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Worten und mit Worten, ist aber eigentlich die lebendige Beziehung und Durchdringung des Denkinhaltes, alle Theile zugleich umspannend, wenn es sie auch nacheinander entfaltet; Kant hat dies den intuitiven Verstand, Schelling die intellectuelle Anschauung genannt: es ist das Erfassen der Idee als des einheitlichen Grun des und Zwecks des Mannichfaltigen und der Entwickelung, nicht außerhalb, sondern innerhalb dieser, durch sie in der Einigung des Unterschiedenen verwirklicht als lebendiger Organismus. Ohne das discursive Denken gelangen wir nicht zu diesem umfassenden Geistesblick, er selbst aber schwebt, über ihm in eigener idealer Wesenheit.

Betrachten wir die Sprache als diesen geistigen Organismus wie er im Lauf der Jahrhunderte erwachsen ist, so sehen wir daß er sich von den Einzelnen nicht meistern läßt, vielmehr über ihr Wollen und Verstehen hinaus sein geseßmäßiges Dasein hat; ja man kann sagen: der Mensch wird in die Sprache hineingeboren und empfängt von ihr Material und Gepräge seines Denkens. Und so mag ihn ein Staunen ergreifen, wenn er ihr Wesen erwägt. Nach gewöhnlicher Ansicht hätte der Mensch die Sprache um der Mittheilung willen, als Verkehrsmittel erfunden; mit bewußter Absicht wäre man übereingekommen bestimmte Dinge mit bestimmten Worten zu bezeichnen. Da wird der Zusammenhang der Sprache mit der Natur des Menschen, der bedeutungsvolle Naturlaut nicht minder übersehen wie ihre Nothwendigkeit für das Denken und seine Entwickelung selbst. Der Entschluß eine Sprache erfinden zu wollen sezt das Wissen von ihr voraus, wer weiß was Sprache ist der hat sie schon, der braucht sie nicht erst noch zu erfinden. Und wie sollte man sich verständigen mit gewissen Lauten gewisse Dinge zu benennen, wenn nicht Sprache und Verständniß schon vorhanden waren? Die Gesetze der Sprache und ihrer Entwickelung hat kein Mensch vorher erdacht, erst in neuerer Zeit haben sie sich dem Forschersinn erschlossen; sie sind kein Erzeugniß bewußter Absicht, vielmehr haben sie über das Wissen und Können der Einzelnen hinaus die Völker beherrscht, und stets scheitert der Einzelne der absichtlich in das Leben der Sprache eingreifen will.

Das alles weist über den Menschen hinaus, und so suchte man den Urheber der Sprache in Gott, der sie dem Menschen zum Geschenk verliehen habe. Da sette man den sprachlosen Menschen und die fertige Sprache voraus. Aber was sollte er mit ihr machen, wie sollte er sie verstehen und handhaben?

Borte sind ein leerer Schall, sofern nicht Anschauungen und Begriffe in ihnen ausgeprägt werden; so müßte also Gott mit der Sprache dem Menschen zugleich die Welterfahrung und die Ideen fertig überliefert haben. Aber Erfahrung ist ja daß man erfahrend erfährt worin die Erfahrenheit der Erfahrenen besteht, wie schon der launige Behrisch zum jungen Goethe sagte, und Ideen haben. wir nur dadurch daß wir sie selber denkend hervorbringen. Den Menschen mit einer ausgebildeten Sprache schaffen hieße ihn zu= gleich mit der Cultur schaffen, die ihrem Begriff nach nichts Gegebenes und Ursprüngliches, sondern etwas Erworbenes, das Berk der Geschichte ist. Im Wesen der Sprache liegt daß sie verstanden wird, Verstehen ist selbstthätiges Nacherzeugen, Gedanke und Wort sind untrennbar. Alle geistige Gabe ist eine Aufgabe; wir müssen sie uns aneignen und durch eigene Arbeit verwirklichen.

Schon im Alterthum ward die Frage nach dem Ursprung der Sprache aufgeworfen, ob sie ein Werk der Uebereinkunft oder der Natur sei (Sése oder qúoet); Demokrit entschied sich für das erstere, Heraklit für das lettere. Wo so große Denker wie hier der lachende und der weinende Philosoph eine gegensätzliche Entschei dung fällen, da kann man wol annehmen daß sie gute Gründe und ein Recht dazu haben, daß sie eine Seite der Sache erfassen; ist ja doch auch das Weltleid wie die Weltverlachung des einen wie des andern durch die Welt selbst veranlaßt, die Tragödie wie die Komödie. Die Denker haben recht in dem was sie behaupten, unrecht in dem was sie verneinen, wenn sie ihren Saß für die ganze Wahrheit ausgeben. Ist nun hier und sonst ein Halber der welcher der ganzen Wahrheit nachtrachtet, und ein Ganzer der welcher sich an eine Einseitigkeit ausschließlich und hartnäckig anflammert? Heraklit hat recht: die Menschen sind nicht absichtlich und willkürlich übereingekommen die Dinge, ihre Eigenschaften und Beziehungen so und so zu wechselseitigem Verständniß zu bezeichnen. Aber ist die Sprache nicht unsere bewußte Erfindung, so ist sie uns ebenso wenig durch Natur oder göttliche Offenbarung gegeben, da hat Demokrit wieder recht; denn das Wort prägt eine Anschauung und einen Gedanken aus, und die müssen wir stets in uns selbst hervorbringen, wenn sie in unser Bewußtsein kommen sollen; wir müssen Laut und Sinn in Eins bilden, wenn wir das Wort verstehen sollen. Als Naturproduct wären die Wörter überall gleich, sie sind aber verschieden und entwickeln.

sich mit der Cultur. Also: gegeben von Gott und Natur ist das geistige Sprachvermögen, die Vernunftanlage, die organischen Bildungsgesetze, die in der Seele so gut wie im Ei und im Pflanzenkeim liegen und die Entwickelung leiten, gegeben ist das leibliche Vermögen den Laut zu artikuliren; aber diese doppelte Gabe ist zugleich die Aufgabe sie zu üben, durch eigene That die Wörter und ihre Formen zu erzeugen. Heraklit hat recht: die Worte sind Bilder der Dinge; er vergleicht sie der Abspiege= lung eines Baumes im Wasser; aber wir fügen hinzu: die Seele ist kein passiver Spiegel, die Aetherwellen werden erst durch sie zur Lichtempfindung, ihrem eigenen Lebensact; sie gewinnt durch die Energie ihrer eigenen Sinnlichkeit erst die Töne, die Farben, und bildet daraus die Anschauung einer Erscheinungswelt, die so nur in ihr vorhanden ist, die sie außer sich seßt und vorstellt, und diese ihre Anschauung bezeichnet sie durch ein Lautbild das sie schafft, das ihren Eindruck ausdrückt. Demokrit hat recht: wir bilden die Worte; er vergleicht sie den Statuen; aber wir fügen hinzu: die Künstlerin, die Seele, schafft und formt diese Gebilde nicht mit Reflexion; wie Reflexlaute vielmehr brechen sie unwillkürlich hervor, im unbewußten Drang des Geistes zu sich selbst zu kommen und der Welt bewußt zu werden. Herder nennt in der Schrift vom Ursprung der Sprache diese des Menschen That und Werk, dann in den Ideen macht er Gott zu ihrem Urheber; beides ist wahr; nur muß man es in dem alten Spruch des Hippokrates zusammenfassen: alles göttlich und menschlich alles! Die Sprache wie alles Große in unserer Geschichte, in Kunst und Religion, entsteht im Zusammenwirken göttlicher und menschlicher Thätigkeit. Wir tragen gottverliehene und gottgedachte Bildungsgesehe in uns, aber weil wir Geist sein sollen, müssen wir durch uns zu uns selbst kommen und durch Selbstbestimmung unsere Bestimmung erreichen, und so wirkt neben dem Nothwendigen überall die Freiheit und Individualität in der Sprache. Durch die Sprache kommen wir zur Vernunft, das heißt die Vernunftanlage wird mittels der Sprache entwickelt, aber es ist nicht in dem Sinne wahr wie Lazarus Geiger und Noiré neuerdings die Sache fassen, als ob in dem an sich Unvernünftigen durch glücklich ge= baute leibliche Organe die artikulirten Laute hervorbrächen, und jenes dadurch zu einem andern, zum Vernünftigen würde, sodaß die Vernunft ein Ergebniß des Sinnlichen und seiner Laute wäre. Geiger und Noiré haben ein Wahrheitskorn wieder einmal zum

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Ausschließlichen und Ganzen machen wollen. Sie gehen davon aus daß der Urmensch nicht das Ferne, sondern das Nahe, vornehmlich seine eigene Thätigkeit bezeichnen wollte. Geräthe und Werkzeuge, sagt Geiger, werden nach der Bereitung und dem Gebrauch benannt; jedes Wort aber das eine mit einem Werf= zeug auszuführende Thätigkeit bezeichnet, bedeutete vorher eine ähnliche Thätigkeit, die nur der natürlichen Organe des Menschen. bedarf. So bedeutet malen (s. oben mar) ursprünglich mit den Fingern zerreiben, mit den Zähnen zermalmen; im Mahlen des Korns und im Malen des Bildes ist die Grundbedeutung: mit den Fingern reiben oder streichen; und eine noch frühere Stufe soll uns zweckloses Wühlen und Manschen im Koth" zeigen; ja Geiger meint das Urwort. und seinen Gegenstand gefunden zu haben: „Der Sprachschrei erfolgt ursprünglich nur auf einen Eindruck den der Anblick eines in krankhafter Zuckung oder in gewaltiger wirbelnder Bewegung befindlichen thierischen oder menschlichen Körpers, eines heftigen Zappelns mit Füßen und Händen, der Verzerrung eines menschlichen oder thierischen Gesichts macht.“ Das Wühlen eines Thiers im Moder soll dann ein andermal das erste Sprachobject gewesen sein. Geiger will seine Lehre auf Erfahrung gründen, und wird darum gepriesen; aber ist diese wunderliche Annahme eine beobachtete Thatsache? Sie ist nichts als eine gemuthmaßte Möglichkeit. Thiere sollen nach Geiger wol in Furcht und Begierde Laute ausstoßen, aber die Sprache soll Objecte um ihrer selbst willen bezeichnen. Nachahmend macht der Mensch mit was er sieht und hört, sagt Geiger, und danach faßt sein Verchrer Noiré die Theorie des großen Unsterblichen“ in den Satz zusammen: „Nachahmende sympathische Gesichtsverzerrung begleitet von einem Laut, also eine Art von Mitgrinsen im Verein mit einem Mitgrunzen war das älteste Sprachobject, welches zur Darstellung kam, woraus dann nachmals die ganze Sprache durch die Differenzirung von Lauten und Begriffen sich entwickelt hat“ im Kopf von Geiger und im Mund seiner Anbeter, aber daß es in der Wirklichkeit so gewesen das hat keiner nachgewiesen. Es ist erstaunlich wie leichtgläubig gerade die Leute sind die sich auf ihren religiösen Unglauben etwas zu gute thun und lieber vom Koth als von Gott stammen. Daß Geiger seine eigenen Grundsätze nicht festhält, hat Steinthal in gründlicher Kritik dargethan. Daß das griechische Wort für schreiben (ypapeɩv) einrihen bedeutet ist allgemein bekannt. Man kann mit Geiger

Carriere, Die Poesie.

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sagen: die thierische Thätigkeit des Kragens war der äußerliche Ausgangspunkt von wo der Mensch zur Schrift gelangte; aber die innere Triebfraft, die ihn dazu führte, sein Geist wird dabei zu betonen sein; denn ohne solchen wird die Kunst der Plastik aus dem Wühlen im Schlamm nicht zu erklären sein, sonst müßten die Schweine den Phidias und Praxiteles übertreffen. Geiger läßt den Zufall den Gegenstand mit einem Laut verbinden, und behauptet daß der so entstandene Sprachlaut befähigt sei Begriffsbildung, Denkthätigkeit und Selbstbewußtsein zu erzeugen! Da wird ein vernunftloses Gebilde des Zufalls zu einem selbständigen schöpferischen Wesen hinaufgeschwindelt, und das wahrhaft Reale, unser denkendes Selbst, zu dessen Geschöpf gemacht. So macht man neumodisch gern das Zweite zum Ersten. Wenn dann Geiger ganz richtig wieder den Sprachlaut einen Stützpunkt der Vernunftentwickelung nennt, so fragen wir mit Steinthal: Ist denn Stüßpunkt und zeugende Ursache dasselbe? Ist denn der Stab Ursache des Gehens? Bringt denn der Pfahl die ihn umrankende Weinrebe sammt der Traube hervor? Auch entwickelt der Laut keineswegs sich selbst, sondern zur ersten Geberde, zum ersten Laut treten neue Geberden mit neuen Lauten hinzu. Wenn Geiger dann ein andermal das Zusammenpressen der Lippen die ursprünglichste sprachschaffende Geberde nennt, und mu als ihren Laut bezeichnet, so ist nach ihm das mu die Mutter der Vernunft. Und das wäre kein Unsinn? Aber ist das mu ein Grinsen? Damit hing ja Grunzen viel näher zusammen. Das Princip wonach Natur und Vernunft sich entwickeln ist Differenzirung und der durch sie in Wirksamkeit tretende und immer mächtiger an wachsende Zufall; die Zeit ist es welche den Organismus schuf, indem in ihrem Verlauf an das bereits Verbundene das eine früher, das andere später herantrat." So gedankenlos wie Geiger hier redet kann es nur der welchem wie ihm die Gedanken „Nachwirkungen der Aetherwellen, Abbilder von Bildern auf unserer Nezhaut“ sind. Die Zeit soll den Organismus schaffen? Ist denn die Zeit ein Wesen und eine Kraft, oder die von uns angeschaute Form des Nacheinanders im werdenden Leben und seiner Entwickelung? Und schafft denn die Zeit, wenn in ihrem Verlaus das eine Atom sich an das andere fügt? Da sind ja doch die Atome das Wirkende! Und wird denn der Organismus aus äußerlichen Bestandstücken zusammengesett, oder entwickelt er sich, Stoff sich aneignend, aus dem Keim, von innen heraus?

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