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Armen, um ihn wieder zu erfassen, als er auch, der Götterjüngs ling, sich aus den Flammen erhebt, nicht allein, sondern mit ihr ers hebt, und sie zum Aether emportrågt. Das ist die Apotheose des armen, irrenden, sündigen, fast verlornen, aber reuigen, und durch die Reue erst wahrhaft rein und glücklich gewordenen Menschenles bens, es ist die Apotheose der Gottheit selbst, sie wäre ja nicht die Gottheit, die Allliebe und Allerbarmung, wenn sie ein Wesen ges schaffen håtte mit der Möglichkeit, sich auf ewig dem Bösen zu ers geben und sich unrettbar unselig zu machen, wenn sie nicht alle ihre Kinder, auch die scheinbar troßigen und hartnäckigboshaften zu ers weichen, zu sich zu ziehen, wieder zu gewinnen wüßte gleich dem Hirten im Evangelium, der die Heerde verläßt um dem verlorenen Schafe nachzugehen, es zu suchen und zu finden. Ja, die Bajas dere ist das Bild der Menschheit, der Erde, der Schöpfung, es wird eine neue Erde, ein neuer Himmel werden, und um diese ers habene Göthe'sche Apotheose des Christenthums unter dem Bilde eines indischen Mädchens und eines indischen Gottes mit dem einfachkräftigen Worte Schillers zu schließen: „Allen Sündern soll vergeben und die Hölle nicht mehr sein!“

Betrachten wir nun noch die Stellung der drei besprochenen Balladen in der Sammlung, so finden wir, daß der Sänger den Anfang macht, denn das Mignon“ überschriebene Gedicht, welches ihm vorangeht, ist eigentlich ein Lied, wie es in den Lehrjahren, von woher beide Gedichte entlehnt sind, diesen Plaß einnimmt, dann folgt der Fischer gegen die Mitte hin, und die Bajadere macht den Beschluß. Sollte dieß ein Zufall sein? Jedenfalls hätte der Zufall viel Ueberlegung gezeigt, denn nur so nehmen sie die rechten Pläße ein; und wir dürfen deßwegen wohl annehmen, daß die Stellung eine absichtliche ist, wie ich denn in meiner gedruckten Erklärung einer Auswahl von Gdthe'schen Gedichten auf die bedeuts same Stellung mehrerer derselben aufmerksam gemacht habe. Vorauf geht der, nicht durch die Natur, sondern durch die Kunst, als bevorzugtes Werkzeug der Gottheit, beglückte Mensch, denn in der Kunst liegt die Wiederkehr, die Wiedererwerbung des Paradieses, die Umkehr zur Natur, das höhere bewußte Naturleben, nicht frei von allen Bedürfnissen, sondern nur von den erkünftelten, das auch dem sinnlichen Genuß, soweit er dem geistigen dienstbar bleibt, und zumal sofern er den letzteren zur Begeisterung erhebt, Raum ges

währt, vor Allem dem Weine sein Recht verstattet, das durch Einz fachheit, Geselligkeit und Kunst beseligte Leben. Der Fischer ist das Gegentheil des Sångers, nicht wie jener aus sich selbst hinaus, zur Natur und zu den Menschen hintretend, selbst glücklich sie beglückend, auf edelste Weise sie beherrschend und bezaubernd, sondern in sich selbst versinkend, hinbrütend, aber eben deßwegen dem Zauber, den er der Außenwelt leiht, unterliegend, vom Schein überwältigt, eine neue Darstellung des Sündenfalls; die Bajadere, die gefallene, aber sich ermannende, dem neuen höheren Leben wiedergewonnene Seele. Die erste Ballade stellt die gesunde Kraft dar, daher wird sie durch den Mann, den an Jahren alten, an Geist ewig jungen, vers treten; die zweite zeigt uns die menschliche Schwachheit von der einen und den verführerischen Schein auf der andern Seite, Adam und Eva, und die Schlange, daher die mangelhafte That in der Person eines månnlichen Wesens, das wir uns nicht als Mann, sondern als Jüngling oder Knabe in unreifem Alter denken können, die Verführung aber als zauberisches Weib. Die reuige, wiedergewonnene Seele tritt endlich, wie in der Bibel als Magdalene, so auch hier als Jungfrau auf.

Vielleicht gewinne ich mir eher für die Erklärung der ersten und dritten Ballade, als für die der zweiten den Beifall der Zuhd. rer oder Leser derselben. Vor Kurzem ist wenigstens eine ganz ans dre Ansicht des Fischers und der Nire in einem Schulprogramme des Oberlehrers Paschke zu Sohrau aufgestellt. Er sieht in der Ballade überhaupt eine idealisirte Auffassung des Naturlebens in Beziehung auf den Menschen, in dem Fischer die Gemütswelt in ihrer friedlichen Stille, in der Nire die Allgewalt der Gefühle, besonders der Liebe. Dieser Erklärung werden sich diejenigen zuneis gen, welche in den schönen Worten der Nire lieber Wahrheit als Täuschung erblicken möchten. Aber man bedenke, daß auch die Sis renen im Homer und die Schlange im Paradiese eine sehr gleis ßende Sprache führten. Obgleich die erwähnte Ansicht der meinigen ganz entgegengesett ist, kann ich mich nicht darauf einlassen, sie zu bestreiten. Ich begnüge mich zu bemerken, daß dabei die Erklärung des Schlusses halb zog sie ihn, halb sank er hin, und ward nicht mehr gesehn“ schwierig erscheint, und wundre mich, daß der Verfasser jener Abhandlung die Worte:,,Was lockst du meine Brut hinauf in Todesglut" von dem heißen Grunde des Fischs

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tessels in der engen Küche" versteht. Göthe soll zwar

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freilich einer sehr unsichern Sage zufolge der Frau von Staël auf eine Frage über diese Stelle dieselbe Erklärung, aber ich dächte, nur aus Scherz und Spott gegeben haben.

Noch ist anzuführen, daß diese drei Balladen die verschwisterten Künste der Tonkunst und Malerei zu Darstellungen gereizt has ben. Alle drei sind sangbar gemacht von Zelter, die zweite auch von Andern, z. B. von Reichardt und von einem Franzosen Las trobe; leßtere ist lieblich und klingt wie ein wiegendes Gondelierlied, doch damit ist der Ballade wohl nicht ihr volles Recht geworden, ernst ist Reichardts Weise, geheimnißvoll die von Zelter, und darum kommt sie dem richtigen Ausdrucke am nächsten. Die Weise, welche er dem Sånger gegeben hat, drückt die Fröhlichkeit zwar, aber die Bes geisterung nicht aus. Am meisten ist Zeltern die Bajadere gelungen, obwohl das Gedicht fast zu lang für den Gesangsvortrag ist. Die Bajadere ist auch von Auber als Oper bearbeitet. Malerische Darstellungen des Sångers und der Bajadere find mir nicht be kannt, wohl aber die des Fischers und der Nixe von Julius Hübner. Den Fischer hat er gewiß nicht unrichtig als Knaben, oder vielmehr als knabenhaften Jüngling dargestellt; die Nixe, sowie die ganze Umgebung ist ihm aber noch mehr gelungen, es liegt ein Zauber in dem Blick und fast noch mehr in dem Haar dieser weibs lichen Gestalt, die auch ohne ihre süßen Worte und Tone wohl Männer fesseln kann. Der Gegenstand eignet sich auch mehr für die Malerei als der Sänger und die Bajadere, die eher für eine halberhobene Gruppe, leßtere vielleicht in einer Folge von wenigs stens drei Darstellungen passen. Ob die Wirkung der drei Ballas den durch dergleichen Hülfeleistungen anderer Künste bedeutend vers stärkt werde, kann zweifelhaft erscheinen. Die neuere Dichtkunst ist zu sehr Gedankenkunst geworden, als daß ihre Werke nicht vor allen Dingen nach dem Gedankeninhalte betra tet und beurtheilt wers den sollten. Und hiezu habe ich durch diesen Versuch einen kleinen Beitrag geben wollen.

K. L. Kannegießer.

3. Unterhaltungen Deutscher Ausgewanderten.

Erste Erzählung: Die Wälsche Opernsängerin. Goethe liebte es, sein Dichtergeheimnis zu bewaren, und trat meist mit vollendeten Werken hervor, ehe man noch wußte, daß er daran arbeite. Um so mer wies er die naseweisen Kritiker ab, welche ihn mit solchen Werken alsbald für ihren Schuldner namen und ihn über Dinge zu Rede seßten, von welchen sie zuvor gar keine Anung gehabt hatten. Es ward ihm Leid, daß er seinen Wilhelm Tell, wie dieser ihm früh in den Schweizerbergen erschienen war, Schillern erzählte, der ihn sogleich dramatisch ergriff, södaß Goethe sein Epos aufgab, für welches sich der ländliche Volksheld offenbar mehr eignete, als für die Tragödie. Und als die Kunde von Goe the's Fortsehung seines Wilhelm Meister die unberufenen Wanders jahre hervortrieb, zürnte er, wie Cervantes über den vorgreifenden zweiten Theil seines Don Quixote, an dessen derbe Vergleichung mit einem (von hinten) aufgeblasenen Hunde selbst der unpoetische Name des Wandergesellen Pustkuchen“ (Windbeutel) erinnert.

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Auch sah Goethe es ungern, wenn man den Quellen seiner Dichtwerke nachspürte, und schalt, daß man, wie er sagte, das wies der ins Breite zöge und aufldste, was der Dichter fest zusammens gedrångt, eben gedichtet habe. Manchmal wuste er auch wol selber nicht mer, wo er etwas her hatte: z. B. stehn unter seinen Lies dern, wie so manche ihm entfallen sind, mere, die ganz oder zum Teil ihm nicht angehören, namentlich aus Volksliedern herrüren, welche er, wie eben erst aus Schölls merkwürdigem Goethe-Büch‹ lein (1846) sich ergibt, auf einer Reise im Rheinlande, treu-freunds lich für Herders Volkslieder sammelte, ohne daß Herder, der von Anfang bis zu Ende gegen Goethe bitter war, es jemals gedachte. Goethe åußert sich in solcher Hinsicht einmal: ich habe es långst vergeßen, mit welchen Kapaunen und Fasanen ich mich (,,mein Bäuchlein") genährt habe. Dieser Spruch ist freilich auf die fols gende Erzälung nicht anzuwenden, deren Quelle so vollständig vorliegt.

Goethe, der alle bedeutende Richtungen der Dichtkunst neu und zeitgemåß belebte, und damit wieder ståts vollgültige Musterbilder schuf, hat auch den oft nachgeamten Decamerone (zehnmal zehn

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Erzälungen) des Boccaccio in so fern bedeutsam erneuet, als er eine Reihe von alten und neuen Erzälungen in einen sie hervor rufenden Ramen faßte. Die furchtbare Florenzer Pest, vor wels cher Boccaccio, der sie erlebte, seine Gesellschaft aufs Land und in den Garten der Dichtung flüchtet, wie in den weit ålteren sieben Besyren oder weisen Meistern und in 1001 Nacht eine ståts dros hende Hinrichtung durch Erzälungen aufgeschoben wird, - ein folcher dunkler Hintergrund, und Beweggrund zur Ablösung von demselben, ist in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, welche zuerst 1795 in Schillers Horen erschienen, die Französische Revolution, deren Bedrängnissen wir auch das herrlichste Neudeuts sche Epos Hermann und Dorothea, sowie das Kehrbild dazu, den Reineke Voß, verdanken. Die aus dem schönen Ueberrheinischen Vaterlande vor den Sanscülotten geflüchteten edlen Gefährten, meist Verwandte, erheitern sich auf dem Lande in der Nähe des Krieges die trüben Zeitläufte durch manigfaltige alte und neue, scherzhafte und ernste, warscheinliche und wunderbare Erzälungen; welche aber zugleich dazu dienen, die in sich gespaltene Gesellschaft, deren Einige für die Neufränkischen Freiheitsmänner hißig Partei nemen, leidlich zusammenzuhalten, bis alles in dem großen råtselvollen Märchen aufgeht, welches, das goldene oder das Märchen par excellence, Märchen aller Märchen genannt, damals sogleich die manigfaltigsten Deutungen hervorrief, über welche sich Goethe aber nicht weiter erklärte. In dem neulich erst von Tieck bekannt ge: machten Nachlaße von Novalis Hardenberg, dessen wundervolles ebenso klar gestaltendes als unergründliches Märchen im Heinrich von Ofterdingen die glänzendste Wirkung des goldenen Märchens ist, wird dieses eine,, erzählte Oper" genannt: was im höchsten Sinne, wie Glucks Armida, zu nemen ist.

In den Unterhaltungen dieser Auswanderer wird nun gleich vorn von dem alten geistlichen Hausfreunde die wundersame Ges schichte einer Neapelschen Opernsångerin Antonelli erzålt, die nach dem Tode ihres trostlos verstorbenen Freundes, eines Genuefischen Kaufmanns, jarelang durch ein schreckhaftes und gespenstiges Ges tône verfolgt wird. In dem Gespräche über diese Geschichte bemerkt der Erzåler, daß sie wahr sein müße, wenn sie interessant sein folle, weil sie für eine erfundene Geschichte wenig Verdienst habe, ja der alte Erzåler bezeugt sie als ein selbst dabei Gegenwärtiger.

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