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Wir wissen unmittelbar nur von uns selbst, von unsern Empfindungen und Gedanken; sie sind uns das Unbezweifelbare, Urgewisse. Im Gefühl find wir unsers eigenen Zustandes inne, und was unser Wesen fördert oder hemmt und stört das bereitet uns Luft oder Unlust. Es ist uns wohl, wenn unser ganzes Gemüth sinnlich und geistig harmonisch angeregt und befriedigt wird; solch eine Stimmung unterscheiden wir von andern Zuständen, nicht blos von den schmerzlichen, auch von erfreulichen, in welchen aber nur unsere Sinnlichkeit oder nur unsere Vernunft, unser Gewissen auf eine ihnen zusagende Weise angesprochen wird. Jene Bewegung und Beglückung unsers ganzen Wesens nennen wir das Aesthetische, das Gefühl des Schönen.

Aus den Empfindungen die wir nicht willkürlich hervorrufen, die sich uns vielmehr aufdrängen ohne, ja gegen unsern Willen, schließen wir nach dem Causalitätsgesetz in uns auf eine Ursache außer uns, die sie bedingt; im Zusammenwirken von Kräften außer uns mit der Kraft in uns erzeugt sich die Erscheinungswelt, indem wir die Bewegungen jener Kräfte, von denen wir berührt werden, verinnerlichen, in Empfindungen überseßen, und aus diesen Anschauungen Bilder der Dinge entwerfen. Ton und Licht sind unsere Empfindungen, nur in unserer Innerlichkeit singt die Nachtigall und glänzen die Sterne, außer uns find nur laut- und farblose Schwingungen der Luft- und Aetherwellen vorhanden, die mittels des Ohres, des Auges, des Gehirns in uns zu Schall und Schimmer werden. So ist auch das Schöne nicht außer uns fertig vorhanden, sondern es erzeugt sich im fühlenden Geiste. Bewegungen der Außenwelt die unsern Sinnesorganen

Carriere, Die Poesie.

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gemäß sind, welche sie darum gern annehmen, nennen wir angenehm; Gedanken, Gesinnungen, Thaten die den Forderungen unserer Vernunft entsprechen, die unser Gewissen befriedigen, nennen wir wahr und gut; schön heißt was durch seine Einwirkung auf unsere Sinne angenehm empfunden wird, während es zugleich unserm geistigen Wesen angemessen ist; sind die mannichfaltigen Klänge und Strahlen von einer innern Einheit durchdrungen, offenbaren sie der Seele einen edeln Gehalt, ist das Wahre und Gute zu gleich sinnlich erquickend, dann entsteht das Schöne. So ergibt es sich als die Harmonie von Natur und Geist, die Ineinsbildung des Realen und Idealen, ein Seelenvolles in anmuthiger Erscheinung; es ist das volle gesunde Lebensgefühl im Einklang von Sinnlichkeit und Vernunft, bedingt durch Gegenstände die an sich diese Einheit des Mannichfaltigen und Unterschiedenen sind; es ist die verwirklichte Weltharmonie in der Uebereinstimmung des Innern und Aeußern. Wie wir uns selbst als Einheit in der Fülle der Vorstellungen, als Dauer im Wechsel der Empfindungen fühlen, so erfreut uns auch im Gegenstande die Einheit im Reichthum des Mannichfaltigen; wie wir innerlich thätig sind unter den verschiedenen Einflüssen der Außenwelt, so verlangen wir das Neue, unerwartete, Ergreifende zur Anregung; aber wir wollen nicht aus uns herausgerissen werden, wir wollen in uns beruhigt bleiben und bei uns selbst sein. Unterschiede und ihre Vermittelung, Spannung und Lösung, Erwartung und Befriedigung ergeben sich danach als Elemente der Gefühle in welchen unser ganzes Dasein eine Beseligung findet; im Gegensatz zur Langeweile wie zur Unruhe steht die Freude an der harmonischen Ausgleichung im Schönen.

Durch Auge und Ohr gewinnen wir Farben nebeneinander, Töne nacheinander; daß die mannichfaltigen Reize zu einem Ganzen geordnet, die verhallten Klänge mit den frischen verknüpft werden, dazu ist ein einheitlich Dauerndes in uns nothwendig, das Selbstbewußtsein; erst dieses oder sein Träger, unsere subjective Kraft und Wesenheit, die wir Seele nennen, sieht ein Bild oder hört eine Melodie, wenn sie das Mannichfaltige der Strahlen und Töne innerlich zusammenfaßt und wenn dasselbe so beschaffen ist daß es eine ausdrucksvolle Gestalt zeigen, einen Gedanken erwecken, einer Gemüthsbewegung entsprechen kann. Wir verstehen aber die Welt von uns aus. Ganz unwillkürlich prägen wir in Bewegungen unsers Körpers die Stimmungen unserer Innerlich

feit aus, in Mienen und Geberden äußert sich unsere Lust und unser Schmerz, unsere Liebe oder unser Zorn für das Auge, wie irim Jauchzen der Freude und im Wehgeschrei für das Ohr. Weil noir wissen wie uns zu Muthe ist bei diesen Geberden und Lauten, so schließen wir auf ähnliche Empfindungszustände bei andern, ge wenn wir an ihnen diese Mienen, diese Handbewegungen errblicken, wenn wir von ihnen diese eigenthümlichen Töne vernehmen. Wie wir weinen im Leid, so ist uns die fremde Thräne die Verkünderin des Schmerzes, wie wir gebeugt sind im Gram nd uns aufrichten in muthiger Kraft, so pflanzen wir die Trauerveide auf Gräber, und sehen in der Säule die emporstrebende Stärke freudigen Tragens. Wir selbst sind uns als beseelter Organismus unmittelbar gegenwärtig, als dies Zusammen des Seistigen und Sinnlichen, wo das Sinnliche die Erscheinung und das Ausdrucksmittel des Geistigen ist; unsere Glieder sind innerlich verbunden zu einer in sich geschlossenen Gestalt, und unser Charakter, unser Denken und Wollen prägt sich darin aus oder gibt sich dadurch kund. Diese Einheit im Unterschiede, dieser Einklang von Geist und Natur ist die Vollendung unsers eigenen Wesens, die uns beseligt; von ihr aus erfassen wir, auf sie be= ziehen wir neue Eindrücke, die uns eine ähnliche Verbindung des Idealen und Realen bieten, und darum personificirt die Phantasie der jugendlichen Menschheit Erscheinungen der Außenwelt und Empfindungen der Innenwelt, die ihr den Eindruck des Schönen machen, den Quell, die Sonne, die Sonnenblume wic die Liebe, die Anmuth in der Nixe oder Nymphe, im Sonnengott, im Eros und in den Grazien, damit auch dem Gegenstande die Innigkeit des Gefühls zukomme, das er erweckt, damit auch in ihm sei was er hervorruft, oder damit was als Macht im Gemüth gespürt wird auch als seiner selbst mächtig angeschaut werde.

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Unser Organismus ist wie alles Wirkliche etwas Eigenartiges, ein Anderes als alles Andere, aber er ist nach dem allgemeinmenschlichen Bildungsgesetz gestaltet und der Typus, der Gattungsbegriff des Menschen kommt in uns zur Erscheinung. So ist auch alles Schöne ein Einziges, Individuelles, Monadisches, und nur das Charakteristische schön, aber gerade dann und dadurch daß es sein Bildungsgeseß und die Norm seines allgemeinen Wesens, seiner Gattung rein und klar veranschaulicht; es entsteht in der Individualisirung des Idealen, in der Idealisirung des

Individuellen; es ist frei innerhalb der Ordnung, Gesetzeserfüllung in eigenthümlicher Selbsttriebkraft. Wir sind zur Freiheit berufen, und sind beglückt sobald wir sie erwerben und genießen, weil sie das Wesen des Geistes ist, das wir durch eigene Willensthat erringen, da es nicht geschenkt und geschaffen, sondern nur durch Selbsterfassung und Selbstbestimmung verwirklicht werden kann. Wir sind frei, wenn wir das Gesetz unsers Lebens uns selbst geben, es mit eigenem Willen erfüllen; nur dadurch vollendet sich unsere Natur, das göttliche Ebenbild in uns; so ist das Schöne auch nicht das durch äußere Regeln Gebundene, in Schablonen Zurechtgepreßte, die Anmuth erscheint vielmehr als das Zwanglose, als das Natürliche, das der Idee leicht und völlig sich anschmiegt und wie von selbst das Zweckmäßige, Sittliche vollbringt, und die Gestalt des Schönen ist die organische, durch innere Triebkraft entfaltete und in sich geschlossene.

Wohl liegt das specifisch Aesthetische darin daß das Schöne durch seine Form gefällt, und die gefallenden Formverhältnisse der Ordnung, des Ebenmaßes, der Symmetrie, der Proportionalität, die uns die Einheit im Unterschiedenen zur Anschauung bringen, sind ein Hauptgegenstand der Betrachtung; allein die Form ist wie der Inhalt niemals für sich allein, sondern der Inhalt ist durch sie bestimmt wie sie sein Wesen zur Erscheinung bringt; die schöne Form ist daher stets das selbstgesetzte Maß innerer Bildungskraft, sie ist ausdrucksvoll, gehaltvoll, und gerade dies Sichentsprechen des Innern und Aeußern, diese anschauliche Zweckmäßigkeit in wohlgefälliger Gestaltung läßt uns das Schöne als das Organische erkennen. Alles Wirkliche aber als geformter Gehalt und erscheinendes Wesen hat stets auch seine Größe, und wenn die Uebereinstimmung dieser drei Elemente eine Grundbedingung der Schönheit ist, so kann doch ein Gegenstand oder ein Werk der Kunst vornehmlich durch seine Form, oder durch seinen Stoff, oder durch seine Größe den ersten und hauptsächlichen Eindruck machen. Ist der letztere überwältigend, so haben wir das Gefühl des Erhabenen.

Das Schöne ist das volle mangellose Sein, die Lebensvollendung, die Versöhnung der Gegensätze. Ohne Unterschied kein bestimmtes Sein und Erkennen, keine Entwickelung; aber der Unterschied geht aus der Einheit hervor und bleibt innerhalb ihrer, und die Einigung des Mannichfaltigen ist das Ziel. Das Schöne bezeugt uns daß sie möglich ist, daß Sinn und Seele,

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