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Das Recht der Uebersetzung ist vorbehalten.

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Die Poesie stand mir von Anfang am nächsten unter den Künsten. Seit vierzig Jahren schrieb ich während meiner Vorträge über Aesthetik dasjenige nieder was mir besonders klar geworden, und so veröffentlichte ich bereits während meines gießener Docententhums eine Reihe von Aufsätzen über die Formen der Poesie im Cotta'schen Morgenblatte. Als ich dann bei meiner Uebersiedlung nach München ein öffentliches Zeugniß von meiner Behandlung der Philosophie des Schönen geben wollte, bedurfte es nur einiger einleitenden und verbindenden Worte um diese Abhandlungen zu dem Buch,,Das Wesen und die Formen der Pocsie" (1854) zusammenzufügen. Ich schloß einige Beilagen an, eine Denkrede auf Goethe, eine Würdigung Schiller's, und Ideen zu einer vergleichenden Darstellung des arischen Volksepos bei Indern, Perjern, Griechen und Germanen. Sie waren ein erster Versuch auf dem Felde der vergleichenden Literaturgeschichte, einer werdenden. Wissenschaft, die ich seitdem stets im Auge hatte, in deren Licht ich in meinem Buch über die Kunst im Zusammenhang der Culturentwickelung die Meisterwerke der Poesie bei den verschiedenen Nationen zu schildern suchte, sodaß ich jetzt hin und wieder daran anknüpfen konnte. Nachdem die erste Abtheilung jenes Buches mit manchen frischen Erörterungen dann 1859 in meine,,Aesthetik" eingegangen, war es seit einer Reihe von Jahren vergriffen; obgleich dasselbe noch vielfach verlangt ward, wollte ich es doch in der alten Gestalt nicht wieder abdrucken lassen; aber ich gedachte die Pocsie zugleich philosophisch und geschichtlich zu behandeln, an die Entwickelung der allgemeinen Gesetze und nothwendigen Formen die Schilderung anzureihen wie dieselben auf besondere Weise von den verschiedenen Nationen erfüllt worden, und so Winke und

Grundzüge zu einer vergleichenden Literaturgeschichte zu geben. Vorher galt es indeß das Werk über „Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwickelung“ abzuschließen (5 Bände 1863–1873) und in neuer Auflage zu veröffentlichen, sowie meine Lebensansicht in der Schrift über,,Die sittliche Weltordnung“ (1877) wissenschaftlich darzulegen und zu begründen. Dann aber ist aus meinen sommerlichen Universitätsvorträgen das gegenwärtige Buch erwachsen, indem ich den Abschnitt über die Poesie aus der Aesthetik zur Grundlage genommen, vielfältig erweitert und den ersten Entwurf einer vergleichenden Literaturgeschichte angefügt habe. So ist das ursprüngliche Buch ein neues geworden. In einer dritten Auflage der Aesthetik werde ich die Darstellung der Poesie auf das Gleichmaß mit den übrigen Künsten, das sie überschritten hatte, wieder zurückführen, ohne Rücksicht auf das Historische einfach ihre Gesetze und Formen aus dem Wesen des Geistes und dem Begriffe der Kunst ableiten, und rein philosophisch die wissenschaftliche Strenge des organischen Zusammenhanges walten lassen. Es wird sein wie wenn ein Geschichtsschreiber einen großen Mann, eine epochemachende That mit aufs Einzelne eingehender Ausführlichkeit behandelt hat und dann die Ergebnisse seiner Forschung der Geschichte des Volks oder der Zeit eingliedert.

Unsere Nationalliteratur, über welche früher Philosophen, Philologen oder Historiker nach Lust und Liebe Vorlesungen gehalten, ist nun in den Kreis der. Universitätsdisciplinen aufgenommen, ja es find Seminarien für sie eingerichtet. Da scheint es mir wünschenswerth daß sich die Arbeiten der Studenten der vergleichenden Literaturgeschichte zuwenden, wo neben Fleiß und Gelehrsamkeit auch das ästhetische Urtheil sein Recht behauptet. Stoffe wie Prometheus, Medea, Romeo und Julia, Don Juan und Faust nach ihrer Auffassung bei verschiedenen Völkern zu betrachten, Werke von Lope und Calderon mit solchen von Shakespeare und Goethe in Parallele zu stellen scheint mir da eine lohnende Aufgabe, deren Lösung tüchtige Werkstücke zu dem Bau der neuen Wissenschaft liefern wird, die wie jede andere nur durch den Verein vieler Kräfte erstehen und gedeihen kann.

München, im Sommer 1883.

M. Carriere.

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