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wie sich nun auch im ältesten Aegyptisch Laute finden die nur Eine Sache bezeichnen und Begriffe die nur durch Ein Wort ausgedrückt werden, von den 16 Bedeutungen von cher hat das Koptische nur 3, von den 31 Bezeichnungen für schneiden nur 10 beibehalten; - so sehen wir die natürliche Auswahl, bei der der feinere Sinn dann dazu fortgeht mit synonymen Ausdrücken feine Unterscheidungen zu machen. Aus vagem Sinn und Ton kommt man zu gesonderten Lauten und genauen Bedeutungen. Unter vielen Lauten, die in kleinern Kreisen zur Bezeichnung einer Sache versucht wurden, erhielten sich einzelne, einer hier, ein anderer dort; auch von diesen fielen in erweiterter Gemeinsamkeit wieder einige zu Boden und starben ab, und so blieb allmählich ein wohlgesiebter Rest durch die Auswahl vieler Geschlechter.

Doch immer noch stehen wir beim Ausdruck der Anschauungen und Gefühle, der besondern Vorgänge und Erlebnisse, noch nicht beim Gedanken, der das Allgemeine erfaßt und durch dessen Bezeichnung sich verwirklicht. Unser Denken ist ein Unterscheiden und Beziehen, und kraft dessen bemerken wir bald daß wir Bismard von Moltke anders als von einem Stein, den Löwen anders von einer Blume als vom Hunde unterscheiden, daß wir nach wesentlichen und gemeinsamen Merkmalen ganze Gruppen von Erscheinungen zusammenfassen und von andern sondern, die wieder durch andere Eigenthümlichkeiten geeint sind. Anders wäre es auch nicht möglich die unabsehbare Fülle der Dinge, der Eindrücke bestimmt zu fassen und im Gedächtniß zu behalten; das Chaos würden wir nicht erkennen, es würde uns betäuben und verwirren, der Kosmos aber, die gesetzlich und begrifflich geordnete Welt, mahnt uns zur Ordnung der Anschauungsbilder im Bewußtsein, zum Begreifen. Wir bleiben nicht bei den Einzelempfindungen und den danach entworfenen Anschauungen stehen, wir nehmen die wesengleichen unter einer gemeinsamen Vorstellung zusammen, und diese Vorstellung Mensch, Löwe, Stein, welche das Gattungsmäßige erfaßt und das Individuelle darunter begreift, fie bedarf einen Träger, einen Ausdruck, durch den sie Bestand und Halt gewinnt und mittheilbar wird, und dieser Träger ist das Wort, der artikulirte Laut, der nicht blos einen Sinneseindruck wiedergibt, sondern einen Begriff ausdrückt, eine Vorstellung bezeichnet. Wir denken aber in Vorstellungen, und unsere entwickelte menschliche Sprache bezeichnet nicht das Besondere, sondern das Allgemeine. Sohn, Baum, Liebe, Handeln, Genießen,

Barm, Schwer, Schön das sind ja alles Worte für ein Allgemeines das viele Empfindungen, Erscheinungen, Thätigkeiten unter sich begreift; das Aeußere aber für dies Innere, das Reale in welchem dieses Ideale verwirklicht und mittheilbar wird, ist das Bort. Hier vollendet sich sein Begriff, hier zeigt sich die Untrennbarkeit von Denken und Sprechen, die den Griechen in dem Ausdrud λoyos für beide gegenwärtig war. Es ist in Namen daß wir denken, sagt Hegel; das heißt: in benannten Vorstellungen. Die Seele bewahrt, erinnert was sie einmal in sich aufgenommen, das heißt in sich hervorgebildet hat; und so ruft ein neuer gleicher Eindruck den frühern in ihr hervor, gesellt sich ihm, wird daran erkannt und damit verschmolzen. So verdichten sich viele Erscheinungen zu einem Gesammtbilde, das sie repräsentirt, dem keine einzelne ganz gleichkommt, ja das als solches nicht anschaubar ist. Die Dreiecke sind entweder recht- oder spit- oder stumpfwinkelig; doch fassen wir alle in der Vorstellung des Dreieds zusammen, und diese hat ihren Träger im Wort. Die Vorstellung hat stets etwas Schwebendes und würde verschweben ohne die Verfinnlichung des bestimmten und bestimmenden Lautes. Der Laut der mit der ursprünglichen Anschauung ausgesprochen ward, den die Erinnerung mit ihr in Verbindung behält, wird innerlich bei den neuen Wahrnehmungen wiederholt, und der Inhalt dadurch als Eigenthum der Seele befestigt; so entsteht die viele Erscheinungen unter sich befassende Vorstellung mit dem Laute der die erste bezeichnete Anschauung bedeutet, indem er für ähnliche wiederholt wird.

Hier tritt das Walten der Apperception ein, jener Begriff den Kant und Herbart in die Psychologie eingeführt; seine Ausbildung ist ein Hauptverdienst der Dioskuren Lazarus und Steinthal. Keine Kraft wirkt für sich allein. Alles Geschehen ist Wirkung und Gegenwirkung. Die Seele antwortet durch ihre Thätigkeit auf die Reize der Außenwelt, sie nimmt dieselben auf nach ihrer eigenen Natur. Ursprünglich liegt in dieser kein Gedankeninhalt, jedes Kind muß selbst zu denken anheben, seine Weltanschauung, seinen Vorstellungsreichthum sich erwerben; aber sogleich nach den ersten Empfindungen ist die Seele nicht mehr leer, sondern sie hat bestimmten Inhalt gewonnen, und sie appercipirt nun, sie eignet sich Neues an gemäß den in früherer Thätigfeit erworbenen Elementen. Frische Bilder entstehen, sie sind uns fremd, bis wir wissen wo wir sie hinthun, welcher bereits vor

handenen Erkenntniß wir sie angliedern, einordnen sollen. Sie bereichern, befestigen, verdeutlichen das Vorhandene, sie verschmelzen mit ihm. Jedes Wiedererkennen einer Person oder einer Sache ist das einfachste Beispiel einer Apperception; aber neue Eindrücke wollen wir nicht blos wahrnehmen, sondern mit dem Gedankeninhalt der Seele verknüpfen, und wie wir aus vielen verwandten Erscheinungen einen Gattungsbegriff derselben bilden, so wenden wir die allgemeinen Vorstellungen sofort auf die Dinge und Ereignisse an um sie darunter und dadurch zu begreifen. Die mannichfaltigen Beziehungen der Dinge zu erfassen, das Neue an das Alte anzuknüpfen und dadurch neue höhere Gesichtspunkte für die Betrachtung der Welt zu erlangen, das bezeichnet den Fortschritt der Cultur für den Einzelnen wie für die Menschheit. Einige hundert Grundanschauungen derselben sind in den Urlauten, den Wurzeln der Sprache eines Volks ausgeprägt; neue Gegenstände, neue Erfahrungen des äußern und innern Lebens werden an sie angeknüpft, mittels ihrer appercipirt und danach benannt, indem nach der Bereicherung des Gedankeninhalts auch der Laut eine leise Modification erfährt. Selbstverständlich suchten die Urmenschen nicht das Ferne und Entlegene, sondern das sie unmittelbar Berührende und direct Angehende zu bezeichnen, außer Sonne und Mond, Wind und Regen, Blizz und Donner waren es Thiere und die eigene Thätigkeit mit ihren Mitteln und Erfolgen was zum sprachlichen Ausdruck reizte; durch sein Schaffen, sagen wir mit Lazarus, lernt der Mensch sehen; in einer steigenden Wechselwirkung lernt er die Dinge gestalten wie er sie auffaßt, aber auch auffassen wie er sie gestaltet. Die Thätigkeit des Reibens und Zerreibens prägte ein Mensch der Urzeit mit dem Laute mar aus; der ward treffend befunden, von andern wiederholt und mit der Sache behalten; das r etwas weicher wird 1 in mahlen, Mühle, malen. Mars der Zermalmer heißt der römische Kriegsgott, das Kämpfen heißt bei den Griechen pápvapal, sich aneinander reiben; Krankheit und Tod appercipirt der Lateiner gleichfalls als dunkele Zerreiber, morbus und mors; das Meer ist ihm und dem Germanen das Zerreibende oder Zerstörte, die Wasserwüste, während es der Grieche als Völkerbrücke, nóvtoę, pons, anschaut oder als das Hin- und Hergeschüttelte, Jáλasoa, der Deutsche es auch See als das Siedende, Wogende nennt, wonach wieder die Seele als das bewegende Lebensprincip saivala benannt wird;,,die Seele war", wie Max

Müller sinnig bemerkt,,,von unsern Ahnen ursprünglich als ein Meer in uns aufgefaßt, das mit jedem Athemzug auf- und niederwogt und Himmel und Erde auf seiner Tiefe spiegelt“.

Welche Laute ein Volk für die ersten Eindrücke verwerthet, wie es dieselben artikulirt, dann welche Wurzeln es nimmt um nach ihnen einen neuen Eindruck zu bezeichnen, und wie es endlich die Elemente der Sprache zum Sag verbindet, das macht die von Humboldt sogenannte innere Sprachform aus. Gilt ursprünglich von der Wurzel das Wort Pope's: Es soll der Klang dem Sinn ein Echo sein, - so zeigt sich nach Locke in der Verwerthung derselben vornehmlich der Wiß, der die Aehnlichkeiten der Dinge hervorkehrt, sie unter gemeinsame Gesichtspunkte bringt. Wie nach der bekannten Anekdote der Zimmermann in der Eiche zunächst den Tragbalken, der Lohgerber die Borke, der Maler den Baumschlag bemerkt, sie also mit seinem eigenen Wesen in Beziehung sezt und demgemäß appercipirt, so betrachtet der Römer den Menschen nach seinem Stoff und nennt ihn homo, Erdensohn; der Grieche nach seiner Form und nennt ihn avρwлоG, den Aufgerichteten, Aufwärtsblickenden; der Indier und Deutsche. nimmt das Innerliche, das Denken, zum Ausgangspunkt und bildet manusha, Mensch (lateinisch mens) von der Wurzel man, die aus ma, messen, der Ausdruck für denken ist. Dem einen Volk ist der Mond der weiße, helle (Selene), dem andern mane, der Zeitmesser.

Alle Eindrücke, welche viele Bäume als grünende und welkende, blühende und verdorrende, Laub- und Nadelholz gemacht, sind in der einen Vorstellung und dem einen Wort Baum zusammengefaßt, verdichtet; mannichfaltige Verfassungsformen, Institutionen und Behörden sind in dem Worte Staat begriffen. Der Fortschritt der Lebenserfahrungen hat sie dem Wort verschmolzen, das Kind hört aber jetzt die fertigen Worte, in welchen ihm die Gedankenarbeit von Jahrtausenden überliefert wird, und erhält die umgekehrte Aufgabe sie allmählich mit dem Anschauungsreichthum zu erfüllen. Dem Kenner sagt das Wort Pferd mehr als dem gewöhnlichen Menschen, und er sieht auch auf den ersten Blick das einzelne Thier, das er unter dieser Vorstellung appercipirt, viel schärfer und vollständiger; dem Kenner ist Geist, Poesie, Liebe viel herrlicher als dem welcher von Platon, Shakespeare und dem eigenen Herzen im Wechselleben mit einem andern noch keine oder nur eine geringe Erfahrung hat. In der Sprache haben

wir den Zusammenhang der Menschheit in ihrer geschichtlichen Entwickelung. Das Kind lernt sie nicht äußerlich, es erzeugt sie innerlich, aber unter dem Einflusse des Hauses, des Volks; sein Denkenlernen ist Sprechenlernen in der Muttersprache; es wächst in die Ueberlieferung hinein um sie selbst weiterzubilden. Wir schaffen keine frischen Wurzeln mehr, weil wir nun auch Dinge wie Eisenbahn, Dampfwagen, Telegraph an Altbekanntes anknüpfen und danach benennen. Die Prägung des Worts geschieht im ursprünglichen Zusammenwirken der erkennenden, wissenschaftlichen mit der künstlerischen Thätigkeit; das Wesen der Sache soll erfaßt und ausgedrückt werden; so ist Sprachbildung die Urphilosophie, die Urpoesie der Menschheit, die Grundlegung für die Kunst des Geistes.

Zum Begreifen der Dinge und zu einer idealen Auffassung der Welt, zur subjectiven Anschauung des Seienden und Seinsollenden, Vollkommenen auf sittlichem und künstlerischem Gebiet und zur voranschreitenden Verwirklichung desselben im Leben wie in der Dichtung kommen wir durch die Sprache. Daß wir für geistige Kategorien, für das Gute, Schöne, Wahre, für sittliche Gefühle und Begriffe Worte finden, dadurch wird es Licht in uns und kommen wir zur klaren Bestimmtheit einer idealen Welt geistiger Güter, zu einem Ideenreich, das wir über der Naturwirklichkeit aufbauen. Von Anfang an entsteht im Gemüth das Wohlgefühl des Schönen im harmonischen Zusammenwirken der Dinge mit Sinn und Geist des Menschen; aber der entwickelte Reichthum des ästhetischen Genusses hängt damit zusammen daß wir die mannichfaltigen Stimmungen und ihre Objecte an Worte fixiren. Von Anfang an waltet die sittliche Weltordnung in unserm Gewissen, aber ihr Gesetz gibt sich nur in dunkeln Regungen und vorübergehenden Aufwallungen kund, bis wir solche festhalten und im Wort als Wohlwollen, Gerechtigkeit, Muth, Freiheit, Liebe bestimmen; dadurch wird das Besondere als ein Allgemeines ausgesprochen, zum Gesetz und Recht. So schreitet die Menschheit durch die Sprache nach ihrem Ziel: daß der Geist seiner selbst und der Welt bewußt werde und danach sein Wollen und Wirken bestimme.

Jede Anschauung gibt uns das Ganze einer Erscheinung. Die denkende Betrachtung gewahrt an dem Ding, das sie mit vielen ähnlichen Wesen vergleicht und unter einer Vorstellung begreift, Eigenschaften und Beziehungen, die einigen Gegenständen fehlen,

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