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welcher in dem Zauberschlosse das von ihm ausbedungene Abenteuer, die Erkämpfung des in einem großen Saale aufgestellten Wunders bettes (Lit marveile, 566 14. 15), bestehn würde; was bekanntlich Gawan gelungen ist (6591-16. Vergl. 55814-27, 3341-25). Zwischen dem Wunderschlosse und der Residenz des Gramoflanz lag ein aus hochragenden Tamarisken und einer andern, unbekannten Baumart (prisin, vielleicht s. v. a. prason, door, ein dem Lauch åhnlicher Meerstrauch, Plin. 13, 48) bestehender Wald, Clinschor's Wald" genannt (601 10-13), unb von Rosche Sabins bis zum Meere erstreckte sich zwischen den Flüssen Poynzaclins und Sabins, eine Meile lang (in der Quere) und eine halbe Meile breit (geradeaus), eine Ebene (681 16. 17), von der eine Brücke über den Sabins (61025-27) nach dem Anger von Joflanze und den Fluß weiter hinauf nach Logrois führte. Um sowohl diese ganze Gegend von Clinschor's Zaubermacht, als auch ihr Herz von den ungestümen Bewerbungen des Liebeepråtendenten zu erlösen, hatte Orgeluse dem Besies ger des Gramoflanz ihre Hand und ihr Reich versprochen, auch vor dem Eingange von Clinschor's Wunderschlosse den ihr vom liebe= werbenden Anfortas einst geschenkten Tabroniterkram, welcher jenem Gralskönige ursprünglich von der reichen Königinn Secundille vers ehrt worden, als lockenden Preis der Tapferkeit und als Reizmittel der Habgier ausgestellt. Rachsucht und Stolz beherrschten das tief gekränkte Gemüth dieses schönen Weibes, zumal da hinsichtlich des ebengenannten mächtigen und tapferen Gralkönigs Anfortas ihre Hoffnung auf eine neue Vermählung durch des Geliebten unheilbare, in ihrem Dienst empfangene Wunde vereitelt worden. In dieser bitteren, freudeleeren Stimmung, täglich von einem Troß verächtlicher Liebesritter und feiler Kriegsknechte umgeben, fand sie, wie es schien, ein Vergnügen daran, mit dem månnlichen Geschlecht lieblosen Scherz und Kurzweil zu treiben, und, gleichwie ehemals die römischen Damen in ihrer Abgeschmacktheit*) sich ägyptische Zwerge hielten, und an König Artus Hofe unter anderen sonderbaren Personen auch der Zwerg Maliclisier (40114-16) **) zur Belustigung diente, so besaß Orgeluse außer den oben erwähnten orientalischen Geschenken von Seiten des Anfortas auch, der Seltenheit wegen

*) S. Böttiger's Sabina II, 42. ff. und W. A. Becker's Gallus oder römis sche Scenen aus der Zeit des Auguftus, zweite Ausgabe II. Th. S. 105. f. **) d. h. Male inclinatus, Distortus, der Buckelige.

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und zum Unterpfande der Liebe und Hochachtung, den schon durch seinen Namen zum Abscheu verurtheilten Malcreatiure (Mißgestalt), mit welchem Gawan die 51711-52118, 529 17. 29 beschriebenen vers drießlichen Händel bekam. Unter allen Rittern der Orgeluse thaten sich besonders zwei hervor, der jüngere (53817, 5421. 2) Lischois Gwelljus, Herzog von Gowerzin 6132. 6241. 7302.3), und der åltere Türkowite Florant von Stolac, welcher des Nachts bei ihr Wache hielt (6242-5. 7306); der erstere namentlich hatte in ihrem Dienste vor Gawan's Ankunft schon manchen Gegner rühmlichst überwunden, ohne selbst je besiegt zu sein (53825-30); auch Florant hatte sich im Speerkampf als tapferer Streiter ausgezeichnet (334 11–15. 5943–7), und weil er darin wiederholentlich Sieger geblieben, so war sein Ruhm und feine Zuversicht so groß geworden, daß er bereit war, Demjenigen als seinem Sieger sich zu unterwerfen, welcher im Lanzenstechen ihn überwinden würde, ohne es erst noch auf den Schwertkampf ankommen zu lassen (59612-30); aber den Kampf mit Gramoflanz und das Abenteuer zu Schastel marveil zu bestehn, worauf der Herzoginn doch Alles ankommen mußte, wagten sie eben so wenig, als so mancher andere.

So standen die Sachen, als Gawan nach diesem Wunderlande (Terre marveile) kam. Wie es demselben hier ergangen, wie ihn der undankbare Urjans um sein Roß Gringuljete geprellt, Malcreas tiure's Schmähungen zu zorniger Vergeltung gereizt, die hartherzige Orgeluse schwer geprüft (769 5-14), er aber den Lischois und Flos rant besiegt (53610-54829. 59221-30, 623 10-6249), das Abenteuer zu Schastelmarveil glücklich bestanden (XI. Buch), endlich der Dame seines Herzens den von ihr verlangten Baumzweig aus dem Clinschorwalde nicht ohne Lebensgefahr geholt hat, und bei der Ges legenheit gegen Gramoflanz die Verpflichtung eingegangen ist, sich zu einem Zweikampf mit ihm auf dem Anger zu Joflanze in Ges genwart vieler Ritter und Frauen zu stellen (60020 ff.), das sehe ich als bekannt voraus, und gehe nun zu der unmittelbaren Ausführung des Thema's selbst über:

Wolfram's von Eschenbach Beschreibung von Terre marveile, ein poetisches Naturgemålde.

Um uns nämlich das Verständnis in diesem verwickelten Theile des Epos leichter und erquicklicher zu machen und Wolfram von

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Eschenbach auch als geschmackvollen Naturmaler vorzuführen, wollen wir versuchen, die zerstreuten und mit der Erzählung durchschlungenen Angaben über die Lage und Beschaffenheit des Landes, wo Gas wan und Parzival auf dem Gipfel ihres Heldenruhmes um den Preis mit einander rangen, in einem möglichst selbstständigen poes tischen Landschaftsgemälde treu nach der Idee des Dichters zusammenzustellen, wobei eine Charte die Anschauung unterstüßen und beleben möge. Die ganze Gegend von Terre marveile (Terre merveilleuse, 557 6. 60623) hatte nach des Dichters Be: schreibung (5483-11. 6589 — 65916) durch Natur, Kunst und Zaus berei eine solche Gestalt angenommen, daß sie den Namen eines Wunderlandes wohl verdiente. Auf der einen Seite vom Meere und auf den drei übrigen fast ganz mit einem Bollwerk von großen (59011) Bergen und finsterer Waldung eingeschlossen, gewährte sie nur von Logrois her einen bequemen Zugang, den in der Regel auch die Reisenden, namentlich Parzival (5599–23. 61821-61914), Gawan (5047 ff.) und Artus (6616 ff.) auch wohl Cundrie (7792) einschlugen, mochten sie die Richtung ihres Weges nach Schastel marveil oder nach Joflanzé oder nach Rosche Sabins weiter nehmen*). Der Fluß Sabins von seinem Ursprunge bis zur Mündung ins Meer theilte das Ganze in zwei Hälften, deren eine das Gebiet von Logrois und den Plan von Joflanze, die andere, zwischen dem Sabins und dem sich gleichfalls ins Meer ergießenden Flusse Poyn zaclins gelegen, das Wunderschloß (Schastel marveil), den Clinschorwald und den Königspalast Rosche Sabins enthielt. Ob ein Weg oberwärts zwischen den beiden Flüssen hinausführte (siehe 62311-13), ist nicht zu erweisen: aber aus 5599-23. 61821-61914 erhellt, daß, wenn auch keine Brücke seitwårts von Rosche Sabins, gerade gegenüber der über den Sabins (61025–27), die Weiterreisenden über den schiffbaren (686 16. 17) Poynzaclins führte, dieselben doch wenigstens in einem Kahn oder einer Fähre des Schiffers Plippalinot diesen, wie jenen, Fluß passiren konnten.

*) Feirefiz, der zur See von Asien nach den Westreichen (767 5) gekommen und im wilden Hafen gelandet war (7355-8. 736 25-27), macht natürlich eine Ausnahme, indem er, in unbekannter Waldung auf Abenteuer spazieren reitend (7377-9), auf eine lichte Wüßte (7355) geräth, dort seinem Bruder Parzival begegnet und von ihm geradesweges nach Joflanze geführt wird. Ebenderselbe schlug auf seiner Rückreise von Munsalväsche nach Joflanze einen neuen Weg ein, nämlich über Carcobra (8211–30. 82215-17), eine Seeftadt an der Mündung des Plimizöl (4978.9), längs des Meeres durch den Wald Läprifin (S21 12, 13).

Betrachten wir nun die einzelnen Partien dieses Naturgemåldes genauer, wie sie des Dichters Kunstsinn mit poetischem Zaubergriffel in unvertilgbaren Zügen, nur mit mehr oder weniger deutlichem Ges pråge, frei nach der Luft seines Herzens und dem wohlberechneten Gesammteindruck gemäß, gezeichnet hat! Wir wählen hierzu am passendsten den Zeitpunkt, wo Gawan das Gebiet von Terre marveile betritt.

Wenn aus der Ferne ein Reisender sich Logrois nåherte, so kam er eine måßige Strecke vor dieser Veste, da, wo sich der Wald zu lichten begann, auf einen grünen, mit Klee und Blumen bewachs senen Plan (5048. 50511, 51528), auf welchem eine alte, breits ståmmige Linde (5059, 50414, 50612, 5175. 52218), die Zeuginn so mancher Begebenheiten und Abenteuer, seine Aufmerksamkeit, sogar durch Spuren vergossenen Blutes (50725-27), erregte, und bald (507 13. 28) sah er die vielgepriesene, uneinnehmbare (664 4-11), stolze Burg selbst vor sich liegen, die auf einem vermittelst der Wins dungen des zum Gipfel führenden Weges (50814) schraubenförmigen Berge eine solche Lage hatte, daß sie sich im Kreise zu drehen schien (507295088). Ein klarer Brunnen, welcher dicht am Berge, dem Wanderer vom Wege aus nicht sogleich bemerkbar, aus dem Felsen sprudelte (50817) und raschen Laufes sein Wasser ins Thal ergoß, belebte die umliegende Gegend und machte sie fruchtbar. Hatte man endlich zu Fuß oder mit beliebiger Bequemlichkeit (50814) die Höhe des Berges erreicht, so konnte man, wegen der Rundung dieses Bas saltkegels, bis unten hinab ringsum Alles genau übersehen (50814. 20) und meilenweit über die blühende Landschaft hin der entzückendsten Aussicht genießen. Schlug man unten vor dem Berge ein wenig seitwårts von der Landstraße und von dem Springquell einen Fußpfad ein (51221, 51425), so gelangte man über einen hohen Steg (51122, 51221, 51426) durch eine Pforte (51227, 51426) in einen Baumgarten (5089-13, 51123, 5135), welcher den Berg anmuthig umkränzte, angefüllt mit Feigen, Granatens, Delbäumen, Weinstöcken und anderen edlen Pflanzen. Nahe dabei, an der murmelnden Quelle, weilte in müßigen Stunden, schwermüthiger Zurückgezogen heit hingegeben, die verwitwete (6066-13, 61527 ff.), reiche (51615. 53511) Herrinn dieses Landes (51428), die reizende (508 18-30), von fürstlichen Freiern eifersüchtig umworbene, stolze Herzoginn Orgeluse, während eine Menge lebenslustiger Ritter und Damen, durch Musik,

Gesang und Tanz sich ergdhend, im Freien und unter Zelten die Gånge und Pläße des Gartens jubelnd durchschwärmte (50818-30. 51125-27. 51228-30, 5135-7). In dem Vollgenusse und Taumel ih rer rauschenden Freuden vermochten die jungen, unerfahrenen Sees len nicht, den Schmerzgefühlen und geheimen Wünschen der Fürs ftinn gerecht zu werden; nur wenn ein neuer Ankömmling, unbekümmert um die sich jagenden Vergnügungen, von der Herzoginn abgesandt, zu dem Oelbaum (51321) trat, an welchem ihr Reitpferd prächtig aufgeschirrt angebunden war, vernahm man auf einige Augens blicke allgemeines Bedauern, und mancher Edle, den kecken Fremds ling mit bedenklicher Miene freundlich bewillkommend, nahm stillen Antheil an seinem nahen Mißgeschick oder warnte ihn höchstens in flüchtigen Andeutungen vor den listigen Anschlägen der schadenfros hen Herzoginn. Die traurigste Rolle aber spielte hier in solchen Scenen ein alter, graubårtiger, auf eine Krücke gelehnter Ritter, welcher bei dem Pferde als Wächter stand. Obgleich ein treuer Dies ner seiner Gebieterinn, besaß er doch ein menschlich fühlendes, durch trübe Erfahrungen erweichtes Herz, als daß er nicht bei jedem neuen, von Liebe und Ehrgeiz verblendeten Unternehmer der Gefahren es versuchen sollte, ihn von seinem thörichten Vorhaben abzubringen. Vergebens! Nur ohnmächtige Thränen und Verwünschungen seiner grausamen Herrinn konnte er dem unbekehrten Wagehalfe zum Ge leit geben. Wie gegründet aber die Warnungen gewesen, dessen mußte der zur Herzoginn zurückkehrende Neuling bald inne werden bei dem Spotte und Hohne, mit welchem dieselbe, um ihn zu průfen und zur Ertragung größerer Leiden abzuhårten, ihn empfing und für die fortgesetzten Beweise seiner Liebe belohnte. Es gehörte fürwahr außer dem Heldenmuthe und einer feurigen, ungeheuchelten Liebe eine ungemeine Seelenstärke dazu, solche Versuchungen auf die Dauer zu bestehen (vergl. 769 5-14). Ohne zu wissen, wohin? folgte der Leidensheld seiner räthselhaften Gebieterinn auf einer unerquick lichen Reise durch eine lichte Heide, wo derselbe, wenn er es vers stand, sich Heilkräuter und Wurzeln für bald zu empfangende Wun den ausgraben konnte (51622 ff.), sofern er sich nicht der Aufnahme in ein nahes Hospital (52210) getrösten durfte. Denn vom boshafs ten Diener der Orgeluse, dem naturkundigen (51711) Malcreatiure, war keine Hülfe zu erwarten, vielmehr spåhete Dieser von der Burg, ob es Zeit sei, den Bergabhang (52927-29) hinabzueilen und

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