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Nachdem also schon die Kassiten selbst durch die Vorsetzung des Gottesdeterminativs vor das zweite Element dieses Ländernamens zu erkennen geben, wie derselbe zu fassen ist, wird es gewiss das rationellste bleiben, diese für uns älteste und von autentischer Seite kommende Deutung zu akzeptieren, statt der eigenen Willkür1) zu folgen.

Es gibt also einen Gott Duniaš, dem HÜSING als >>unmögliches Gespenst« zu früh ein »requiescat in pace< (siehe OLZ IX 665) nachgerufen hat. 2) Damit erledigt sich auch die früher mehrfach geäusserte, besonders von WINCKLER Vertretene Ansicht, dass Karduniaš eine kassitische Uebersetzung von mat Kaldu = »Kaldu-Land< māt sei.3) Diese Anschauung verliert ferner dadurch eine Hauptstütze, dass sich eine Kurzform Kardu für Karduniaš bisher nicht durch eine einwandsfreie Stelle bezeugen lässt. Das » Kar-du« im Siegel Tukulti-Ninib's I. (Vorderseite 2) weist die Rückseite (Zl. 2) der Inschrift ziemlich sicher als blossen Schreibfehler für Kar-du-ni-ši aus.

ias in ilu Duniaš ist nach dem Vorausgehenden sicher = mātu bzw. mātāte; mithin: der Gott »Dun der Länder«. Ein Gott Dun erscheint mehrfach in Eigennamen aus der Zeit der Könige von Ur und Nisin. 4) Nun ist DUN als Ideo

nämlich IV R2 36, Nr. 3, 9 (Inschr. des Karaindas) und HILPRECHT, OBI Nr. 43, 2 (Inschr. Kurigalzu's), beidemale Ka-ru-du-ni-ia-aš geschrieben.

1) Man höre nur, was HÜSING über die Bedeutung von Kar-Duniaš in OLZ IX 664 schreibt: »Sollte es vielleicht »das Meerland« bedeuten? Wir wissen ja bisher nicht, wie das Meer auf Elamisch hiess! Etwa duni?«. 2) Es kann sich um keine von den babylonischen Schreibern übernommene Eigentümlichkeit der elamitischen Rechtschreibung (Setzung des Determinativs nap = »Gott« vor muru(n) = »>Erde« und kik = »Himmel«) handeln, wie BORK in OLZ X 526 meint. Dann müsste man doch wenigstens dun-ilujas erwarten. Oder will BORK dun bzw. duniaš zu einem (elamitischen?) Worte mit der Bedeutung »Land« stempeln?

3) Vgl. auch meine Bemerkungen in Klio VI 2072, woselbst verschiedene auf die Kaldu Kardunias- Frage bezügliche Literaturnachweise gegeben sind.

4) Vgl. E. HUBER, Personennamen S. 174. Da Dun schon mehrere

gramm für edlu »Mann, Held, Herr« belegt, also für ein Synonymum von bēlu.) Wir dürfen daraus gewiss folgern, dass der Gott Dun mit dem semitischen Bel identisch ist und daran anschliessend die Gleichung Dun mātāte = Bēl mātāte aufstellen.

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Bel-matate >Herr der Länder ist das Epitheton, das man dem Bel wohl als »Herrn der (bewohnten) Erde< beilegte) und zwar speziell, wie es scheint, in Nippur, dem uralten Zentrum des Bel-Kultus; denn das in von dort stammenden Weihinschriften des öfteren als Beiname des En-lil begegnende Lugal-kúr-kúr-ra3) darf ruhig als eine Jahrhunderte vor der Kassitendynastie als Gott in Babylonien nachweisbar ist, werden wir in ihm einen sumerischen Gott erblicken müssen, dessen Verehrung später auch die Kassiten nach ihrer Invasion adoptiert haben. 1) DUN konnte dann wohl auch geradezu im Semitischen durch bēlu wiedergegeben werden, wenngleich bisher m. W. eine solche Entsprechung durch keine Stelle direkt zu belegen ist; doch beachte REISNER'S Hymnen P. 97 (Nr. 532), Zl. 46, wo DUN-MI-A-MU durch sa bel-tum(?) . . . glossiert wird.

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2) Vgl. ZIMMERN, KAT3 357. EN-KÚR-KÚR als Beiname des Bēl findet sich: Inschr. Kurigalzu's IR 14, Nr. 1, Zl. 2; Sarg. Annal. 436; HARPER Nr. 648 (= 80, 7-19, 39) Obv. 3; Enuma-elis col. VII, 116 = KING, Creation vol. I 110 (vgl. dazu noch p. 168) KB VI, 1 36, Rev. 13. In CT XVI 13, col. II 15-16 THOMPSON, The devils and evil spirits vol. I, p. 56: iluEN-KUR(−)-KUR und iluNIN-KUR-KUR, wohl sicher Bel und Bělit. Auch Ninni (Istar) wird zweimal auf Gudeatexten (Steintafel Nr. z bei THUREAU-DANGIN, VAB I 144 und Statue C, col. II 2 = a. a. O. I 74) als NIN-KÚR-KÚR-RA = >>Herrin der Länder« tituliert.

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VAB I 36; Inschr. Lugal

VAB I 152;

154; Inschr. Lugalkigubni

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VAB I 156; Inschr. Ur

3) Inschrift Entemena's lit. n, col. I 2 zaggisi's col. I 2; II 37; III 14 dudu's lit. b, Lugalkisalsi's, Enša(g)kušanna's zage's von Kis = VAB I 160. Ueberall als Beiwort zu En-lil (Bel); nur Lugalzaggisi col. II 14 = VAB I 154 und bei Lugal-TAR-si als Cognomen Anu's begegnend. Dass LUGAL-KÚR-KÚR-RA nur eine Uebersetzung des semitischen bel mātāte darstellt, dies wird durch die mit Recht von RANKE bei ED. MEYER, Sumerier und Semiten in Babylonien 32, Anm. I hervorgehobene Tatsache bestätigt, dass in sumerisch geschriebenen Texten der semitischen Zeit bēlu »Herr« oft durch lugal >> König wiedergegeben wird. Vgl. z. B. KING, Hammurabi Nr. 57, 44 (semitisch) mit Nr. 58, 39 (sumerisch): be-li-ia = lugal-ma.

Uebersetzung des semitischen bel mātāte angesehen werden. Ed. MEYER'S Vermutung (in Sumerier und Semiten in Babylonien, Berlin 1906, S. 32), dass Bel ursprünglich nur eine Abkürzung von bel-matate sei, hat entschieden viel für sich.

Während in Duniaš wahrscheinlich der von den Kassiten übernommene sumerische Gottesname Dun steckt und darunter wohl eine mit dem semitischen Bel gleichzusetzende Gottheit zu verstehen ist, dürfte Buriaš, d. h. eigentlich » Bur der Länder« eine von Hause aus kassitische Gottesbezeichnung ausdrücken. Aus dem Umstande, dass die bilingue Königsliste Buriaš durch bēl mātāte übersetzt, gewinnen wir die Erkenntnis, dass das Wort für »Herr < im Kassitischen bur lautete. Der Name »Herr der Länder< deutet gewiss an, dass Buriaš eine der Hauptgestalten des kassitischen Pantheons, ja vielleicht geradezu den kassitischen Götterkönig, repräsentierte. Mit der Annahme einer bevorzugten Stellung dieses Gottes lässt sich dann auch trefflich die Beobachtung vereinigen, dass gerade sein Name besonders häufig in kassitischen Eigennamen1) wiederkehrt. Im übrigen scheinen die von den Kassiten dem Buriaš zugeschriebenen Eigenschaften von der Vorstellung, welche die Babylonier mit Bel verbanden, erheblich abgewichen zu sein, da ihn die Götterliste K 2100, col. I 21 (mitgeteilt von BEZOLD in PSBA XI, 173 f.) in Uebereinstimmung mit dem kossäischen Vokabular Zl. 6 2) nicht mit Bēl, sondern mit Adad identifiziert.

Die Erklärung von ilu Duniaš als Gottesname kann, wie ich glaube, als völlig gesichert gelten. Wie steht es nun aber mit dem ersten Elemente Kar? Die Existenz einer grösseren Zahl von babylonischen Ortsnamen die kāru = »Wall« als erstes und einen Gottes- oder Personen(dann besonders Fürsten)-namen als zweites Glied auf

1) Solche Namen siehe bei HOMMEL, Grundriss 30; PEISER, Urkunden der dritten babylonischen Dynastie S. VIII; CLAY, Babyl. Exped. XV, p. 54. 2) Hier in der Nebenform Ubriaš für *Uburias, mit prostethischem Vokal, vorkommend.

weisen, legt es gewiss sehr nahe, auch für Kar-Duniaš eine analoge Erklärung zu postulieren.') Dagegen würde die konsequente Schreibung Ka-ra-ilu Dunias der Amarnabriefe) und der oben erwähnten Stellen bei CLAY XIV, Nr. 1, 1; Nr. 128, 1 nicht sprechen. Denn das Wort kāru ist höchst wahrscheinlich für ein nichtsemitisches Lehnwort im Assyrischen zu halten. An eine kassitische Provenienz dieses Wortes kann deshalb nicht gut gedacht werden, da es schon in vorkassitischer Zeit, speziell in der Hammurabi-Periode, mehrfach als erstes Glied in Ortsnamen3) auftaucht. kāru dürfte vielmehr aus einem sumerischen kar bzw. kara semitisiert sein. 4) Man beachte, dass die Schreibung Ka-ra lediglich in der Kassitenzeit anzutreffen ist; später finden wir nur Ka-ru, gewöhnlich ideographisch Kār(u), ein paar Mal dafür auch Kár(Gán). In Ka-ra ist wahrscheinlich die sumerische Form zu erkennen. 5)

Uebertragen wir also das sumerisch-kassitische Karailu Dunias ins Semitische, so erhalten wir nach unseren

1) Eine solche Erklärung vertritt z. B. auch HOMMEL, Grundriss 257. 2) Nur Amarna Lond. Nr. 1, Zl. 53 steht Kär_ilu Du-[ni-ia-aš].

3) Auch im babylonischen Personennamen Kārija liegt vielleicht mit RANKE, Personal names 115; 235 kāru = »Wall« vor; Kärija findet sich auch in neubabylonischer Zeit; vgl. TALLQVIST, Neubabyl. Namenbuch 88. Aus der Zeit vor der Hammurabidynastie kenne ich nur den Ortsnamen Kar-zi-da als solchen, in dem möglicherweise kāru >>Wall« enthalten ist;

er wird in einer Inschrift Bursin's (siehe THUREAU-DANGIN, VAB I 198, e), dann in Datierungen der Ur-Dynastie (siehe a. a. O., I 256, Index) erwähnt; auch in gleichzeitigen Personennamen ist er anzutreffen; vgl. HUBER, Personennamen 183 und 176.

4) So: LEANDER, Die sumerischen Lehnwörter im Assyrischen S. 24. Vgl. auch J. D. Prince, Materials for a Sumerian Lexikon (1906), p. 200. 5) Denkbar wäre es auch, dass die Schreibung Ka-ra in die Kategorie der graphischen Spielereien und Schreiberkunststücke gehört und als Pseudo-Ideogramm zu beurteilen ist, wie z. B. manche Zeichengruppe des Hammurabi-Codex; vgl. zu letzterem UNGNAD, ZA XVIII 17. ka-ra stünde dann etwa auf einer Stufe mit der in den assyrischen Königsinschriften beliebten pseudoideographischen Schreibung aluḥal-şubl »die Burgen«.

bisherigen Darlegungen Kar-Bel-matate. Nun muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass wir eine babylonische Ortschaft dieses Namens kennen, die, gleich Karduniaš, zuerst in der Kassitenperiode erwähnt wird, nämlich bei CLAY Vol. XIV 99 a, Zl. 18: Kār-Bel-mātāteki und vol. XV, Nr. 159 c, Zl. 8: alu Kar-Bel-mātāte.') Dieselbe erscheint dann ferner, in gleicher Schreibung, in dem Texte K 6082, col. III 10; 13 b = WINCKLER, Texte verschiedenen Inhalts II 67, sowie in der in PSBA XIX edierten Schenkungsurkunde Marduk-nadin-ahe's Zl. 18, 2) welche im 13. Jahre dieses Königs in unserer Stadt ausgefertigt wurde; hier, wie in K 6082, kann nur ein babylonischer Platz gemeint sein. Etwa 50 Jahre später begegnet Kar-belmātāte wieder in der jüngst von KING3) publizierten, aus dem 1. Jahrhundert stammenden babylonischen Chronik. In ihr ist von einem Vorstosse der Aramäer die Rede, die zur Zeit des Königs Nabū-mukīn-apli (ca. 1010 v. Chr.), wie es in col. III 7 heisst, das bab ni-bi-ri der Stadt alu Karbel-mātāte besetzten. Unter dem bab ni-bi-ri = >> Tor des Ueberganges bzw. der Furt oder Fährentor< hat man sich wohl irgend eine Befestigung, vielleicht mit WINCKLER (in OLZ X 592) einen Brückenkopf vorzustellen. Dass Kar-bel-mātāte befestigt war, erfahren wir auch aus der Tontafelinschrift Tiglathpileser's III, Obv. 8, wo es ausdrücklich heisst: alubir-tu (= »die Burg, Festung«) sá alu Kārilubel-mātāte. Nach letzterer Stelle haben wir diese Stadt im Aramäergebiete, mithin in erster Linie im zentralen oder südlichen Babylonien zu suchen.) Eine spätere Erwähnung der Stadt ist mir nicht bekannt.

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1) Bēl-mātāte in beiden Stellen durch EN-KUR-KÚR ausgedrückt. 2) Hier mit Determinativ ilu vor Bel-mātāte.

3) In Studies in Eastern History, vol. II, London 1907.

4) Wenn es sich bei dem bab nibiri um einen Fluss- oder KanalUebergang zwischen Babylon und Borsippa handeln würde, wie WINCKLER in OLZ X 592 vermutet, so müsste Kar-bel-mātāte in unmittelbarer Nähe dieser beiden Städte angesetzt werden. Eine derartige Lokalisierung erscheint mir zwar möglich, aber nicht als sehr wahrscheinlich.

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