat hat Früchte getragen. Ich bin ein freyer und glücklicher Mann, und in diesem Au» genblicke ist der Wunsch erhört, den ich langes lange in weinem Herzen gehegt habe, der Wunsch, meinen größten Wohlthäter noch Einmal zu sehn, ihm zu danken, und ihn zum Zeugen meis nes Glückes zu machen.

Ihr mögt nun wohl glauben, daß der Professor jezt nicht viel weniger erstaunt war, als das mals, wo er den lebendigen Leichnam bey sich in der Ecke fiben fah, Bald aber machte fein Ers

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