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7.

Doch ist es Dir genehmer, mag jener Runenstein,
Germania's hohe Warte, das deutsche Delfi sein,
Wo einst die Minnesänger den großen Kampf gekämpft
Und Luthers stilles Walten die Finsterniß gedämpft.

8.

Dort size, Sangeskönig, wie König Artur hehr
Im hohen Vätersaale saß auf dem Schloß am Meer;
Dann nahen Deine Jünger mit Liebe jedes Jahr,
Und bringen frische Gaben dem lieben Meister dar.
9.

Zur Volkesliedertafel wird so die Tafelrund
Und unter Deinem Banner eint sich der Sängerbund.
Der heil'ge Gral er winket, es blinket goldner Wein,
Wer nicht dem Meister trinket, mag ewig nüchtern sein.

Zeune.

5. Goethe's Gespräche.

a. Friedrich Wilhelm IV.

Der durch sonderbare Umstände so lange zurückgehaltene dritte Band der Gespräche Goethe's mit Eckermann gehört zu den be: deutendsten Bereicherungen der Goethe Bücher, die gegenwärtig schon eine beträchtliche, zum Teil seltene Sammlung bilden. Er erhebt sich noch über die beiden ersten Bånde, indem er ausfürliche Mitteilungen über die höchsten menschlichen und göttlichen Dinge, über Leben, Kunst, Staat, Kirche und Religion bringt. Alles mit dem Gepräge der Hoheit und Warheit, wie der große Meister, dessen Jahrhundert wir dieses Jahr feiern, es dem empfänglichen und treuen Gemüte seines innigen Verehrers vertraute. Darunter erinnern wir heute an folgende denkwürdige Worte, welche der weise Dichter schon am 11. Mårz 1828 über unsern damaligen Kron prinzen aussprach: „Wäre ich ein Fürst, fuhr er lebhaft fort, so würde ich zu meinen ersten Stellen nie Leute nehmen, die bloß durch Geburt und Anciennitåt nach und nach heraufgekommen sind und nun in ihrem Alter in gewohntem Gleise langsam gemächlich fortgehn, wobei denn freilich nicht viel Gescheidtes zu Tage kommt. Junge Männer wollte ich haben! — aber es müsten Capaci

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tåten sein, mit Klarheit und Energie ausgerüstet, und dabei vom besten Willen und edelsten Charakter. Da wäre es eine Lust zu herrschen und sein Volk vorwärts zu bringen! Abe wo ist so ein Fürst, dem es so wohl würde und der so gut bedient wåre? Große Hoffnung sehe ich auf den jeßigen Kronprinzen von. Preußen. Nach allem was ich von ihm kenne und höre, ist er ein sehr bedeutender Mensch! und das gehört dazu, um wieder tüchs tige und talentvolle Leute zu erkennen und zu wählen. Denn, man sage was man will, das Gleiche kann nur von Gleichen erkannt werden, und nur ein Fürst, der selber große Fähigkeiten besißt, wird wiederum große Fähigkeiten in seinen Unterthanen und Dienern ge hörig erkennen und schäßen."

b. Karl Auguft, Großherzog von Weimar,

und

Goethe, der Fürstenknecht."

Was Goethe in den Gesprächen mit Eckermann in Beziehung auf unsern König sagt, daß nur ein bedeutender Mensch fähige Geister erkennen könne und junge Leute sich wålen solle, bewårte er selber vollkommen mit seinem Jugendfreunde Karl August, der ihn vor dem dreißigsten Jare schon zu den höchsten Stellen erhob, welche Goethe auf die würdigste Weise weit über ein halbes Jars hundert erfüllte, indem er das Land nicht allein mit seinem Dichs terrume zugleich mit dem gesammten Deutschen Vaterlande, sondern auch ganz eigentümlich mit seiner einsichtigen rastlosen Tätigkeit für die wißenschaftlichen und Kunstanstalten bedeutend förderte, das bei fortwårend mit seinem brüderlichen Freunde Hand in Hand gieng, und nach dessen Hintritt ebenso dem Sohne hold und gewårs tig war bis ans Ende. Hierüber sprach er am 27. April 1825 zu Eckermann, aus Anlaß eines Misverständnisses im Briefwechsel mit Zelter: Es ist wunderlich, gar wunderlich, wie leicht man zu der öffentlichen Meinung in eine falsche Stellung geräth! Ich wüste nicht, daß ich je etwas gegen das Volk gesündigt, aber ich soll nun ein für allemal kein Freund des Volkes sein. Freilich bin ich kein Freund des revolutionåren Pöbels, der auf Raub, Mord und Brand ausgeht, und hinter dem falschen Schilde des öffentlichen Wohles nur die gemeinsten egoistischen Zwecke im Auge hat. Ich bin kein Freund solcher Leute, ebensowenig als ich ein

"

Freund eines Ludwig XV bin. Ich haße jeden gewaltsamen Umsturz, weil dabei eben so viel Gutes vernichtet als gewonnen wird. Ich haße die, welche ihn ausführen, wie die, welche dazu Ursache geben. Aber bin ich darum kein Freund des Volkes? Denkt denn jeder rechtlich gesinnte Mann etwa anders?

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Sie wißen, wie sehr ich mich über jede Verbeßerung freue, welche die Zukunft uns etwa in Aussicht stellt. Aber, wie gesagt, jedes Gewaltsame, Sprunghafte ist mir in der Seele zuwider, denn es ist nicht naturgemäß. Ich bin ein Freund der Pflanze, ich liebe die Rose als das Vollkommenste, was unsere deutsche Natur als Blume gewähren kann: aber ich bin nicht Thor genug, um zu vers langen, daß mein Garten sie mir schon jeßt, Ende Aprils, gewähren foll. Ich bin zufrieden, wenn ich jeßt die ersten grünen Blåt: ter finde, zufrieden, wenn ich sehe, wie ein Blatt nach dem andern den Stengel von Woche zu Woche weiter bildet; ich freue mich, wenn ich im Mai die Knospe sehe, und bin glücklich, wenn endlich der Juni mir die Rose selbst in aller Pracht und in allem Duft entgegenreicht. Kann aber jemand die Zeit nicht erwarten, der wende sich an die Treibhäuser. —

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Nun heißt es wieder, ich sei ein Fürstendiener, ich sei ein Fürstenknecht. Als ob damit etwas gesagt wåre! Diene ich denn etwa einem Tyrannen? einem Despoten? - Diene ich denn etwa einem Solchen, der auf Kosten des Volks nur seinen eigenen Lüften lebt? Solche Fürsten und solche Zeiten liegen gottlob längst hinter uns. Ich bin dem Großherzog seit einem halben Jahrhundert auf das Innigste verbunden und habe ein halbes Jahr hundert mit ihm gestrebt und gearbeitet: aber lügen müste ich, wenn ich sagen wollte, ich wüste einen einzigen Tag, wo der Großherzog nicht daran gedacht hätte, etwas zu thun und auszuführen, das dem Lande zum Wohl gereichte, und das geeignet wåre, den Zustand des Einzelnen zu verbeßern. Für sich persönlich, was hatte er denn von seinem Fürstenstande, als Last und Mühe! Ist seine Wohnung, seine Kleidung, seine Tafel etwa beßer bestellt, als die eines wohlhabenden Privatmannes? - Man gehe nur in unsere Seestadte, und man wird Küche und Keller eines angesehes nen Kaufmannes beßer bestellt finden, als die seinigen.

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Wir werden diesen Herbst den Tag feiern, an welchem der Großherzog seit einem halben Jahrhundert regiert und geherrscht

hat. Allein, wenn ich es recht bedenke, dieses sein Herrschen, was war es weiter, als ein beståndiges Dienen! Was war es, als ein Dienen in Erreichung großer Zwecke, ein Dienen zum Wohl seines Volkes! Soll ich denn also mit Gewalt ein Fürstenknecht sein, so ist es wenigstens mein Trest, daß ich doch nur der Knecht eines solchen bin, der selber ein Knecht des allgemeinen Besten ist."

In eben diesem Sinne ließ Goethe sich von den Demagogen A. und I. folgende Grabschrift seßen, welche die nach seinem Tode erst gedruckten Politica“ beschließt:

,,Grabschrift,

gesezt von I. v. A.

Verstanden hat er vieles recht,
Doch sollt' er anders wollen;
Warum blieb er ein Fürstenknecht?
Hått unser Knecht sein sollen.“

c. Goethe und Schiller,

beide Freunde des Volkes.

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Goethe rühmte sich der Diener seines fürstlichen Freundes zu sein, weil dieser, wie der große König Friedrich, Goethe's Spruch betätigte:,,wer. Andern befehlen will, muß zuvor sich selber befeh len." Denn sonst außerte Goethe einmal im Vertrauen zu Eckers mann (3, 139): „Ich will nun eben nicht damit prahlen, aber es war so und lag tief in meiner Natur: Ich hatte vor der bloßen Fürstlichkeit, als solcher, wenn nicht zugleich ein tüchtiger Menschenwerth dahinter steckte, nie viel Respect. Ja es war mir selber so wohl in meiner Haut und ich fühlte mich selber so vornehm, daß, wenn man mich zum Fürsten gemacht hätte, ich es nicht eben sonderlich merkwürdig gefunden haben würde. Als man mir das Adelss diplom gab, glaubten Viele, wie ich mich dadurch möchte erhoben fühlen. Allein, unter uns, es war mir nichts, gar nichts! Wir Frankfurter Patrizier hielten uns immer dem Adel gleich, und als ich das Diplom in Hånden hielt, hatte ich in meinen Gedanken eben nichts weiter, als was ich långst besessen.“ In solchem Sinne schrieb er schon 1776, 8. März an Merk: ich nun probirt und will nun auch das Regiment probiren." und 1782, 16. Juli:,,Es geht mir wie dem Treufreund in meinen

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Den Hof hab

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Vögeln, mir wird ein Stück des Reichs nach dem andern auf einem Spaziergang übertragen." Und wie G. schon als Knabe veranlaßt ward, seinen Ahnherrn unter den Fürstenbildnissen in Franks furt aufzusuchen, so bekam der hochbejahrte Dichterfürst 1830 noch aus England einen Brief mit der Aufschrift: „,,An Se. Durchlaucht den Fürsten Goethe." Er war aber kein Freund herrischer Willkür, so wenig als der Pdöbel- Revolution, vielmer war er ein Freund des waren Volkes, der waren Freiheit. Ja, er war es noch mer, als sein ebenbürtiger Freund Schiller, der mit Goethe schon långst vor dem Reichsadel den hohen Seelen- und Dichters Adel hatte. Schiller begann zwar, im Zwange eines tyrannischen Fürsten, mit der Empörung der Räuber," und die Reden Posa's, der nicht,,Fürstendiener“ sein kann, werden immer der Jugend mächtig anklingen: aber er war im Grunde viel hårter und gewalts samer, als G., eben weil er entschieden tragischer Dichter war und sich selbst in seinen liebsten Personen verlegen konnte: wogegen G., in einem Briefe an Schiller, selber seine Fähigkeit zur eigentlichen Tragödie bezweifelt, welche ihn zu gewaltig ergreifen, ja zerstören würde; daher auch sein Egmont, dessen grausame Zurichtung für die Bretter er Schillern überließ, mit der schönen Verklärung der Freiheit (in Klärchens Gestalt) beruhigt. - Ueber diese tiefen Eigens heiten und Verhältnisse sprach G. 1824, 4. Jan. zu Eckermann, nachdem er die mancherlei Anfechtungen in religiösen und wiss senschaftlichen Dingen erwähnt hatte: „Und nun gar in politis schen Dingen! Was ich da für Noth und was ich zu leiden gehabt, mag ich gar nicht sagen. — Kennen Sie meine Aufgeregs ten? Ich schrieb es zur Zeit der Französischen Revolution, und man kann es gewissermaßen als mein politisches Glaubensbe, kenntnis jener Zeit ansehen. Als Repråsentanten des Adels hatte ich die Gräfin hingestellt, und mit den Worten die ich ihr in den Mund gelegt, ausgesprochen, wie der Adel eigentlich denken soll. Die Gräfin kommt so eben aus Paris zurück, sie ist dort Zeuge der revolutionåren Vorgänge gewesen, und hat daraus für sich selbst keine schlechte Lehre gezogen. Sie hat sich überzeugt, daß das Volk wol zu drücken, ader nicht zu unterdrücken ist, und daß die revolutionåren Aufstånde der unteren Klasse eine Folge der Ungerechtig keit der Großen sind. Jede Handlung, die mir unbillig scheint, sagt sie, will ich künftig streng vermeiden, auch werde ich über solche

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