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Die Sprache ist kein fertiges ruhendes Ding, sondern sie wird fortwährend erzeugt, sie ist die wiederholte Arbeit des Geistes den artikulirten Laut zum Ausdruck des Gedankens zu gestalten. Sie ist nicht blos ein Mittel um Gedanken mitzutheilen, sie ist das bildende Organ des Gedankens, der erst im Wort zur klaren Bestimmtheit kommt; sie ist nicht vor dem Denken, noch dieses vor ihr. Der Mensch umgibt sich mit einer Welt von Lauten, in denen er die Eindrücke der Dinge auf die Seele ausdrückt, um die Gegenstände in sich aufzunehmen und zu bearbeiten. Die Sprache bricht aus der innersten Natur des Menschen hervor und er kommt durch sie zum entwickelten Selbst- und Weltbewußtsein; schon Herder nannte nicht nur die Sprache eine Schöpfung des Menschen, sondern auch den Menschen ein Geschöpf der Sprache. Was aber der Geist einmal hervorgebracht das wirkt in ihm fort, das behält er, damit arbeitet er weiter, und so entsteht das bleibende Gebilde von Wörtern, Wortformen und Verbindungen, das von Geschlecht zu Geschlecht sich fortpflanzt, darin ein Geschlecht dem andern sein Wissen überliefert; indem das Kind sich nicht seine eigene Sprache macht, sondern durch seine Sprachfähigkeit und Thätigkeit die seines Volkes sich aneignet, lebt es in der Gemeinsamkeit der Menschheit. Denn das Wort gehört vom Anfang an dem Redenden wie dem Hörenden, es will verstanden sein. Das führt uns zur Einheit der menschlichen Natur. Es ist dieselbe Vernunft, es sind die gleichen Sinneseindrücke in allen; keiner entwickelt sich für sich allein zur selbstbewußten Geistigkeit, fendern nur in der Gemeinsamkeit, und die Sprache ist ihr Werk. Jedes Sprechen ist ein Anknüpfen des eigenen Empfundenen und

Vorgestellten an die gemeinsame Natur der Menschheit. Der Verstehende nimmt nicht äußerlich auf, er wird angeregt den Gedanken des Sprechenden in sich zu entwickeln, mitzudenken.

In diesen Säßen hat Wilhelm von Humboldt den Grund zur Sprachwissenschaft gelegt; die Einleitung in die Kawisprache, die nach seinem Tod erschien, bleibt das unsterbliche Meisterwerk seines Lebens. Die Gegenwart baut darauf weiter. Jakob Grimm, Franz Bopp, Max Müller faßten vornehmlich die geschichtliche Entwickelung der Sprache ins Auge, Steinthal und Lazarus suchten Zusammenhang von Geist und Sprache psychologisch darzulegen, ich selbst betonte in der Aesthetik den Antheil der Phantasie an ihrer Schöpfung und Bildung.

Auch ohne Sprache sind wir im Gefühl unserer eigenen Zuständlichkeit inne, ist es uns wohl oder weh, und haben wir infolge der Einwirkungen einer Welt außer uns auf unsere Sinnlichkeit die Empfindungen des Lichts und der Farbe, des Schalls, der Schwere, der Wärme, des Geruchs und Geschmacks; aus diesen mannichfachen Affectionen unserer verschiedenen Sinne entwirft die Einbildungskraft die Anschauungen oder Bilder der Dinge. Nicht minder regen sich Begierden und Triebe und folgen ihnen die leiblichen Bewegungen. Bewegungen aufzunehmen und in Empfindungen auszulösen, zu verinnerlichen, innerliche Zustände durch Bewegungen zu äußern ist die nothwendige Doppelseitigkeit eines selbstseienden Wesens, wie Anziehung und Abstoßung die eines selbstlosen Kraftcentrums, eines Atoms. Eindrücke der Außenwelt lösen wir häufig durch Gegenwirkungen aus, die wir Reflexbewegungen nennen, wie das Zucken beim Stich der Nadel; die Reizung sensitiver Nerven überträgt sich auf motorische. Das alles ist vorsprachlich, ist uns mit den Thieren gemein. Und gleich vielen derselben geben wir unsere Stimmungen durch die Stimme kund, im Schrei des Schmerzes wie im Jauchzen der Lust.

Hier ist der Ausgangspunkt der Sprache: ihre Voraussetzung ist einmal die Naturbestimmtheit im Bau der Sprachwerkzeuge, die uns befähigt Laute hervorzustoßen und zu artikuliren, und dann der Trieb und Drang des Geistes sich zu äußern, auf em= pfindliche Eindrücke zu antworten, sie für sich selbst zu bezeichnen, und sie von sich unterscheidend zu sich selbst zu kommen. Es ist ja dasselbe eine Lebensprincip der Seele, die als Gestaltungskraft, als unbewußte Phantasie, sich den Leib zum sichtbaren Bilde des

imern Wesens wie zum Organe der Wechselwirkung mit der Belt erschafft, und welche auf dieser realen Grundlage das ideale Reich des innern Lebens aufbaut mittels der Sprache. Das erste Beginnen derselben ist der unwillkürliche Ausbruch eines Gefühls im Laute, indem ein Luftstrom aus der Brust durch den Mund sich hervordrängt; die Sprache ist uranfänglich Interjection, und aus den eigenthümlichen Tönen, die Leid und Lust aus uns hervorpressen, schließen wir auf ähnliche Empfindungen bei andern, wenn ein ähnlich gefärbter Klang aus ihrem Munde schallt. Diese Laute sind ein natürlicher Stoff, dessen der formende Geist sich bemächtigt, aber sie reichen nicht weit, und mit Recht hat Mar Müller die Lehre, welche den Reichthum der Sprache darauf begründen wollte, als Pah- oder Pfuitheorie verspottet, ähnlich wie er es als Bau-Wautheorie bezeichnete, wenn man die Worte als Nachahmung der Töne der Wesen nahm, des Hundegebells, des Blökens der Schafe; wobei doch nicht zu leugnen ist daß der Kukuk seinen Namen von seinem Ruf hat, daß das griechische Bois das buhmachende Thier bezeichnet, und daß im Donner, im Schnarchen, Knarren, Pfeifen, Brausen, im Gekrach und Gezisch solche Wörter vorliegen. Aber auch mit ihnen reichen wir nicht weit. Denn bei weitem die meisten Eindrücke der Dinge ge= winnen wir durch das Gesicht, und indem wir danach Anschauungen bilden, gilt es für sie einen Ausdruck zu schaffen der dem Ohr einen ähnlichen Eindruck macht wie sie dem Auge. Auch dies geschieht noch durch unbewußte Phantasiethätigkeit; unwillfürlich reagiren wir durch Bewegungen, durch Geberden und Töne, gegen die Einwirkungen der Außenwelt; wir geben darin den Ausdruck ihres Eindrucks, und wenn dies gelungen ist, wenn andere den gemeinsamen Eindruck darin bezeichnet finden, so wiederholen sie den artikulirten Laut, und er verschmilzt mit dem Bilde der Sache; die treffend befundenen Laute werden erhalten, während andere ungenügende Versuche verklingen. Wir bilden die Sprache in der Gemeinsamkeit wie die Bienen ihre Zellen bauen. Weil gleiche Antriebe auf alle wirken, so ist bei der wesengleichen Natur der Menschen der beim Anblick der Sache hervorgestoßene ausdrucksvolle Laut verständlich; Eindruck und Ausdruck haften aneinander und werden miteinander erinnert, oder wie Lazarus sagt: „Die Anschauung der Seele reflectirt in einer Bewegung des Organismus, welche den Laut bildet, und dieser macht selbst einen Eindruck auf die Seele, mit der Anschauung Carriere, Die Poesie.

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des Lautes associirt sich die Dinganschauung und die reflectirte Bewegung, sodaß auf die innere Lautanschauung in der Seele auch die äußere Lauterzeugung im Organismus erfolgt." Der Laut und die Anschauung der Sache sind miteinander aus der Empfindung hervorgebildet, der Laut bedeutet die Sache, die Anschauung wird Inhalt des Lautes. Wir können dieses dritte Element der Wortschöpfung das symbolische nennen; im Laut wird ein Sinnbild hervorgebracht, das den Gesichtseindruck bedeutet, in anderer Sphäre ihm analog ist, dem Ohr einen ähnlichen Eindruck macht wie der Anblick der Sache dem Auge. In Wörtern wie Bliz, zackig, dumpf, Welle, schweben ist dies bei einigem Lautsinne klar. Die Mundbewegung wie der Laut bei Quell entspricht dem Gesichtsbild der Sache. Wir stellen eine drehende rasche Bewegung dadurch dar daß wir sie mit der Zunge am Gaumen machen und ihr einen Vocal gesellen: rollen, Roß, rota, favvoμe, Rad sprießen aus der Wurzel ro hervor. Ebenso be zeichnend ist plu für ein von innen sich Entfaltendes, das in pluere und Blume vernehmlich ist, durch einen Hauch in fluere, Fluß, Fließen übergeht; mit sta bezeichnet der Indogermane die zum Stehen gebrachte Bewegung in Stand, starr, Staat, stät. W ist bewegender Hauch in Wind, Wehen, Welle, Wallen. Zu solcher Bestimmtheit des Lautes gehört der aus der Brust hervorbrechende Schall und seine Begrenzung und Formung durch die Bewegung des Mundes; so ist der artikulirte Laut Vocal und Consonant; im erstern liegt mehr Stoff und Natur, im letztern mehr Form und Geist; sie verhalten sich wie Farbe und Zeichnung im Gemälde; Grimm sicht im Vocal das weibliche, im Consonant das männliche Element des Wortes. Solche artikulirte Laute als tönende Abbilder des Anschauungsbildes in der Seele sind seine Verwirklichung im äußern Material, eine künstlerische Ineinsbildung des Idealen und Realen. Worte wie weich, spit, lind, klar, frei machen dem Ohr einen ähnlichen Eindruck wie die Vorstellungen dem Gemüth.

Nun waltet die Macht der Phantasie schon freier, sie verläßt die Naturgrundlage nicht, aber sie verwerthet dieselbe für geistige Zwecke nach eigenem Sinn, wenn es nun gilt für innere Vorgänge eine Bezeichnung zu gewinnen, für das Geistige selbst eine ihm entsprechende Naturform zu finden und das Wort zum Symbol des Gedankens zu machen. Der Aufgang des Lichtes, das Klar | werden in der Natur beim Schein der Sonne drückt nun auch i

das immer deutlichere Innewerden im Bewußtsein aus, wenn wir von Aufklärung und Erleuchtung reden; mit nachgiebig, hartnäckig bezeichnen wir Charaktereigenschaften, in der Liebe klingt das mild Hingebende der Seelenstimmung nach; und selbst für die logischen Formen des Begreifens und Schließens dient uns das sinnliche Betasten und Zusammenfassen, das sichtbare Verketten und Zusammenfügen zum Ausdrucksmittel. Erwägen und penser bilden wir von der Wage, das Ermessen aus dem sichtbaren Messen. Renan jagt wol endgültig:,,Die Verbindung in Laut und Sinn im Wort ist niemals nothwendig, niemals willkürlich, sie ist immer wohlbegründet." Zum rechten Wort gehört daß in der Anschauung das Wesen der Sache erfaßt, daß im Laut der entsprechende Ausdruck gefunden wird. Das thut immer ein Einzelner, aber dieser ist dann das Auge und der Mund seiner Genossen, der Führer, der ihnen das vorthut wozu sie sich selber getrieben fühlen. Das ist der Sinn für Caspari's wunderliche Behauptung: daß die Verwirrung der allseitig gebrauchten verschiedenen Töne geschlichtet werde, indem die Hauptleute ihren Lauten eine Autorität geben, sodaß sie nachgeahmt werden. Das geschieht nicht auf Befehl, sondern weil das Rechte, das Allgemeingültige gefunden scheint, und wer immer das trifft der ist Tonangeber. Die natürliche Auswahl im Kampf ums Dasein mehr noch als der bewußte Wille läßt hier das Gelungene, Zweckmäßige überleben.

Das älteste Aegyptische gibt uns den Beweis dafür in zwei merkwürdigen Erscheinungen: bald drückt es mit einem Laut so viele Dinge aus daß es uns unverständlich wird, wie wir mit Reif oder mit Wagen doch nicht über drei oder vier Bedeutungen hinausgehen, bald hat es für einen Begriff eine Menge Wörter. So heißt ab tanzen, Herz, Kalb, Mauer, fortgehen, verlangen, linke Hand, Figur, so heißt starf tar, tonr, utro, nes, nast, next, nechi, nechta, ken u. s. w. Wir stehen da in einem flutenden Wörtergewirr, in welchem viele Wörter vielerlei bezeichnen und vieles durch vielerlei Wörter bezeichnet werden kann, wir stehen vor scheinbarer Unverständlichkeit und C. Abel verweist darauf wie die Hieroglyphen neben das buchstabenweise geschriebene Wort auch ein kleines Dingbild stellen, das jenes illustrirt; die Rede hatte die Geberde und die Modification des Lautes, womit sie dem Verständniß nachhalf, und zudem war der Gedankenschatz eng und zumeist auf die Sinnenwelt beschränkt. Aber

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