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Und so wird denn dieselbe als wirkliche Begebenheit auch anders weitig bewårt.

Ich fand sie zuerst in den Denkwürdigkeiten der Markgråfin von Anspach, geborenen Gråfin Berkeley, welche, von Lord Craven geschieden, den lehten Markgrafen von Anspach und Baireuth so einnam, daß er sich morganatisch mit ihr vermålte und für ims mer nach England zog, nachdem er sein Erbland dem Markgrafen von Brandenburg übergeben hatte (st. 1805). Diese schöne rosser båndigende Englånderin (geb. 1750: lebte noch 1825) verdrångte die berühmte Französische Opernsängerin und Schauspielerin Hyp polite Clairon aus der 17jährigen Gunst des Markgrafen in Paris und Anspach. Bei der Auflösung dieses Verhältnisses, unter den heftigsten Ausbrüchen der Französin, welche von der Engländerin auch nicht geschont wird, erzält die lehte, nachdem sie den beleidigenden Abschiedsbrief der Clairon übersetzt hat *), von dieser folgende wundersame Geschichte. **)

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Der ungenannte Ueberseßer dieser aus der Englischen Hands schrift verdeutschten und 1826 gedruckten Denkwürdigkeiten, welche um dieselbe Zeit auch Englisch, jedoch mangelhaft, erschienen, bemerkt schon die auffallende, in der Verdeutschung oft wörtlich hervortres tende Uebereinstimmug mit Goethe's Erzälung. Diese konnte hier nicht wol aus Goethe's ålterem Buche herrüren, weil dessen drts liche und persönliche Abweichungen doch gewis bemerkt waren; noch weniger kann Goethe diese wol 1795 noch nicht Englisch geschriebes nen Denkwürdigkeiten gekannt haben: sondern jene wörtliche Uebers einstimmung erklärt sich ganz einfach daraus, daß beide Erzälun: gen, die Englisch-Deutsche und die Goethe'sche, aus der Franzdz sischen Urschrift der Clairon selber herrüren.

Solches ergibt sich ganz klar aus der schon im 7ten Jahr der Republik (1798-99.) gedruckten Denkwürdigkeiten dieser merkwürs digen Französin, welche gleich vorn an einen Freund Henri diesen Bericht schreibt ***):

*) Ein andrer Brief der Clairon an den Markgrafen, worin sie vor der Abdankung warnt, 14. März 1791, fteht in ihren Mém. p. 319.

**) Sie ward hier beim Vortrag am vereinten Goethe:Schiller-Luther-Feste den 11. Nov. 1846. gelesen aus „Denkwürdigkeiten der Markgräfin von Unspach. In zwei Bänden. Aus einer englischen Handschrift überfeßt.“ (Stuttgart und Tübingen bei Cotta 1826), Bd. I, S. 158–68.

***) Mémoires d'Hyppolite Clairon, et réflexions sur l'art dramatique;

Ihr voranstehendes Schreiben an den Herausgeber des Publiciste, welches im Jahr vorher darin abgedruckt ist, verwahrt sich gegen ihre darin angekündigten Mémoires, welche in Deutschland Deutsch erschienen seien. Sie meldet, daß sie dieselben einem fremden Gelehrten anvertraut habe, welchen sie so schäße, daß die angekün digte Ausgabe nur ein Diebstal sein könne, wie Alle seine Bekann ten, wenn sie ihn nånnte, bezeugen würden; sie werde nun selber den Druck ihrer Mémoires besorgen. Die erwähnte Deutsche Auss gabe derselben erschien also vor 1798-99*), von ungenanntem Uebers seher, gewis spåter als Goethe's Erzälung. Es ist jedoch wars scheinlich, daß er durch hiemit zusammenhangende Vermittlung die Französische Urschrift früher überkam. Bekanntlich ward in jenen Jahren ein lebhafter litterarischer Verkehr zwischen Paris und den Höfen von Gotha und Weimar betrieben, namentlich durch den Bas ron von Grimm **), welcher aus Paris, wo er lange deshalb wohnte, die neuesten und wichtigsten Erscheinungen übersandte, wo möglich auch handschriftliche. Auf diesem Wege kam unter andern Ramau's Neffe von Diderot, worin auch die Clairon rühmlich und spättisch vorkömmt ***), in Goethe's Hand, dessen Verdeutschung sogar erst ins Französische zurück überseht ward, sowie sein Zeugnis zur Bestätigung der Aechtheit der spåter in Paris wiedergefundenen Urschrift diente. Ganz auf ånliche Weise gieng es ohne Zweifel mit der Erzälung der Clairon, und vielleicht ist der genannte Vermittler eben der von ihr so betraute fremde Gelehrte. Daß Goethe hier nicht auch seine Quelle angab, liegt in der freiern selbständigen Bez handlung und Verarbeitung in einem größern eigenen Werke und Kreis von Erzälungen, deren Quellen sämmtlich verborgen blieben.

Daß dieses Verhältnis der Französischen Urschrift zu der Deuts schen und Englischen Uebertragung wirklich so besteht, bewährt, außer der Vergleichung des Ganzen, unter den wörtlich übereinstimmenden Stellen, aus gemeinsamer Quelle, entscheidend eine aus der ungedruckten Englischen Handschrift von dem Ueberseßer mitge

publiés par elle même. A Paris, chez F. Buisson. An VII de la République. p. 1-21.

*) Hyppolite Clairon Betrachtungen über sich selbst und die dram. Kunst. 2 Thle. Zürich 1798-99. Wol aus dem Franz. Druck. Die ältere Ueberseßung erinnere ich mich gefehn zu haben, in Lat. Schrift.

**) Vgl. dessen Correspondance litteraire.

***) Bei Goethe, Ausgabe leßter Hand Bd. 36 (1830) S. 8. 45. 74–76.

teilte Stelle, damit man nicht wähne, er habe sie der Goethe'schen Erzälung erst angenähert: wärend das Englische noch einige Frans zösische Wörter geradezu behält, ist Goethe's rein Deutsche Uebers tragung doch zum Teil getreuer *).

Die Clairon wünscht am Ende ihrer Erzälung, daß bei der Herausgabe der Namensbuchstabe und die Heimat ihres Freundes nicht veröffentlicht werden. Beide sind zwar stehn geblieben, laßen jenen aber noch genug im Hintergründe, neben den übrigen vollständig hervortretenden Personen. Die Clairon **), welche 1722, geboren, 81 Jahr alt 1803 starb, erlebte diese Abenteuer schon im Jahr 1743, in früher Jugend, als sie noch Sångerin und Tänzerin war; die Tageblåter jener Zeit mögen wol noch bezeugen, daß, wie fie sagt, dieselben damals das größte Aufsehn und eifrige Nachfor: schungen der Polizei erregten. Sie weist am Ende jedoch die Annahme eines die Weltordnung durchbrechenden Wunders ab, und sieht in dem Ganzen nur den in den Weltbegebenheiten so mächtis gen Zufall hazard den Altdeutschen Damon Hasehart. Bei Goethe äußert zuleßt der besonnene Friedrich einen ,,Verdacht," welchen er jedoch erst nach nochmaliger Erwägung aller Umstände

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*) Das Englische lautet, S. 162: Whilst her femme-de-chambre was undressing her, she said pleasantly to her:,,We are now at the end of the world; it is dreadfutl weather; the cry would find a difficulty in reaching us here." It instantly pierced their cars. Madame Grandval imagined that the region below had thrown out all its terrors; she ran en chemise from the top to the bottom of the house; and none in the house dared to close their eyes the remainder of the night. Sichtlich aus der Französischen Urschrift p. 8: Tandis que ma femme-de-chambre se déshahillait pour se coucher à côté de moi, je lui dis: Nous sommes au bout du monde; il fait le tems le plus affreux; le cri serait bien embarrassée d'avoir à nous chercher ici.... Il partit! Madame Grandval crut que l'enfer entier était dans la chambre: elle courut, en chemise, du haut en bas de la maison, où personne ne put fermer l'oeil du reste de la nuit. Endlich Goethe, Horen 1795, und Ausgabe leßter Hand Bd. 15 (1828), S. 125: „Schon hatte die Freundin sich niedergelegt und das Kam: mermädchen (nachdem sie das Nachtlicht angezündet hatte] wollte eben zu ihrer Gebieterin ins andere Bette steigen, als diese scherzend zu ihr sagte: „Wir sind hier am Ende der Welt und das Wetter ist abscheulich, sollte er uns wohl hier finden können?" Im Augenblick ließ er sich hören, stärker und fürchterlicher als jemals, Die Freundin glaubte nicht anders, als die Hölle fey im Zimmer, sprang aus dem Bette, lief, wie sie war, die Treppe hinunter und rief das ganze Haus zusammen. Niemand that diese Nacht ein Auge zu.“

**) Sie hieß eigentlich Claire Josephe Leyris de la Tude, in Flandern zu Condé von armen Ättern geboren, begann 12 Jahr alt in der Italienischen Oper; entschied sich dann für Heldinnen, nachdem fie 1743 auf dem Theatre Français die Phädra mit großen Beifall gespielt. Daher vielleicht ihr Anname Hyppolite.

erklären will, und zuvorderst eine andre. Wundergeschichte erzält: von einem Mädchen, die ein Klopfen unter den Füßen verfolgt und fie selber fast zum Gespenste macht; worauf sogleich das Ereignis von den beiden aus demselben Holze und von demselben Meister gemachten Schreibspinden folgt, von welchen das eine in Brand aufgeht und das andre in derselben Stunde zerreißt. Und dabei verbleibt es dann: sodaß auch hier nur ein Wunder das andre ers klårt, und der Dichter die Auflösung, sowie die des Schlußmårchens, dahin gestellt sein läßt *).

Alle kleinen Veränderungen, eigenen Züge und Weglaßungen find aber durchaus dichterisch, fein, schicklich, und zum Ganzen stimmend. Dahin gehört schon die Versehung der Wundergeschichte aus dem aufgeklärten Paris nach dem wundervollen Neapel. Das fertig überliefert dazu Passende nahm Goethe ebenso unbedenklich unverändert darin auf, wie Shakspeare, und wie selbst der Bildnr Rafael ganze Gestalten. Der große Dichter mag drum nicht zur nen, daß man seinen Quellen nachspürt: weil man, bei fortwårender Beschäftigung mit ihm, es doch nicht wol laßen kann, und weil er durch die Vergleichung mit denselben, nur um so größer erscheint, eben auch wie Shakspeare. Es ist die gemeinsame Eigentümlichs keit beider Germanischen Dichter, daß sie vom wirklichen geschicht lichen Boden und Ueberlieferung aus, lebendig fortwuchsen und bil deten, wårend die Romanischen Dichter, besonders die Spanischen,

namentlich Calderone - mehr von freier Erfindung, selbst des Stoffes, ausgehn, oder den überkommenen Stoff_ebenso frei ver: wandeln; und so wunderbar solches oft auch geschieht, so erfüllt es doch mit viel tieferer Bewunderung, zu schauen, mit welcher Gei= stesmacht Goethe und Shakspeare die Ueberlieferung sich angeeignet und lebendig umgebildet haben; und Goethe's Wort, daß Calderone ein feinabgezogenes geistiges Getränk biete, welches so genoßen wers den müße, wie es bereitet ist, wårend man bei Shakspeare noch die frische volle Traube schmecke, gilt zugleich von ihm selber: auch er beut uns den tief aus der Wurzel quillenden goldenen Wein der Warheit und Dichtung; und wie wunderthätig er dabei zugleich in Zauberkreise der feßelfreien Erfindung ist, beurkundet eben sein

*) Vielleicht meinte Friedrich, daß der verschmähte Freund nur scheinbar gestorben, und Mittel und Wege gefunden, den rächenden Spuk unentdeckt auss suspielen.

Goldenes Märchen zum Beschluße dieser Unterhaltungen Deutscher Ausgewanderten.

3. Albrechts von Eib Novelle vom klugen Procurator.

Wie fich ein fraw halten foll in abwefen irs mans.

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Ife hernach gefchribi Histori, oder fabel, gibt zuuersten, wie fich ein fraw halten fölle, in abwefen irs mans, die ich auch auff das kurtzt aufz Latein in Deutsch bringū wil, Als ich denn difes püchlein aufz latein an manchñ endā genome vnd geordnet hab,

Es ist ein ftat in welifchn lanndu, genāt Janua, gelegi bey dem mere, die felbe ift an burgern vnd Reichtum, an narung, an kauffmanfchafft, vnd an hanttierung, mitt fchiffen über mere uberfluffig, vnd fruchtpar, Da ift geweft ein man genant Aronus, Als der man vil jare uber mere mit kauffmanschafft gearbeit, vnd vil reichtum erlanget het, gedacht er in feinem gemüte, wie er weÿbe vnd kinder die in folten erbñ gehabп möcht, vnd tett alfo vleyfs, durch fich vnd ander fein freunde, wie er mocht gefindñ eiņ junckfrawen die im genem vnd geuellig were, Do was in der selbō statte, ein edle iunckfrawe Marina genant, hubsch vnd wolgeftalt, Die Aronus zu einem eeweÿh begert zu haben, vnd offenbaret alfo fein willen, den eltern vnd frewnden der junckfrawn, derfelbu willen erlangt er, vnd ward im die junckfraw marina gebñ zu der ee, vnd dy hochzeit mit groffen frewdn frolockп vnd geziere, gemacht vnd volbracht, Als nu Aronus ein jare bey marina seiner hauszfrawen in frölichkeyt vnd wolluft was geweft, ward ÿne vsdrieffen in müffigkeit doheÿmen zufein, vnd gedacht, wie er gen allexandria mit kauffmanschafft von dannē zufchiffen verfehn vnd beraytten vnd follichs feiner frawn vskundñ vnd zu ir sprech", Mein liebe hawffraw marina, das liebft das ich hab auff erdi, pifz frolich, vnd erfchrick nicht, Ich wirde fchiffen gen Allexandriam, bitte dich, du wollest kayn myffeuallen daran habō,

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